DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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1. Das Himmelreich ist gleich einem Hausherrn, der morgens früh ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Nachdem er mit den Arbeitern einen Denar für den Tag vereinbart hatte, sandte er sie in seinen Weinberg. – Als er um die dritte Stunde wieder ausging, sah er andere auf dem Marktplatz, ohne etwas zu tun, und sagte zu ihnen: „Geht auch ihr in meinen Weinberg, ich werde euch geben, was angemessen ist.“ – Sie gingen hin. – Er ging um die sechste und um die neunte Stunde wieder hinaus und tat das Gleiche. – Als er um die elfte Stunde ausging, fand er andere dort stehen und sagte zu ihnen: „Warum steht ihr hier den ganzen Tag ohne Arbeit?“ Sie antworteten ihm, dass niemand sie angeworben hätte, und er sagte zu ihnen: „Geht auch ihr in meinen Weinberg.“


Als es Abend geworden war, sagte der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: „Rufe die Arbeiter und bezahle sie, indem du bei den letzten anfängst bis zu den ersten.“ – Diejenigen, die vor der elften Stunde in den Weinberg kamen, rückten heran und empfingen jeder einen Denar. – Diejenigen, die in der ersten Stunde des Tages angeworben worden waren, meinten, dass sie mehr erhalten würden, aber auch sie erhielten nur einen Denar. Und als sie den Lohn erhalten hatten, murrten sie gegen den Hausherrn und sagten: „Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet und du hast sie uns gleichgestellt, die wir die Last und Hitze des Tages ertragen haben.“


Aber als Antwort sagte er zu einem von ihnen: „Mein Freund, ich tue dir kein Unrecht. Bist du nicht um einen Denar für den Tag mit mir übereingekommen? Nimm was dir gehört und geh; ich aber will diesen letzten genauso viel geben wie dir. Ist es mir nicht erlaubt zu machen, was ich möchte? Oder ist das in deinen Augen böse, weil ich gütig bin?“


So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein, denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt. (Matthäus, Kap. XX, 1-16 Siehe auch: “Gleichnis des Hochzeitsfestes“, Kap. XVIII, Nr. 1)