Das Buch der Geister

Allan Kardec

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785. Worin besteht das große Hindernis des Fortschrittes?
„Im Hochmut und im Egoismus. Ich meine den moralischen Fortschritt, denn der intellektuelle ist ein ununterbrochener. Im Anfang scheint er sogar jene Laster in ihrer Tätigkeit zu verdoppeln, indem er den Ehrgeiz und die Geldgier entwickelt, welche dann selbst wieder den Menschen zu Untersuchungen führen; die seinen Geist aufklären. So hängt alles in der moralischen wie in der physischen Welt zusammen und aus dem Übel selbst kann das Gute hervorgehen. Dieser Zustand der Dinge wird aber seine Zeit haben: Er wird sich ändern in dem Maß, wie der Mensch besser erkennen wird, dass es außer dem Genuss der irdischen Güter ein unendlich höheres und dauerhafteres Glück gibt.“ (Siehe: Drittes Buch, Kap. XII, Moralische Vervollkommung, `Vom Egoismus´.)


Es gibt zwei Arten von Fortschritt, die sich gegenseitig unterstützen und die dennoch nicht nebeneinander herschreiten: der intellek – tuelle und der moralische Fortschritt. In unserem Jahrhundert empfängt der erstere bei den zivilisierten Völkern alle wünschenswerte Ermutigung. Er hat auch einen bisher noch nicht gekannten Grad erreicht. Es fehlt dagegen viel, dass der letztere sich auf derselben Stufe befindet, und doch müsste man bei Vergleichung unserer sozialen Sitten mit denen vor einigen Jahrhunderten blind sein, wenn man den Fortschritt leugnen wollte. Warum sollte also der aufsteigende Gang eher im Moralischen als im Intellektuellen stillstehen? Warum sollte der Unterschied zwischen dem neunzehnten und des vierundzwanzigsten Jahrhunderts nicht ebenso groß sein wie der zwischen dem vierzehnten und dem neunzehnten? Daran zweifeln hieße zu behaupten, dass die Menschheit auf dem Höhepunkt der Vollendung angekommen sei, – was ungereimt wäre oder aber, dass sie moralisch nicht vervollkommnungsfähig sei, – was durch die Erfahrung widerlegt wird.