Das Buch der Geister

Allan Kardec

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Angeborene Ideen


218. Bewahrt der inkarnierte Geist keinerlei Spuren der Wahrnehmungen und gesammelten Kenntnisse seiner früheren Existenzen?
„Es bleibt ihm eine vage Erinnerung, welche ihm die sogenannten angeborenen Ideen verleiht.“


218a. Also wäre die Theorie der angeborenen Ideen kein Wahngebilde?
„Nein, die in jeder Daseinsform erworbenen Kenntnisse gehen nicht verloren und der vom Stoff befreite Geist erinnert sich stets derselben. Während der Inkarnation kann er sie momentan teilweise vergessen, aber das vage Gefühl, das ihm davon bleibt, hilft ihm zu seinem Fortschreiten. Sonst müsste er immer von vorn anfangen. In jeder neuen Existenz nimmt der Geist seinen Ausgangspunkt da, wo er in der früheren geblieben war.“


218b. Muss da somit eine enge Verbindung zwischen zwei aufeinanderfolgenden Existenzen bestehen?
„Nicht immer eine so starke, wie du glauben möchtest; denn die Lagen sind bisweilen sehr verschieden und in der Zwischenzeit konnte der Geist Fortschritte machen.“ (216.)


219. Woher stammen die außerordentlichen Fähigkeiten von Individuen, die, ohne vorhergehende Studien die unmittelbare Anschauung gewisser Kenntnisse wie für Sprachen, Rechnen und dergleichen haben?
,,Erinnerung der Vergangenheit, früherer Fortschritt der Seele, worin sie selbst aber kein Bewusstsein hat. Woher sollten sie sonst kommen? Der Leib ändert sich, aber der Geist ändert sich nicht, wenn er auch sein Kleid ändert.“


220. Kann man, wenn man den Leib wechselt, gewisse Geistesfähigkeiten verlieren, z.B. keinen Gefallen mehr an den Künsten haben?
,,Ja, wenn man solch eine Fähigkeit befleckt oder sie schlecht angewendet hat. Ferner kann eine solche Fähigkeit während einer Existenz schlummern, weil der Geist eine andere üben will, die zu jener keine Beziehung hat. Dann bleibt sie in latentem Zustand, um später wieder aufzutreten.“



221. Verdankt der Mensch, selbst im primitiven Zustand, das instinktartige Gefühl vom Dasein Gottes und die Ahnung eines künftigen Lebens einer solchen Rückerinnerung?
,,Es ist dies eine Erinnerung an das, was er als Geist wusste, bevor er inkarniert war. Aber der Hochmut erstickt oft dieses Gefühl.“


221a. Verdanken auch gewisse die spiritistische Lehre betreffende Annahmen, die man bei allen Völkern findet, dieser Erinnerung ihren Ursprung?
„Diese Lehre ist so alt, wie die Welt. Darum findet man sie überall und das ist ein Beweis ihrer Wahrheit. Der inkarnierte Geist hat, indem er das vage Gefühl seines Zustandes als Geist bewahrt, ein instinktartiges Bewusstsein von der unsichtbaren Welt, oft ist er aber von Vorurteilen verfälscht und die Unwissenheit mischt den Aberglauben hinein.“