Das Buch der Geister

Allan Kardec

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Einwirkung der Geister auf Naturerscheinungen

536. Entspringen die großen Naturerscheinungen, welche man als eine Umwälzung der Elemente betrachtet, aus zufälligen Ursachen, oder sind sie von der Vorsehung beabsichtigt?

„Alles hat seinen Grund und nichts geschieht ohne die Zulassung Gottes.“



536a. Haben diese Erscheinungen stets den Menschen zum Gegenstand?

„Zuweilen haben sie einen den Menschen unmittelbar betreffenden Grund, oft aber dienen sie nur zur Wiederherstellung des Gleichgewichts und der Harmonie der physischen Naturgewalten.“



536b. Wir erkennen gar wohl, dass Gottes Wille die erste Ursache von allem ist, da wir aber wissen, dass die Geister eine Wirkung auf den Stoff ausüben können und dass sie die Diener des Willens Gottes sind, so fragen wir: Ob einige von ihnen nicht einen Einfluss auf die Elemente ausüben dürften, um sie zu erregen, zu stillen und zu lenken?

„Das ist außer Zweifel und kann nicht anders sein: Gott übt keine unmittelbare Wirkung auf den Stoff aus, dazu hat er seine ergebenen Diener auf allen Stufen der Welten.“



537. Die Götterlehre der Alten ist ganz auf die spiritistischen Ideen gegründet, nur mit dem Unterschied, dass sie die Geister als Gottheiten betrachten. Ferner stellen sie diese Götter oder Geister mit besonderen Befugnissen dar: So standen die einen den Winden, andere dem Blitz, andere dem Pflanzenleben vor u.s.w. Entbehrt dieser Glaube jeden Grundes?

„So wenig entbehrt es des Grundes, dass er vielmehr noch tief unter der Wahrheit steht.“



537a. Aus demselben Grund könnte es also Geister geben, die das Innere der Erde bewohnen und den geologischen Erscheinungen vorstehen?

„Diese Geister bewohnen nicht gerade die Erde, aber sie regieren doch ihren Befugnissen entsprechend. Einst wird euch die Erklärung aller dieser Erscheinungen offenbar werden und ihr werdet sie besser verstehen.“



538. Bilden die den Naturerscheinungen vorstehenden Geister eine besondere Klasse in der geistigen Welt? Sind es besondere Wesen oder Geister, welche inkarniert waren, wie wir selbst es sind?

„Die es sein werden, oder die es gewesen sind.“



538a. Gehören diese Geister zu den höheren oder niedrigeren Klassen der geistigen Rangordnung?

„Je nachdem ob ihre Aufgabe mehr oder wenig stofflich oder geistig ist: die einen befehlen, die anderen führen aus; diejenigen, die stoffliche Dinge ausführen, sind stets niedrigeren Ranges, bei den Geistern ist es wie bei den Menschen.“



539. Wirkt bei dem Hervorbringen gewisser Erscheinungen, z.B. der Gewitter, ein einziger oder vereinigen sie sich dazu in Massen?

„In unzähligen Massen.“



540. Handeln die Geister, die eine Wirkung auf die Naturerscheinungen ausüben, mit Sachkenntnis und Kraft ihres freien Willens, oder auf instinktartigen und unüberlegten Antrieb?

„Die einen ja, die anderen nein. Machen wir ein Vergleich. Denke dir jene Myriaden von Tierchen, die Inseln und ganze Gruppen von Inseln aus dem Meer emporsteigen lassen. Glaubst du, dass hier kein Zweck der Vorsehung zu Grunde liege und dass diese Umgestaltung der Erdfläche nicht zur allgemeinen Harmonie notwendig sei? Und doch sind es nur Tiere der niedrigsten Stufe, welche diese Dinge vollbringen, indem sie zugleich ihre Bedürfnisse befriedigen, ohne eine Ahnung zu haben, dass sie Gottes Werkzeuge sind. Nun denn!; gerade so sind auch die am weitesten zurückgebliebenen Geister dem Ganzen von Nutzen; während sie sich erst am Leben versuchen und bevor sie noch das volle Bewusstsein ihrer Handlungen und einen freien Willen haben, wirken sie auf gewisse Erscheinungen, deren Diener oder Triebfedern sie sind, ohne es zu wissen.



Zunächst führen sie nur aus, später, wenn ihre Intelligenz weiter entwickelt ist, werden sie befehlen und die Dinge der stofflichen Welt leiten; noch später können sie auch die Dinge der moralischen Welt leiten. So dient alles und verbindet sich alles in der Natur vom ersten Atom bis zum Erzengel, der selbst mit dem Atom begonnen hat, eine wunderbare Harmonie, deren Ganzes euer beschränkter Geist noch nicht zu fassen vermag.“