Das Buch der Geister

Allan Kardec

Zurück zum Menü
Ursprung und Wesen der Geister

76. Wie sind die Geister zu definieren?
„Man kann sagen, dass die Geister die intelligenten Wesen der Schöpfung sind. Sie bevölkern das Universum ausserhalb der stofflichen Welt.“

- Das Wort ,,Geist” bezeichnet hier die Individualitäten außerkörperlicher Wesen und nicht das universelle intelligente Element. (Anmerkung von Allan Kardec)


77. Sind die Geister von der Gottheit unterschiedene Wesen, oder sollen sie nur Ausströmungen oder Bestandteile der Gottheit sein und deswegen Kinder Gottes zu nennen sein?
„Mein Gott, sie sind sein Werk, genauso wie ein Mensch eine Maschine baut. Diese Maschine ist des Menschen Werk und nicht er selbst. Du weißt, dass wenn ein Mensch eine schöne, nützliche Sache macht, er sie sein Kind, seine Schöpfung nennt. Gerade so ist es mit Gott: Wir sind seine Kinder, weil wir sein Werk sind.“


78. Haben die Geister einen Anfang oder sind sie von Ewigkeit her?
„Hätten sie keinen Anfang gehabt, so wären sie gleich Gott, während sie doch seiner Schöpfung und seinem Willen unterworfen sind. Gott ist von Ewigkeit her, das ist unwider – sprechlich; aber wann und wie er uns geschaffen hat, davon wissen wir nichts. Du kannst sagen, wir seien ohne Anfang, wenn du darunter verstehst, dass, da Gott ewig sei, er ohne Unterbrechung habe schaffen müssen; aber wann und wie jeder von uns erschaffen worden ist, das, sage ich dir noch einmal, weiß keiner: hier liegt das Geheimnis.“


79. Da es zwei universelle Elemente im Universum gibt, das intelligente und das stoffliche, könnte man da etwa sagen, die Geister seien aus dem Intelligenten gebildet, wie die trägen Körper aus den Stofflichen?
„Offenbar. Die Geister sind Individualisationen des intelligenten Prinzips, wie die Körper die des stofflichen. Zeitpunkt und Art und Weise dieser Bildung bleiben unbekannt.“


80. Ist die Schöpfung der Geister eine fortwährende, oder fand sie nur am Anfang der Zeiten statt?
„Sie ist fortwährend, d. h Gott hat nie aufgehört zu schaffen.“


81. Bilden sich die Geister von selbst, oder geht einer aus dem anderen hervor?
„Gott schafft sie wie alle anderen Geschöpfe Kraft seines Willens; aber noch einmal: Ihr Ursprung bleibt ein Geheimnis.“


82. Ist es richtig, dass die Geister immateriell sind?
„Wie kann man etwas definieren, wenn man keine Vergleichgs – punkte und keine ausreichende Sprache hat? Kann ein Blindgeborener das Licht definieren? Immateriell ist nicht das rechte Wort; unkörperlich wäre genauer; denn du siehst doch ein, da der Geist eine Schöpfung ist, er etwas sein muss; er ist ein aufs äußerste verfeinerter Stoff, aber ohne Analogie für euch, und so ätherisch, dass er euren Sinnen entgeht.“

Wir sagen, die Geister seien immateriell, weil ihr Wesen von allem, was wir unter dem Namen Materie kennen, verschieden ist. Ein Volk von Blinden hätte keine Bezeichnungen für das Licht und seine Wirkungen. Der Blindgeborene glaubt im Besitz aller Wahr – nehmungen zu sein durch das Gehör, den Geruch, den Geschmack und den Tastsinn. Er begreift nicht die Vorstellungen, die ihm der ihm fehlende Sinn zuführen würde. Ebenso sind wir bezüglich der Natur der übermenschlichen Wesen wahre Blinde. Wir können sie nur durch stets unzulänglich bleibende Vergleiche oder durch die Anstrengungen der Einbildungskraft definieren.


83. Haben die Geister ein Ende? Das Prinzip, aus dem sie stammen, ist zwar ewig, aber wir fragen: ob ihre Individualität ein Ziel gesteckt ist und ob in einer gegebenen, kürzeren oder längeren Frist das Element, aus dem sie bestehen, sich nicht zerstreut und zur Masse zurückkehrt, wie dies bei den stofflichen Körpern geschieht. Es ist schwer zu begreifen, dass etwas, das einmal anfing, nicht auch einmal enden muss.

„Ihr begreift gar vieles nicht, weil eure Intelligenz beschränkt ist. Das ist aber kein Grund, es zu leugnen. Das Kind begreift auch nicht alles, was sein Vater, noch der Unbelehrte, was der Gelehrte begreift. Kurz, die Existenz der Geister hört nicht auf; das ist alles, was wir jetzt sagen können.“