Das Buch der Geister

Allan Kardec

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139. Gewisse Geister und vor ihnen gewisse Philosophen definieren die Seele: ,,ein seelischer Funke, dem großen Universum entflossen.“ Woher dieser Widerspruch?
„Das ist kein Widerspruch, es ist durch die Bedeutung der Worte bedingt. Warum habt ihr nicht für jedes Ding auch ein Wort?
Das Wort Seele bedeutet sehr verschiedene Dinge. Die einen bezeichnen damit das Lebensprinzip und in diesem Sinn darf man bildlich sagen: die Seele ist ein dem großen Universum entflossener seelischer Funke. Diese Worte bezeichnen die allgemeine Quelle des Lebensprinzips, aus der jedes Wesen seinen Anteil schöpft, der nach dem Tod zur Masse zurückkehrt. Diese Vorstellung schließt keineswegs ein moralisches, besonderes, vom Stoff unabhängiges Wesen aus, das seine Individualität behält. Auch dieses Wesen nennt man Seele und in diesem Sinn kann man sagen, die Seele sei ein inkarnierter Geist. Indem die Geister verschiedene Definitionen von der Seele gaben, redeten sie je nach dem Sinn, den sie dem Wort unterlegten und nach den irdischen Vorstellungen, mit denen sie noch mehr oder weniger behaftet waren. Das bringt die Unzulänglichkeit der menschlichen Sprache mit sich, die nicht für jede Vorstellung ein Wort hat, und daher stammen auch eine Menge von Missverständnissen und Streitereien. Darum raten uns die höheren Geister, uns zunächst über die Wörter zu verständigen.**


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* Allan Kardec hat den Hinweis auf das Buch der Medien erst ab der 6. Auflage (1862) in das Buch der Geister aufgenommen. (Anmerkung der Übersetzer)
** Siehe Einleitung II „Erklärung des Wortes Seele“. (Anmerkung von Allan Kardec)