DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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2. Von dem irdischen Gesichtspunkt aus ist der Grundsatz: Sucht, und ihr werdet finden, diesem anderen ähnlich: Hilf dir selbst, dann wird der Himmel dir helfen. Es ist der Grundsatz des Gesetzes der Arbeit, infolgedessen das Gesetz des Fortschritts, denn der Fortschritt ist der Sohn der Arbeit, da die Arbeit die Kräfte der Intelligenz in Bewegung bringt.


In den Anfängen der Menschheit setzte der Mensch seine Intelligenz einzig und allein zur Nahrungssuche, für Mittel zum Schutz vor ungünstigen Witterungseinflüssen und zur Verteidigung gegen seine Feinde ein. Aber Gott hat ihm mehr gegeben als dem Tier: nämlich den unablässigen Wunsch nach Besserem; und es ist dieser Wunsch, der ihn dazu treibt, Mittel zur Verbesserung seiner Position zu suchen, was zu Entdeckungen, zu Erfindungen und zur Weiterentwicklung der Wissenschaft führt, denn diese verschafft ihm, was ihm fehlt. Durch seine Forschungen steigert sich seine Intelligenz und seine Moral läutert sich. Auf die Bedürfnisse des Körpers folgen die Bedürfnisse des Geistes; nach der materiellen Nahrung braucht er die geistige Nahrung. Auf diese Weise verändert er sich vom primitiven zum zivilisierten Menschen.


Aber der Fortschritt, den jeder Mensch während eines Lebens individuell erreicht, ist sehr gering, bei vielen sogar kaum feststellbar. Wie könnte dann die Menschheit ohne die Vorexistenz und die Weiterexistenz der Seele fortschreiten? Wenn die Seelen, die jeden Tag die Erde verlassen, nie wieder zurückzukehren würden, so müsste die Menschheit sich unaufhörlich mit primitiven Elementen erneuern, die alles neu schaffen und erlernen müssten. Es gäbe also keinen Grund dafür, dass der Mensch heute weiter entwickelt sein sollte, als in den Anfängen der Welt, da ja bei jeder Geburt die ganze intellektuelle Arbeit wieder von vorne beginnen müsste. Die Seele jedoch, die im Gegensatz dazu mit ihrem erreichten Fortschritt zurückkommt und jedes Mal irgendetwas mehr erlangt, geht allmählich von der Barbarei in die materielle Zivilisation, und von dieser in die moralische Zivilisation über. (Siehe Kap. IV, Nr. 17).