Das Buch der Geister

Allan Kardec

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654. Gibt Gott einer bestimmten Anbetungsweise den Vorzug?
„Gott liebt diejenigen, welche ihn vom Grund ihres Herzens mit Aufrichtigkeit anbeten, indem sie das Gute tun und das Böse lassen. Mehr als jene, die glauben ihn mit Zeremonien zu preisen, die sie für ihresgleichen nicht besser machen. Alle Menschen sind Brüder und Gottes Kinder. Zu sich ruft er alle, die seine Gesetze befolgen, was auch die Form sei, in der sie sie ausdrücken. Wer nur die äußerlichen Gebärden der Frömmigkeit hat, ist ein Heuchler, wer nur eine angenommene Anbetung verrichtet, die seinem Verhalten widerspricht, gibt ein schlechtes Beispiel.


Wer da bekennt Christus anzubeten und hochmütig, neidisch und eifersüchtig ist, wer hart und unversöhnlich ge-gen seinen Nächsten ist oder ehrgeizig sich um die Güter dieser Welt bewirbt, von dem sage ich euch: seine Religion ist auf seinen Lippen und nicht in seinem Herzen. Gott, der alles sieht, wird sprechen: dieser da, der die Wahrheit kennt, ist hundertmal schuldiger des Bösen das er tut, als der unwissende Wilde der Wüste, und am Tag des Gerichts wird er demnach beurteilt werden. Wenn ein Blinder euch im Vorbeigehen umwirft, so entschuldigt ihr ihn; ist es aber ein Sehender, so beklagt ihr euch und ihr habt Recht.


Fragt also nicht, ob eine Form der Anbetung besser sei als die andere, denn das hieße fragen, ob es Gott wohlgefälliger sei, in dieser oder in einer anderen Sprache angebetet zu werden. Noch einmal sage ich euch: die Lobgesänge gelangen zu ihm nur durch die Türe des Herzens.“