DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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Der versprochene Tröster

3. Wenn Ihr mich liebt, so haltet auch meine Gebote ein. Und ich werde meinen Vater bitten, euch einen anderen Tröster zu senden, der für immer bei euch bleibt: – Den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht erkennt. Ihr aber werdet ihn erkennen, weil er bei euch bleiben und in euch sein wird. Aber der Tröster, der der Heilige Geist ist, den mein Vater in meinem Namen senden wird, wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. (Johannes, Kap. XIV, 15-17, 26)


4. Jesus verspricht einen anderen Tröster: – den Geist der Wahrheit, den die Welt noch nicht kennt, weil sie noch nicht reif ist, um ihn zu verstehen; einen Tröster, den der Vater senden wird, um alles Weitere zu lehren und um daran zu erinnern, was Christus gesagt hat. Wenn also der Geist der Wahrheit später kommen sollte, um alles Weitere zu lehren, bedeutet das, dass Christus nicht alles gesagt hat. Wenn er kommt, um an das zu erinnern, was Christus sagte, bedeutet dies, dass man seine Lehre vergessen oder falsch verstanden hat.


Der Spiritismus kommt in der vorausgesagten Zeit, um das Versprechen von Christus zu erfüllen: – Der Geist der Wahrheit leitet sein Kommen; er ruft die Menschen zur Befolgung des Gesetzes auf; lehrt alles Weitere, indem er zu verstehen hilft, was Christus nur durch Gleichnisse gesagt hat.


Christus sagte: ”Höre, wer Ohren hat zum Hören”. Der Spiritismus kommt, um die Augen und Ohren zu öffnen, weil er weder bildlich noch allegorisch spricht; er hebt den Schleier, der absichtlich über einige Geheimnisse geworfen worden wurde. Er kommt schließlich, um den Enterbten der Erde und allen Leidenden die höchsten Tröstungen zu bringen, indem er allen Schmerzen eine gerechte Ursache und einen nützlichen Zweck zugrunde legt. Christus sagte: ”Selig sind die Leidenden, denn sie werden getröstet werden”. Aber wie kann man sich beim Leiden glücklich fühlen, wenn man nicht weiß, warum man leidet? Der Spiritismus zeigt die Ursache des Leidens in den vorherigen Existenzen und in der Bestimmung der Erde, wo der Mensch für seine Vergangenheit büßt. Er zeigt den Zweck des Leidens und bezeichnet es als heilsame Krisen, die zur Heilung führen und auch als Mittel zur Läuterung, welche das Glück in den zukünftigen Existenzen gewährleisten. Der Mensch versteht, dass er es verdient hat zu leiden und findet dieses Leiden gerecht. Er weiß, dass dieses seinem Fortschritt dient und nimmt es ohne Klagen an, wie der Arbeiter seine Arbeit annimmt, die seinen Lohn sichert. Der Spiritismus gibt ihm einen unerschütterlichen Glauben an die Zukunft und der stechende Zweifel ergreift seine Seele nicht mehr. Indem der Spiritismus ihm die Dinge von oben zu betrachten ermöglicht, verliert sich die Wichtigkeit der irdischen Schicksalsschläge in dem weiten und strahlenden Horizont, den er ihm enthüllt, und die Perspektive des Glücks, das auf ihn wartet, gibt ihm die Geduld, die Gelassenheit und den Mut, bis zum Ende des Wegs zu gehen.


Und so verwirklicht der Spiritismus, was Jesus über den versprochenen Tröster sagte: Er gibt Kenntnis über die Dinge, indem er den Menschen wissen lässt, woher er kommt, wohin er geht und warum er auf der Erde ist; er ruft den Menschen zurück zu den wahren Prinzipien des Gesetzes Gottes und gibt Trost durch den Glauben und die Hoffnung.