Das Buch der Geister

Allan Kardec

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Eingreifen Gottes bei den Strafen und Belohnungen

963. Beschäftigt sich Gott persönlich mit jedem Menschen? Ist er nicht zu groß und wir zu klein, als dass jedes Individuum besonders vor seinen Augen irgendwelche Wichtigkeit haben könnte?
„Gott beschäftigt sich mit allen Wesen, die er geschaffen hat, so klein sie auch seien: Nichts ist seiner Güte zu gering.“


964. Hat Gott es nötig, sich mit jeder unserer Handlungen zu beschäftigen, um uns zu belohnen oder zu strafen und sind nicht die meisten dieser Handlungen unbedeutend für ihn?
„Gott hat seine Gesetze, die alle eure Handlungen ordnen: Wenn ihr sie verletzt, so ist das euer Fehler. Gewiss, wenn ein Mensch eine Ausschreitung begeht, so erlässt Gott nicht einen Urteilsspruch gegen ihn, um z. B. zu sagen: Du warst ein Freund der guten Tafel, ich werde dich strafen; sondern er zog eine Grenze. Krankheiten und oft der Tod sind die Folgen der Ausschreitungen. Das ist die Strafe, sie ist die Folge der Gesetzesübertretung. Und so ist es mit allem.“


Alle unsere Handlungen sind Gottes Gesetzen unterstellt. Es gibt keine, so unbedeutend sie uns auch erscheinen mag, welche dieselben nicht verletzen könnte. Wenn wir nun Folgen dieser Übertretung zu tragen haben, so haben wir es nur uns selbst zuzuschreiben, die wir uns so selbst zum Schmied unseres Glücks oder Unglücks machen.


Diese Wahrheit wird durch folgende Fabel sehr anschaulich gemacht. „Ein Vater gab seinem Sohn Erziehung und Unterricht, d.h. die Mittel zu wissen, wie es sich zu verhalten habe. Er überlässt ihm nun ein Feld zur Bebauung und sagt zu ihm: Da hast du die Vorschriften, die du zu befolgen hast und da hast du auch alle nötigen Werkzeuge, um das Feld fruchtbar zu machen und dir eine Existenz zu gründen. Ich gab dir den nötigen Unterricht, so dass du diese Regel verstehen kannst. Befolgst du sie, so wird dein Feld reichlich Frucht tragen und dir Ruhe bereiten für deine alten Tage. Befolgst du sie nicht, so wird es keine Frucht bringen und du wirst Hungers sterben. Sprach’s und ließ den Sohn tun wie er es wollte.“


Wird dieses Feld nun nicht Frucht bringen nach Verhältnis der auf selbiges verwandten Mühe, und wird nicht jede Vernachlässigung die Ernte vermindern? Der Sohn wird also auf seine alten Tage entweder glücklich oder unglücklich sein, je nachdem er die vom Vater gegebenen Vorschriften befolgte oder ver – nachlässigte. Gott ist noch voraussehender: Er lässt es uns jeden Augenblick wissen, ob wir gut oder böse handeln, er sendet uns die Geister, um uns Eingebungen zu machen, aber wir hören nicht auf sie. Es besteht auch noch der Unterschied, dass Gott dem Menschen in seinen neuen Daseinsformen stets ein Hilfsmittel gibt, seine früheren Fehler wieder gut zu machen, während jener Sohn kein solches mehr besitzt, wenn er seine Zeit schlecht angewandt hatte.