DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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KAPITEL III
Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen

• Verschiedene Zustände der Seele in der Erratizität • Verschiedene Kategorien der bewohnten Welten • Bestimmung der Erde • Ursache des menschlichen Elends. • Unterweisungen der geistigen Welt: Niedere und höhere Welten; Welten der Sühne und der Prüfungen; Erneuerungswelten; Fortschreiten der Welten.

1. Euer Herz soll nicht erschrecken. Glaubt an Gott, glaubt auch an mich. Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich euch das schon gesagt, denn ich gehe hin, um euch einen Platz zu bereiten. – Nachdem ich hingegangen bin und euch einen Platz bereitet habe, werde ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr da sein werdet, wo ich bin. (Johannes, Kap.XIV, 1-3)

Verschiedene Zustände der Seele in der Erratizität

2. Das Haus des Vaters ist das Universum. Die verschiedenen Wohnungen sind die Welten, die sich in dem unendlichen Raum bewegen und die den inkarnierten Geistern ihrer Entwicklung entsprechend Wohnungen anbieten.

Unabhängig von der Verschiedenartigkeit der Welten können diese Worte Jesu auch den glücklichen oder unglücklichen Zustand des Geistes in der Erratizität betreffen. Die Ansicht der Dinge, die Gefühle, die er empfindet und die Wahrnehmungen, die er hat, variieren die Umgebung, in welcher er sich befindet, unendlich, je nachdem in welchem Maß der Geist mehr oder weniger gereinigt und von den materiellen Bindungen losgelöst ist. Während einige sich von der Sphäre, in der sie gelebt haben, nicht entfernen können, erheben sich andere und durcheilen den Raum und die Welten. Während manche schuldigen Geister in der Finsternis umherirren, genießen die Glückseligen eine strahlende Helligkeit und das erhabene Schauspiel des Unendlichen. Schließlich, während der Böse, gequält von Gewissensbissen und Reue, meistens isoliert, ohne Trost, getrennt von den geliebten Menschen, unter der „eisernen Hand“ der moralischen Schmerzen leidet, genießt der Gerechte in der Gesellschaft seiner geliebten Menschen die Freude eines unbeschreiblichen Glücks. Es gibt also auch in der Erratizität viele Wohnungen, die weder begrenzt noch lokalisiert sind.

Verschiedene Kategorien der bewohnten Welten

3. Aus den Belehrungen der Geister ist zu entnehmen, dass die Welten, was den Grad ihres Fortschritts anbelangt oder die Rückständigkeit seiner Bewohner, sehr unterschiedliche Bedingungen aufweisen. Es gibt solche, die noch physisch und moralisch unterentwickelter sind als die der Erde. Manche haben wie wir das gleiche Niveau und andere sind, in jeder Hinsicht, mehr oder weniger höher gestellt. In den niedrigen Welten wird die Existenz von der Materie dominiert, die Leidenschaften herrschen stark vor und eine moralische Entwicklung ist kaum vorhanden. Je nachdem wie sich die moralischen Eigenschaften entwickeln, schwächt sich die Beeinflussung durch die Materie ab und zwar derartig, dass das Leben in den entwickelten Welten sozusagen gänzlich spirituell ist.

4. In den Zwischenwelten gibt es eine Mischung aus Gutem und Bösem, es herrscht das eine oder das andere vor, je nach dem Grad des Fortschritts. Obwohl man keine absolute Klassifikation der verschiedenen Welten erstellen kann, ist es jedoch möglich, sie im Verhältnis zu ihrem Zustand und ihrer Bestimmung, indem man die verschiedenen Abstufungen als Basis nimmt, wie folgt einzuteilen:
– Primitive Welten: Für die ersten Inkarnationen der menschlichen Seele bestimmt;
– Welten der Sühne und der Prüfungen: Wo das Böse überwiegt;
– Welten der Erneuerung: Wo die Seelen, die noch büßen müssen, neue Kraft schöpfen und sich von der Müdigkeit aufgrund der Kämpfe ausruhen;
– Glückliche Welten: Wo das Gute sich gegenüber dem Bösen durchsetzt;
– Himmlische oder Göttliche Welten: Wohnungen der geläuterten Geister, wo ausschließlich das Gute regiert.

Die Erde gehört zu der Kategorie der Welten der Sühne und der Prüfungen; deswegen lebt der Mensch hier konfrontiert mit soviel Elend.

5. Die Geister, die in einer Welt inkarniert sind, sind nicht für immer an sie gebunden und sie erfüllen auf dieser Welt nicht alle Phasen ihres Fortschritts, die sie durchlaufen müssen, um die Vollkommenheit zu erreichen. Wenn sie in einer Welt den Grad des Fortschritts, den sie beinhaltet, erreicht haben, gehen sie in eine andere, fortgeschrittenere Welt usw., bis sie den Zustand der reinen Geister erreicht haben. Diese Welten gleichen ebenso vielen Stationen und auf jeder von ihnen werden Elemente des Fortschritts entsprechend der Entwicklung, die sie schon erreicht haben, dargeboten. Es ist für sie eine Belohnung auf eine Welt der höheren Ordnung zu steigen, und eine Strafe, ihren Aufenthalt auf einer unglücklichen Welt zu verlängern oder diese verlassen zu müssen, um auf eine noch schlimmere Welt verbannt zu werden, wenn sie unverbesserlich am Bösen festhalten.

Bestimmung der Erde. Ursachen des menschlichen Elends

6. Man wundert sich, dass es auf der Erde so viel Bosheit und niedrige Leidenschaften, so viel Elend und Krankheiten aller Arten gibt; und daraus schließt man, dass die menschliche Gattung ein schmerzliches Dasein führt. Dieses Urteil stammt aus dem beengten Gesichtsfeld, in dem man sich befindet und somit zu einer falschen Vorstellung von der Gesamtheit führt. Man sollte bedenken, dass sich nicht die gesamte Menschheit auf der Erde befindet, sondern nur ein kleiner Bruchteil der Menschheit. Die menschliche Gattung umfasst alle Wesen, die mit Verstand begabt sind, die die unzähligen Welten des Universums bevölkern. Nun, was ist die Bevölkerung der Erde angesichts der gesamten Bevölkerung dieser Welten? Viel weniger als die eines Dorfes im Vergleich zu einem großen Imperium. Die materielle und moralische Lage der irdischen Menschheit hat nichts Erstaunliches, wenn man die Bestimmung der Erde und die Natur von denjenigen, die sie bewohnen, in Betracht zieht.

7. Man würde sich von den Bewohnern einer großen Stadt eine falsche Vorstellung machen, wenn man sie anhand der niedrigsten und widerlichsten Wohnviertel beurteilen würde. In einem Krankenhaus sieht man nichts anderes als Kranke und Verstümmelte; in einem Gefängnis sieht man alle Schändlichkeiten und Laster; in den ungesunden Regionen ist die Mehrheit der Bewohner blass, dünn und kränklich. Also, wenn man sich die Erde wie einen Vorort, ein Gefängnis, einen ungesunden Ort vorstellt - und sie ist dies alles gleichzeitig -, dann wird man verstehen, warum der Kummer die Freude übertrifft, da man ja gesunde Menschen nicht ins Krankenhaus schickt und auch nicht diejenigen in eine Besserungsanstalt, die nichts Böses getan haben. Denn weder die Krankenhäuser noch die Besserungsanstalten sind Orte der Wonne.

Also, so wie sich die ganze Bevölkerung einer Stadt nicht in Krankenhäusern oder in Gefängnissen befindet, genauso ist die gesamte Menschheit nicht auf der Erde anzutreffen. Und so wie diejenigen, die geheilt das Krankenhaus und diejenigen, die nach Verbüßen ihrer Strafe das Gefängnis verlassen, so verlässt der Mensch die Erde, wenn er von seinen moralischen Krankheiten geheilt ist.

Unterweisungen der geistigen Welt
Niedere und höhere Welten

8. Die Qualifikation der niederen und höheren Welten ist eher relativ als absolut. Eine Welt ist niedriger oder höher bezüglich derer, die in der fortschreitenden Skala unter oder über ihr sind.

Indem man die Erde zum Vergleich nimmt, kann man sich den Zustand einer niederen Welt vorstellen, wenn man sich den Menschen als solchen auf der Stufe einer wilden Rasse oder einer barbarischen Nation vorstellt, welche auch heutzutage noch anzutreffen und Überbleibsel seines primitiven Zustandes sind. In den rückständigen Welten sind ihre Bewohner in einer gewissen Weise primitiv. Sie haben die menschliche Gestalt ohne jegliche Schönheit, ihre Instinkte haben weder Gefühle der Zartheit und des Wohlwollens noch kennen sie Begriffe der Gerechtigkeit und der Ungerechtigkeit. Die brutale Kraft ist deren einziges Gesetz. Da sie keine Industrie und Erfindungen haben, verbringen sie das Leben nur zur Beschaffung ihrer Nahrung. Gott verlässt aber keines seiner Geschöpfe; tief in der Finsternis der Intelligenz schlummert die mehr oder weniger entwickelte Intuition eines höheren Wesens. Dieser Instinkt reicht aus, den einen über den anderen zu erhöhen und deren Entfaltung für ein besseres Lebens vorzubereiten; denn es sind keine degradierten Wesen, sondern Kinder Gottes, die im Wachstum begriffen sind.

Zwischen diesen niederen und höchsten Stufen gibt es unzählige Rangstufen und bei den reinen Geistern, dematerialisiert und glänzend von himmlischer Herrlichkeit, kann man sehr schwer die primitiven Wesen von damals wiedererkennen, genauso wie man bei den erwachsenen Menschen schwer den Embryo wiedererkennen kann.

9. In den Welten, die einen höheren Grad erreicht haben, sind die Bedingungen des moralischen und materiellen Lebens ganz anders als diejenigen, die auf der Erde herrschen. Die körperliche Form ist wie überall die menschliche Gestalt, jedoch verschönert, vervollkommnet und vor allem geläutert. Der Körper besitzt nichts von der irdischen Materialität und ist infolge dessen nicht den Bedürfnissen unterworfen, auch nicht den Krankheiten oder dem Verfall, die die dominierende Materie verursacht. Die Sinne, empfindlicher, haben Wahrnehmungen, die auf unserer Erde wegen der Grobheit der Organe verhindert werden. Die spezifische Leichtigkeit des Körpers ermöglicht eine schnelle und leichte Fortbewegung: Statt sich beschwerlich über den Boden zu schleppen, gleitet er sozusagen über die Oberfläche oder er segelt in der Atmosphäre, auf grund der Kraft seines Willens, so wie man die Engel darstellt oder wie man sich früher die Manen (Geister der Verstorbenen) auf den „Elysischen Feldern“ vorstellte. Die Menschen behalten nach ihrem Belieben die Gestalt ihrer vergangenen Existenzen und sie erscheinen ihren Freunden so wie diese sie kannten, jedoch ein göttliches Licht ausstrahlend und verwandelt von inneren Empfindungen, die immer erhaben sind. An Stelle der blassen, durch Leiden und Leidenschaften niedergeschlagenen Gesichter strahlen die Intelligenz und das Leben mit dem Glanz, den die Maler als Heiligenschein oder Aureole der Heiligen dargestellt haben.

Der geringe Widerstand, den die Materie den fortgeschrittenen Geistern leistet, ermöglicht eine schnelle Entwicklung ihrer Körper, kürzt ihre Kindheit ab oder lässt diese sogar fast nicht vorhanden sein. Das Leben, befreit von Sorgen und Angstgefühlen, ist verhältnismäßig viel länger als das auf der Erde. Im Prinzip ist die Langlebigkeit proportional zum Grad des Fortschritts der Welten. Der Tod verursacht nicht die Schrecken des Zerfalls; statt Entsetzen zu verursachen, hält man ihn für eine glückliche Umwandlung, weil dort der Zweifel an die Zukunft nicht existiert. Da die Seele während des Lebens nicht in eine kompakte Materie eingeschnürt ist, strahlt sie und erfreut sich einer Klarheit, die sie in einen fast permanenten Zustand der Unabhängigkeit versetzt und ihr die freie Übertragung des Gedankens ermöglicht.

10. In diesen glücklichen Welten sind die immerwährenden freundschaftlichen Beziehungen von einem Volk zum anderen nie durch den Ehrgeiz getrübt, seinen Nachbarn zu beherrschen, auch nicht durch Kriege, die daraus resultieren würden. Es gibt weder Besitzer noch Sklaven noch Privilegierte durch die Geburt. Allein aus der moralischen und intellektuellen Überlegenheit ergibt sich die Verschiedenheit der Bedingungen und gibt die Oberhoheit. Die Autorität wird immer beachtet, weil sie nur durch Verdienst verliehen und immer mit Gerechtigkeit ausgeübt wird. Der Mensch versucht nicht, sich über den Menschen, sondern über sich selbst zu erheben, indem er sich verbessert. Sein Ziel ist, das Niveau der reinen Geister zu erreichen und dieser unablässige Wunsch ist für ihn keine Qual, sondern ein edles Streben, das ihn mit Eifer zum Lernen antreibt, um ihnen zu gleichen. Alle sanften und erhabenen Gefühle der menschlichen Natur befinden sich dort erhöht und geläutert. Hass, schäbige Eifersucht, niedrige Gier des Neides sind dort unbekannt; Bande der Liebe und der Brüderlichkeit vereinigen alle Menschen; die Stärkeren helfen den Schwächeren. Sie besitzen mehr oder weniger das, was sie mit ihrer Intelligenz erworben haben und niemand erleidet Mangel am Notwendigen, da sich dort niemand zur Sühne aufhält. Kurz gesagt: Das Böse gibt es dort nicht.

11. In eurer Welt habt ihr das Böse nötig, um das Gute zu spüren, die Nacht, um das Licht zu bewundern und die Krankheit, um die Gesundheit zu schätzen. In den höheren Welten sind solche Gegensätze nicht nötig. Das ewige Licht, die ewige Schönheit und die ewige Gemütsruhe der Seele verschaffen eine ewige Freude, die nicht durch Angstgefühle des materiellen Lebens oder durch Kontakt mit Bösen, die dort keinen Zugang haben, gestört wird. Der menschliche Geist hat große Schwierigkeiten dies zu verstehen; er war zwar sehr erfinderisch, um sich die Qualen der Hölle auszumalen, konnte sich aber nie die Freude des Himmels vorstellen. Aber warum das? Da er niedrig entwickelt war, hat er nur Leiden und Elend erfahren, aber nie himmlische Herrlichkeit erleben dürfen. Er kann nur über das sprechen, was er kennt; aber je mehr er sich entwickelt und sich reinigt, erhellt sich der Horizont und er versteht das Gute, das er vor sich hat, wie er das Böse verstanden hat, das hinter ihm geblieben ist.

12. Die glücklichen Welten sind jedoch keine privilegierten Welten; Gott bevorzugt keine Kinder; ER gibt allen die gleichen Rechte und die gleichen Chancen, um diese Welten zu erreichen. ER lässt alle vom gleichen Punkt anfangen und bevorteilt keinen. Die hohen Ziele sind für alle erreichbar; ihnen obliegt nur, sie durch ihre Arbeit zu erringen und so früh wie möglich zu erreichen oder über Jahrhunderte hinweg in dem Morast der Menschheiten untätig zu bleiben. (Zusammenfassung der Belehrung von allen höheren Geistern)

Welten der Sühne und der Prüfungen

13. Was soll ich euch über die Welten der Sühne erzählen, was ihr noch nicht wisst? Euch genügt es ja, die Welt in der ihr wohnt, zu beobachten. Die Überlegenheit der Intelligenz einer großen Anzahl ihrer Bewohner zeigt, dass die Erde keine primitive Welt mit der Bestimmung zur Inkarnation von Geistern ist, die kaum aus den Händen des Schöpfers hervorgegangen sind. Die angeborenen Eigenschaften, die sie mit sich bringen, beweisen, dass sie schon gelebt und gewisse Fortschritte gemacht haben. Aber die zahlreichen Laster, zu denen sie neigen, sind Anzeichen einer großen moralischen Unvollkommenheit. Gott hat sie deswegen in einer undankbaren Welt untergebracht, damit sie dort ihre Fehler durch schwere Arbeit und das Elend des Lebens abbüßen, bis sie es verdient haben, zu einem glücklicheren Planeten aufzusteigen.

14. Dennoch, nicht alle Geister, die auf der Erde inkarniert sind, werden hierhin geschickt, um zu büßen. Die Rassen, die ihr als Wilde bezeichnet, sind Geister, die gerade aus der Kindheit gekommen und hier sind, sozusagen zum Lernen und die sich durch den Kontakt mit fortgeschrittenen Geistern weiterentwickeln sollen. Anschließend folgen die halbzivilisierten Rassen, die von den gleichen Geistern auf dem Weg des Fortschritts ausgebildet werden. Sie sind gewissermaßen die einheimischen Rassen auf der Erde, die sich nach und nach über jahrhundertlange Perioden entwickelt haben und wovon einige es geschafft haben, die intellektuelle Vollkommenheit der aufgeklärten Völker zu erreichen.

Die büßenden Geister sind hier, wenn man das so ausdrücken darf, fremd. Sie haben schon auf anderen Welten gelebt und sind wegen ihres hartnäckigen Festhaltens an dem Bösen von dort verbannt worden und weil sie Ursache der Verwirrung bei den guten Geistern gewesen sind. Sie sind für einige Zeit unter die rückständigen Geister verbannt worden, mit der Aufgabe, diese vorwärts zu bringen, denn sie haben eine entwickelte Intelligenz und die Keime der erworbenen Kenntnisse mit sich gebracht. Darum befinden sich die bestraften Geister unter den intelligenteren Rassen; diese sind auch diejenigen, für die das Elend des Lebens am bittersten ist, weil sie ein höheres Empfindungsvermögen besitzen und mehr von den Schwierigkeiten betroffen sind als die primitiven Rassen, deren moralischer Sinn derber ist.

15. Die Erde ist also eine der Bußwelten, deren Vielfältigkeit unendlich ist, alle haben aber als gemeinsames Merkmal, sie sind ein Verbannungsplatz für Geister, die gegen das Gesetz Gottes rebellieren. Diese verbannten Geister müssen in diesen Welten gleichzeitig gegen die Perversität der Menschen und gegen die Natur kämpfen; diese doppelt beschwerliche Arbeit dient dazu, die Intelligenz und die Eigenschaft des Herzens zu entwickeln. Gott in SEINER Güte lässt die Strafe in einen Vorteil für den Fortschritt des Geistes verwandeln. (Sankt Augustin, Paris, 1862)

Erneuerungswelten

16. Viele Welten wie die eurige gibt es unter den Sternen, die am blauen Gewölbe des Firmaments funkeln und von dem Herrn für Sühne und Leiden auserkoren worden sind! Es gibt auch die Elenderen und die Besseren, wie auch die des Übergangs, die man Erneuerungswelten nennen kann. Jeder planetarische Wirbel, der im Weltraum um einen gemeinsamen Kern herum kreist, zieht seine primitiven Welten, die der Verbannung, des Elends, der Erneuerung und des Glücks mit sich. Es wurde euch schon über Welten berichtet, in denen die neugeborene Seele, unwissend von Gut und Böse, untergebracht wird, damit sie, über sich selbst entscheidend und im Besitz des freien Willens, in Richtung Gott gehen kann. Es wurde euch schon von den umfassenden Fähigkeiten berichtet, mit der die Seele ausgestattet wurde, um das Gute zu praktizieren. Es gibt welche, die dabei unterliegen und da Gott sie nicht vernichten will, erlaubt er, dass sie zu diesen Welten gehen, wo sie sich, Inkarnation für Inkarnation, reinigen, erneuern, um würdig zu der für sie bestimmten Seligkeit zurückkehren werden.

17. Die Erneuerungswelten dienen als Übergang zwischen den Welten der Sühne und des Glücks. Die bereuende Seele findet dort Ruhe und Erholung und reinigt sich weiter. In solchen Welten ist der Mensch zweifellos noch immer den Gesetzen unterworfen, die die Materie regieren; die Menschheit erfährt dort ebenfalls eure Empfindungen und Begehren, aber sie ist bereits von den ungezügelten Leidenschaften befreit, deren Sklaven ihr noch seid, frei vom Stolz, der das Herz verstummen lässt, vom Neid, der sie quält, vom Hass, der sie erstickt. Auf jede Stirn ist das Wort Liebe geschrieben; ein vollkommenes Rechtsgefühl ordnet die gesellschaftlichen Beziehungen; alle erkennen Gott an, versuchen IHM entgegen zu gehen und befolgen SEINE Gesetze.

Jedoch es gibt auch dort noch nicht das vollkommene Glück, aber es zeigt sich schon wie die Morgenröte am Himmel. Der Mensch dort ist immer noch aus Fleisch und deswegen weiterhin Schicksalsschlägen unterworfen, von denen nur die vollständig dematerialisierten Wesen befreit sind. Er muss noch Prüfungen ertragen, aber ohne die schmerzlichen Angstgefühle der Sühne. Im Vergleich zur Erde sind diese Welten sehr glücklich und viele unter euch würden sich freuen, dort zu wohnen, weil es die Ruhe nach dem Sturm und die Genesung nach der grausamen Krankheit bedeutet. Jener Mensch jedoch, weniger mit den materiellen Dingen beschäftigt, sieht die Zukunft besser als ihr voraus. Er versteht, dass es andere Freuden gibt, die der Herr denen verspricht, die ihrer würdig sind, wenn der Tod ihren Körper noch einmal ereilt, um ihnen das wahre Leben zu schenken. Und so wird die befreite Seele über allen Horizonten schweben, ohne die materiellen und groben Sinne, sondern mit den Sinnen eines reinen und himmlischen Perispirits (Astralkörpers); indem sie selbst die Emanationen Gottes, die aus SEINEM Schoß strömen, einatmet als einen Duft der Liebe und der Nächstenliebe.

18. Aber leider ist der Mensch in diesen Welten immer noch fehlbar und der Geist des Bösen hat dort seine Herrschaft noch immer nicht vollständig verloren. Nicht vorwärts kommen bedeutet zurückgehen, und falls der Mensch sich noch nicht ganz fest auf dem Weg des Guten hält, kann er wieder in Welten der Sühne zurückfallen, wo neue und noch schrecklichere Prüfungen auf ihn warten.

Schaut also bei Nacht in der Stunde der Ruhe und des Gebets dieses blaue Gewölbe an, und fragt euch selbst, welche von diesen unzähligen Sphären, die über euren Köpfen funkeln, zu Gott führen und bittet IHN, dass euch nach der Sühne auf der Erde eine erneuernde Welt ihr Inneres öffnet. (Sankt Augustin, Paris, 1862)

Fortschreiten der Welten

19. Der Fortschritt ist eines der Gesetze der Natur. Alle lebenden und leblosen Wesen der Schöpfung sind ihm durch die Güte Gottes unterworfen, welcher verlangt, dass alles wächst und gedeiht. Die Vernichtung selbst, die den Menschen als das Ende aller Dinge erscheint, ist nur ein Mittel, um in einen vollkommenen Zustand durch die Verwandlung zu gelangen, weil alles stirbt, um wieder aufzuleben und nicht in dem Nichts endet.

Zur gleichen Zeit während sich die Lebewesen moralisch entwickeln, entwickeln sich die Welten, in welchen sie wohnen, auf materieller Ebene fort. Derjenige, der die Entwicklung einer Welt von dem Augenblick an verfolgen könnte, in dem die ersten für ihren Aufbau bestimmten Atome zusammengeballt sind, würde sehen, wie sie eine unaufhörlich fortschreitende Skala durcheilt, deren Stufen nicht für jede Generation wahrnehmbar sind und ihren Bewohnern einen angenehmeren Aufenthalt bieten, je mehr sie selbst sich auf dem Pfad des Fortschritts vorwärts bewegen. Und so verlaufen der Fortschritt des Menschen, der Tiere, die seine Helfer sind, der Pflanzen und der Wohnung parallel, weil auch die Natur ständigen Veränderungen unterworfen ist. Wie großartig ist dieser Gedanke und der Erhabenheit des Schöpfers würdig! Und im Gegensatz, wie klein und unwürdig SEINER Macht, der, der seine Sorge und seine Vorsehung auf das unscheinbare Sandkorn, das die Erde ist, konzentriert und die Menschheit auf die wenigen Menschen, die sie bewohnen, beschränkt.

Die Erde, gemäß diesem Gesetz, war materiell und seelisch in einem niedrigeren Zustand als heute und sie wird unter diesem Doppelaspekt einen höheren Grad erreichen. Die Erde ist an einem Punkt der Umwandlung angekommen, wo sie aus einer Welt der Sühne zu einer Welt der Erneuerung wird. Die Menschen werden dann auf dieser Erde glücklich sein, weil das Gesetz Gottes auf ihr befolgt wird. (Sankt Augustin, Paris, 1862)