Das Buch der Geister

Allan Kardec

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Ungleichheit der Anlagen

804. Warum gab Gott nicht allen Menschen dieselben Anlagen?
„Gott schuf alle Geister gleich; aber jeder von ihnen hat mehr oder weniger gelebt, folglich mehr oder weniger erfahren. Der Unterschied liegt im Grad ihrer Erfahrung und in ihrem Willen, der frei wählen kann. Daher vervollkommnen sich die einen rascher, was ihnen wiederum verschiedene Anlagen verleiht. Die Mischung der Anlagen ist notwendig, damit jeder zu den Absichten der Vorsehung mitwirken kann innerhalb der Grenzen der Entwicklung seiner leiblichen und geistigen Kräfte. Was der eine nicht tut, tut der andere. So hat jeder seine nützliche Aufgabe. Da ferner alle Welten in wechselseitiger Verpflichtung untereinander stehen, so müssen wohl die Bewohner der höheren und meistenteils vor der eurigen geschaffenen Welten bei euch inkarnieren, um euch ein Beispiel zu geben.“ (361.)


805. Bewahrt sich der Geist, wenn er von einer höheren in eine niedrigere Welt herabsteigt, die Vollkraft seiner erworbenen Fähigkeiten?
„Ja, wir sagten es schon, der fortgeschrittene Geist geht nicht mehr rückwärts. Er kann in seinem Zustand als Geist sich eine starrere Hülle oder eine zweifelhaftere, unsicherere Stellung als seine frühere wählen, aber das alles stets nur, damit es ihm zur Lehre dient und ihn im Fortschreiten unterstützt.“ (180.)


So stammt die Verschiedenheit der Anlagen der Menschen nicht aus der inneren Natur ihrer Erschaffung, sondern aus dem Grad der Vervollkommnung, den die in ihnen inkarnierten Geister erreicht haben. Gott schuf somit nicht eine Ungleichheit der Befähigungen, sondern er ließ es zu, dass die verschiedenen Entwicklungsgrade miteinander in Berührung stehen, auf dass die mehr Fortgeschrittenen dem Vorwärtskommen der weiter Zurückgebliebenen helfen können und ebenso, damit die Menschen, die einander gegenseitig bedürfen, das Gesetz der Nächstenliebe erkennen, das sie einigen soll.