Das Buch der Geister

Allan Kardec

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959. Woher kommt dem Menschen das instinktartige Gefühl vom zukünftigen Leben?
„Wir sagten es schon: Vor seiner Inkarnation kannte der Geist alle diese Dinge und die Seele bewahrt eine unbestimmte Erinnerung an das, was sie in ihrem Zustand als Geist gesehen hat.“ (393.)


Zu allen Zeiten kümmerte sich der Mensch um seine Zukunft jenseits des Grabes und das ist ganz natürlich. Welche Wichtigkeit er auch dem gegenwärtigen Leben beilegen mag, so kann er doch nicht umhin, dessen Kürze und besonders dessen Ungewissheit in Betracht zu ziehen, da es ja jeden Augenblick ihm genommen werden kann und er nie des nächsten Tages gewiss ist. Was wird nach dem verhängnisvollen Augenblick aus ihm? Die Frage ist hochwichtig, denn es handelt sich nicht um einige Jahre, sondern um die Ewigkeit. Wer lange Jahre in einem fremden Land zubringen soll, beunruhigt sich über seine dortige Lage: Wie sollten wir uns daher nicht um die bekümmern, in welche wir beim Verlassen dieser Welt kommen werden, da es für immer geschieht?


Die Idee des Nichts hat etwas die Vernunft abstoßendes. Auch der bei Lebzeiten sorgloseste Mensch fragt sich, wenn er bei seiner letzten Stunde angelangt ist, was aus ihm werden wird und unwillkürlich hofft er.


An Gott glauben, ohne ein zukünftiges Leben anzunehmen, wäre Unsinn. Das Gefühl von einem besseren Dasein lebt im Innersten aller Menschen: Gott konnte es nicht für nichts in sie legen.

Das zukünftige Leben setzt die Erhaltung unserer Individualität nach dem Tod voraus. Was würde es uns in der Tat kümmern, unseren Leib zu überleben, wenn unser moralisches Wesen im Weltmeer der Unendlichkeit sich verlieren sollte? Die Folgen wären für uns die gleichen, wie die des Nichts.