Das Buch der Geister

Allan Kardec

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707. Die Existenzmittel gehen gewissen Individuen zuweilen ab, selbst mitten in dem sie umgebenden Überfluss. Wem haben sie dies dann zuzuschreiben?
„Dem Egoismus der Menschen, die nicht immer tun, was sie sollen. Suchet, so werdet ihr finden, diese Worte besagen keineswegs, dass es genügt, auf den Boden zu schauen, um gleich das zu finden, was man wünscht, sondern dass man mit Eifer und Beharrlichkeit und nicht in weichlichem Behagen zu suchen habe, ohne sich durch die Hindernisse entmutigen zu lassen; denn durch diese soll oft nur eure Beständigkeit, Geduld und Festigkeit auf die Probe gestellt werden.“ (534.)


Wenn die Zivilisation die Bedürfnisse vermehrt, so vermehrt sie zugleich die Quellen der Arbeit und die Mittel zum Leben. Allerdings aber bleibt derselben hier noch viel zu tun übrig. Hat sie einst ihre Aufgabe vollendet, so wird keiner mehr sagen können, dass es ihm am Notwendigen fehle, es sei denn durch seinen eigenen Fehler. Für viele ist das das Unglück, dass sie auf einem Weg bleiben wollen, den ihnen die Natur nicht vorzeichnete. Dann lässt sie die zum Gelingen nötige Intelligenz im Stich. Es ist Raum für jeden auf der Erde, aber unter der Bedingung, dass jeder seine eigene und nicht die Stelle der anderen einnehme. Die Natur kann nicht für die Fehler der sozialen Ordnung und die Folgen des Ehrgeizes und der Eigenliebe verantwortlich gemacht werden.


Indessen müsste man blind sein, wenn man den Fortschritt, der bei den vorgerücktesten Völkern gemacht wurde, nicht sehen wollte. Dank der unermüdlichen löblichen Bestrebungen der vereinigten Menschenliebe und Wissenschaft zur Verbesserung der materiellen Lage der Menschen und trotz dem stetigen Zunehmen der Bevölkerung wurde dem Mangel an Produktion, wenigstens größtenteils, gegengesteuert und die schlimmsten Hungerjahre lassen sich nicht mehr mit denjenigen der jüngsten Vergangenheit vergleichen. Die öffentliche Gesundheitspflege, jenes für Kraft und Wohlsein so wesentliche Element, das unseren Vätern noch unbekannt gewesen ist, ist jetzt der Gegenstand sorgfältigster Ergründung. Unglück und Leiden finden ihre Zufluchtsstätten und überall muss sich die Wissenschaft zur Vermehrung des Wohlstandes in Anspruch nehmen lassen. Wollen wir damit etwa sagen, dass man die Vollkommenheit schon erreicht hat? Oh, gewiss nicht, aber was bisher geschehen ist, daraus lässt sich schließen, was künftig geschehen kann, wenn der Mensch Ausdauer und Weisheit genug zeigt, um das Glück in tatsächlichen und ernsten Dingen und nicht in unausführbaren Träumereien sucht, die ihn nur rückwärts statt vorwärts bringen.