DAS BUCH DER MEDIEN oder WEGWEISER FÜR MEDIEN UND ANRUFER

Allan Kardec

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Themeninhalte für Studien


343. Wenn man seine Eltern und Freunde, oder einige berühmte Personen gerufen hat, um ihre Meinungen jenseits des Grabes mit jenen zu vergleichen, welche sie bei Lebzeiten gehabt haben, so ist man oft in Verlegenheit, wie man die Unterredung weiterführen soll, um nicht in Alltägliches oder Nichtiges zu verfallen. Viele glauben außerdem, dass Das Buch der Geister die Reihe der Fragen über Moral und Philosophie erschöpft habe. Das ist ein Irrtum, weshalb es von Nutzen sein kann, die Quelle anzudeuten, aus der man sozusagen unendlich viele Themen für das Studium schöpfen kann.


344. Wenn die Anrufung berühmter Menschen, höherer Geister hauptsächlich durch die Belehrungen Wert hat, so jene der gewöhnlichen Geister nicht weniger, obwohl sie nicht im Stande sind, Fragen von höherer Bedeutung zu beantworten. Durch ihre Niedrigkeit stellen sie sich selbst dar, und je geringer der Abstand ist, der uns von ihnen trennt, desto mehr Beziehungen finden wir zu unserer eigenen Lage, abgesehen davon, dass sie uns oft charakteristische Züge von höchstem Interesse bringen, so wie wir es unter Nr. 281 erklärt haben, wo wir vom Nutzen der privaten Anrufungen sprachen. Es ist eine unerschöpfliche Fundgrube von Beobachtungen, wenn man die Menschen betrachtet, deren Leben Besonderheiten bieten, zum Beispiel wegen ihrer Todesart, ihres Alters, ihrer guten oder schlechten Eigenschaften ihrer glücklichen oder unglücklichen Lebenslage auf Erden, ihrer Gewohnheiten, ihres Geisteszustandes etc.


Mit den höheren Geistern erweitert sich der Rahmen der Studien. Außer den psychologischen Fragen, die ihre Grenze haben, kann man ihnen eine Menge moralischer Probleme vorlegen, die sich ins Unendliche erstrecken, über alle Lagen des Lebens, über das beste Verhalten in diesem oder jenem Fall, über unsere wechselseitigen Pflichten etc.


Der Wert der Unterweisung, welchen man über einen moralischen, historischen, philosophischen oder wissenschaftlichen Gegenstand erhält, hängt gänzlich vom Standpunkt des Geistes ab, welchen man fragt. Uns kommt es zu, dies zu beurteilen.


345. Außer den eigentlichen Anrufungen bieten die spontanen Mitteilungen unendliche Themen zum Studium. Sie bestehen darin, den Gegenstand abzuwarten, welchen die Geister behandeln möchten. Mehrere Medien können in einem solchen Fall gleichzeitig arbeiten. Manchmal kann man einen bestimmten Geist rufen. Gewöhnlich wartet man diejenigen ab, welche sich präsentieren wollen, und oft kommt einer auf unerwartete Weise. Diese Kundgebungen können dann zu einer Menge Fragen Anlass geben, deren Thema so ganz vorbereitet ist. Sie müssen mit Sorgfalt kommentiert werden, um alle Gedanken, die sie enthalten, zu studieren und zu beurteilen, ob sie das Siegel der Wahrheit tragen. Diese Prüfung wird, wenn sie in Ruhe vorgenommen wird, wie wir gesagt haben, die beste Garantie gegen ein Eindringen von Trug-Geistern. Aus diesem Grund, wie auch zur allgemeinen Belehrung, kann man diese Mitteilungen bekannt geben. Es gibt hierbei, wie man sieht, eine unerschöpfliche Quelle sehr ernster und lehrreicher Punkte.


346. Die Tätigkeiten jeder Sitzung können in folgender Art geregelt werden:


Lesen der spiritistischen Mitteilungen, die man in der vorigen Sitzung erhalten hat, und die ins Reine geschrieben wurden.


Verschiedene Berichte, Korrespondenz, Verlesung der spiritistischen Mitteilungen, die man außerhalb der Sitzungen erhaltenen hat. Beziehung zu Tatsachen, welche für den Spiritismus von Interesse sind.


Arbeitsstudien: Spontane Kommunikationen. Verschiedene an die Geister gerichtete Fragen und moralische Probleme. Anrufungen.


Konferenz: Kritische und analytische Prüfung der verschiedenen Botschaften. Diskussion über die verschiedenen Punkte der spiritistischen Wissenschaft.


347. Die entstehenden Gruppen sind manchmal in ihren Arbeiten durch Mangel an Medien behindert. Die Medien sind sicherlich eines der wesentlichen Elemente der spiritistischen Sitzungen, aber sie sind deshalb nicht das unentbehrliche Element, und man würde Unrecht haben zu glauben, dass ohne sie nichts tun wäre. Gewiss können diejenigen, die sich nur in der Absicht vereinigen, zu experimentieren, ohne Medium ebenso wenig tun, wie Musiker in einem Konzert ohne Instrumente. Die aber, welche das ernste Studium vor Augen haben, finden tausend ebenso nützliche, wie vorteilhafte Beschäftigungen, die sie gewiss selbst ausführen können. Übrigens können Versammlungen, welche Medien haben, könnten plötzlich ohne sein, und es wäre traurig, in diesem Fall zu glauben, die Versammlung auflösen zu müssen. Die Geister selbst können sie von Zeit zu Zeit in eine solche Lage bringen, um sie zu lehren, sie entbehren zu können. Wir sagen noch mehr, es ist notwendig, um von ihren Belehrungen Nutzen zu ziehen, eine gewisse Zeit dazu zu verwenden, über die Belehrungen nach- zudenken.


Die wissenschaftlichen Gesellschaften haben nicht immer die Werkzeuge für ihre Beobachtung vor Augen, und dennoch kommen sie nicht in Verlegenheit, Stoff zur Diskussion zu finden. In Abwesenheit der Dichter und Redner lesen und kommentieren die literarischen Gesellschaften die Autoren alter und neuer Zeit. Die religiösen Gesellschaften meditieren über die Heilige Schrift. Die spiritistischen Gesellschaften müssen dasselbe tun und sie werden für ihren Fortschritt einen großen Vorteil daraus ziehen, wenn sie Konferenzen einführen, wo man alles liest und kommentiert für oder wider den Spiritismus. Aus solcher Diskussion, wozu ein jeder das Scherflein seiner Überlegungen beiträgt, entspringen Erkenntnisse, die unbemerkt in individuelle Studien übergehen. Neben den Spezialwerken wimmeln die Zeitungen von Tatsachen, Erzählungen und Ereignissen, von tugendhaften und lasterhaften Handlungen, welche große moralische Probleme aufwerfen, die nur der Spiritismus zu lösen vermag, und hier ist ein Mittel, um zu beweisen, dass er alle Zweige der sozialen Ordnung berührt. Und wir behaupten, dass ein spiritistischer Gesellschaft, die ihre Arbeiten in diesem Sinne organisiert, indem sie sich nötiges Material verschafft, nicht genug Zeit finden würde für direkte Mitteilungen der Geistwesen. Deshalb machen wir hier auf die wahrhaft ernsten Gruppen aufmerksam, nämlich solche, denen mehr daran gelegen ist, sich zu informieren, als Zeitvertreib zu suchen. (Siehe Nr. 207 im Kapitel über die Ausbildung von Medien).