DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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Verständliche Gebete

16. Wenn ich nun die Bedeutung der Worte nicht verstehe, werde ich für denjenigen, zu dem ich spreche, ein Barbar sein; und derjenige, der zu mir spricht, wird für mich ein Barbar sein. – Wenn ich in einer Sprache bete, die ich nicht verstehe, so betet mein Herz, mein Verstand aber bringt keine Frucht. – Wenn du Gott nur mit dem Herzen preist, wie kann ein Mensch unter denjenigen, die nur ihre eigene Sprache verstehen, das Amen zu deiner Danksagung sprechen, da er nicht versteht, was du sagst? – Es bedeutet nicht, dass deine Danksagung nicht gut war, sie wirkt aber nicht erbaulich auf die anderen. (1. Korintherbrief, XIV, 11, 14, 16-17)


17. Das Gebet hat nur den Wert des mit ihm verbundenen Gedankens. Es ist daher unmöglich, irgendeinen Gedanken mit etwas zu verbinden, das man nicht versteht, denn, was man nicht versteht, kann das Herz nicht berühren. Für die Mehrheit der Menschen sind die Gebete in einer unverständlichen Sprache nichts anderes als eine Sammlung von Worten, die den Geist nicht ansprechen. Damit ein Gebet das Herz berührt, ist es notwendig, dass jedes Wort eine Idee hervorruft, wenn wir es aber nicht verstehen, kann es keine hervorrufen. Man kann es als eine einfache Formel wiederholen, was eine mehr oder weniger große Wirksamkeit hat, je öfter es wiederholt wird. Viele beten aus einem Pflichtgefühl heraus; einige sogar nur, um den Gebräuchen Genüge zu leisten. Deshalb glauben sie auch, ihrer Pflicht nachgekommen zu sein, wenn sie ihre Gebete in einer vorgesehenen Anzahl und in einer bestimmten Reihenfolge wiederholt haben. Gott liest in der Tiefe unseres Herzens. ER sieht den Gedanken und die Aufrichtigkeit und man würde IHN erniedrigen, wenn man glaubte, dass ER der Form gegenüber empfänglicher sei, als dem zugrunde liegenden Gedanken.