DAS BUCH DER MEDIEN oder WEGWEISER FÜR MEDIEN UND ANRUFER
EINLEITUNGEs ist ein ganz natürlicher Wunsch bei Personen, welche sich mit dem Spiritismus beschäftigen, selbst mit den Geistern in Ver- kehr treten zu können. Dieses Werk ist dazu bestimmt, ihnen den Weg dazu zu ebnen, indem wir sie an der Frucht unserer langen und mühevollen Studien teilnehmen lassen, denn man würde sich eine sehr falsche Vorstellung machen, wenn man denken würde, es genüge, um in dieser Wissenschaft eingeweiht zu sein, wenn man nur weiß wie die Finger auf den Tisch zu legen sind, um ihn in Bewegung zu bringen, oder wie ein Bleistift zu halten sei, um zu schreiben.
Ebenso würde man sich täuschen, wenn man glauben wür- de, man finde in diesem Werk eine allgemeine, untrügliche An- weisung, um Medien zu bilden. Obwohl ein Jeder den Keim der erforderlichen Eignung in sich enthält, es zu werden, so ist diese Eignung dennoch sehr verschieden, und die Entwicklung dersel- ben hängt von Ursachen ab, welche man sich nicht nach Belieben geben kann. Die Regeln der Dichtkunst, der Malerei und der Mu- sik machen weder Dichter, noch Maler, noch Virtuosen aus jenen, die dazu nicht die Anlage haben. Sie leiten sie lediglich bei der Anwendung ihrer natürlichen Talente. Ebenso verhält es sich mit unserer Arbeit. Ihr Anliegen besteht darin, die Mittel anzudeuten, wie man die mediumistische Fähigkeit entwickeln könne, soweit es die Anlage eines Jeden gestattet, besonders aber darin, wie man davon einen nützlichen Gebrauch machen könne, wenn die Fä- higkeit nicht vorhanden ist. Allein dieses ist nicht das einzige Ziel, welches wir uns vorgesetzt haben.
Man wird daher nicht überrascht sein, in unserem Werk Be- lehrungen zu finden, die auf den ersten Blick fremd erscheinen könnten, aber die Erfahrung wird ihre Nützlichkeit zeigen.
Wenn man dieses Buch mit Fleiß studiert hat, wird man die Tatsachen besser begreifen, deren Zeuge man sein wird, die Spra- che so mancher Geistwesen wird weniger fremdartig erscheinen.
Diese praktische Anweisung ist daher nicht ausschließlich für die Medien bestimmt, sondern überhaupt für alle diejenigen, welche in der Lage sind, die spiritistischen Erscheinungen zu se- hen und zu beobachten.
Einige Personen haben gewünscht, dass wir ein kurz gefasstes Handbuch veröffentlichen sollten, welches die Anweisung enthiel- te, wie man sich mit den Geistern in Verbindung setzen könne. Sie glauben, dass ein solches Büchlein vermöge wegen seines billigen Preises leicht verbreitet werden, und ein großer Hebel zur Ver- mehrung der Medien sein könnte. Was uns betrifft, wir betrachten ein solches Büchlein für mehr schädlich als nützlich, wenigstens für die gegenwärtige Zeit. Die Ausübung des Spiritismus ist von sehr vielen Schwierigkeiten umgeben, und ist nicht immer frei von Unannehmlichkeiten, welchen nur ein ernstes und gründli- ches Studium vorbeugen kann. Es wäre zu befürchten, dass eine zu kurz gefasste Anleitung Interessenten zu leichtfertigen Erfahrun- gen anregen könnte, was sie dann bedauern würden. Es sind diese Sachen, mit denen zu spielen weder zulässig noch klug ist, und wir glauben, dass wir einen schlechten Dienst geleistet haben würden, wenn wir sie dem ersten besten Wagehals zur Verfügung stellten, dem es einfallen könnte, sich mit den Toten zu unterhalten. Wir wenden uns an Menschen, welche im Spiritismus ein ernstes Ziel erblicken, welche seine volle Wichtigkeit begreifen und die mit den Kundgebungen mit der unsichtbaren Welt kein Spiel treiben.
Erster Teil - Einleitende Begriff
ERSTES KAPITEL - Gibt es Geister?
Welche Vorstellung man sich von den Geistern auch machen mag, so gründet sich dieser Glaube notwendigerweise auf das Vorhandensein eines intelligenten Prinzips außerhalb der Materie; die Vorstellung ist mit der absoluten Verleugnung dieses Prinzips unvereinbar. Wir gehen also von der Existenz, dem Überleben und der Individualität der Seele aus, welche der Spiritualismus theoretisch und dogmatisch, der Spiritismus aber offenkundig beweist. Sehen wir einstweilen von den Manifestationen im eigentlichen Sinne ab, machen wir nur Schlussfolgerungen, und wir werden sehen, zu welchen Konsequenzen wir gelangen werden.
Nach dem gewöhnlichen Glauben geht sie entweder in den Himmel oder in die Hölle; aber wo ist der Himmel und die Hölle? Man sagte einst, dass der Himmel oben und die Hölle unten sei; aber was bedeutet im Universum das Oben und das Unten? Seit man die runde Gestalt unserer Erde und die Bewegung der Gestirne kennt, welche bewirkt, dass das, was in einem gewissen Moment oben ist, im Verlauf von zwölf Stunden in dem unendlichen Raum zum Unten wird, in welchem sich das Auge in unermesslicher Weite verliert?
Es ist zwar wahr, dass man unter den unteren Orten auch die Tiefen der Erde verstand; aber was sind diese Tiefen, da sie jetzt von der Geologie durchsucht worden sind? Was ist gleichfalls aus den konzentrischen Sphären geworden, die man den Himmel des Feuers, den Himmel der Sterne nannte, seit man weiß, dass die Erde nicht den Mittelpunkt der Weit bildet und dass selbst unsere Sonne nur eine von den Millionen der Sonnen ist, die im Weltenraum leuchten und von denen eine jede den Mittelpunkt eines planetarischen Wirbels bildet? Wie steht es mit der Wichtigkeit der Erde, verloren in der Unendlichkeit?
Mit welchem unberechtigten Vorrecht wäre dieses kaum wahrnehmbare Sandkorn, das sich weder durch seine Größe, noch durch seine Stellung, noch durch eine besondere Rolle auszeichnet, allein von vernünftigen Wesen bewohnt? Die Vernunft weigert sich, die Nutzlosigkeit des Unendlichen anzunehmen und alles sagt uns, dass diese Welten bewohnt sind. Wenn sie nun bewohnt sind, so liefern sie doch auch ihr Kontingent zur Seelenwelt. Aber noch einmal, was wird aus diesen Seelen, da die Astronomie und Geologie die ihnen angewiesenen Wohnungen vernichtet hat und besonders seit die so vernunftgemäße Lehre von der Mehrheit der Welten ihre Anzahl ins Unendliche vermehrt hat? Da sich die Annahme einer Lokalisierung der Seele mit den Grundsätzen der Wissenschaft nicht verträgt, so bestimmt ihnen eine andere mehr logische Lehre nicht einen begrenzten und beschränkten Ort als Aufenthalt, sondern den Weltraum. Es ist eine ganz unsichtbare Welt, in deren Mitte wir leben, die uns umgibt und mit uns beständig in Berührung kommt. Ist das etwas Unmögliches, ist das eine Sache, die der Vernunft widerspricht? Keineswegs, im Gegenteil, alles sagt uns, dass es gar nicht anders sein kann. Aber was wird aus den künftigen Belohnungen und Strafen, wenn ihr ihnen ihre besonderen Orte wegnehmt? Seht, dass der Unglaube an einen Ort der Strafen und Belohnungen generell dadurch hervorgerufen ist, dass man diese Orte unter unannehmbaren Bedingungen darstellt. Aber sagt, dass die Seelen ihr Glück oder Unglück aus sich selbst schöpfen, dass ihr Schicksal von ihrem moralischen Ziel, als jenes der beständigen Kontemplation, was nichts anderes wäre, als eine beständige Nutzlosigkeit. Sagt ferner, dass die Dämonen nichts anderes sind, als die Seelen der Bösen, die noch nicht geläutert sind, die aber zur höchsten Stufe Vervollkommnung ebenso gelangen können, wie die anderen, und es wird der Gerechtigkeit und Güte Gottes mehr entsprechen, als die Lehre, dass man zum Bösen geschaffen und ewig zum Bösen bestimmt sei!
Noch einmal, das ist es, was nur die strengste Vernunft, Zustand abhängig ist, dass eine Vereinigung sympathischer und guter Seelen die Quelle ihres Glücks ist, dass sie nach dem Grad ihrer Läuterung Dinge durchdringen und durchschauen, die gröberen Seelen verborgen sind, und alle werden es ohne Mühe begreifen. Sagt ihnen ferner, dass sie zu dem höchsten Grad ihrer Veredelung nur durch ihre Anstrengungen, sich zu verbessern, und erst nach einer Reihe von Prüfungen, die zu ihrer Läuterung dienen, gelangen; dass die Engel jene Seelen sind, welche den höchsten Grad der Veredlung schon erreicht haben, und den alle bei einem guten Willen erreichen können; sagt ihnen, dass die Engel Boten Gottes sind, um die Vollstreckung seines Willens im ganzen Universum zu überwachen, dass sie über diese ruhmvolle Mission glücklich sind: und ihr gebt ihrer Glückseligkeit ein viel nützlicheres und attraktiveres, die schärfste Logik, mit einem Worte der gesunde Menschenverstand zulassen kann.
Nun denn, die Seelen, welche das All bevölkern, sind es, die man eigentlich Geister (oder Geistwesen) nennt. Geister (oder Geistwesen) sind also nichts anderes als die menschlichen Seelen von ihrer körperlichen Hülle entblößt. Wenn Geister besondere Wesen wären, so wäre ihr Dasein viel zweifelhafter; wenn man aber zugibt, dass es Seelen gibt, so muss man auch Geister zugeben, die nichts anderes sind als die Seelen. Wenn man zugibt, dass Seelen sich überall befinden, so muss man auch annehmen, dass überall Geister sind. Man kann das Dasein der Geister nicht leugnen, ohne zugleich die Existenz der Seelen zu verwerfen.
Dieser Zweifel gründet sich auf die Unkenntnis der wahren Natur der Geister, von denen man sich gewöhnlich eine ganz falsche Vorstellung macht; denn man stellt sie sich zu Unrecht als abstrakte, vage und unbestimmte Wesen vor, was sie aber gar nicht sind.
Stellen wir uns zunächst den Geist in seiner Verbindung mit dem Körper vor. Der Geist ist das Hauptwesen, weil er ein denkendes und überlebendes Wesen ist; der Körper ist nur eine Zugabe des Geistes, eine Hülle, ein Kleid, das er verlässt, wenn es abgenutzt ist. Außer dieser materiellen Hülle hat der Geist noch eine zweite halbmaterielle, die ihn mit der ersten verbindet. Beim Tod befreit sich der Geist von dieser Hülle, nicht aber von der zweiten, welcher wir den Namen »Perispirit« geben. Diese halbmaterielle Hülle, welche die menschliche Gestalt annimmt, bildet für sich einen flüchtigen, dunstartigen Körper, um für uns im normalen Zustand unsichtbar zu sein, der aber dennoch einige Eigenschaften der Materie besitzt. Der Geist ist also kein Punkt, keine Abstraktion sondern ein bestimmtes und begrenztes Wesen, dem nichts anderes fehlt, als sichtbar und tastbar zu sein, um den anderen menschlichen Wesen zu gleichen. Warum sollte er daher auf die Materie keinen Einfluss haben? Vielleicht, weil sein Körper flüchtig ist? Aber findet der Mensch nicht bei dem am meisten verdünnten Fluiden, welche man schon für unwägbar hält, wie z.B. die Elektrizität, die mächtigste Triebkraft?
Hat nicht das unwägbare Licht einen chemischen Einfluss auf die wägbare Materie? Wir kennen die innere Beschaffenheit des Perispirits nicht; stellen wir ihn uns aber als von der elektrischen Materie oder von einem anderen subtilen Stoff gebildet vor, warum sollte er nicht dieselbe Eigenschaft haben, wenn er von einem Willen geleitet wird?
1) dass, das Wesen, welches während des Lebens in uns denkt, nach dem Tode nicht mehr denken braucht;
2) und wenn es denkt, dass es nicht an jene denken braucht, die es geliebt hat;
3) und wenn es an jene denkt, die es geliebt hat, dass es nicht wünschen sollte, sich ihnen mitzuteilen;
4) wenn es überall sein kann, dass es nicht an unserer Seite sein kann;
5) wenn es an unserer Seite ist, dass es sich uns nicht mitteilen kann;
6) dass es nicht mittels seiner flüchtigen Hülle auf die träge Materie einwirken kann;
7) wenn es auf die träge Materie einwirken kann, dass es keinen Einfluss auf ein anderes belebtes Wesen haben kann;
8) wenn es auf ein belebtes Wesen einwirken kann, dass es seine Hand nicht führen kann, um damit zu schreiben;
9) wenn es dies vermag, dass es nicht auf gegebene Fragen antworten und den Fragestellenden seine Gedanken übertragen kann.
Wenn uns die Gegner des Spiritismus bewiesen haben, dass dies nicht möglich ist, und zwar durch so offenkundige Beweise, wie Galileo Galilei (1564-1642) bewiesen hat, dass sich die Sonne nicht um die Erde bewegt, dann werden wir anerkennen, dass ihre Zweifel begründet sind. Zu ihrem Unglück beschränkt sich ihre Argumentation bis heute auf diese Worte: „Ich glaube es nicht, also ist es unmöglich.“ Sie werden uns ohne Zweifel sagen, dass es unsere Sache sei, die Wirklichkeit der Kundgebungen zu beweisen. Wir beweisen sie ihnen tatsächlich und zwar durch Vernunftgründe; wenn sie aber weder das eine, noch das andere annehmen wollen, wenn sie auch das leugnen, was sie selbst sehen, so ist es ihre Sache, zu beweisen, dass unser Urteil falsch ist, und dass die spiritistischen Tatsachen unmöglich sind.
ZWEITES KAPITEL - Das Wunderbare und das Übernatürliche
- Was gegen die Gesetze der Natur ist. Ihr kennt also diese Gesetze so gut, dass es euch möglich ist, die Grenze der Allmacht Gottes zu bezeichnen? Nun gut, so beweist, dass die Existenz der Geister und ihre Kundgebungen gegen das Naturgesetz sind; dass sie nicht eines der Naturgesetze ist und sein kann! Folgt der spiritistischen Lehre und seht, ob diese Verkettung nicht alle Kennzeichen eines wunderbaren Gesetzes an sich trägt, welches alles aufklärt, was bisher alle Philosophien nicht aufzuklären im Stande waren. Das Denken ist eine der Eigenschaften des Geistes; die Möglichkeit, auf die Materie einzuwirken, auf unsere Sinneswerkzeuge einen Eindruck zu machen und infolge dessen uns Gedanken zu übertragen, ist das Ergebnis, wenn wir uns so ausdrücken können, seiner physiologischen Beschaffenheit. Dabei gibt es nichts Übernatürliches, nichts Wunderbares. Dass ein toter Mensch, und zwar ganz tot, körperlich wieder auflebt, dass seine zerstreuten Glieder sich vereinigen sollten, um seinen Körper wieder zu bilden, das wäre sonderbar, übernatürlich und eigenartig, das wäre eine Abweichung vom Naturgesetz, welche Gott nicht eintreten lassen könnte, außer durch ein Wunder; aber es gibt nicht solches in der spiritistischen Lehre.
So ist man von Beobachtung zu Beobachtung dahin gekommen, zu erkennen, dass dieses unsichtbare Wesen, dem man den Namen Geist gab, nichts anderes ist, als die Seele derer, die körperlich gelebt haben, und die der Tod von ihrer groben, sichtbaren Hülle befreit hat, indem er ihnen nur eine ätherische Hülle, die in ihrem normalen Zustande unsichtbar ist, gelassen hat. Da ist das Sonderbare und Übernatürliche auf seine einfache Bedeutung zurückgeführt.
Wenn einmal das Dasein der unsichtbaren Wesen dargelegt ist, so ist ihr Einfluss auf die Materie das Resultat der Eigenschaft ihrer fluidischen Hülle. Dieser Einfluss ist ein intelligenter, denn bei ihrem Ableben haben sie nur ihren Körper verloren, aber sie haben ihre Intelligenz, die ihr Wesen bildet, behalten. Da ist der Schlüssel zu allen Erscheinungen, welche man fälschlicherweise für übernatürlich gehalten hat. Das Dasein der Geister ist aber kein vorgefasstes System, eine Hypothese, um die Tatsachen zu erklären; es ist ein Resultat von Wahrnehmungen und die natürliche Folge des Daseins der Seele. Dies zu leugnen, hieße die Seele und ihre Eigenschaften zu verleugnen.
Diejenige, die denken für die intelligenten Wirkungen einer vernunftmäßigeren Lösung finden zu können, vor allem, alle Fakten erklären zu können, sollen es nur versuchen. Erst dann wird es möglich sein, über den Wahrheitsgehalt jeder einzelnen zu diskutieren.
Nach ihrer Meinung ist das Wunderbare absurd. Der Spiritismus stützt sich auf wunderbare Fakten; demzufolge ist der Spiritismus absurd, das ist ihr Urteil ohne alle Widerrede. Sie glauben einen unwiderleglichen Beweis entgegen zu stellen, wenn sie, nachdem sie anspruchsvolle Untersuchungen über die Konvulsionären von St. Mèdard, über die Calvinisten in den Sevennen, über die Nonnen von Loudun angestellt haben, dahin gelangt sind, darin offenkundige Tatsachen vom Schwindel, den niemand leugnet, gefunden zu haben; aber sind denn diese Geschichten das Evangelium des Spiritismus? Haben seine Anhänger je geleugnet, dass diese Marktschreierei einige Tatsachen für sich ausgebeutet hat, dass damit die Einbildungskraft gesteigert wurde, und dass der Fanatismus vieles übertrieben hat? Der Spiritismus hat mit den Abschweifungen, die man in seinem Namen machen kann, eben so wenig zu tun, als die wahre Wissenschaft vor den Missbräuchen der Unwissenheit, und die wahre Religion vor den Ausschreitungen des Fanatismus. Viele Kritiker beurteilen den Spiritismus nur nach den Märchen von Feen und den Volkssagen, die über ihn gedichtet wurden; es ist eben so, als wenn man die Weltgeschichte auf Grundlage der historischen Romane und Tragödien beurteilen wollte.
»Aber wo bleibt der Glaube des Spiritismus stehen? « wird man sagen; »Seht, beobachtet, und ihr werdet es wissen.« Jede Wissenschaft erwirbt man sich nur mit der Zeit und durch das Studium. Nun denn, der Spiritismus, welcher die schwierigsten Fragen der Philosophie und alle Zweige der gesellschaftlichen Ordnung berührt, der den physischen und moralischen Menschen zugleich umfasst, ist für sich selbst eine ganze Wissenschaft, eine ganze Philosophie, die man ebenso wenig in ein paar Stunden erlernen kann, wie andere Wissenschaft. Es wäre ebenso lächerlich, den ganzen Spiritismus in einem drehenden Tische zu sehen, als es kindisch wäre, die ganze Physik in gewissen Spielwerkzeugen der Kinder zu erblicken. Wer sich mit dem Oberflächlichen nicht begnügen will, dem genügen nicht Stunden, sondern Monate und Jahre setzt er daran, um alle Geheimnisse desselben zu ergründen. Hiervon schließe man auf den Grad des Wissens und den Wert der Meinung derjenigen, die sich das Recht der Beurteilung anmaßen, weil sie ein oder zwei Experimente gesehen haben, die sehr oft nur als Unterhaltung und aus Zeitvertreib vorgenommen wurden. Sie werden ohne Zweifel sagen, dass sie nicht Muße haben, diesem Studium die nötige Zeit zu widmen. Sei es so, niemand zwingt sie dazu. Wenn man aber keine Zeit hat, eine Sache zu lernen, sollte man weder über sie reden noch sie urteilen, wenn man nicht der Leichtfertigkeit beschuldigt werden will. Nun denn, eine je höhere Stellung man in der Wissenschaft einnimmt, desto weniger ist es verzeihlich, einen Gegenstand leichtfertig zu behandeln, den man nicht kennt.
Da sich diese Erscheinungen auf ein Naturgesetz gründen, so haben sie nichts Sonderbares und nichts Übernatürliches im gewöhnlichen Sinne des Wortes an sich.
Viele Erscheinungen werden darum für übernatürlich gehalten, weil man ihre Ursache nicht kennt; da ihnen der Spiritismus eine Ursache zuweist, führt er sie wieder in den Bereich der natürlichen Erscheinungen zurück.
Unter den Tatsachen, welche für übernatürlich erklärt werden, sind viele, deren Unmöglichkeit der Spiritismus nachweist, und welche er in den Aberglauben zurückweist.
Obwohl der Spiritismus anerkennt, dass in manchem Volksglauben ein Körnchen Wahrheit zu finden ist, so übernimmt er keineswegs die Bürgschaft für alle phantastischen, durch die Einbildungskraft geschaffenen Erzählungen.
Den Spiritismus nach Tatsachen zu beurteilen, die er nicht zugibt, heißt seine Unkenntnis an den Tag legen und seiner Meinung alle Glaubwürdigkeit entziehen.
Die Erklärung der Tatsachen, die der Spiritismus zulässt, das Darlegen ihrer Ursachen und moralischen Folgen bildet für sich eine eigene Wissenschaft, eine ganze Philosophie, welche ein ernstes, anhaltendes und tiefes Studium erfordert.
Der Spiritismus kann nur den, als einen ernsten Kritiker betrachten, der mit Geduld und Beharrlichkeit eines ernsten Beobachters alles gesehen, alles studiert und alles erwogen hat; der von diesem Gegenstand so viel weiß, wie der aufgeklärte Anhänger, der daher seine Kenntnisse von wo anders her geschöpft hat, als aus den Romanen der Wissenschaft, dem man keine Tatsache vorlegen kann, ohne dass er davon Kenntnis hat, kein Argument, welches er nicht durchgedacht hätte, der zurückweist, aber nicht durch bloßes Ableugnen, sondern durch schlagende Gründe, und der endlich den anerkannten spiritistischen Tatsachen eine logische Ursache beizumessen im Stande ist. Ein solcher Kritiker ist noch zu finden.
Es fällt uns nicht ein, zu erforschen, ob es Gott für gut gehalten hat, unter gewissen Umständen die von ihm selbst gegebenen Naturgesetze aufzuheben, wir haben nur das Ziel, zu zeigen, dass die spiritistischen Erscheinungen, so außerordentlich sie auch sein mögen, niemals diese Gesetze aufheben, dass sie keinen wunderbaren Charakter haben, ebenso wenig wunderbar und übernatürlich sind. Ein Wunder lässt sich nicht erklären; die spiritistischen Erscheinungen dagegen lassen sich auf die vernünftigste Art erklären; sie sind also keine Wunder, sondern einfache Tatsachen, die ihre Begründung in den allgemeinen Gesetzen finden. Ein anderes Merkmal des Wunders ist, dass es ungewöhnlich ist und einzeln auftritt. Sobald eine Sache sozusagen nach Belieben und durch verschiedene Personen bewirkt wird, so kann sie kein Wunder sein.
Die Wissenschaft macht in den Augen der Unwissenden alle Tage Wunder. Das ist der Grund, warum in der Antike diejenigen, welche mehr wussten als das Volk, meistens für Hexer gehalten wurden; und da man glaubte, dass jede übermenschliche Wissenschaft vom Teufel komme, so verbrannte man sie. Heutzutage, wo man gebildeter ist, begnügt man sich damit, sie ins Irrenhaus zu schicken.
Wenn ein Mensch, der wirklich gestorben ist, wie wir es eingangs gesagt haben, durch göttliches Eingreifen wieder zum Leben gebracht wird, so ist dies ein wahres Wunder, weil es gegen die Naturgesetze ist; wenn aber dieser Mensch nur den Schein des Todes hat, wenn in ihm noch ein Rest der verborgenen Lebenskraft vorhanden ist, und wenn die Wissenschaft oder magnetische Behandlung es dahin bringen, ihn wieder zu beleben, so ist das für aufgeklärte Menschen eine natürliche Erscheinung, aber in den Augen des unwissenden Volkes wird diese Tat für ein Wunder gelten und der Urheber dessen wird entweder mit Steinwürfen verfolgt oder verehrt werden, je nach seinem individuellen Charakter. Wenn ein Physiker in der Mitte des Feldes einen elektrischen Drachen aufsteigen und den Blitz auf einen Baum fallen lässt, so wird man diesen neuen Prometheus gewiss wie mit einer diabolischen Macht ausgerüstet betrachten. Dieser sogenannte Prometheus scheint uns nur ein Vorgänger Franklins zu sein; aber wenn Josua die Bewegung der Sonne oder vielmehr der Erde aufhält, das ist ein wahres Wunder; denn wir kennen keinen Magnetiseur, der Macht genug hätte, ein solches Wunderwerk zu bewirken.
Eine der ausserordentlichsten unter allen spiritistischen Manifestationen ist ohne Widerrede die direkte Schrift; denn diese zeigt uns in auffallender Weise die Tätigkeit der verborgenen Intelligenzen; allein sobald diese Erscheinung durch verborgene Wesen bewirkt wird, ist sie ebenso wenig wunderbar, wie alle anderen Phänomene, die man den unsichtbaren Agenten verdankt, weil diese verborgenen Wesen, welche den Raum erfüllen, eine von den Naturkräften bilden, eine Kraft, deren Einfluss sowohl auf die materielle als auch auf die moralische Welt unausgesetzt wirkt.
Indem uns der Spiritismus diese Kraft erklärt, gibt er uns einen Schlüssel zu einer Menge unerklärter und auf eine andere Weise unerklärbarer Tatsachen, die in vergangenen Zeiten für ein Wunder gelten konnten, er enthüllt uns so wie der Magnetismus, ein, wenngleich nicht unbekanntes, so doch schlecht aufgefasstes Naturgesetz, oder um richtiger zu reden: man kannte seine Wirkungen, denn sie sind zu allen Zeiten hervorgebracht worden, aber man kannte das Gesetz nicht, und die Unkenntnis des Gesetzes hat den Aberglauben erzeugt. Sobald man das Naturgesetz erkannte, verschwand das Wunderbare, und die Erscheinungen traten in die Reihe der natürlichen Dinge. Deshalb tun die Spiritisten ebenso wenig Wunder, wenn sie bewirken, dass sich ein Tisch dreht, oder dass die Verstorbenen schreiben, als ein Arzt, der einen Scheintoten wieder belebt und ein Physiker, der den Blitz hervorbringt. Derjenige, welcher behaupten würde, mit Hilfe dieser Wissenschaft Wunder zu wirken, wäre mit der Sache entweder unbekannt oder ein Schwindler.
Er kommt also der Religion zu Hilfe, indem er die Möglichkeit gewisser Tatsachen nachweist, die, wenn sie den Charakter des Wunderbaren nicht an sich tragen, dennoch nicht weniger außerordentlich sind. Aber deshalb ist Gott nicht weniger groß, nicht weniger mächtig, dass er seine Gesetze nicht aufgehoben hat. Zu welchem Gelächter hat nicht das die Levitation (Schweben) des heiligen Kupertin Anlass gegeben. Nun denn, das Schweben schwerer Körper in der Luft ist eine Tatsache, die der Spiritismus erklärt; wir selbst waren persönlich dabei Augenzeugen, und Herr Daniel Dunglas Home und auch andere Leute unserer Bekanntschaft haben zu verschiedenen Malen das vom heiligen Kupertin hervorgebrachte Phänomen wiederholt. Dieses Phänomen tritt daher in die Reihe der gewöhnlichen Erscheinungen.
Die Erklärung ist doch ein mächtiger Hebel der Überzeugung in diesem Jahrhundert, wo man sich nicht mehr nur mit Worte begnügt.
Auch finden sich alle Tage Leute, die von keiner Tatsache Augenzeuge waren, die nie einen Tisch sich bewegen, noch ein Medium schreibend gesehen haben, und die dennoch so fest überzeugt sind, wie wir; nur darum, weil sie gelesen und verstanden haben. Wenn man nur das glauben sollte, was man mit eigenen Augen gesehen hat, so würden sich unsere Überzeugungen auf wenige Dinge beschränken.
DRITTES KAPITEL - Methode
Wir haben gesagt, der Spiritismus sei für sich eine ganze Wissenschaft, eine ganze Philosophie. Derjenige also, welcher denselben allen Ernstes kennen lernen will, muss sich daher als erste Bedingung einem ernsten Studium unterziehen und überzeugt sein, dass er diese Wissenschaft ebenso wenig wie eine andere spielend erlernen kann. Der Spiritismus berührt, wie wir es bereits gesagt haben, alle Fragen, welche die Menschheit interessieren; sein Feld ist unermesslich, und man muss ihn vor allem aus dem Standpunkt seiner Konsequenzen betrachten.
Der Glaube an die Geister bildet ohne Zweifel seine Grundlage; allein er genügt nicht, um einen aufgeklärten Spiritisten zu bilden, ebenso wenig, als der Glaube an Gott genügend ist, um einen Theologen zu machen. Lasst uns daher untersuchen, auf welche Art man am sichersten bei diesem Unterricht zum Ziele gelangen kann.
Lasst euch, Anhänger des Spiritismus durch das Wort: „Unterricht“ nicht abschrecken, es ist kein Unterricht von einer erhöhten Lehrkanzel oder Tribüne; eine einfache Konversation ist schon ein Unterricht. Jedermann, der bemüht ist, einen anderen zu überzeugen, sei es auf dem Wege der Belehrung, oder auf jenem der Experimente, gibt Unterricht. Unser Wunsch geht dahin, dass unsere Mühe nicht ohne Früchte sei, das ist der Grund, warum einige Anhaltspunkte gegeben werden müssen, die auch jenen zustattenkommen, die sich selbst unterrichten wollen; sie werden darin das Mittel finden, viel sicherer und viel schneller zum Ziel zu gelangen.
Im Spiritismus ist die Frage nach Geistwesen eine Nebenfrage und eine Folgerung. Es ist genau dieser Fehler der vielen Anhängern des Spiritismus unterläuft, und gewisse Personen zum Scheitern bringt. Da Geistwesen nichts anderes sind, als die Seelen der Menschen, so ist der wahre Punkt der Diskussion das Dasein der Seele. Nun denn, wie kann der Materialist zugeben, dass es Wesen gibt, die außer der materiellen Welt leben, wenn er glaubt, dass er selbst nichts anderes ist, als Materie? Wie kann er glauben, dass es um ihn herum Geister gibt, wenn er nicht glaubt, dass er selbst einen besitzt? Umsonst würde man vor seinen Augen die greifbarsten Beweise anhäufen er wird alle bestreiten, weil er doch das Prinzip nicht anerkennt.
Jeder methodische Unterricht muss von dem Bekannten zum Unbekannten schreiten. Für den Materialisten ist das Be kannte die Materie; geht daher von der Materie aus, und trachtet ihn bei ihrer Beobachtung zu überzeugen, dass in ihr etwas bestehe, das sich den Gesetzen der Materie entzieht; mit einem Wort, bevor ihr ihn zum Spiritisten macht, trachtet ihn zuvor zum Spiritualisten zu machen. Aber da gibt es eine andere Ordnung der Dinge, eine ganz besondere Belehrung, wozu man durch andere Mittel schreiten muss. Ihm von Geistern zu reden, bevor man ihn überzeugt hat, dass er eine Seele habe, hieße dort anfangen, wo man enden sollte; denn er kann die Schlussfolgerung nicht zugeben, wenn er die Grundlage nicht zulässt. Bevor man es daher übernimmt, einen Ungläubigen zu überzeugen, wäre es auch durch Tatsachen, ist es nötig, seine Meinung in Bezug auf die Seele zu kennen, das heißt, ob er auch an seine Weiterexistenz, an ein Überleben des Körpers, an seine Individualität nach seinem Tode glaubt. Wenn seine Antwort verneinend ist, so wäre es eine vergebliche Mühe, mit ihm von Geistwesen zu reden. Das ist die Regel. Wir behaupten nicht, dass sie keine Ausnahme zulasse, aber dann gibt es wahrscheinlich etwas anderes, was ihn weniger widerspenstig macht.
Wenn wir gesagt haben, dass der Zweifel bei den Ungläubigen in Anbetracht einer vernünftigen Erklärung verschwindet, so muss man davon die Materialisten ausnehmen, besonders jene, die alle Kraft und das ganze intelligente Prinzip außerhalb der Materie wegleugnen. Die meisten beharren auf ihrer Meinung aus Stolz; sie glauben aus Selbstliebe dabei beharren zu müssen; sie verbleiben dabei trotz und gegen alle Beweise des Gegenteils, weil sie nicht unterliegen wollen. Mit solchen Leuten ist nichts zu tun. Man darf sich nicht einmal durch die Ehrlichkeit derer täuschen lassen, welche sagen: „Lasst mich sehen, und ich werde glauben.“ Es gibt auch solche, die viel weiter gehen und sagen: „Ich werde sehen und dennoch nicht glauben.“
Man findet deren eine zahlreiche Menge unter den heiligen und weltlichen Schriftstellern, unter den Dichtern, Rednern, Moralisten und Philosophen der alten und neuen Zeit.
3) Solche, die sich nicht damit begnügen, die spiritistische Moral zu bewundern, sondern die sich danach richten, und alle Folgesätze desselben annehmen. In der Überzeugung, dass das irdische Dasein eine vorübergehende Prüfung sei, bemühen sie sich, diese kurze Zeit dazu zu benützen, um auf dem Weg des Fortschritts zu gehen, der sie allein in der Hierarchie der Geisterwelt zu erheben vermag, indem sie danach streben, das Gute zu tun und ihre schlechten Neigungen zu unterbinden. In ihrer Beziehungen sind sie stets verlässlich, denn ihre Überzeugung entfernt sie von einem jeden bösen Gedanken. Die Nächstenliebe ist in allen Dingen ihre Lebensregel, das sind die wahren Spiritisten oder vielmehr christliche Spiritisten.
Das Mittel, diesem Übelstand vorzubeugen, ist sehr einfach. Man muss mit der Theorie anfangen. Hier werden alle Erscheinungen anschaulich gemacht und erklärt. Man kann ihre Möglichkeit begreifen und die Bedingungen erkennen, unter denen man sie hervorbringen kann, und auch die Hindernisse, denen man begegnen kann. In welcher Ordnung sie sodann je nach den Umständen auftreten, so gibt es nichts mehr, was überraschen könnte.
Dieser Vorgang verschafft uns auch einen anderen Vorteil: er erspart nämlich demjenigen, der es unternehmen will, eine Menge von Enttäuschungen. Gegen die Schwierigkeiten gerüstet, kann er sich in Acht nehmen, und es vermeiden, auf eigene Kosten Erfahrungen zu sammeln.
Seit wir uns mit dem Spiritismus beschäftigen, wäre es schwer, die Anzahl Personen anzugeben, die zu uns gekommen sind, und wie viele wir unter diesen gesehen haben, die bei den offenkundigsten Tatsachen gleichgültig oder ungläubig geblieben sind und erst später nur durch eine wohlbegründete Erklärung zur Überzeugung gebracht wurden. Wie viele andere sind nach Überlegungen zur Überzeugung gebracht worden; wie viele sind endlich überzeugt worden, ohne etwas gesehen zu haben, nur dadurch, dass sie es begriffen haben! Wir reden aus Erfahrung. Die beste Methode, den Spiritismus zu lehren, ist, sich zuvor an den Verstand, dann erst an die Augen zu wenden.
Diese Methode werden wir bei unseren Lektionen befolgen, und wir können uns dazu nur Glück wünschen. *
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* Anmerkung von Allan Kardec: Unser theoretischer und praktischer Unterricht ist immer unentgeltlich.
Ein vorausgehender sachlicher Unterricht setzt sie auch in den Stand, sich alle Anomalien aufzuklären und gestattet ihnen, darin eine Menge Details gewahr zu werden, oft sehr kleine Unterschiede, die für sie ebenso viele Mittel der Überzeugung sind, die aber dem unwissenden Beobachter in Sitzungen entgehen. Das ist der Grund, der uns veranlasst, zu unseren experimentalen Sitzungen nur jene Personen zuzulassen, welche hinlängliche Vorkenntnisse besitzen, um zu begreifen, was man da macht, überzeugt, dass andere ihre Zeit daselbst verlieren würden, oder Veranlassung wären, dass wir die unsere verlören.
1) „Der Spiritismus in seinem einfachsten Ausdruck“
Diese Broschüre enthält nur dreißig Seiten und ist eine kurz gefasste Darstellung der Grundsätze der spiritistischen Lehre; ein allgemeiner Überblick, der gestattet, das ganze unter einem einge schränkten Rahmen zu umfassen. In wenigen Worten sieht man das Ziel und kann über seine Tragweite urteilen. Man findet darin überdies die Antwort auf die hauptsächlichsten Fragen und Einwendungen, welche Neulinge natürlich zu stellen geneigt sind. Diese erste Lektüre, die nur wenig Zeit in Anspruch nimmt, ist die Einführung, die ein weiteres Studium erleichtert.
2) „Das Buch der Geister”
Es enthält die ganze von den Geistwesen selbst diktierte Lehre mit ihrer gesamten Philosophie und allen moralischen Konsequenzen; das ist die Enthüllung der Bestimmung des Menschen, die Einweihung in die Natur der Geistwesen und in die Geheimnisse des Lebens nach dem Tod. Wenn man es liest, dann begreift man, dass der Spiritismus ein ernstes Ziel hat und nicht zum bloßen Zeitvertreib da ist.
3) „Das Buch der Medien”
Es ist bestimmt, die Manifestationen in der Praxis durch Angabe der geeignetsten Mittel zu lenken, um mit Geistwesen zu verkehren. Es ist ein Wegweiser teils für die Medien, teils für die Sitzungsteilnehmer und eine Ergänzung des Buches der Geister.
4) „Spiritistische Zeitschrift“ (Revue Spirite)
Dies ist eine Sammlung verschiedener theoretischer Erklärungen und Einzeltexte, welche die zwei vorhergenden Werken ergänzen, und gewissermassen ihre Anwendung davon darstellen. Man kann diese zwar gleichzeitig lesen, aber es wird viel vorteilhafter und verständlicher sein, sie erst nach dem Buch der Geister zu lesen.
Da ist das, was uns betrifft. Diejenigen, die alles in einer Wissenschaft kennen lernen wollen, müssen notwendigerweise alles lesen, was über diesen Gegenstand geschrieben worden ist; entweder alles oder wenigstens die Hauptsachen, und sie dürfen sich nicht auf einen einzigen Schriftsteller beschränken; sie müssen die Werke dafür und auch jene dagegen lesen, sowohl die Kritiken als auch die Lobreden der spiritistischen Lehre; sie müssen sich in die verschiedenen Systeme einweihen, um durch deren Vergleich urteilen zu können. In dieser Beziehung wird von uns kein Werk weder vergöttert noch bekrittelt, in der Absicht in keiner Einsicht auf die Meinung, die man sich bilden will, Einfluss zu nehmen. Indem wir unser Scherflein beitragen, stellen wir uns in die Linie der anderen Mitstreiter; es kommt uns nicht zu, zugleich Richter und Partei zu sein, und wir besitzen nicht die lächerliche Anmaßung, die einzigen Spender des Lichtes zu sein. Dem Leser kommt es zu, das Gute vom Bösen, das Wahre vom Falschen zu trennen.
VIERTES KAPITEL - Systeme
Die Gegner des Spiritismus glaubten in dieser Verschiedenheit der Meinungen einen Grund zu finden, indem sie sagten, dass die Spiritisten ja selbst untereinander nicht einig seien. Das war ein armseliger Einwand, wenn man bedenkt, dass die Schritte einer jeden im Entstehen begriffenen Wissenschaft notwendigerweise ungewiss sind, bis es die Zeit gestattet, die Tatsachen zu sammeln und zu ordnen, welche die neue Lehre begründet. Je mehr sich die Tatsachen ergänzen, je mehr sie erforscht werden, desto mehr verlieren sich die anfänglichen Ideen, und die Einheit wird hergestellt, wenigstens in den wesentlichen Punkten, wenn nicht in allen Einzelheiten.
So war es auch beim Spiritismus; er konnte der allgemeinen, herkömmlichen und meist oberflächlichen Kritik nicht entgehen, und er musste sich seiner Natur nach mehr als alles andere der Verschiedenheit der Auslegungen hingeben. Man kann daher sagen, dass er in dieser Beziehung viel schneller fertig war, als die anderen älteren Wissenschaften, z.B. die Medizin, welche noch jetzt die größten Gelehrten scheidet.
Die spiritistischen Phänomene gibt es in zwei Arten: physische oder intelligente Effekte. Die Gegner leugnen das Dasein der Geister aus dem Grunde, weil sie nichts außerhalb der Materie zugeben, somit lässt sich begreifen, dass sie die intelligenten Manifestationen auch leugnen. Was die physischen Erfolge betrifft, so erklären sie dieselben von ihrem Gesichtspunkt und ihre Gründe können unter folgende vier Systeme eingereiht werden.
Man muss in der Tat bekennen, dass diese Narrheit - wenn es eine Narrheit ist einen eigentümlichen Charakter habe, nämlich den, hauptsächlich, die aufgeklärte Klasse zu erreichen, in der der Spiritismus bisher die überwiegende Mehrzahl seiner Anhänger hat. Wenn man in ihrer Zahl einige Exzentriker findet, so beweisen diese gegen die Lehre ebenso wenig, als einige religiöse Narren etwas gegen die Religion, die närrischen Musikfreunde etwas gegen die Musik, verrückte Mathematiker gegen die Mathematik beweisen. Alle Ideen haben exaltierte Fanatiker gefunden und man müsste mit einer sehr stumpfen Urteilskraft begabt sein, um die Übertreibung einer Sache mit der Sache selbst zu verwechseln.
Für diesbezüglichen näheren Angaben weisen wir auf unsere Broschüre: „Der Spiritismus in seinem einfachsten Ausdruck“ und auf „Das Buch der Geister“, (Einleitung § XV).
Es ist wahr, dass ein gelehrter Arzt darüber nach seiner Meinung eine vollständige Erklärung gegeben hat. * Die Ursache davon ist, sagt er, in der freiwilligen oder unfreiwilligen Zusammenziehung der Sehne an der Wadenbeinmuskel. Dabei legt er eine vollständige anatomische Zergliederung dar, um zu zeigen, durch welchen Mechanismus diese Sehne den Lärm hervorbringen, die Trommel einer Batterie nachahmen, und selbst rhythmische Lieder ausführen könne. Daraus schließt er, dass diejenigen, welche glauben, Schläge bei einem Tische zu vernehmen, die Gefoppten sind, entweder von einer Mystifikation oder von einer Illusion. Die Sache ist an sich nicht neu; aber zum Unglück für den Entdecker dieser neuen vorgeschützten Entdeckung kann seine Theorie nicht über alle Fälle den Aufschluss geben.
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* Anmerkung von Allan Kardec: M. Jobert (de Lamballe). Um wahr zu sein, muss man sagen, dass diese Entdeckung M. Schiff zu verdanken ist. M. Jobert hat die Folgerungen daraus vor der medizinischen Akademie auseinander gesetzt, um den Klopf-geistern den Todesstoss zu geben. (Näheren Angaben zur Erklärung M. Joberts sind in der „Revue Spirite“ von Juni 1859 zu lesen.)
Sagen wir zuerst, dass die, welche die besondere Gabe haben, nach Belieben ihre Wadenbeinmuskel oder eine andere knacken zu lassen, und durch dieses Mittel Arien zu spielen, nur als Ausnahmen vorkommen, während das Tischklopfen sehr allgemein ist, und dass die, welche diese Fähigkeit besitzen, bei weitem nicht alle die erstere haben. Zweitens hat der weise Doktor vergessen uns aufzuklären, wie die knackende Muskel einer stillstehenden, vom Tische fernsitzenden Person zu fühlende Vibrationen hervorbringen könne, wie sich dieses Geräusch nach dem Willen der an den verschiedenen Seiten des Tisches Stehenden in den anderen Einrichtungstücken, gegen die Mauer, die Decke etc. wiederholen könne; wie sich endlich die Handlung der Muskel auf den Tisch erstrecken könne, den man gar nicht berührt, um ihn in Bewegung zu setzen. Endlich würde diese Erklärung, wenn es eine solche wäre, nur das Phänomen der geklopften Schläge entkräften, kann sich aber auf die anderen Gattungen von Geistermitteilung nicht erstrecken. Schließen wir nun daraus, dass er geurteilt hat, ohne gesehen zu haben, oder ohne alles, und alles gut gesehen zu haben? Es ist immer zu beklagen, wenn Gelehrte sich beeilen über Sachen, die sie nicht kennen, solche Aufklärungen zu geben, welche die Tatsachen nicht widerlegen können. Ihr eigenes Wissen sollte sie in ihren Urteilen umso vorsichtiger machen, da es für sie die Grenzen des Unbekannten erweitert.
Nur die Erfahrung, gestehen wir es, konnte diese Theorie entweder bestätigen oder verwerfen, und die Erfahrung hat sie verworfen. Denn sie zeigt alle Augenblicke durch die zuverlässigsten Tatsachen, dass der ausgedrückte Gedanke nicht nur ein fremder sein kann, sondern dass er in Beziehung auf die Umstehenden oft ein ganz verkehrter ist, dass er allen vorgefassten Meinungen widerspricht, dass er alle Voraussicht vereitelt, und in der Tat, wenn ich mir denke: „weiß“ und man hat mir geantwortet: „schwarz“, so ist es schwer zu glauben, dass diese Antwort von mir komme. Man stützt sich auf einige Fälle der Übereinstimmung des von den Jenseitigen ausgedrückten Gedankens mit jenem der Umstehenden. Aber was beweist dies, als dass die Umstehenden ebenso denken können, wie die kundgebende Intelligenz? Es ist damit nicht gesagt, dass sie immer einer entgegen-gesetzten Meinung sein müssen.
Wenn bei einer Unterredung der Sprechende einen dem eurigen ähnlichen Gedanken ausspricht, werdet ihr deshalb sagen, dass er von euch kommt? Es genügt nur, einige gegenteilige Beispiele gehörig nachzuweisen, um zu zeigen, dass diese Theorie nicht unumschränkt sei. Wie könnte man durch die Reflexion des Gedankens zuletzt die Schriften von Personen erklären, die gar nicht schreiben können; die Antworten von der größten philosophischen Bedeutung, die durch ungebildete Personen erhalten wurden, wie auch Antworten, die auf innerlich gedachte Fragen oder in einer dem Medium unbekannten Sprache gegeben werden und tausend andere Tatsachen, die über die Unabhängigkeit der sich kundgebenden Intelligenzen keinen Zweifel aufkommen lassen. Die entgegengesetzte Meinung kann nur das Resultat eines Mangels an Beobachtung sein.
Wenn die Gegenwart einer fremden Intelligenz durch die Qualität der Antwort moralisch erwiesen ist, so ist dieselbe durch das direkte Schreiben auch materiell nachgewiesen, nämlich durch das spontan erhaltene Schreiben, ohne Feder, ohne Bleistift, ohne Berührung, trotz aller angewendeten Vorsichtsmaßregeln, um sich gegen eine jede Täuschung zu verwahren. Der intelligente Charakter des Phänomens kann nicht in Zweifel gezogen werden; es ist also etwas anderes als eine fluidische Wirkung.
Das System der Spiegelung ist in manchen Fällen sehr undankbar. Wenn in einer Versammlung achtbarer Personen unverhofft eine von jenen durch Grobheit empörenden Mitteilungen kommt, so wäre es eine schlechte Empfehlung der Umstehenden, zu behaupten, dass sie von ihnen komme, und es ist wahrscheinlich, dass sich ein jeder beeilen würde, sie zu widerlegen. (Siehe: Das Buch der Geister. Einleitung § XVI)
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* Anmerkung von Allan Kardec: Communion. Das Licht der Erscheinung des Geistes. Sprechende Tische, Somnambule, Medien, Wunder. Der spirituelle Magnetismus. Kraft der Ausübung des Glaubens. Von Emah Tirpsé, eine kollektive Seele, die durch Vermittlung eines Brettchens schreibt. Brüssel, 1858 bei Devroye.
Man kann den Einfluss dieser Ursache in gewissen Fällen nicht leugnen, aber es genügt, nur mehrere Medien in ihrer Tätigkeit gesehen zu haben, um sich zu überzeugen, dass dieses System nicht alle Tatsachen erklären kann, und dass es eine Ausnahme und keine Regel bildet. Man könnte glauben, dass es so sei, wenn das Medium immer den Anschein eines Exaltierten oder Inspirierten hätte, eine Erscheinung, welche es übrigens vollkommen simulieren könnte, wenn es Komödie spielen wollte. Aber wie soll man an eine Inspiration glauben, wenn das Medium wie eine Maschine schreibt, ohne die geringste Kenntnis davon zu haben, was es an Mitteilungen von geistiger Seite erhält, ohne die geringste Aufregung, ohne sich damit zu beschäftigen, was es tut, zwanglos umherschauend, lachend und über andere Dinge redend. Man begreift die Überreizung der Ideen, aber das kann man nicht begreifen, wie sie jemand zum Schreiben bringen können, der nicht schreiben kann; noch weniger, wenn die Mitteilungen durch gemachte Schläge, mit Hilfe eines Schreib-Brettchens oder -Körbchens übertragen werden. Wir werden in der Folge dieses Werkes sehen, welchen Anteil man dem Einfluss der Gedanken des Mediums zuzuschreiben hat; aber die Äußerungen, wo sich eine fremde Intelligenz durch unwiderlegliche Zeichen enthüllt, sind so zahlreich und so einleuchtend, dass sie in dieser Beziehung keinen Zweifel aufkommen lassen. Der Fehler der meisten bei der Entstehung des Spiritismus gegen ihn geäußerten Einwände ist der, aus seinen einzelnen Tatsachen allgemeine Schlüsse gezogen zu haben.
Der Glaube an die ausschließliche Mitteilung der Dämonen, so unvernünftig er auch sein mag, könnte nur solange als möglich erscheinen, solange man die Geister als außerhalb der Menschheit erschaffen betrachtete; allein seit man weiß, dass die Geister nichts anderes sind, als die Seelen früherer Erdenbewohner, hat er sein Blendwerk verloren, und man kann es mit aller Wahrscheinlichkeit sagen, denn daraus würde folgen, dass alle Seelen Dämonen sind, es mag die Seele eines Vaters, eines Sohnes oder eines Freundes sein, und selbst wir, wenn wir sterben, werden zu Dämonen, eine für viele Menschen weder schmeichelhafte noch tröstliche Lehre. Es wäre schwer, einer Mutter beizubringen, dass ihr geliebtes Kind, das sie verlor, und welches kommt, ihr nach dem Tode Beweise seiner Liebe und Identität zu geben, ein Untertan des Satans sei.
Zwar ist es wahr, dass es unter den Geistern sehr schlechte gibt, die nicht mehr sind, als jene, die man Dämonen nennt, aus einem ganz einfachen Grund: Weil es nämlich sehr schlechte Menschen gibt, und weil der Tod sie nicht unmittelbar bessert. Die Frage geht aber dahin, zu wissen, ob diese die einzigen sind, die sich mitteilen können. An diejenigen, welche es glauben, stellen wir die folgenden Fragen:
Gibt es gute und böse Geister?
Ist Gott mächtiger als die bösen Geister oder als die Dämonen wenn ihr sie so benennen wollt?
Zu behaupten, dass sich nur die bösen Geister mitteilen können, heißt so viel wie die Guten könnten es nicht. Wenn es aber so ist, dann ist nur eins wahr: Entweder geschieht das mit dem Willen Gottes oder gegen denselben. Wenn es gegen seinen Willen geschieht, so sind die bösen Geister mächtiger als Er; wenn es nach seinem Willen ist, warum sollte Er es in seiner Güte nicht auch den Guten erlauben, um den Einfluss der Bösen aufzuheben?
Welchen Beweis könnt ihr anführen bezüglich des Unvermögens der guten Geister, sich zu offenbaren?
Wenn man euch die Weisheit gewisser geistiger Mitteilungen entgegenstellt, so antwortet ihr, dass der Teufel alle Masken annehme, um besser verführen zu können. Wir wissen zwar, dass es heuchlerische Geister gibt, welche ihrer Rede einen falschen Anstrich von Weisheit geben; aber gebt ihr zu, dass die Unwissenheit die wahre Wissenschaft und eine schlechte Natur die wahre Tugend nachahmen könne, ohne etwas durchblicken zu lassen, was den Betrug aufdecken könnte?
Wenn sich nur der Teufel mitteilen kann, der doch ein Feind Gottes und der Menschen ist, warum empfiehlt er uns, zu Gott zu beten, sich seinem Willen unterzuordnen, die Widerwärtigkeiten des Lebens ohne Murren zu ertragen, weder Ehre noch Reichtum zu begehren, Nächstenliebe und alle Grundsätze eines Christen auszuüben? Kurzum: Das wir alles unternehmen sollen, um sein Imperium (das des Teufels) zu zerstören? Wenn das der Teufel ist, der solche Ratschläge erteilt, so muss man gestehen, so gerissen er ist, so ungeschickt ist er, die Waffen gegen sich selbst zu liefern. *
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* Anmerkung Allan Kardec’s: Diese Frage ist in dem „Buch der Geister“ Nr. 128 ff erörtert worden
7) Dass sich die Geister offenbaren, geschieht mit Erlaubnis Gottes; da wir nun gute und schlechte Mitteilungen erhalten, ist es nicht logisch zu denken, dass Gott die einen zulässt, um uns zu prüfen, und die anderen, um uns das Gute anzuraten?
8) Was würdet ihr von einem Vater denken, der sein Kind dem bösen Beispiel und den schlechten Ratschlägen preisgibt, die sein Kind von ihn fernhalten würden und ihm verbieten würden, sich von den Menschen fernzuhalten, die ihn vom Bösen abhalten könnten? Was ein guter Vater nicht tun würde, darf man wohl denken, dass Gott, der die Güte selbst ist, weniger tun würde, als ein Mensch?
9) Die Kirche anerkennt einige authentische Manifestationen der heiligen Jungfrau und anderer Heiliger und in ihren Erscheinungen, Visionen und mündlichen Mitteilungen etc. Steht dieser Glaube nicht im Wiederspruch der Lehre von der ausschließlichen Mitteilung böser Geister?
Wir glauben, dass gewisse Menschen diese Theorie im guten Glauben anerkannt haben, aber wir glauben auch, dass es einige nur in der Absicht getan haben, um sich nicht mit diesen Dingen beschäftigen zu müssen, wegen der Gefahr schlechte Mitteilungen zu erhalten. Indem sie sagten, dass sich der Teufel selbst manifestiere, wollten sie davon abschrecken, so ungefähr, wie man zu einem Kind sagt: „Fass das nicht an, es brennt.“ Die Absicht kann löblich sein, aber das Ziel ist verfehlt, denn selbst das Verbot erregt die Begierde, und die Furcht vor dem Teufel hält wenig Leute zurück; man will ihn sehen, und wäre es auch nur um zu sehen, wie er beschaffen ist, und man ist ganz verwundert, ihn nicht ganz so schwarz zu finden, als man geglaubt hat.
Könnte man bei dieser ausschließlichen Theorie vom Teufel nicht auch einen anderen Grund sehen? Es gibt Leute, die da glauben, dass diejenigen, die nicht ihrer Meinung sind, Unrecht haben. Nun denn, die behaupten, alle Kundgebungen seien nur das Werk des Teufels, wären sie nicht der Angst ausgesetzt, Geister anzutreffen, die mit ihnen nicht in allen Punkten einig wären, besonders in jenen, welche die Vorteile dieser und der anderen Welt betreffen. Da sie die Tatsachen nicht leugnen können, wollten sie diese in einer erschreckenden Gestalt darstellen; allein dieses Mittel hat die Sache ebenso wenig aufgehalten, wie die anderen. Wo die Furcht vor dem Lächerlichen ohnmächtig ist, muss man sich darauf beschränken, die Sachen vorübergehen zu lassen.
Ein Muslim, welcher einen Geist gegen die Gesetze des Korans sprechen hörte, würde gewiss denken, es sei ein böser Geist. Das gilt auch von einem Juden bei einigen Praktiken des mosaischen Gesetzes. Was die Katholiken betrifft, so haben wir jemand behaupten gehört, dass der sich kundgebende Geist nur der Teufel sein könne, weil er sich erlaubt hat, von der zeitlichen Macht anders als er zu denken, obwohl er sonst nichts anderes gepredigt hat als Wohltätigkeit, Versöhnlichkeit, Nächstenliebe, Verleugnung der irdischen Dinge, alle Grundsätze welche Jesus gelehrt hat.
Da die Geister nichts anderes sind als die Seelen der Menschen, und da die Menschen unvollkommen sind, so folgt daraus, dass auch die Geister ebenfalls unvollkommen sind, und dass ihr Charakter sich in ihren Mitteilungen spiegelt. Es ist eine unbestrittene Tatsache, dass es böse, arglistige, grundsätzlich heuchlerische Geister gibt, vor denen man sich in Acht nehmen muss, aber weil man in der Welt verdrehten Menschen begegnet, folgt daraus, dass man deshalb die ganze Menschheit meiden muss? Gott hat uns die Vernunft und die Urteilskraft gegeben, um die Geister ebenso wie die Menschen zu beurteilen. Das beste Mittel, sich vor Unannehmlichkeiten, welche die Ausübung des Spiritismus mit sich bringen kann, zu schützen, ist nicht, sie zu untersagen, sondern über sie vernünftige Aufklärung zu schaffen. Die eingebildete Furcht wirkt nur eine Zeit lang und berührt nicht die ganze Welt; die klar bewiesene Wirklichkeit ist allen verständlich.
Wenn man ihnen Beweise der Identität, die Anwesenheit der Eltern, der Freunde und Bekannten durch geschriebene, sichtbare oder andere Manifestationen vorhält, so sagen sie, es sei immer derselbe Geist, entweder der Teufel oder Christus, welche alle Formen annehmen; aber sie sagen uns nicht, warum die anderen Geister sich nicht offenbaren dürften, in welcher Absicht der Geist der Wahrheit käme, um uns zu täuschen, sich unter verschiedenen Gestalten darstellend, um eine arme Mutter zu hintergehen, indem er sie auf eine lügenhafte Weise glauben macht, er sei das Kind, das sie beweint. Die Vernunft sträubt sich dagegen, anzunehmen, dass der Heilige Geist unter allen sich so weit herablassen könnte, solche Komödie zu spielen. Übrigens die Möglichkeit einer jeder anderen Mitteilung zu leugnen, heißt das nicht dem Spiritismus das wegnehmen, was sein Schönstes ist, nämlich die Tröstung der Betrübten? Sagen wir es ganz einfach, dass ein solches System unvernünftig ist und eine ernste Prüfung nicht aushält.
Ebenso verhält es sich mit der Meinung, die man sich vom Spiritismus macht; sie kann in gewisser Beziehung wahr und falsch sein, wenn man das auf das Allgemeine bezieht, was nur partiell ist, wenn man das für die Regel hält, was nur eine Ausnahme ist, das für ein Ganzes erklärt, was eben nur ein Teil ist. Das ist auch der Grund, warum wir sagen, dass jeder, der diese Wissenschaft ernstlich studieren will, viel und lange damit zubringen muss; die Zeit allein wird ihm gestatten, Einzelheiten zu sammeln, die feinen Unterschiede wahrzunehmen, eine Menge charakteristischer Tatsachen zu beobachten, die für ihn Anzeichen der Erkenntnis sein werden; aber wenn er sich nur an der Oberfläche hält, so setzt er sich der Gefahr aus, ein vorzeitiges, deshalb auch folgerichtig ein irriges Urteil zu fällen. Hier folgen die allgemeinen Grundsätze welche, wie man sagen kann, den Glauben der Spiritisten im Allgemeinen bilden, denn die abweichenden Systeme sind nur isolierte Meinungen:
1) Die spiritistischen Phänomene sind durch ausserkörperliche Intelligenzen hervorgebracht, die man Geister nennt.
2) Die Geister bilden die unsichtbare Welt, sie sind überall, die Räume sind mit ihnen ins Unendliche angefüllt; es gibt deren stets einige um uns, mit denen wir in Berührung kommen.
3) Die Geister wirken unaufhörlich auf die physische und moralische Welt ein, und sie sind eine der Naturmächte.
4) Die Geister sind keine Wesen außerhalb der Schöpfung, sie sind Seelen, welche entweder auf dieser Erde oder in anderen Welten gelebt und ihre körperliche Hülle abgelegt haben; daraus folgt, dass die menschlichen Seelen inkarnierte Geister sind, und dass wir durch unser Ableben zu Geistern werden.
5) Es gibt Geister von allen Stufen der Güte, Bosheit, des Wissens und der Unkenntnis.
6) Sie sind alle dem Gesetze des Fortschrittes unterworfen und können alle zur Vollkommenheit gelangen; da sie aber einen freien Willen haben, so gelangen sie dazu in einer längeren oder kürzeren Zeit, je nach ihren Anstrengungen und nach ihrem Willen.
7) Sie sind glücklich oder unglücklich, je nachdem ob sie in ihrem Leben Gutes oder Böses getan haben, und nach dem Grad des Fortschrittes, den sie erreicht haben. Das vollkommene, unveränderliche Glück wird nur den Geistern zuteil, welche zu dem höchsten Grad der Vollkommenheit gelangt sind.
8) Unter gegebenen Umständen können sich alle Geister den Menschen offenbaren. Die Anzahl derjenigen, die sich offenbaren können, ist unendlich.
9) Die Geister offenbaren sich über Medien, die ihnen als Werkzeug und als Dolmetscher dienen.
10) Man erkennt die Erhabenheit oder Niedrigkeit der Geister an ihrer Sprache, die Guten raten nur das Gute und sagen nur Gutes, alles an ihnen bezeugt ihre Erhabenheit; die Bösen betrügen und alle ihre Worte tragen den Stempel der Unvollkommenheit und Unwissenheit an sich.
Die verschiedenen Grade, welche die Geister durchlaufen müssen, sind in der spiritistischen Stufenleiter angedeutet. (Das Buch der Geister, Nr. 100) Das Studium dieser Einteilung ist unerlässlich, um die Natur der Geister, die sich offenbaren, beurteilen zu können, nämlich ihre guten und bösen Eigenschaften.
Dieses System bekämpft keinen der Grundsätze der spiritistischen Lehren, denn es ändert nichts an der Bestimmung der Seele. Die Bedingungen ihres künftigen Glückes sind immer dieselben; die Seele und der Perispirit bilden ein Ganzes genannt Geist, so wie der Keim und die Keimhülle ein Ganzes bilden und als Frucht bezeichnet werden. Die ganze Frage reduziert sich darauf, das Ganze als homogen anstatt aus zwei verschiedenen Teilen gebildet zu betrachten.
Wie man sieht, hat dies keine Folgen, und wir würden davon nicht gesprochen haben, wenn wir nicht Personen getroffen hätten, die geneigt waren, darin eine neue Lehre zu sehen. Die übrigens sehr wenig verbreitete Meinung würde unter den Spiritisten ebenso wenig eine Spaltung hervorbringen, als die zwei Ansichten der Ausströmung und Wellenbewegung des Lichtes eine solche unter den Physikern bewirkt. Die welche sich wegen einer so kindischen Frage absondern wollten, würden damit selbst beweisen, dass sie der Nebensache mehr Gewicht beimessen als der Hauptsache, und dass sie durch Geister zur Uneinigkeit getrieben werden, die nicht gut sein können; denn die guten Geister bringen nie Erbitterung und Zwietracht. Darum laden wir alle wahren Spiritisten ein, sich gegen solche Einflüsterungen zu wehren und Kleinigkeiten kein größeres Gewicht beizulegen, als sie verdienen.
Wir glauben dessen ungeachtet einige Worte darüber sagen zu müssen, worauf sich die Meinung derer stützt, welche die Seele und die Geisterhülle (Perispirit) für zwei verschiedene Dinge halten. Sie stützt sich auf die Belehrung der Geister selbst, die sich in dieser Beziehung nie widersprachen. Wir reden von den aufgeklärten Geistern, denn es gibt unter ihnen solche, die nicht mehr, ja sogar weniger wissen, als die Menschen, während die genannte Theorie eine menschliche Empfindung ist. Wir haben den Perispirit weder gefunden noch vorausgesetzt, um die Erscheinung zu erklären, sein Dasein ist von den Geistern enthüllt worden, und die Beobachtung hat es uns bestätigt (Das Buch der Geister: Nr. 93). Diese Anschauung stützt sich noch auf das Studium der Empfindungen der Geister (Das Buch der Geister: Frage 257) und besonders auf das Phänomen der wahrnehmbaren Erscheinungen, was nach der entgegengesetzten Meinung die Verdichtung und Trennung der die Seele bildenden Bestandteile, mithin ihre Zerstörung einschließen würde.
Man müsste übrigens zugeben, dass diese Materie, die unseren Sinnen wahrnehmbar werden kann, das intelligente Prinzip selbst sei, was ebenso vernunftgemäß ist, als die Seele mit dem Körper oder das Kleid mit dem Körper zu verwechseln. Was das innere Wesen der Seele betrifft, so ist uns dies unbekannt. Wenn man sagt, sie sei immateriell, so muss man es in einem relativen und nicht wörtlichen Sinne verstehen; denn die absolute Immaterialität wäre das Nichts; nun aber ist die Seele oder der Geist etwas, das will sagen, dass ihre Essenz in Bezug auf alles, was wir Materie nennen, so erhaben ist, dass sie für uns immateriell ist. (Das Buch der Geister: Nr. 32 und 82)
„Das, was die einen Perispirit nennen, ist nichts anderes, als das, was die andern materielle, fluidische Geisterhülle nennen. Ich werde mich auf eine logischere Art verständlich machen und sagen, dass dieses Fluidum die Vervollkommnungsfähigkeit der Sinne, die Ausdehnung des Sehens und des Auffassungsvermögens ist; doch ich rede hier von den erhabenen Geister. Was die niederen Geister betrifft, so sind sie noch ganz mit irdischen Fluida umhüllt; diese gleichen, wie ihr seht, der Materie und daher stammen die Beschwerden des Hungers, der Kälte oder des Schmerzen, welche die höheren Geister nicht erleiden können, weil die irdischen Fluida um ihre Seele verfeinert sind. Die Seele benötigt in ihrem Fortschritt stets eine Substanz; ohne Substanz ist die Seele für Euch nichts, oder besser gesagt, sie kann von euch nicht begriffen werden. Die Geisterhülle (Perispirit) ist für uns wandelnde Geister das vermittelnde Glied, wodurch wir mit euch verkehren, sei es indirekt durch euren Körper oder durch euren Perispirit, oder sei es direkt mit eurer Seele. Daher stammen die Verschiedenartigkeit von Medien und Mitteilungen vom Jenseits.
Nun muss ich noch den wissenschaftlichen Teil, das ist das Wesen des Perispirits, behandeln. Begreift es zuvor moralisch, so bleibt uns nur, von der Natur der Fluida zu reden, was im Augenblick unerklärlich ist. Die Wissenschaft kennt sie nicht genau, aber man wird dahin gelangen, wenn die Wissenschaft mit dem Spiritismus vorwärts gehen will. Der Perispirit kann sich verändern und unendlich verwandeln. Die Seele ist der Gedanke, sie verändert sich nicht. Geht in dieser Beziehung nicht weiter, das ist ein Punkt, der nicht näher erörtert werden kann. Glaubt mir, ich suche ebenso wie ihr! Ihr sucht jetzt nach dem Perispirit, wir suchen die Seele. Wartet also.(Lamenais) Also selbst die Geister, die man für fortgeschritten halten kann, konnten bisher das Wesen der Seele nicht erforschen, wie wären wir allein dazu imstande? Das heißt also seine Zeit verlieren, den Ursprung von Dingen erforschen zu wollen, was, wie es in dem „Buch der Geister” gesagt wurde (Nr. 17 und 40), den Geheimnissen Gottes angehört.
Mit Hilfe des Spiritismus ergründen zu wollen, wofür die Menschheit noch nicht zuständig ist, das heißt von seinem wahren Ziele abweichen, das heißt wie ein Kind handeln, das etwas früher wissen will als der Greis. Der Mensch möge den Spiritismus zu seiner moralischen Verbesserung anwenden, das ist die Hauptsache; das Übrige ist eine unfruchtbare Wissbegierde und zuweilen auch Stolz, dessen Befriedigung ihn nicht um einen Schritt vorwärts bringen wird. Das einzige Mittel, ihn vorwärts zu bringen, ist, sich zu bessern. Die Geister, die das Buch diktiert haben, welches ihren Namen trägt, haben ihre Weisheit dadurch bewiesen, dass sie sich in Bezug auf den Anfang der Dinge in den Grenzen hielten, die Gott nicht erlaubt hat, zu überschreiten. Sie überließen den systematischen und anmaßenden Geistern die Verantwortung der vorgefassten und irrigen, mehr verführerischen als soliden Theorien, welche eines Tages vor der Vernunft fallen werden, wie viele andere, die dem menschlichen Gehirn entsprungenen sind. Sie haben gerade das gesagt, was notwendig war, um dem Menschen die ihn erwartende Zukunft begreifen zu lassen und ihn dadurch zum Guten zu ermuntern.
Zweiter Teil - Die spiritistischen Manifestationen
ERSTES KAPITEL - Einfluss der Geister auf die Materie
Allein das sind hier nur moralische Betrachtungen. Eine Ursache hat vor allem den Zweifel zu einer realistischen Zeit bestärkt, wie die unsere, wo man darauf besteht, sich von allem Rechenschaft abzulegen, wo man das Warum und das Wie von allem wissen will, nämlich die Unwissenheit über die Natur der Geister und der Mittel, wodurch sie sich uns offenbaren können. Wenn man diese Kenntnis erlangt, hat das Stattfinden der Manifestationen nichts Übernatürliches an sich, und tritt in die natürliche Ordnung der Dinge zurück.
Beobachten wir sie aufmerksam in dem Moment, wo sie soeben das Leben verließen, so sind sie in einem Zustand der Verwirrung; alles um sie her ist verworren, sie sehen ihren Körper gesund oder verstümmelt, je nach ihrer Todesart, andererseits fühlen sie sich lebend; etwas sagt ihnen, dass dieser Körper der ihrige ist und sie begreifen es nicht, wie sie von ihm getrennt sind. Sie fahren fort, sich in ihrer vorigen Gestalt zu betrachten, und diese Anschauung bringt bei einigen eine Zeit lang eine sonderbare Täuschung hervor, nämlich sich noch für lebend zu halten. Sie benötigen die andauernde Erfahrung ihres neuen Zustandes, um sich von dessen Wirklichkeit zu überzeugen. Ist einmal dieser erste Zeitpunkt der Verwirrung vorüber, so wird der Körper für sie ein altes Kleid, das sie ausgezogen haben und nicht bedauern; sie fühlen sich viel leichter, wie von einer Last befreit, sie empfinden die physischen Schmerzen nicht mehr, und sind ganz glücklich, sich erheben und den Raum durcheilen zu können, so wie sie es in ihrem Leben mehrmals in ihren Träumen getan haben.*
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* Anmerkung von Allan Kardec: Wenn man sich an all das erinnert, was wir im Buch der Geister über die Träume und den Zustand des Geistes während des Traumes gesagt haben (Nr.400-418), so wird man begreifen, dass diese Träume, die fast ein jeder gehabt hat, indem man sich durch den Raum wie ihm Flug getragen sieht, nichts anderes sind, als die Erinnerung als ein vom Geist erprobtes Gefühl, wie er während des Schlafes zeitweise seinen Körper verließ, nichts anderes mit sich nehmend, als einen fluidischen Leib, jenen nämlich, den er nach dem Tod haben wird. Diese Träume können uns also einen Begriff vom Zustand des Geistes geben, wenn er von den Fesseln befreit ist, welche ihn an diese Erde binden.
Aber selbst ohne Körper behalten sie ihre Persönlichkeit. Sie haben eine Form, welche sie weder drückt noch behindert; sie haben das Bewusstsein ihrer selbst und ihrer Individualität. Was sollen wir daraus schließen? Dass die Seele nicht alles im Grab lässt und dass sie etwas mit sich nimmt.
1) Die Seele oder den Geist, ein intelligentes Prinzip, in welchem der moralische Sinn wohnt.
2) Den Körper, eine grobe materielle Hülle, mit der er zeitweilig bekleidet ist, um gewisse ihm von der Vorsehung zugeteilte Aufgaben zu erfüllen.
3) Den Perispirit, eine fluidische Hülle, halb materiell, welche das Band zwischen Seele und Körper bildet. Der Tod ist die Zerstörung oder besser gesagt, die Trennung der groben Hülle, jener nämlich, welche von der Seele verlassen wird, die andere befreit sich davon und folgt der Seele, die auf diese Art immer eine Hülle ist. Diese letztere Hülle, obwohl fluidisch, ätherisch, dunstartig, für uns in ihrem normalen Zustand unsichtbar, besteht aber dennoch aus der Materie, obgleich wir sie bisher nicht haben fassen können, um sie zu zergliedern. Diese zweite Seelenhülle oder Perispirit besteht also während des körperlichen Lebens; sie ist der Vermittler von allen Gefühlen, welche der Geist empfängt, sie ist es, durch welche der Geist seinen Willen nach außen kundgibt und auf die Organe einwirkt. Um uns eines materiellen Vergleiches zu bedienen, sie ist der elektrische Draht, der Leiter, der zur Aufnahme und Übertragung des Gedankens dient; sie ist das unsichtbare, geheimnisvolle Agent, bekannt unter dem Namen von Nervenhaushalt-Fluidum, das eine so große Rolle im Körper spielt, und dem man bei den physiologischen und pathologischen Erscheinungen zu wenig Rechnung trägt.
Die Medizin, welche nur das wägbare, materielle Element beachtet, beraubt sich bei der Abschätzung der Tatsachen einer beständigen Ursache. Aber hier ist nicht der Ort, diese Frage zu behandeln; wir machen nur darauf aufmerksam, dass die Kenntnis des Perispirits den Schlüssel zu einer Menge bisher noch nicht gelöster Probleme liefert.
Der Perispirit ist keine Hypothese, zu der man bisweilen in der Wissenschaft seine Zuflucht nimmt, um eine Tatsache zu erklären; sein Bestehen ist nicht nur durch die Geister enthüllt, es ist das Resultat von Beobachtungen. Für jetzt, und um nicht vorzugreifen, beschränken wir uns darauf, zu sagen, dass die Seele nie vom Perispirit getrennt ist, sei es während der Verbindung mit dem Körper oder nach seiner Trennung von ihm.
Befreit von diesen Fesseln, welche sie drückten, dehnt sich die Geisterhülle aus oder zieht sich zusammen, bildet sich also um; mit einem Wort fügt sich in die Metamorphosen nach dem Willen ihres Geistes. Infolge dieser Eigenschaft seiner fluidischen Hülle kann der Geist, welcher sich zu erkennen geben will, wenn es notwendig ist, dieselbe Gestalt annehmen welche er im Leben hatte und selbst die Spuren körperlicher Male aufweisen, welche Anzeichen des Wiedererkennens sein können. Die Geister sind, wie man sieht, Wesen unseresgleichen, die in ihrem normalen Zustand eine ganze unsichtbare Bevölkerung um uns bilden. Wir sagen: im normalen Zustand, weil diese Unsichtbarkeit, wie wir sehen werden, keine unumschränkte ist.
So gesehen ist der Einfluss des Geistes auf die Materie leicht zu begreifen. Daher begreift man, dass alle Effekte, die daraus entspringen, in die natürliche Ordnung der Dinge eintreten, und dass sie nichts Übernatürliches an sich haben. Sie haben nur darum für übernatürlich gegolten, weil man die Ursache nicht kannte; als sie einmal bekannt war, verlor sich das Übernatrüliche, und diese Ursache ist ausschließlich in der halbmateriellen Beschaffenheit des Perispirits begründet. Diese neue Ordnung der Dinge findet sich eben durch ein neues Gesetz erklärt, vor dem man in kurzer Zeit ebenso wenig zurückschrecken wird, wie man davor zurück bebt, in wenigen Minuten auf weite Entfernungen mittels der Elektrizität Antwort zu geben.
ZWEITES KAPITEL - Physische Manifestationen. Sich bewegende Tische.
Die einfachste Wirkung und eine der ersten, welche man beobachtet hat, besteht in der einem Tisch gegebenen kreisförmigen Drehung. Die Wirkung kann auch bei allen anderen Gegenständen hervorgebracht werden, aber weil es der Tisch war, an dem man sich am häufigsten übte, weil es das bequemste war, erhielt der Name der sich drehenden Tische die Oberhand zur Bezeichnung derartiger Erscheinungen.
Wenn wir sagen, dieser Effekt sei einer der ersten gewesen, welche beobachtet wurden, so wollten wir sagen in der neuesten Zeit, denn es ist ganz gewiss, dass alle Gattungen von Manifestationen seit den ältesten Zeiten bekannt waren, und dies kann auchnicht anders sein; da sie natürliche Wirkungen sind, so müssen sie zu allen Zeiten geschehen sein. Tertullian spricht mit klaren Worten von den sich bewegenden und sprechenden Tischen.
Die Erscheinung hat einige Zeit die Neugierde der Salons genährt, dann wurde man dessen müde, um sich anderen Zerstreuungen hinzugeben, denn es war nur ein Gegenstand der Zerstreuungen. Zwei Ursachen haben zum Aufgeben der sich drehenden Tische beigetragen: Die Mode der leichtsinnigen Leute, welche sich selten zwei Winter ein und demselben Vergnügen widmen, und die, wie erstaunlich für sie, dieser Sache drei oder vier Winter gewidmet haben. Für ernsthafte Leute und Beobachter ist daraus etwas Ernstes entstanden, was die Oberhand gewonnen hat. Wenn sie die sich drehenden Tische aufgegeben haben, dann deshalb, weil sie sich mit Folgen beschäftigt haben, die in ihren Ergebnissen viel wichtiger waren. Sie haben das Alphabet für die Wissenschaft verlassen. Das ist das ganze Geheimnis von diesem scheinbaren Aufgeben, von dem die Spötter so viel Lärm machen.
Wie dem immer sein möge, die sich drehenden Tische sind der Anfangspunkt der spiritistischen Wissenschaft, und wir sind ihnen einige Aufklärungen schuldig, um so mehr, als sie die Erscheinung in ihrer größten Einfachheit darstellen, weshalb das Studium ihrer Ursachen erleichtert wird. Und ist die Theorie erst einmal aufgestellt, gibt sie uns den Schlüssel zu viel komplizierteren Erscheinungen.
Die Medien besitzen in dieser Beziehung eine mehr oder weniger große Macht und bringen daher folgerichtig mehr oder weniger ausgeprägte Effekte hervor. Oft wird eine einzige Person als mächtiges Medium viel mehr bewirken, als zwanzig andere zusammen. Es wird genügen, die Hände auf den Tisch zu legen, damit er sich sogleich bewegt, sich dreht, umkippt, Sprünge macht oder sich gewaltig umdreht.
Anfänglich, solange man die Ursache des Phänomens nicht kannte, hat man mehrere Vorsichtsmaßregeln angegeben, welche als völlig unnütz erkannt wurden. Eine solche ist z.B. die Zusammensetzung des Zirkels nach dem Geschlecht der Teilnehmer. Eine solche ist auch die Berührung der kleinen Finger der verschiedenen Personen, um eine ununterbrochene Kette zu bilden. Diese letzte Vorsicht schien notwendig zu sein, damals, als man an den Einfluss einer Art elektrischen Stromes glaubte. Später hat die Erfahrung die Nutzlosigkeit dessen gezeigt. Die einzige Vorschrift, die man aber streng beachten muss, ist die Sammlung des Geistes, eine gänzliche Stille und vor allem Geduld, wenn die Wirkung auf sich warten lässt. Es ist möglich, dass sie sich in einigen Minuten einstellt, sowie erst nach einer halben oder ganzen Stunde. Dies hängt von der medialen Kraft der Mitwirkenden ab.
Unter anderen Umständen erhebt sich der Tisch, richtet sich auf, bald auf den einen Fuss, bald auf einem anderen, dann nimmt er sanft seine vorige Stellung ein. Ein anderes Mal neigt er sich und ahmt die Bewegung des Stampfens oder des Rollens nach. Wieder ein anderes Mal, aber dazu gehört eine beträchtliche medianimische Kraft, macht er sich von dem Fußboden ganz frei, und hält sich ohne alle Stütze im Gleichgewicht in der Luft und erhebt sich zuweilen bis zur Decke, so dass man darunter gehen kann; darauf kommt er wieder langsam herunter, sich schaukelnd, wie es ein Blatt Papier machen würde, oder er fällt gewaltsam und zerbricht, was ganz offenbar beweist, dass man nicht der Spielball einer optischen Täuschung ist.
DRITTES KAPITEL - Intelligente Manifestationen
Die ersten Mitteilungen dieser Art fanden statt, indem man einen Bleistift an dem Fuß eines leichten Tisches befestigte, welchen man auf ein Blatt Papier stellte. Der Tisch setzte sich durch den Einfluss eines Mediums in Bewegung und fing an Buchstaben, Worte und Sätze zu schreiben. Man vereinfachte dieses Mittel, indem man sich kleiner Tischchen, so groß wie die Hand, bediente, die eigens angefertigt waren. Später gebrauchte man Körbchen, Pappschachteln und zuletzt einfache Brettchen. Das Schreiben war so geläufig, so schnell und so leicht, wie mit der Hand; allein man erkannte später, dass all diese Gegenstände im Grunde nur Anhängsel, wahre Bleistifthalter seien, die man entbehren kann, indem man den Bleistift selber hielt. Die Hand durch eine unwillkürliche Bewegung fortgerissen, schrieb unter dem Einfluss des Geistes ohne Mitwirkung, weder des Willens, noch des Gedankens von Seite des Mediums. Seit dieser Zeit hatten die Offenbarungen des Jenseits nicht mehr Schwierigkeiten, als die gewöhnliche Korrespondenz unter den Lebenden. Wir werden auf diese verschiedenen Mittel zurückkommen, welche wir dann eingehend erklären werden. Wir haben sie nur in Kürze erwähnt, um die Reihenfolge der Tatsachen zu zeigen, welche dazu beigetragen haben, in diesen Erscheinungen das Eingreifen verborgener Intelligenzen, sonst Geister genannt, zu zeigen.
VIERTES KAPITEL - Theorie der physikalischen Manifestationen
• Bewegung und Hebung • Geräusche • Zunahme und Abnahme des Gewichts von Körpern
Ein Gedanke drängt sich hier natürlicherweise auf, es ist jener, welchen wir gehabt haben. Da er von den Geistern bekämpft wurde, die uns eine ganz andere Erklärung gegeben haben, die wir weit entfernt waren zu erwarten, ist das ein offensichtlicher Beweis, dass ihre Theorie nicht unsere Meinung war. Denn diesen ersten Gedanken konnte ein jeder haben. Was aber die Theorie der Geister betrifft, so glauben wir kaum, dass sie je einem Menschen in den Sinn gekommen ist. Man wird ohne Mühe erkennen, wie sehr sie der unseren überlegen ist, obgleich weniger einfach, weil sie die Lösung von einer Menge anderer Tatsachen bietet, die keine zufriedenstellende Erklärung gefunden hatten.
1) Ist das allgemeine Fluidum ein Ausfluss der Gottheit?
„Nein.”
2) Ist es eine Schöpfung der Gottheit?
„Alles ist geschaffen, Gott ausgenommen.”
3) Ist das allgemeine Fluidum zugleich ein allgemeines Element?
„O Ja, es ist das Elementarprinzip aller Dinge.”
4) Hat es irgendeine Beziehung mit dem elektrischen Fluidum, dessen Wirkungen wir kennen?
„Das ist sein Element.”
5) Welches ist der Zustand, in dem das allgemeine Fluidum sich uns in seiner größten Einfachheit darstellt?
„Um es in seiner absoluten Einfachheit zu finden, müsste man sich bis zu den reinen Geistern erheben. Auf eurer Welt ist es immer mehr oder weniger verändert, um die kompakte Materie zu bilden, welche euch umgibt. Aber ihr könnt sagen, dass der Zustand, welcher sich dem der Einfachheit am meisten nähert, jener des Fluidums ist, das ihr das animalische magnetische Fluidum nennt.”
6) Es ist gesagt worden, das universelle Fluidum ist die Quelle des Lebens; ist es auch die Quelle der Intelligenz?
„Nein dieses Fluidum belebt nur die Materie.”
7) Da dieses Fluidum den Perispirit bildet, so scheint es darin in einem verdichteten Zustand zu sein, der es bis zu einem gewissen Grad der eigentlichen Materie annähert?
„Bis auf einen gewissen Grad, wie ihr sagt, denn es hat nicht dieselben Eigenschaften, es ist mehr oder weniger verdichtet, je nach den Welten.”
8) Wie kann ein Geist einen festen Körper in Bewegung bringen?
„Er verbindet einen Teil des universellen Fluidums mit dem dazu geeigneten Fluidum, das vom Medium kommt.”
9) Heben die Geister den Tisch mit ihren irgendwie verfestigten Armen?
„Diese Antwort wird noch nicht dazu führen, was ihr wünscht. Wenn sich ein Tisch unter euren Händen dreht, so schöpft der angerufene Geist aus dem universellen Fluidum die Kraft, den Tisch künstlich zu beleben. Ist der Tisch so vorbereitet, so hebt ihn der Geist und bewegt ihn unter dem Einfluss seines eigenen Fluidums, das er nach seinem Willen freisetzt. Wenn die Masse, die er in Bewegung setzen will, für ihn zu schwer ist, so ruft er Geister, die ähnliche Beschaffenheit aufweisen zu Hilfe. Dank seiner ätherischen Natur kann der Geist selbst ohne einen Vermittler nicht auf die grobe Materie einwirken, das heißt: ohne das Band, welches ihn mit der Materie verbindet. Dieses Band, welches das bildet, was ihr Perispirit nennt, gibt euch den Schlüssel zu allen materiellen spiritistischen Erscheinungen. Ich glaube, mich klar genug ausgedrückt zu haben, um verstanden zu werden.”
Anmerkung: Wir machen auf den ersten Satz aufmerksam, „Diese Antwort wird das noch nicht herbeiführen, was ihr wünscht.” Der Geist hatte vollständig richtig verstanden, dass alle voraus-gehenden Fragen nur darum gestellt wurden, um auf diese zu kommen, und macht eine Anspielung auf unsere Idee, welche in der Tat eine ganz andere Antwort erwartete, nämlich die Bestätigung des Gedankens über die Art und Weise, wie ein Geist Tische in Bewegung setzt.
10) Sind die Geister, welche er zu Hilfe ruft, niedere, unter seinem Befehle befindliche Geister?
„Fast immer gleichartige Geister, häufig kommen sie von selbst.”
11) Sind alle Geister befähigt, solche Erscheinungen hervorzubringen?
„Die Geister, welche diese Art Wirkungen hervorbringen, sind immer niedere Geister, die noch nicht ganz vom Einfluss der Materie befreit sind.”
12) Wir begreifen, dass die höheren Geister sich nicht mit solchen Sachen beschäftigen, die unter ihrer Würde sind, aber wir fragen, ob sie, wenn sie auch von der Materie mehr befreit sind, dennoch die Fähigkeit hätten, es zu tun, wenn sie den Willen dazu hätten?
„Sie haben die moralische Kraft, wie die anderen die physische besitzen. Wenn sie diese Kraft benötigen, bedienen sie sich derer, welche diese besitzen. Hat man euch nicht gesagt, dass sie sich der untergeordneten Geister bedienen, wie ihr euch der Lastträger bedient?”
Anmerkung: Man hat gesagt, dass die Dichtigkeit des Perispirits, wenn man sich so ausdrücken kann, sich nach dem Zustand der Welten ändert. Es hat den Anschein, dass sie sich auch in ein und derselben Welt nach den Individuen verändert. Bei den moralisch fortgeschrittenen Geistern ist sie feiner und nähert sich jener der erhabenen Geister; bei den niederen Geistern hingegen nähert sie sich der Materie. Das ist der Grund, weshalb diese Geister auf der niederen Stufe die Illusionen des irdischen Lebens so lange Zeit beibehalten; sie denken und handeln, als wenn sie noch am Leben wären; sie haben dieselben Begierden, und man könnte fast sagen, dasselbe Empfindungsvermögen. Diese Dichtigkeit des Perispirits, welche ihm eine größere Verwandtschaft mit der Materie gibt, macht die untergeordneten Geister für die physischen Manifestationen mehr geeignet. Aus derselben Ursache kann ein Mann, dessen Beruf Kopfarbeit ist, dessen Körper aber schwach und zart ist, keine so große Last tragen, wie ein beruflicher Lastträger. Seine Materie ist gewissermassen weniger kompakt, seine Organe weniger widerstandsfähig, er besitzt weniger nervliches Fluidum. Da der Perispirit für den Geist das ist, was der Körper für den Menschen ist und da seine Dichtigkeit sich im Verhältnis zu dessen Niedrigkeit befindet, so ersetzt sie bei ihm die Muskelkraft; das heißt: sie gibt ihm eine größere Kraft über die zu den Manifestationen erforderlichen Fluida, als bei jenen, deren Natur mehr ätherisch ist. Wenn ein erhabener Geist solche Effekte bewirken will, so tut er dasselbe, wie bei uns hochgestellte Menschen, sie bedienen sich eines“ Geistes von diesem Fach”.
13) Wenn wir wohl verstanden haben, was ihr gesagt habt, so befindet sich das Lebensprinzip in dem universellen Fluidum. Der Geist schöpft aus diesem Fluidum seine halbmaterielle Hülle, welche seinen Perispirit bildet, und nur mittels dieses Fluidums kann er auf die träge Materie einwirken. Ist es nicht so?
„Ja! Das heißt, dass der Geist die Materie mit einem gewissen künstlichen Leben belebt. Der Tisch, der sich vor euren Augen bewegt, lebt wie ein Tier und gehorcht von selbst dem intelligenten Wesen. Der Geist ist es nicht, der ihn hebt, wie es der Mensch mit einer Last tut; wenn der Tisch sich bewegt, so ist es nicht der Geist, der ihn mit seinen Armen hebt, es ist der belebte Tisch, welcher dem vom Geist gegebenen Einfluss gehorcht.
14) Welches ist hierbei die Rolle des Mediums?
„Ich habe gesagt, das eigene Fluidum des Mediums verbindet sich mit dem vom Geist gesammelten universellen Fluidum. Es muss eine Vereinigung dieser zwei Fluida stattfinden, nämlich des animalisierten Fluidums mit dem universellen, um dem Tisch Leben zu geben. Aber merkt euch wohl, dass dieses Leben nur ein künstliches momentanes ist; es erlischt oft noch vor dem Ende der Handlung, sobald die Menge des Fluidums nicht mehr hinreicht, ihn zu beleben.”
15) Kann der Geist ohne ein Medium handeln?
„Er kann ohne Wissen des Mediums handeln, das heisst, viele Menschen leisten den Geistern bei gewissen Erscheinungen Hilfe, ohne es zu wissen. Der Geist schöpft von ihnen wie aus einer Quelle das nötige animalisierte Fluidum, und so geschieht es, dass die Beihilfe eines Mediums, nämlich eines solchen, wie ihr sie kennt, nicht immer nötig ist. Das findet besonders bei den spontanen Erscheinungen statt.”
16) Handelt der belebte Tisch mit Intelligenz, denkt er?
„Er denkt ebenso wenig wie ein Stock, womit ihr ein intelligentes Zeichen gebt; aber das Leben, womit er versehen wurde, gestattet ihm, dem Einfluss einer Intelligenz zu folgen. Merkt euch wohl, der sich drehende Tisch wird nicht zum Geist und er besitzt von sich selbst weder Gedanken noch Willen.”
Anmerkung: Man bedient sich eines ähnlichen Ausdrucks in der gewöhnlichen Sprachweise, man sagt von einem Rad, welches sich mit Schnelligkeit dreht, es sei von einer schnellen Bewegung belebt.
17) Welche Ursache herrscht beim Erzeugen dieses Phänomens vor, der Geist oder das Fluidum?
„Der Geist ist die Ursache, das Fluidum ist das Werkzeug, beide Dinge sind notwendig.”
18) Welche Rolle spielt in diesem Falle der Wille des Mediums?
„Die Geister zu rufen und sie bei der Einwirkung auf die Fluida zu unterstützen.“
18a) Ist der Wille stets unentbehrlich?
„Er unterstützt die Kraft, aber er ist nicht immer notwendig, da die Bewegung gegen und ohne diesen Willen stattfinden kann; so ist es ein Beweis, dass es dabei eine vom Medium unabhängige Ursache gibt.”
Anmerkung: Die Berührung des Gegenstandes mit den Händen ist nicht immer nötig, um es in Bewegung zu bringen. Oft ist sie nötig, um den ersten Impuls zu geben, ist der Gegenstand einmal belebt, so kann er dem Willen des Geistes folgen, ohne materielle Berührung. Dies hängt teils von der Kraft des Mediums, teils von der Natur des Geistes ab. Nicht einmal ein erster Kontakt ist immer unerlässlich; man hat davon Beweise in der spontanen Bewegung und Platzänderung der Dinge, die man nicht hervorrufen gedachte.
19) Warum kann nicht ein jeder dieselbe Wirkung hervorbringen, und warum haben nicht alle Medien dieselbe Kraft?
„Das hängt von der Durchführung und von der größeren oder geringeren Leichtigkeit ab, womit die Verbindung der Fluida vor sich geht, und ob das Medium mehr oder weniger mit den fremden Geistern, die in ihm die nötige fluidische Kraft finden, sympathisiert. Es verhält sich mit dieser Kraft ebenso, wie mit jener der Magnetiseure, welche mehr oder weniger groß ist. In dieser Beziehung gibt es Personen, die gänzlich entgegenwirken, wieder andere, bei denen die Verbindung mit Hilfe ihres Willens geschieht, endlich andere, bei denen sie so natürlich und so leicht geschieht, dass sie solche gar nicht gewahr werden, und dass sie ohne ihr Wissen zum Vermittler zwischen Geistern und den Anwesenden werden, wie wir es bereits gesagt haben. (siehe hiernach das Kapitel von den spontanen Manifestationen.)
Anmerkung: Der Magnetismus ist ohne Zweifel die Ursache dieser Erscheinungen, aber nicht so, wie man es gewöhnlich versteht, denn es gibt sehr tüchtige Magnetiseure, die nicht einmal ein Spieltischchen in Bewegung brächten, und wieder gibt es Personen, die nicht magnetisieren können, nicht einmal die Kinder, bei denen es aber genügt, die Finger auf einen schweren Tisch zu legen, um ihn in Bewegung zu bringen. Wenn also die mediale Kraft nicht aufgrund der magnetischen Kraft besteht, ist hier eine andere Ursache vorhanden.
20) Können die so genannten elektrischen Personen als Medien angesehen werden?
„Die Personen schöpfen aus sich selbst das Fluidum, das sie zum Erzeugen des Phänomens benötigen und können ohne Beihilfe fremder Geister wirken. Das sind dann keine Medien in dem Sinn, den man mit diesem Wort verbindet; aber es kann auch ein Geist, der ihnen beistehen und von ihrer natürlichen Veranlagung profitieren.”
Anmerkung: Es wäre mit diesen Personen so, wie mit den Somnambulen, die auch allein oder mit Hilfe eines fremden Geistes handeln können. (Siehe im Kapitel über „Medien“ den Artikel über „somnambulen Medien“)
21) Ist der Geist, welcher auf die festen Körper einwirkt, um sie in Bewegung zu setzen, in der Substanz dieser Dinge selbst oder aber außerhalb dieser Substanz?
„Das eine, wie das andere. Wir haben bereits gesagt, dass die Materie kein Hindernis für die Geister ist, sie durchdringen alles; ein Teil des Perispirits identifiziert sich sozusagen mit dem Stoff, den es durchdringt.”
22) Was tut der Geist beim Klopfen? Bedient er sich dabei eines materiellen Gegenstandes?
„Ebenso wenig wie seiner Arme beim Heben. Ihr wisst, dass er keinen Hammer zu seiner Verfügung hat. Sein Hammer ist das vereinigte Fluidum, das er durch seinen Willen in Aktion setzt, um zu bewegen oder zu klopfen. Wenn er es bewegt, so zeigt euch das Licht die Bewegungen, wenn er schlägt, so vernimmt ihr das Geräusch durch die Luft.” Geräusche
23) Wir begreifen das, wenn er auf einen festen Körper schlägt, aber wie kann er in der freien Luft Laute oder artikulierte Töne hören lassen?
„Da er auf die Materie einwirken kann, so kann er auf die Luft ebenso wirken, wie auf einen Tisch. Was die artikulierten Töne betrifft, so kann er sie nachahmen wie jedes andere Geräusch.”
24) Ihr sagt, dass sich der Geist der Hände nicht bedient, um einen Tisch zu heben, und doch hat man bei einigen sichtbaren Manifestationen Hände zum Vorschein kommen sehen, deren Finger sich auf einem Klavier bewegten, auf die Tasten schlugen und Töne hören ließen. Scheint es nicht, dass hier die Bewegung des Anschlagens durch den Druck der Finger hervorgebracht werde? Ist dieser Druck nicht auch direkt und reell, wenn er sich bei uns selbst fühlen lässt, und wenn diese Hände auf unserer Haut Abdrücke zurücklassen?
„Ihr könnt das Wesen der Geister und ihre Handlungsweise nur durch Vergleiche begreifen, die euch nur eine unvollständige Idee gewähren. Es ist nicht recht, ihre Handlungsweise stets mit eurer vergleichen zu wollen. Ihr Handeln muss sich nach ihrer Organisation richten. Habe ich euch nicht gesagt, dass das Fluidum des Perispirits die Materie durchdringt, sich mit ihr vereinigt und sie mit einem künstlichen Leben belebt? Nun denn, wenn der Geist die Finger auf die Tasten legt, so legt er sie wirklich darauf und er bewegt sie auch, aber es geschieht nicht durch die Muskelkraft, dass er auf die Tasten schlägt; er belebt die Tasten so, wie er den Tisch belebt, und die Taste, welche seinem Willen gehorcht, bewegt sich und schlägt auf die Saite. Es geschieht hier auch etwas, was ihr schwer begreifen würdet. Einige wenig fortgeschrittene Geister sind nämlich im Vergleich zu den erhabenen Geistern so materiell, dass sie noch Illusionen von dem irdischen Leben haben, und dass sie glauben so zu handeln, wie damals, als sie noch ihre Körper hatten. Sie können sich die wahre Ursache ihrer Handlungen nicht erklären, so wie sich ein Bauer nicht über die Theorie der Töne klar werden kann, die er artikuliert. Fragt sie, wie sie Piano spielen, und sie werden euch sagen, indem sie auf die Tastatur hauen, weil sie es glauben so zu machen. Die Wirkung kommt bei ihnen instinktmäßig hervor, ohne das sie wissen wie, und dennoch mit ihrem Willen. Wenn sie Worte hören lassen, geschieht es auch so.”
Anmerkung: Aus diesen Erklärungen geht hervor, dass die Geister alle Effekte hervorbringen können, welche wir selbst hervorbringen, aber durch Mittel, welche ihrer Organisation angemessen sind. Gewisse Kräfte, die ihnen eigen sind, ersetzen die Muskeln, welche wir zum Handeln nötig haben, ebenso wie bei einem Gehörlosen das Zeichen das Wort vertritt, welches ihm fehlt.
25) Unter den Erscheinungen, welche man zum Beweis der Einwirkung einer verborgenen Macht anführt, gibt es einige, welche allen bekannten Naturgesetzen offenbar widerstreben; sollte da ein Zweifel nicht erlaubt erscheinen?
„Das kommt daher, weil der Mensch bei weitem noch nicht alle Naturgesetze kennt. Wenn er sie alle kennen würde, so wäre er ein erhabeneres Wesen. Jeder Tag straft diejenigen Lügen, welche alles zu wissen glauben und der Natur Grenzen zu setzen vermeinen, und sie bleiben nichts desto weniger stolz darauf. Indem Gott unaufhörlich neue Geheimnisse aufdeckt, belehrt er den Menschen, seinem eigenen Wissen weniger zu trauen; denn es wird ein Tag kommen, wo selbst die Wissenschaft des Weisesten in Verwirrung geraten wird. Habt ihr nicht alle Tage Beweise, dass belebte Körper, die der Bewegung fähig sind, die Schwerkraft überwinden? Überwindet eine in die Luft geschossene Kanonenkugel nicht vorübergehend diese Kraft? Arme Menschen, die ihr sehr weise zu sein vermeint, und deren einfältiger Wahn alle Augenblicke in Verwirrung gerät, wisset denn doch, dass ihr noch sehr klein seid.”
Da das belebende Prinzip, welches durch den Geist gewissermassen getrieben wird, dem trägen Körper ein momentanes künstliches Leben gewährt, und da der Perispirit nichts anderes ist, als dasselbe belebende Fluidum, so folgt daraus, dass, wenn der Geist inkarniert ist, er seinem Körper das Leben gibt, und zwar durch den Perispirit. Es bleibt solange darin, wie es die Organisation zulässt; wenn er sich entfernt, so stirbt der Körper. Wenn man nun anstatt eines Tisches aus Holz eine Statue bilden und diese ebenso wie den Tisch behandeln würde, so hätte man eine Statue, die sich bewegen, klopfen und durch ihre Bewegungen und Schläge antworten würde. Man hätte mit einem Wort eine momentan künstlich belebte Statue. Man hat von den sprechenden Tischen geredet, man könnte ebenso von sprechenden Statuen reden. Welches Licht wirft diese Theorie auf eine Menge Phänomene, die bisher ohne Erklärung zu sein scheinen! Wie viele Allegorien und mysteriöse Handlungen klärten sie auf!
Nehmen wir nun an, dass die Luft unterhalb verdichtet wäre, dass sie eine viel größere Dichtigkeit besässe als die oberhalb befindliche, so würde sich die Glocke gegen alle Gravitation erheben; wenn die Strömung der Luft reissend und heftig ist, könnte sie ohne alle sichtbare Stütze in der Luft gehalten werden, nach Art jener Figürchen, die man über einem Springbrunnen springen lässt. Warum sollte das universelle Fluidum, welches doch der Uranfang aller Materie ist, um einen Tisch verdichtet, nicht die Eigenschaft haben, dessen relatives spezifisches Gewicht entweder zu vermindern oder zu vermehren, wie es die Luft mit der Glocke einer Luftpumpe tut, wie es das Wasserstoff-Gas im Luftballon tut, ohne dass dadurch das Gesetz der Schwere aufgehoben wäre. Kennt ihr alle Eigenschaften und die ganze Kraft dieses Fluidums? Nein! Nun, dann leugnet doch nicht eine Tatsache, weil ihr sie nicht erklären könnt.
Man wird vielleicht sagen, dass dieses Fluidum als unwägbar das Gewicht durch seine Ansammlung nicht vermehren könne; einverstanden, aber bedenkt wohl, wenn wir uns des Wortes „Anhäufung“ bedient haben, so ist, es nur vergleichsweise und nicht durch eine unumschränkte Gleichstellung mit der Luft. Das Fluidum ist unwägbar, aber das ist durch nichts bewiesen, seine innere Natur ist uns unbekannt, und wir sind weit davon entfernt, alle seine Eigenschaften zu kennen. Bevor man die Schwere der Luft erkannt hat, ahnte man nicht die Folgen dieser Schwere. Die Elektrizität wird auch zu den unwägbaren Fluida gezählt und doch kann ein Körper durch elektrischen Strom zurückgehalten werden und dem der ihn hochhalten will, großen Widerstand entgegensetzen; er ist also dem Schein nach schwerer geworden. Daraus, dass diesen Träger nicht kennt, wäre es nicht logisch, zu folgern, dass er nicht besteht. Der Geist kann also Hebel haben, die uns unbekannt sind. Die Natur beweist uns täglich, dass ihre Macht nicht bei dem Zeugnis unserer Sinne aufhört.
Man kann sich nur durch eine ähnliche Ursache die sonderbare Erscheinung erklären, dass von einer schwachen, jungen Person ein starker robuster Mann mit zwei Fingern, ohne Anstrengung mit seinem Sitze, worin er sass, wie eine Feder hochgehoben wurde, wovon man mehrere Beispiele gesehen hat. Die zeitweiligen Aussetzer dieser Fähigkeit beweist, dass die Ursache dafür der Person fremd ist.
FÜNFTES KAPITEL - Spontane physische Manifestationen
• Geräusche, Lärm und Störungen
Die spiritistischen Geräusche haben übrigens einen besonderen Charakter, indem sie sehr unterschiedliche Stärken und Klangfarbe annehmen die sie leicht erkenntlich machen und nicht mit dem Krachen des Holzes, dem Knistern des Feuers oder dem monotonen Ticktack einer Pendeluhr verwechseln lassen; es sind trockene, bald dumpfe, schwache und leichte, bald wieder klare, vernehmliche, manchmal lärmende Schläge, die den Ort wechseln und sich wiederholen, ohne eine mechanische Gleichförmigkeit zu haben. Die wirksamste aller Kontrollarten, jene nämlich, welche über den Ursprung des Phänomens keinen Zweifel lässt ist, dass es dem Willen des Beobachters gehorcht. Wenn sich die Schläge an dem von uns festgelegten Ort hören lassen, wenn sie auf unsere Gedanken durch die vereinbarte Anzahl, oder mittels höhere oder niedrigere Intensität der Schläge Antwort geben, kann man bei ihnen eine intelligente Ursache nicht verkennen; obwohl die Verweigerung des Gehorsams nicht immer ein Beweis des Gegenteils ist.
Ein ähnliches Ereignis ist einem unserer Freunde widerfahren. Seit einiger Zeit widerhallte sein Zimmer von verschiedenartigen Geräuschen die sehr lästig wurden, als sich die Gelegenheit darbot, den Geist seines Vaters durch ein schreibendes Medium zu befragen, erfuhr er, was man von ihm wollte, tat was ihm geraten wurde, und seit jener Zeit hat er weiter nichts mehr gehört. Es ist anzumerken, dass die Menschen, welche mit den Geistern einen regelmäßigen Umgang haben, viel seltener derartige Manifestationen haben, und das ist begreiflich.
Die Verwirrung ist oftmals sehr stark; aber manchmal hat sie nur den Anschein der Wirklichkeit. Man hört, Geschrei in einem benachbarten Zimmer, Geräusch von Geschirr, welches fällt und laut zerbricht; Klötze, welche auf den Fußboden herabrollen; man beeilt sich herbeizulaufen und findet alles ruhig und in Ordnung; dann aber, kaum ist man weggegangen, erneuert sich der Tumult.
In der „Revue Spirite“ kann man über mehrere authentische Fakten dieser Art lesen, unter anderem auch die Geschichte vom Klopfgeist zu Bergzabern, dessen böse Streiche mehr als acht Jahre gedauert haben (siehe im Mai-, Juni- und Juli- Heft 1858), jene von Dibbesdorf (im August-Heft 1858) jene des Bäckers von Grandes Ventes bei Dieppe (im März-Heft 1860), jene aus der Gasse des Noyers in Paris (im August-Heft 1860), jene von dem Geist Castelnaudary unter dem Titel: „Geschichte eines Verdammten” (im Februar-Heft 1860), jener von dem Fabrikanten in Petersburg (im April-Heft 1860) und vielen andern.
Wir geben allerdings zu, dass einzelne Fällen das Werk der Bosheit oder des Übelwollen sind. Wenn es aber nach allen Untersuchungen erwiesen bleibt, dass sie nicht Menschenwerk sind, so werden einige sagen, sie seien Teufelswerk, wir aber werden sagen, das Werk der Geister, aber welcher Geister?
Wir haben oft gesehen, dass einige für sich Gebete forderten, andere bitten um die Erfüllung eines Gelübdes in ihrem Namen, welches sie nicht erfüllen konnten, schließlich andere, die wünschen, im Interesse ihrer eigenen Ruhe eine schlechte Handlung wieder gut zu machen, die sie in ihrem Leben begangen haben.
Überhaupt hat man Unrecht, sich vor ihnen zu fürchten. Ihre Gegenwart kann unangenehm sein, aber nicht gefährlich. Man begreift den Wunsch, sich von ihnen zu befreien und tut gewöhnlich das Gegenteil von dem, was man tun sollte. Wenn es Geister sind, die sich unterhalten, so verharren sie, je mehr man die Sache ernst nimmt, wie mutwillige Kinder, die diejenigen umso mehr necken, welche sich darüber ärgern, und ungeduldig sind. Wenn man sich entschlösse, über ihre schlechten Streiche zu lachen, so würden sie aus Langeweile aufhören und Ruhe geben. Wir kennen jemanden, der, weit entfernt, sich zu ärgern, sie anregte und aufforderte, dieses oder jenes zu tun, so dass sie nach Ablauf mehrerer Tage nicht wieder kamen.
Aber, wie wir gesagt haben, es gibt einige, deren Motive weniger oberflächlich sind. Darum ist es immer nützlich zu wissen, was sie wollen. Wenn sie etwas begehren, so kann man versichert sein, dass sie ihre Besuche einstellen, sobald ihr Wunsch erfüllt sein wird. Das beste Mittel, in dieser Beziehung informiert zu werden, ist, den Geist durch Vermittlung eines guten schreibenden Mediums zu rufen. Nach seinen Antworten wird man gleich sehen, mit wem man es zu tun hat, und man kann sich danach richten. Wenn es ein unglücklicher Geist ist, so fordert es die Nächstenliebe, dass man ihn mit jener Rücksicht behandelt, welche er verdient; ist es ein böser Spaßmacher, so kann man gegen ihn ohne Umstände auftreten. Ist er böswillig, so muss man Gott bitten, ihn zu bessern. In einem jeden solchen Falle kann das Gebet immer nur von guten Folgen sein. Aber Beschwörungsformeln bringen sie zum Lachen und sie achten nicht darauf. Wenn man mit ihnen kommunizieren kann, muss man den lächerlichen und hochtrabenden Namen misstrauen, die sie sich zuweilen beilegen, um sich an der Leichtgläubigkeit der Sitzungsteilnehmer zu weiden.
Im Kapitel „Spuckorte und Umsessenheiten“ werden wird uns tiefgehender mit diesem Thema befassen, sowie weshalb in vielen Fällen die Gebete wirkungslos bleiben.
Diese Studien lehren uns auch, das kennen zu lernen, was wahr, falsch oder übertrieben ist bei den Erscheinungen, von denen wir uns keine Aufklärung geben können. Wenn etwas Ungewöhnliches stattfindet, Geräusche, eine Bewegung und selbst eine Erscheinung, so ist der erste Gedanke, den man haben muss, dass dies auf einer natürlichen Ursache basiert, weil dies am wahrscheinlichsten ist. Man muss dann die Ursache mit aller Sorgfalt suchen und den Einfluss der Geister nur nach reiflicher Überlegung zugeben. Das ist das Mittel, um nicht getäuscht zu werden. Wer z.B. eine Ohrfeige bekäme oder Stockschläge auf seinen Rücken bekäme, ohne dass sich ihm eine Person genähert hätte, so wie es bereits geschehen ist, der wird gewiss nicht an der Gegenwart eines unsichtbaren Wesens zweifeln.
Man muss sich nicht nur gegen die Erzählungen, die mehr oder weniger an Übertreibung leiden, sondern auch gegen die eigenen Eindrücke in Acht nehmen, und nicht alles, was man nicht begreift, einer unbekannten Ursache zuschreiben. Eine unendliche Menge sehr einfacher und sehr natürlicher Ursachen können auf den ersten Blick befremdende Wirkungen hervorbringen, und es wäre ein wahrer Aberglaube, wenn man überall nur Geister sehen würde, die damit beschäftigt sind, Tische umzuwerfen, Geschirr zu zerbrechen, und Tausend und eine Neckerei im Haushalt zu verursachen, welche man viel vernünftiger auf Ungeschicklichkeit zurückführen sollte.
Geworfene Gegenstände
1) (Zum heiligen Ludwig): Würdet ihr uns bitte sagen, ob die Tatsachen, die sich in der Rue des Noyers zugetragen haben sollen, wirklich geschehen sind? Was die Möglichkeit betrifft, an der zweifeln wir nicht.
„Ja, sie sind wahr, nur hat sie die Einbildungskraft der Menschen übertrieben aus Furcht oder aus Ironie, aber ich wiederhole, sie sind wahr. Diese Manifestationen werden von einem Geistwesen bewirkt, das sich ein bisschen auf Kosten der Bewohner dieses Ortes amüsiert.”
2) Gibt es in dem Haus eine Person, die Ursache dieser Manifestationen ist?
„Sie sind immer durch die Anwesenheit der anvisierten Person verursacht. Der ruhestörende Geist hat es auf den Bewohner des Ortes an dem er sich befindet abgesehen und trachtet danach ihm Schlechtes anzutun oder sogar ihn von dort zu vertreiben.“
3) Wir meinen, ob unter den Hausbewohnern jemand ist, der durch seinen spontanen oder freiwilligen Einfluss Ursache dieser Erscheinung ist?
„Gewiss, denn ohne das könnte die Gegebenheit gar nicht stattfinden. Ein Geist bewohnt mit Vorliebe einen besonderen Ort; er bleibt so lange untätig bis sich ihm eine ihm zusagende Person an diesem Ort eingefunden hat; wenn diese Person kommt, amüsiert er sich, so viel er kann.“
4) Ist die Anwesenheit dieser Person an dem Ort unerlässlich?
„Das ist gewöhnlich der Fall, und gerade in dem Fall, von dem ihr redet; deshalb sage ich, dass die Sache hätte gar nicht stattfinden können; aber ich meinte es nicht allgemein, es gibt auch Fälle, wo die unmittelbare Gegenwart nicht nötig ist.“
5) Da diese Geister stets einer niederen Klasse angehören, bringt die Fähigkeit, ihnen behilflich sein zu können, eine ungünstige Meinung für diese Person? Zeigt das eine Sympathie für Wesen dieser Arten?
„Nein, durchaus nicht, denn diese Fähigkeit hängt von einer physischen Beschaffenheit ab; jedoch zeigt sie oft eine materielle Tendenz an, und es wäre besser, sie nicht zu haben, denn je mehr man moralisch erhaben ist, desto mehr zieht man die guten Geister an, welche die bösen notwendigerweise entfernen müssen.“
6) Woher nimmt der Geist die Projektile, derer er sich bedient?
„Diese verschiedenen Gegenstände werden sehr oft am Ort oder aus der Nähe der Gegebenheit genommen; seine vom Geist kommende Kraft schleudert sie und sie fallen auf den vom Geist bezeichneten Platz.”
7) Da die spontanen Manifestationen oft gestattet und in der Absicht hervorgerufen werden, um zu überzeugen, so scheint es uns, dass, wenn gewisse Ungläubige sich persönlich damit abgeben würden, sie wohl genötigt wären, die Wahrheit anzuerkennen. Sie beschweren sich oft darüber, dass sie nicht Augenzeugen von entscheidenden Tatsachen sein können. Hängt es nicht von den Geistern ab, ihnen einige wirkungsvolle Proben zu geben?
„Sind die Atheisten und Materialisten nicht alle Augenblicke Zeugen der Macht Gottes und seiner Weisheit? Aber das hindert sie nicht, Gott und die Seele zu leugnen. Haben die Wunder Jesu alle seine Zeitgenossen bekehrt? Die Pharisäer, welche zu ihm sagten: ‚Meister, lass uns irgendein Wunder sehen‘, gleichen sie nicht denen, die zu eurer Zeit fordern, dass ihr sie Manifestationen sehen lasst. Wenn sie nicht überzeugt sind durch das Wunder der Schöpfung, so werden sie es auch nicht sein, wenn ihnen die Geister auf eine weniger zweideutige Art erscheinen; denn ihr Stolz macht sie so widerspenstig, wie die Pferde. Die Gelegenheit zu sehen, würde ihnen nicht fehlen, wenn sie dieselben nur im guten Glauben suchen würden. Das ist der Grund, warum es Gott nicht angemessen findet, für sie mehr zu tun, als für die, welche reinen Herzens sich zu informieren suchen.
Denn er belohnt nur Menschen guten Willens. Ihr Unglaube wird nicht verhindern, dass der Wille Gottes erfüllt werde. Ihr seht ja, dass er nicht imstande war, die Ausbreitung dieser Lehre zu verhindern. Hört also auf, euch wegen ihrer Opposition zu beunruhigen, die für die Lehre das ist, was der Schatten für ein Bild, das er noch mehr hervorhebt. Was für ein Verdienst würden sie haben, wenn sie gewalttätig überzeugt würden. Gott lässt ihnen die ganze Verantwortlichkeit ihres Eigensinns, und diese Verantwortlichkeit wird schrecklicher sein, als ihr meint. ‚Glücklich sind diejenigen, die nicht gesehen haben‘, hat Jesus gesagt, ‚denn sie zweifeln nicht an der Allmacht Gottes‘.“
8) Glaubt ihr, dass es gut wäre, diesen Geist (aus der Rue des Noyers zu Paris) zu rufen, und von ihm Aufklärungen zu fordern?
„Ruft ihn, wenn ihr wollt, aber er ist ein niedriger Geist, der euch nur unbedeutende Antworten geben wird.“
1) Anrufung
„Warum ruft ihr mich? Ihr wollt also mit Steinen beworfen werden? Dann wäre es ein ‚Rette sich, wer kann!‘, trotz euren Mut.“
2) Wenn du uns Stein nachwirfst, so wird uns das nicht erschrecken. Wir bitten dich sogar, wenn es dir möglich ist, Steine nach uns zu werfen.
„Hier könnte ich es vielleicht nicht, ihr habt einen Wächter, der euch gut beschützt.“
3) Hattest du in der rue des Noyers eine Person, welche Hilfe leistete, dir deine bösen Streiche zu erleichtern, welche du den Hausbewohnern gespielt hast?
„Ganz gewiss. Ich fand ein gutes Werkzeug und keinen gelehrten guten Geist, um mich daran zu hindern, denn ich bin fröhlich und liebe es, mich zu amüsieren.“
4) Welches war die Person, welche dir als Werkzeug gedient hat?
„Eine Magd.“
5) War es ohne ihr Wissen, dass sie dir zu Hilfe kam?
„Oh, freilich! Das arme Mädchen, sie war am meisten darüber erschreckt.“
6) Handeltest du in einer feindseligen Absicht?
„Ich hatte keine feindselige Absicht, aber die Menschen, die sich jeder Sache bemächtigen, werden es zu ihrem Vorteil nutzen.“
7) Was meinst du damit, wir verstehen dich nicht?
„Ich wollte mich amüsieren, aber ihr, ihr studiert die Sache und werdet eine Tatsache mehr haben, zu beweisen, dass wir Geister existieren.“
8) Du sagst, dass du keine feindliche Absicht hattest und doch hast du alle Fensterscheiben des Hauses zerschlagen, hast also großen Schaden angerichtet.
„Das ist eine Bagatelle.“
9) Wo hast du die Gegenstände hergenommen, die du geschleudert hast?
„Sie sind sehr gewöhnlich, ich fand sie im Hof und im benachbarten Garten.“
10) Hast du alle gefunden, oder hast du einige selbst gemacht?
„Ich habe nichts geschaffen, nichts gemacht.“ (siehe Kapitel VIII).
11) Wenn du sie nicht gefunden hättest, hättest du solche herstellen können?
„Das wäre schwieriger gewesen, aber im Notfall mischt man die Materien, und das gibt irgendein Ganzes.“
12) Nun sage uns, wie hast du die Sachen geworfen?
„Ah! das ist schwieriger zu sagen; ich bediente mich der elektrischen Natur dieses Mädchens, die ich mit der meinigen, eigener materiellen, verband. Wir konnten auf diese Art die verschiedenen Materialien zu zweit transportieren.“
13) Könntest du uns einige Auskünfte bezüglich deiner Person geben. Sage uns zuvor, ist es schon lange, dass du gestorben bist?
„Es ist ziemlich lange her, es sind gut 50 Jahre.“
14) Wer warst du in deinem Leben?
„Eben nichts Besonderes. Ich war eine Lumpensammler in diesem Stadtviertel, und man sagte mir zuweilen Grobheiten, weil ich den roten Likör des guten Mannes Noe zu sehr liebte, auch wollte ich sie alle aus dem Hause treiben.“
15) Hast du allein und nach deinem eigenem Willen auf unsere Fragen geantwortet?
„Ich hatte einen Instruktor.“
16) Wer war dieser Instruktor?
„Euer guter König Ludwig.“
Anmerkung: Diese Frage ist durch die Antworten, welche den Horizont dieses Geistes zu überschreiten scheinen, teils durch die Tiefe der Idee selbst und teils durch die Form der Sprache gekennzeichnet. Es liegt darin nichts Wunderbares, dass er von einem aufgeklärteren Geist unterstützt wurde, der diese Gelegenheit benützen wollte, uns zu belehren. Das ist ein sehr gewöhnlicher Fall; besonders eigentümlich ist, dass sich der Einfluss des anderen Geistes in der Schrift selbst wahrnehmen lässt, jede Antworten in der er unterstützt wurde, ist viel regelmäßiger und deutlicher, jene des Lumpensammlers sind schroff, grob, unregelmäßig, oft schwer leserlich, und tragen an sich einen ganz andern Charakter.
17) Was machst du jetzt, beschäftigst du dich mit der Zukunft?
„Noch nicht, ich wandle herum. Man denkt so wenig an mich auf dieser Erde, dass niemand für mich betet, auch werde ich nicht unterstützt, darum arbeite ich nicht.“
Anmerkung: Man wird später sehen, wie sehr man zum Fortschritt und zur Erleichterung der niederen Geister durch Gebete und durch gute Ratschläge beitragen kann.
18) Wie hießest du in deinem Leben?
„Jeannet.”
19) Nun gut, Jeannet, wir werden für dich beten. Sage uns, ob unsere Unterhaltung dir ein Vergnügen oder Ärger gemacht hat?
„Mehr Vergnügen, denn ihr seid gute, fröhliche Kinder, obwohl etwas zu streng; das ist egal, ihr habt mich angehört, ich bin zufrieden. (Jeannet)
Das Phänomen der Apporte
Dissertation von einem Geiste
„Man muss, um ein Phänomen dieser Art zu erzielen, notwendigerweise Medien bei sich haben, welche ich sensitiv nennen würde, das heißt in einem sehr hohen Grad mit der medialen Fähigkeit der Ausdehnung und Durchdringung begabt, weil das Nervensystem dieser Medien, welches leicht erregbar ist, ihnen gestattet, mittels gewisser Vibrationen ihr animalisiertes Fluidum reichlich um sich zu verbreiten.“
Die für Eindrücke empfänglichen Personen, deren Nerven bei der geringsten Empfindung, bei der geringsten Sensation, welche der moralische oder physische innere oder äußere Einfluss bewirkt, zittern, sind sehr geeignet, ausgezeichnete Medien für die physischen Effekte der Fühlbarkeit und der Apporte (Überbringung) zu werden. In der Tat, ihr Nervensystem, fast völlig ohne die widerstandsfähige Hülle, die dieses System bei den meisten anderen Inkarnierten isoliert, macht sie zur Entwicklung dieser verschiedenen Phänomene geeignet. Folglich erhält man mit einem Menschen von dieser Natur, wenn dessen andere Eigenschaften seine Medialität nicht behindern, viel leichter Phänomene der Fühlbarkeit, Klopfgeräusche an Mauern, Möbeln, intelligente Bewegungen, und selbst das Erheben schwerer, träger Materie in der Luft. Dieses Resultat erhält man erst recht, wenn man anstatt eines mehrere ebenso gut begabte Medien zur Verfügung hätte.
Aber von der Erzeugung dieser Phänomene bis zum Zustandekommen des Phänomens eines Apports ist ein weiter Weg; denn in diesem Fall ist die Arbeit des Geistes komplexer, schwieriger, und noch mehr; der Geist kann nur mit einer einzigen medialen Hilfe wirken, das heißt, dass mehrere Medien zu Hervorbringung einer und derselben Erscheinung nicht zugleich wirken können. Im Gegenteil, es geschieht sogar, dass die Gegenwart einiger dem Geiste unsympathischen Personen die Operation gänzlich behindert. Zu diesen Motiven, die wie ihr seht, nicht ohne Gewicht sind, fügt noch hinzu, dass Apporte stets eine größere Konzentration und zugleich ein größeres Ausströmen gewisser Fluida erfordern, und dass sie nur mit den begabtesten Medien erhalten werden können, nämlich mit jenen, deren elektromediumistischer Apparat7 die besten Bedingungen anbietet.
Überhaupt bleiben die Phänomene der Apporte außerordentlich selten. Ich brauche euch nicht zu beweisen, warum sie seltener sind und sein werden, als die anderen Phänomene der Fühlbarkeit. Aus dem was ich sage, werdet ihr es selbst ableiten können. Übrigens sind diese Phänomene von einer solchen Natur, dass dazu nicht alle Medien geeignet sind, aber auch, dass selbst nicht alle Geister sie hervorbringen können. In der Tat muss zwischen dem Geist und dem beeinflussten Medium eine gewisse Affinität, eine gewisse Übereinstimmung, mit einem Wort, eine Ähnlichkeit herrschen, welche es dem ausdehnbaren Teil des perispiritistischen * Fluidums des Medium gestattet, sich mit dem des Geistes welcher ein Apport-Phänomen ausführen will, zu vermischen, zu verbinden und zu kombinieren. Diese Verschmelzung muss so beschaffen sein, dass die daraus hervorgehende Kraft sozusagen eine einzige ist, wie ein elektrischer Strom auf Kohle einwirkend nur ein Herd, eine einzige Helligkeit hervorbringt. Wozu die Vereinigung, wozu dieses Verschmelzung, werdet ihr sagen? Weil zur Erzeugung dieser Erscheinungen die wesentlichen Eigenschaften des handelnden Geistes durch einige des Mediums vermehrt, werden müssen; weil das Lebensfluidum, welches zur Erzeugung aller medialen Phänomene ausschließlich dem Körper des Mediums entstammt, und weil der handelnde Geist darauf angewiesen ist, sich davon durchdringen zu lassen. Nur dann kann er mit Hilfe gewisser Eigenschaften eurer Umgebung, welche euch unbekannt sind, gewisse materielle Gegenstände absondern, bewegen und selbst Personen unsichtbar machen.
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* Anmerkung von Allan Kardec: Wenn in unserem Wortschaft keine Begriffe zu finden sind, um Neues erklären zu können, dann sind die Geister in der Lage neue Worte zu bilden. Begriffe wie „elektromediumistischer-Apparat“ oder „Perispiritistischen“ wurden nicht von uns erdacht. Personen, die uns kritisierten, weil neu Worte wie Spiritismus, Spiritist und Perispirit erschaffen wurden, weil gleichbedeutende Worte nicht vorhanden waren, können jetzt gleichermassen die Geister dafür kritisieren.
Es ist mir für den Augenblick nicht erlaubt, euch die besonderen Gesetze zu enthüllen, welche die euch umgebenden Gase und Fluida regieren; aber bevor einige Jahre verflossen sind, bevor ein Menschenalter vollendet sein wird, wird euch die Erklärung dieser Gesetze und dieser Phänomene enthüllt werden, und ihr werdet eine neue Vielfalt von Medien kommen sehen, die in einen besonderen kataleptischen Zustand fallen, wenn sie in einer mediumistische Sitzung ihre mediale Fähigkeit ausüben. Ihr seht, von wie vielen Schwierigkeiten die Erzeugung von Apporten umgeben ist; ihr könnt daraus sehr logisch schließen, dass die Erscheinungen dieser Art äußerst selten sind, um so mehr, weil sich die Geister dazu nur selten hergeben, weil es für sie eine gleichsam materielle Arbeit verursacht, was für sie langweilig und ermüdend ist. Andererseits kommt noch das hinzu, dass ihnen der Zustand des Mediums selbst trotz ihrer Energie und ihres Willens sehr oft ein unüberwindliches Hindernis entgegenstellt.
Es ist also einleuchtend und euer Urteilsvermögen bestätigt es, daran zweifle ich nicht, dass die wahrnehmbaren Tatsachen an Körpern, ihre Bewegung und Hebung einfache Erscheinungen sind, die durch die Zusammenziehung und Ausdehnung gewisser Fluida entstehen und die durch den Willen und die Arbeit der Medien hervorgerufen werden können, welche dazu geeignet sind, wenn sie dabei von freundschaftlichen und wohlwollenden Geistern unterstützt werden; während die Phänomene der Überbringung, vielhaltig und verwickelt sind und ein Zusammentreffen von besonderen Umständen verlangen, und nur von einem einzigen Geist und durch ein einziges Medium hervorgebracht werden können, und überdies noch der Notwendigkeit der Berührbarkeit eine ganz besondere Verbindung erfordern, um den Gegenstand oder die Gegenstände, welche das Objekt der Übertragung bilden, zu isolieren und unsichtbar zu machen.
Ihr alle, Spiritisten, ihr versteht meine Erklärungen, und macht euch dieses Zusammenwirken der besonderen Fluida für Apporte von Gegenständen und die Fühlbarkeit der trägen Materie vollkommen bewusst; ihr glaubt daran so wie ihr an die Erscheinungen der Elektrizität und des Magnetismus glaubt mit welchen die medialen Tatsachen voll Ähnlichkeiten sind, und die sozusagen deren Grundlage und Entwicklung sind. Was die Ungläubigen und die Gelehrten betrifft, die schlimmer sind als die Ungläubigen, so ist es nicht meine Sache, sie zu überzeugen; ich beschäftige mich nicht mit ihnen, sie werden eines Tages durch die Kraft der Eindeutigkeit zur Überzeugung kommen; denn sie werden sich vor dem übereinstimmenden Zeugnis der spiritistischen Tatsachen neigen müssen, so wie sie gezwungen waren, sich vor so vielen anderen großen Tatsachen zu neigen, die sie anfänglich verworfen haben.
Um mich kurz zu fassen, wenn die Tatsachen der Fühlbarkeit häufig vorkommen, so sind die der Überbringung von Gegenständen durch Geister sehr selten, weil die Bedingungen sehr schwierig sind; deshalb kann kein Medium sagen: „Zu dieser Stunde und in jenem Momente kann durch mich ein Überbringungs-Phänomen stattfinden, denn oft ist der Geist selbst in seinem Wirken verhindert. Ich muss noch hinzufügen, dass diese Erscheinungen vor dem Publikum doppelt schwierig auszuführen und nicht zu garantieren sind; denn man begegnet fast immer energetisch hinderlichen Elementen, die die Wirkungen des Geistes lähmen und mit der größten Wahrscheinlichkeit auch die Tätigkeit des Mediums. Haltet es im Gegenteil für gewiss, dass die Phänomene sich fast immer einzeln, spontan und am häufigsten ohne Wissen des Mediums und ohne Vorbedacht und schließlich sehr selten zeigen. Daraus müsst ihr schließen, dass man einen triftigen Grund zum Verdacht hat, wenn sich ein Medium rühmt, diese Erscheinungen nach Willkür zu bekommen, oder anders gesagt, den Geistern befehlen zu können, wie Dienern, was ganz absurd ist. Haltet es für eine allgemeine Regel, dass die spiritistischen Phänomene nicht dazu gemacht sind, um als Schauspiele aufgeführt zu werden und um zu unterhalten. Wenn sich einige Geister dazu herablassen, so können die nur einfachen Phänomene sein, aber nicht solche wie die Übertragungen durch Geisterhand und andere ähnliche, welche außergewöhnlich günstige Bedingungen fordern.
Erinnert euch, Spiritisten, dass, wenn es absurd ist, alle Phänomene vom Jenseits systematisch zu verwerfen, es ebenso wenig klug ist, sie alle blind anzunehmen. Wenn sich ein Phänomen der Fühlbarkeit, des Sichtbarwerdens oder ein Apport spontan und auf unbestrittene Art zeigt, so nehmt es an, aber ich kann es euch nicht genug wiederholen, nehmt nichts blindlings an; jede Tatsache werde einer genauen, gründlichen und strengen Prüfung unterzogen, denn glaubt mir, der Spiritismus, so reich an erhabenen und großartigen Erscheinungen, gewinnt nichts bei diesen kleinlichen Manifestationen, welche geschickte Gaukler nachahmen können.
Ich weiß, dassihr mir sagen werdet, diese Phänomene sind nützlich, um die Ungläubigen zu überzeugen; aber wenn ihr keine anderen Mittel der Überzeugung hättet, so hättet ihr heutzutage nicht den hundertsten Teil Spiritisten. Sprecht zum Herzen, auf diese Art werdet ihr die meisten ernsthaften Bekehrungen bewirken. Wenn ihr es für gewisse Personen für nützlich erachtet, durch materielle Tatsachen zu überzeugen, so stellt sie wenigstens unter solchen Umständen dar, dass sie nicht zu falscher Auslegung Anlass geben können; denn die unter schlechten Bedingungen vorgeführten Tatsachen liefern den Ungläubigen Gegenargumente, anstatt sie zu überzeugen. (Erastus)
Die folgenden Fragen wurden an den Geist gestellt, der sie hervorgebracht hat; allein seine Antworten lassen manchmal seine Kenntnisse spüren. Wir haben sie dem Geist Erastus unterbreitet, der hierin besser unterrichtet ist und sie durch sehr vernünftige Bemerkungen vervollständigt hat. Der eine ist der Handwerker, der andere der Gelehrte, und der Vergleich dieser beiden Intelligenzen ist ein lehrreiches Studium; es beweist, dass es nicht genügt, Geist zu sein, um alles zu wissen.
1) Würdest du uns bitte sagen, warum die Apporte die du bewirkt hast nur geschehen wenn sich das das Medium im somnanbulischen Zustand befindet?
„Das hängt von der Natur des Mediums ab; was ich vornehme, während mein Medium schläft, könnte ich mit einem andern Medium auch im wachen Zustand desselben tun.“
2) Warum lässt du so lange auf die Überbringung der Sachen warten, und warum erregst du das Begehren des Mediums, indem du einen Wunsch anregst, den versprochenen Gegenstand zu erhalten?
„Diese Zeit ist mir notwendig, um die Fluida vorzubereiten, welche zur Überbringung dienen. Was die Anregung betrifft, so geschieht es oft nur, um die anwesenden Personen und den Somnambule zu unterhalten.“
Anmerkung von Erastus: Der Geist, der antwortet, weiß sich den Grund der Begehrlichkeit, welche er instinktmäßig anregt, ohne deren Wirkung zu verstehen, nicht zu erklären. Er glaubt zu unterhalten, während er in Wirklichkeit, ohne es gewahr zu werden, ein größeres Ausströmen des Fluidums hervorruft. Das ist die Folge der Schwierigkeit, welche das Phänomen darbietet, eine umso größere Schwierigkeit, wenn sie nicht spontan ist, besonders mit gewissen Medien.
3) Hängt die Erzeugung des Phänomens von der Natur des Mediums ab, und könnte man es mit anderen Medien mit größerer Leichtigkeit und Bestimmtheit hervorbringen?
„Das Hervorbringen hängt von der Beschaffenheit des Mediums ab, und kann nur mit sich entsprechenden Beschaffenheiten bewirkt werden. Bezüglich der Genauigkeit ist uns die Gewohnheit, oft mit einem und demselben Medium in Verbindung zu treten von großer Hilfe.“
4) Hat der Einfluss der anwesenden Personen auch etwas zu bedeuten?
„Wenn dabei Ungläubigkeit und Widerstand sind, kann uns das sehr belästigen; wir ziehen vor, unsere Phänomene in Anwesenheit von Gläubigen und im Spiritismus erfahrenen Menschen zu machen, aber ich will damit nicht gesagt haben, dass der böse Wille uns gänzlich behindern könnte.”
5) Wo hast du die Blumen und die Süßigkeiten geholt, die du gebracht hast?
„Die Blumen nehme ich aus den Gärten, in denen sie mir gefallen.”
6) Und die Süßigkeiten? Der Verkäufer hat bemerken müssen, dass ihm welche fehlen?
„Ich nehme sie, wo es mir gefällt. Der Verkäufer hat es gar nicht bemerkt, weil ich andere an die Stelle gelegt habe.“
7) Aber die Ringe haben einen Wert. Woher hast du die genommen? Geschah dem nicht Unrecht bei dem du sie ausgeliehen hast?
„Ich habe sie an allen unbekannten Orten fortgenommen, und auf eine Art, dass niemand davon einen Schaden hat.“
Anmerkung von Erastus: Ich glaube, dass die Sache auf eine ungenügende Art aufgeklärt wurde wegen den mangelhaften Kenntnisse des antwortenden Geistes. Ja, es kann dabei ein wirklicher Schaden entstanden sein; aber der Geist hat nicht zugeben wollen, etwas entführt zu haben. Eine von ihm fortgenommene Sache kann nur durch eine identische von derselben Form und von demselben Werte ersetzt werden. Wenn daher ein Geist die Fähigkeit besitzt, einen Gegenstand zu ersetzen, den er weggenommen hat, so hätte er keinen Grund, ihn zu nehmen, er sollte gleich den zum Ersatz bestimmten geben.
8) Ist es möglich, Blumen von einem anderen Planeten zu bringen?
„Nein, das ist mir nicht möglich.”
8a) (Zu Erastus): Haben andere Geister diese Macht?
„Nein, das ist nicht möglich wegen der Verschiedenheit der Umgebung.“
9) Kannst du Blumen von einer anderen Hemisphäre, z.B. den Tropen bringen?
„Sofern es auf dieser Erde ist, kann ich es.“
10) Kannst du die gebrachten Gegenstände verschwinden lassen und wiederbringen?
„Ebenso gut, wie ich sie habe kommen lassen, kann ich sie nach meinem Willen wegtragen.“
11) Verursacht dir die Erzeugung von Apporten Mühe oder irgendwelche Umstände?
„Es verursacht uns keine Mühe, wenn wir dazu nur die Bewilligung haben; aber es würde uns eine sehr große Anstrengung kosten, wenn wir es, ohne dazu ermächtigt zu sein, tun wollten.“
Anmerkung von Erastus: Er will die Mühe nicht zugeben, obwohl sie besteht, weil er genötigt ist, eine sozusagen materielle Operation zu verrichten.
12) Welcher Art sind die Schwierigkeiten, denen du begegnest?
„Keine andere als schlechte fluidische Dispositionen, welche uns entgegenwirken können.“
13) Wie bringst du das Objekt, hältst du es mit den Händen?
„Nein, ich hülle in mich ein.“
Anmerkung von Erastus: Er erklärt seine Operation nicht deutlich, denn er wickelt den Gegenstand nicht in seine eigene Persönlichkeit ein, aber da sein persönliches Fluidum ausdehnbar und streckbar ist, so verbindet er einen Teil dieses Fluidums mit einem Teil des belebten Fluidums des Mediums und in dieser Verbindung verbirgt und überträgt er die Sache, welche der Gegenstand des Apports ist. Es ist daher nicht richtig gesagt, dass er sie in sich einhülle.
14) Kannst du einen Gegenstand von namhaftem Gewichte, z.B. von 50 Kilogramm, mit derselben Leichtigkeit von einem beliebigen Platz zu uns bringen?
„Das Gewicht ist für uns nichts. Wir bringen Blumen, weil das viel angenehmer sein kann, als einen schweren Gegenstand.“
Anmerkung von Erastus: Es ist wahr, er kann Gegenstände von 100 und 200 Kilogramm bringen, denn die Schwere, welche euch hinderlich scheint, ist für ihn nicht vorhanden, aber auch hier weiß er nicht, was geschieht. Die Menge der vereinigten Fluida ist der Schwere der Gegenstände angemessen, mit einem Wort, die Kraft muss zu dem Widerstand im Verhältnis stehen; daraus folgt, dass, wenn der Geist nur eine Blume oder einen anderen leichten Gegenstand bringt, er oft in dem Medium oder in sich selbst nicht die erforderlichen Elemente zu einem ansehnlicheren Effekt findet.
15) Gibt es manchmal ein Verschwinden der Gegenstände, dessen Ursache unbekannt ist, und das ein Werk der Geister wäre?
„Das geschieht sehr oft, mehr als ihr glaubt, und man könnte dem abhelfen, indem man den Geist bittet, den verschwundenen Gegenstand wieder zurückzubringen.“
Anmerkung von Erastus: Es ist wahr, aber, was manchmal verschwunden ist, ist richtig beseitigt, denn solche Gegenstände, die man bei sich nicht mehr findet, sind oft weit weggetragen worden. Da jedoch das Wegtragen der Gegenständen beiläufig dieselben fluidischen Bedingungen wie das Herbringen erfordert, so kann es nur mit Hilfe eines mit besonderen Fähigkeiten begabten Mediums stattfinden; deshalb besteht in dem Fall, wenn irgend eine Sache verschwindet, eine größere Wahrscheinlichkeit, dass dies eine Folge eurer Gedankenlosigkeit ist, als eine Tat der Geister.
16) Gibt es Wirkungen die man für natürliche Erscheinungen hält, und die man der Einwirkung bestimmter Geister verdankt?
„Eure Tage sind mit Dingen angefüllt, die ihr nicht begreift, weil ihr nie daran gedacht habt, und was euch mit ein wenig Nachdenken klar sehen lässt.“
Anmerkung von Erastus: Schreibt das den Geistern nicht zu, was ein Werk der Menschen ist, aber glaubt an ihren beständigen geheimen Einfluss, welcher um euch tausend Umstände, tausend zur Erfüllung eurer Taten und zu eurer Existenz nötige Ereignisse entstehen lässt.
17) Gibt es unter den gebrachten Sachen nicht auch solche, welche die Geister selbst herstellen können, das heißt: spontan hergestellte durch Modifikationen, die die Geistwesen an dem Fluidum oder dem universellen Grundstoff vornehmen?
„Ich kann es nicht, denn ich habe dazu keine Befugnis, nur ein erhabener Geist kann es.“
18) Wie hast du die Gegenstände den folgenden Tag hineingebracht, nachdem das Zimmer gesperrt war?
„Ich ließ sie mit mir eintreten, sozusagen in meine Substanz eingehüllt; - euch mehr zu sagen, würde zu weit führen, da es nicht erklärbar ist.“
19) Wie hast du es gemacht, dass die Sachen sichtbar wurden, die einen Augenblick zuvor nicht sichtbar waren?
„Ich nahm die Materie weg, welche sie einhüllte.”
Anmerkung von Erastus: Es ist nicht die eigentliche Materie, die sie umgibt, sondern das zum Teil aus dem Perispirit des Mediums und zum Teil aus jenem des betreffenden mit euch verkehrenden Geist geschöpfte Fluidum.
20) (Zu Erastus): Kann ein Gegenstand an einen vollkommen verschlossenen Ort gebracht, werden, mit einem Wort, kann der Geist einen materiellen Gegenstand so vergeistigen, dass er die Materie durchdringen kann?
„Diese Frage ist nicht so einfach. Was die zu apportierenden Gegenstände betrifft, so kann sie der Geist unsichtbar machen, aber nicht durchdringlich. Er kann die Verbindung der Materie nicht brechen, was eine Zersetzung der Sache zur Folge hat. Wenn der Gegenstand unsichtbar gemacht ist, kann er ihn bringen, wann er will, er entledigt sich seiner erst im günstigen Moment, um ihn wieder zum Vorschein zu bringen. Ganz anders verhält es sich mit Dingen, die wir selbst erzeugen, da wir nur die Elemente der Materie einführen, und da diese Elemente ganz durchdringlich sind, da wir selbst die härtesten Körper mit einer gleichen Leichtigkeit durchdringen; wie die Sonnenstrahlen durch die Fensterscheiben dringen, so können wir mit vollem Recht sagen, dass wir den Gegenstand an einen Ort gebracht haben, so sehr er auch versperrt ist. Aber das findet nur in diesem Falle statt.“
Anmerkung: Siehe Kapitel mit dem Titel „Labor der unsichtbaren Welt“ Die Theorie der spontanen Bildung von Dingen.
SECHSTES KAPITEL - Sichtbare Manifestationen
Fragen über Erscheinungen
1) Können die Geister sich sichtbar machen?
„Ja, besonders im Schlaf, aber manche Menschen sehen sie auch im Wachzustand, aber das ist seltener.“
Anmerkung: Während der Körper ruht, befreit sich der Geist von den materiellen Bindungen; er ist viel freier und kann die anderen Geister viel leichter sehen, mit denen er in Verkehr tritt. Der Traum ist nur die Erinnerung an diesen Zustand; wenn man sich an nichts erinnert, so sagt man, man habe nicht geträumt; aber die Seele hat dessen ungeachtet nicht weniger gesehen und von ihre Freiheit genossen. Wir befassen uns hier speziell mit den Erscheinungen im Wachzustand.
2) Gehören die Geister, welche sich durch ihr Sichtbarwerden manifestieren, mehr der einen als der anderen Klasse an?
„Nein, sie können allen Klassen angehören, den höheren wie den niederen.“
3) Ist es allen Geistwesen gegeben, sich sichtbar zu machen?
„Alle können es, aber sie haben dazu nicht immer die Erlaubnis noch den Willen.“
4) Was für ein Ziel verfolgen die Geister, welche sich sichtbar machen?
„Das kommt darauf an; entsprechend ihrer Natur kann das Ziel gut oder schlecht sein.“
5) Wie kann die Erlaubnis erteilt werden, wenn das Ziel schlecht ist?
„Dann ist es eine Prüfung für diejenigen, denen sie erscheinen. Die Absicht des Geistes kann böse sein; aber das Ergebnis kann gut sein.“
6) Was kann das Ziel der Geister sein, die sich in einer bösen Absicht sehen lassen?
„Zu erschrecken, und oft um sich zu rächen.“
6a) Und was ist das Ziel der Geister, die in einer guten Absicht kommen?
„Die Personen zu trösten, die um sie weinen; zu beweisen, dass sie existieren und in eurer Nähe sind; Ratschläge zu geben und manchmal, um für sich Hilfe zu erbitten.“
7) Was hätte es für Nachteile, wenn die Möglichkeit, Geister zu sehen, beständig und allgemein wäre. Wäre das nicht ein Mittel, die Zweifel selbst der Ungläubigsten zu beheben?
„Wäre der Mensch beständig von Geistern umgeben, so würde ihre ständige Sicht ihn verwirren, es würde ihn im Handeln hindern und ihm die Initiative in den meisten Fällen nehmen; während er freier handelt, wenn er sich allein glaubt. Was die Ungläubigen betrifft, so haben sie genug Mittel, sich zu überzeugen, wenn sie nur davon Gebrauch machen wollen und nicht vom Hochmut geblendet sind. Ihr wisst wohl, dass es Menschen gibt, die gesehen haben und dennoch nicht glauben, weil sie sagen, das seien Illusionen. Kümmert euch nicht um diese Leute, Gott sorgt für sie.“
Anmerkung: Es wäre ebenso unangenehm, sich ständig von Geistern umgeben zu sehen, als die Luft zu sehen, die uns umgibt, oder die Milliarden mikroskopischer Tierchen, die um uns und über uns schwirren. Daraus müssen wir schließen, dass alles, was Gott gemacht hat, gut gemacht ist, und dass er besser weiß, was angemessen für uns ist.
8) Wenn der Anblick der Geister negative Folgen hat, warum ist er in gewissen Fällen gestattet?
„Es ist so, um zu beweisen, dass mit dem Körper nicht alles stirbt, und dass die Seele nach dem Tod ihre Individualität behält. Dieser vorübergehende Anblick genügt, um diesen Beweis zu liefern und die Gegenwart eurer Freunde in eurer Nähe zu bestätigen, euch darzutun; aber er hat nicht das Unangenehme der Dauerhaftigkeit.“
9) Ist in den fortgeschritteneren Welten als in der unseren der Anblick der Geister häufiger?
„Je mehr sich der Mensch der spirituellen Natur annähert, desto leichter tritt er mit den Geistern in Verkehr; es ist nur die Grobheit eurer Hülle, welche den Empfang der ätherischen Wesen schwieriger und seltener macht.“
10) Ist es vernünftig, sich über das Erscheinen eines Geistes zu erschrecken?
„Derjenige, welcher nachdenkt, muss begreifen, dass ein Geist, wer es auch immer sei, weniger gefährlich ist, als ein Lebender. Die Geister gehen übrigens überall hin und man braucht sie nicht zu sehen, um zu wissen, dass man sie an seiner Seite haben kann. Wenn ein Geist schaden will, so kann er es, ohne sich sehen zu lassen, und dies um so sicherer; er ist deshalb nicht gefährlich, weil er ein Geist ist, aber wohl durch den Einfluss, welchen er ausüben kann, indem er den Gedanken vom Guten ablenken und zum Bösen treiben kann.“
Anmerkung: Die Menschen, welche in der Einsamkeit oder in der Finsternis Furcht haben, sind sich selten des Grundes ihrer Furchtsamkeit bewusst; sie könnten nicht angeben, wovor sie sich fürchten, aber gewiss hätten sie mehr zu fürchten, den Menschen zu begegnen als den Geistern; denn ein Übeltäter ist lebend gefährlicher als nach dem Tod. Eine Dame von unserer Bekanntschaft hatte eines Abends in ihrem Zimmer eine sehr charakteristische Erscheinung, so dass sie an die Anwesenheit eines Menschen glaubte, und ihre erste Empfindung war ein Schrecken. Als sie sich aber überzeugt hatte, dass dort niemand war, sagte sie sich: Es scheint, nur ein Geist zu sein; ich kann ruhig schlafen.
11) Kann derjenige, dem ein Geist erscheint, mit ihm ein Gespräch anfangen?
„Ganz gewiss, und das ist es, was man in einem solchen Fall immer tun soll; indem man den Geist fragt, wer er ist, was erwünscht, und was man für ihn tun kann, um ihm nützlich zu sein. Wenn der Geist unglücklich und leidend ist, erleichtert ihn das ihm bezeugte Mitleid; wenn er ein wohlwollender Geist ist, so kann er in der Absicht kommen, gute Ratschläge zu erteilen.“ 11a)Wie kann der Geist in einem solchen Falle antworten? “Er tut es manchmal durch artikulierte Laute, wie es eine lebende Person täte, am häufigsten geschieht es durch Übertragung von Gedanken.“
12) Haben die Geister, welche mit Flügeln erscheinen, wirkliche Flügel, oder sind diese nur eine symbolische Erscheinung?
„Die Geister haben keine Flügel, sie haben sie nicht nötig, weil sie sich als Geister überallhin bringen können. Sie erscheinen in jener Gestalt, in welcher sie auf die betreffende Person Eindruck machen wollen, der sie sich zeigen. Die einen erscheinen in gewöhnliche Kleidung, andere in Draperien gehüllt, andere erscheinen mit Flügeln als Zeichen der Kategorie der Geister, welche sie repräsentieren.“
13) Sind die Personen, die man im Traum sieht, immer diejenigen, deren Angesicht man sieht?
„Das sind fast immer dieselben, welche euer Geist besucht, oder die euch besuchen kommen.“
14) Könnten nicht die Spottgeister das Aussehen jener annehmen, die uns lieb und wert sind, um uns in einen Irrtum zu führen?
„Sie nehmen phantastische Gestalten nur an, um sich auf eure Kosten zu unterhalten; aber es gibt Dinge, mit denen zu spielen ihnen nicht gestattet ist.“
15) Da der Gedanke eine Art des Anrufens ist, ist es begreiflich, dass er die Gegenwart eines Geistes hervorruft; aber wie geschieht es, dass oft Personen, an welche man am meisten denkt, welche man sehnsuchtsvoll zu sehen wünscht, sich uns nie im Traum zeigen, während man unwichtige Leute sieht, an die man gar nicht denkt?
„Die Geister haben nicht immer die Möglichkeit, sich sehen zu lassen, auch nicht im Traum, und trotz unseres Verlangens, sie zu sehen, können von ihrem Willen unabhängige Ursachen sie daran behindern. Oft ist es auch eine Prüfung, von welcher sie auch der innigste Wunsch nicht befreien kann. Was die unwichtigen Personen betrifft, so ist es möglich, dass sie an euch denkt, obgleich ihr nicht an sie denket. Übrigens könnt ihr euch keinen Begriff von den Beziehungen der Geisterwelt machen. Ihr findet dort eine Menge vertrauter, alter oder neuer Bekannten, von denen ihr im Zustand des Wachens keine Vorstellung habt.“
Anmerkung: Da man kein Mittel hat, die Visionen und Geistererscheinungen zu kontrollieren, kann man sie ohne Zweifel zu den Halluzinationen zählen, da sie aber durch Ereignisse bewiesen sind, kann man sie nicht der Einbildungskraft zuordnen. Dahin gehört z.B. das Erscheinen der Geister Sterbender teils im Schlaf, teils auch im wachen Zustand von Personen, an welche man gar nicht denkt, die kommen, um durch verschiedene Zeichen ganz unerwartete Umstände ihres Todes zu enthüllen. Man hat oft gesehen, wie sich Pferde bäumten und das Weitergehen verweigerten aus Furcht vor Erscheinungen, welche die erschreckten, die die Zügel führten. Wenn die Einbildungskraft bei den Menschen einen Zweck hat, so ist sie bei den Tieren ganz zwecklos. Übrigens, wenn die Bilder, die man im Traum sieht, immer eine Auswirkung der Sorgen aus dem Wachzustand wären, würde nichts erklären, warum es oft geschieht, dass man nie von Dingen träumt, an die man am meisten denkt.
16) Warum sind gewisse Visionen im Zustand einer Krankheit häufiger?
„Sie finden auch statt im Zustand vollkommener Gesundheit; aber während der Krankheit sind die materiellen Bande gelockert; die Schwäche des Körpers gestattet dem Geist mehr Freiheit und er kann mit anderen Geistern viel leichter in Verkehr treten.“
17) Die spontanen Erscheinungen scheinen in bestimmten Gegenden häufiger zu sein. Sind gewisse Völker mehr als andere geeignet, solche Manifestationen zu erhalten?
„Habt ihr Protokolle über jede Erscheinung geführt? Die Geistermitteilungen, die Klopflaute und alle Manifestationen sind gleichmäßig auf der ganzen Erde verbreitet; aber sie zeigen den kennzeichnenden Charakter der Völker, bei denen sie auftreten. Bei denen z.B., wo die Schrift noch wenig verbreitet ist, gibt es kein schreibendes Medium; bei anderen Völkern gibt es deren viele; anderswo gibt es häufiger Geräusche und Apporte als intelligente Mitteilungen, weil diese dort weniger geschätzt und gesucht werden.“
18) Warum finden die Geistererscheinungen mehr zur Nachtzeit statt? Wäre es nicht eine Wirkung der Stille und der Dunkelheit auf die Einbildungskraft?
„Aus demselben Grund, welcher euch während der Nacht die Sterne sehen lässt, welche ihr am hellen Tage nicht seht. Eine große Helligkeit kann eine leichte Erscheinung verwischen, aber es ist ein Irrtum zu glauben, dass die Nacht dazu etwas beitragen kann. Fragt alle diejenigen, die solche Erscheinungen gehabt haben, und ihr werdet sehen, dass die meisten sie bei Tage gehabt haben.“
Anmerkung: Die Geistererscheinungen sind viel häufiger und viel allgemeiner als man glaubt; aber viele Menschen gestehen sie nicht ein aus Furcht, sich lächerlich zu machen; andere schreiben sie der Illusion zu. Wenn sie bei einigen Völkern häufiger vorkommen, so liegt das daran, weil man dort die wahren oder falschen Traditionen sorgfältiger bewahrt, die fast immer durch die Beimischung des Wunderbaren vergrößert werden, wozu der Aspekt des Ortes mehr oder weniger beiträgt. Die Leichtgläubigkeit lässt sodann in den einfachsten Erscheinungen übernatürliche Dinge erblicken. Die Stille der Einsamkeit, die Schroffheit der Bergschluchten, das Rauschen des Waldes, das Brausen des Sturmes, das Echo der Gebirge, die phantastische Gestaltung der Wolken, der Schatten, die Luftspiegelungen, alles trägt schliesslich zur Illusion für Menschen von einfacher und naiver Einbildungskraft bei, die im guten Glauben erzählen, was sie gesehen haben oder zu sehen geglaubt haben. Aber an der Seite der Erdichtung findet sich die Wirklichkeit, man muss nur das lächerliche Zubehör des Aberglaubens beseitigen, und dazu führt uns das ernste Studium des Spiritismus.
19) Geschieht das Sehen der Geister im natürlichen oder nur in einem ekstatischen Zustand?
„Es kann unter ganz normalen Bedingungen stattfinden, aber die Personen, welche die Geister sehen, sind sehr häufig in einem besonderen, an die Ekstase grenzenden Zustand, der ihnen eine Art zweiten Gesichtes gibt.“ (Buch der Geister: Nr. 447)
20) Sehen diejenigen, welche die Geister erblicken, dieselben mit den Augen?
„Sie glauben es, aber in der Wirklichkeit ist es die Seele, welche sieht, und was das beweist, ist der Umstand, dass man sie mit geschlossenen Augen sehen kann.“
21) Wie kann sich der Geist sichtbar machen?
„Hier gilt derselbe Grundsatz, wie bei allen Manifestationen, es hängt von der Beschaffenheit des Perispirits ab, welche nach dem Willen des Geistes verschiedene Gestalten annehmen kann.”
22) Kann sich der eigentliche Geist sehen lassen oder vermag er es nur mit der Hilfe des Perispirits?
„In eurem materiellen Zustand können sich die Geister nur mit Hilfe ihrer halbmateriellen Hülle manifestieren; diese ist der Vermittler, wodurch sie auf eure Sinne wirken. In dieser Hülle erscheinen sie manchmal in menschlicher Gestalt oder in einer ganz anderen, sei es im Traum oder auch im wachen Zustand, bei Licht ebenso gut wie bei Dunkelheit.”
23) Könnte man sagen, es geschieht durch die Verdichtung des Perispirit-Fluidums, dass der Geist sichtbar wird?
„Verdichtung ist nicht das rechte Wort, es ist vielmehr ein Vergleich, der euch nützen kann, um das hänomen zu begreifen; denn es gibt nicht wirklich eine Verdichtung. Durch die Kombination der Fluida erzeugt sich in dem Perispirit eine besondere Disposition, die nichts Ähnliches für euch hat, und die ihn wahrnehmbar macht.”
24) Sind die Geister, die erscheinen, immer ungreifbar und der Berührung unzugänglich?
„Sie sind in ihrem normalen Zustand ungreifbar, wie in einem Traum, jedoch können sie auf die Empfindungswerkzeuge wirken und Spuren ihrer Anwesenheit zurücklassen, und selbst in bestimmten Fällen vorübergehend tastbar werden, was beweist, dass zwischen euch und ihnen eine Materie besteht.”
25) Ist jeder fähig, die Geister zu sehen?
„Im Schlaf ja, aber nicht im Wachzustand. Im Schlaf sieht die Seele ohne Vermittler, im wachen Zustand ist sie mehr oder weniger durch die Organe beeinflusst, deshalb sind die Bedingungen ganz und gar nicht dieselben.”
26) Wovon hängt die Fähigkeit ab, Geister im Wachzustand zu sehen?
„Diese Fähigkeit hängt von der Veranlagung ab, von der größeren oder geringeren Leichtigkeit, welche das Fluidum des Lebenden besitzt, sich mit jenem des Geistes zu verbinden. Es genügt also nicht, dass der Geist sich zeigen will, er muss auch noch in der Person, welcher er sich zeigen will, die nötige Fähigkeit finden.“
26a) Kann sich diese Fähigkeit durch Übung entwickeln?
„Ja, wie jede andere Gabe, aber es ist eine jener Gaben, wo es besser ist, die natürliche Entwicklung abzuwarten als sie hervorzurufen, um nicht die Einbildungskraft hineinspielen zu lassen. Das allgemeine und permanente Sehen der Geister ist eine Ausnahme und gehört nicht zu den normalen Umständen des Menschen.“
27) Kann man das Erscheinen der Geister hervorrufen?
„Das kann man wohl, aber sehr selten, es ist fast immer spontan. Man muss dazu mit einer besonderen Gabe ausgerüstet sein.“
28) Können sich die Geister in einer anderen Gestalt als der menschlichen zeigen?
„Die menschliche Gestalt ist die normale. Der Geist kann den Schein ändern, aber die Grundform bleibt immer die menschliche.“
28a) Können sie sich nicht in der Gestalt von Flammendarstellen?
„Sie können Flammen, Lichter und alle anderen Effekte hervorbringen, um ihr Dasein zu bezeugen, aber sie nehmen diese Gestalten nicht an. Die Flamme ist oft nichts anderes als eine Luftspiegelung oder ein Ausfluss des Perispirits, aber in allen Fällen ist es nur ein Teil davon; ganz erscheint der Perispirit nur bei den Visionen.“„Diese Fähigkeit hängt von der Veranlagung ab, von der größeren oder geringeren Leichtigkeit, welche das Fluidum des Lebenden besitzt, sich mit jenem des Geistes zu verbinden. Es genügt also nicht, dass der Geist sich zeigen will, er muss auch noch in der Person, welcher er sich zeigen will, die nötige Fähigkeit finden.“
29) Was soll man von dem Glauben halten, welcher die Irrlichter der Anwesenheit von Seelen oder Geistern zuschreibt?
„Das ist durch Unwissenheit hervorgerufener Aberglaube; die physische Ursache der Irrlichter ist wohl bekannt.“
29a) Die blaue Flamme, die, wie man sagt, auf dem Kopf von Servius Tullius erschien, als er Kind war, ist sie eine Fabel oder Wirklichkeit?
“Das war real; sie war vom Familiengeist erzeugt, der die Mutter verständigen wollte. Diese Mutter, selbst sehendes Medium, hatte ein Strahlen des Schutzgeistes ihres Kindes bemerkt. Sehende Medien sehen nicht alle im gleichen Maße, genau wie eure Schreibmedien nicht alle das Gleiche schreiben. Während diese Mutter nur eine Flamme sah, hatte ein anderes Medium sogar den Körper des Geistwesens sehen können.”
30) Könnten sich die Geister in Tiergestalt zeigen?
„Das kann geschehen; aber das sind dann immer nur sehr untergeordnete Geister. Das wäre auf jeden Fall nur eine momentane Erscheinung, denn es wäre absurd zu glauben, dass ein wahres Tier (welcher Art auch immer) die Inkarnation eines Geistes sein könnte. Tiere sind und bleiben immer Tiere und nichts anderes.“
Anmerkung: Nur der Aberglaube kann glauben machen, dass gewisse Tiere durch Geister belebt sind. Man muss eine ziemlich selbstgefällige oder belastete Einbildungskraft haben, um in den etwas bizarren Umständen unter denen sie sich manchmal vorstellen eine übernatürliche Sache zu sehen. Die Furcht lässt uns manchmal Dinge sehen, die es nicht gibt, sie ist aber nicht immer die einzige Quelle dieser Idee. Wir haben eine Dame gekannt, die sonst sehr vernünftig war und eine fette, schwarze Katze über alle Massen liebte, weil sie glaubte, dass dieselbe übertieresiche Fähigkeiten besass. Sie hat jedoch nie von Spiritismus sprechen gehört; wenn sie ihn gekannt hätte, so hätte er sie das Lächerliche ihrer Vorliebe verstehen lassen, indem er ihr die Unmöglichkeit einer solchen Metamorphose bewiesen hätte.
Theoretischer Abhandlung über Geister-Erscheinungen
Wir würden unsere Leser in Bezug auf ihren gesunden Menschenverstand zu beleidigen glauben, wenn wir widerlegen wollten, was es Absurdes und Lächerliches gibt, in dem, was man gewöhnlich Traumdeutung nennt.
Da der Geist alle Gestalten annehmen kann, so stellt er sich unter der vor, die ihn am meisten erkennbar macht, wenn dies seine Absicht ist. Obgleich er als Geist kein körperliches Gebrechen hat, so wird er sich dennoch als Krüppel, buckelig, verwundet, mit Narben zeigen wenn es nötig ist, um seine Identität zu beweisen. Esop (ein Fabeldichter im alten Griechenland), ist zum Beispiel als Geist nicht missgestaltet, aber wenn man ihn anruft als Esop, hätte er seither schon mehrere Existenzen gehabt und wird hässlich und bucklig mit der traditionellen Kleidung erscheinen.
Eine bemerkenswerte Sache ist, dass bei weniger besonderen Umständen die unteren Teile am wenigsten abgezeichnet sind, während der Kopf, der Rumpf, die Arme und die Hände klar hervorgehoben werden; auch sieht man sie nie gehen, sondern schweben wie die Schatten. Die Kleidung besteht gewöhnlich aus einem Faltenwurf, welcher in langen fließenden Falten endet; die Geister, die von irdischen Dingen nichts beibehalten haben, erscheinen mit wogenden Haaren graziös; aber gewöhnliche Geister, welche man gekannt hat, haben gewöhnlich jene Kleidung, welche sie in der letzten Zeit ihres Lebens trugen. Oft haben sie charakteristische Attribute ihrer Erhabenheit wie eine Strahlenkrone oder Flügel bei jenen, die man für Engel halten soll, während andere solche Zeichen tragen, die an ihre irdischen Beschäftigungen erinnern. So kann ein Soldat mit seiner Rüstung, ein Gelehrter mit Büchern, ein Mörder mit einem Dolch usw. erscheinen. Die höheren Geister haben eine schöne, edle und ruhige Figur; die niederen Geister haben aber etwas Wildes, Tierisches an sich und tragen manchmal noch Spuren des Verbrechens, die sie begangen haben oder Folterungen die sie ertragen haben. Die Sache der Kleidung und all der dazugehörigen Gegenstände erstaunt vielleicht am meisten. Wir werden darauf in einem gesonderten Kapitel zurückkommen weil es mit anderen wichtigen Tatsachen in Verbindung steht.
Kügelchengeister
Die Luft ist nicht immer von absoluter Klarheit, und es gibt solche Umstände, wo die Strömung der luftförmigen Moleküle und ihre durch die Wärme hervorgebrachte Wirbelung vollkommen sichtbar ist. Einige Personen haben dies für eine Anhäufung von in der Luft herumtreibenden Geister gehalten; es genügt, auf diese Meinung aufmerksam zu machen, um sie zu widerlegen. Aber da gibt es noch eine andere nicht weniger merkwürdige Art von Illusion, gegen die man genauso gerüstet sein sollte.
Der wässrige Dunst des Auges bietet kaum wahrnehmbare Punkte, welche ihre Durchsichtigkeit verloren haben. Diese Punkte sind wie undurchsichtige Körper, die in der Flüssigkeit schwimmen der Bewegungen sie folgen. Sie bringen in der umgebenden Luft auf Entfernung durch die Wirkung von Vergrößerung und Strahlenbrechung den Anschein von kleinen Scheiben hervor, schwankend von einem bis zehn Millimeter im Durchmesser, und die in der Atmosphäre zu schwimmen scheinen. Wir haben Personen gesehen, die diese Scheiben für Geister gehalten haben, die ihnen folgten und sie überall hinbegleiteten, und in ihrem Enthusiasmus hielten sie die Nuancen der Irisation für Gestalten, was ungefähr ebenso vernünftig ist, wie eine Gestalt im Mond zu sehen. Eine einfache von diesen Personen selbst angestellte Beobachtung wird sie wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurückbringen.
Diese Scheiben oder Medaillons, sagen sie, begleiten sie nicht nur, sondern folgen allen ihren Bewegungen, sie gehen nach rechts, links, oben, unten oder bleiben stehen, je nach der Bewegung des Kopfes. Das erregt kein Staunen; da der Sitz dieser Erscheinung im Augapfel ist, muss sie den Bewegungen desselben folgen. Wenn das Geister wären, so müsste man gestehen, dass sie zu einer für intelligente und freie Wesen sehr mechanischen Rolle gezwungen wären, - eine selbst für niedere Geister eintönige Rolle, daher umso mehr unverträglich mit der Vorstellung, die wir uns von den höheren Geistern machen. Es ist wahr, einige halten die schwarzen Punkte oder dunklen Flecke für böse Geister. Diese Scheiben wie auch die schwarzen Flecke haben eine wellenförmige Bewegung, die sich nie aus dem Bereich eines Winkels entfernt, und was zur Täuschung beiträgt, ist der Umstand, dass sie den Bewegungen der Sehlinie nicht mit Ungestüm folgen. Der Grund dafür ist ganz einfach. Wir haben gesagt, die dunklen Punkte der wässrigen Feuchtigkeit, die erste Ursache dieses Phänomens sind wie in der Höhe hängend und haben immer das Bestreben herabzusteigen; wenn sie steigen, so geschieht es, weil sie durch die Bewegung des Auges von unten nach oben dazu gebracht werden, aber in einer gewissen Höhe angekommen, sieht man, wenn man das Auge fixiert, die Scheiben von selbst herabsteigen und dann stehen bleiben. Ihre Beweglichkeit ist extrem, denn es genügt eine unwahrnehmbare Bewegung des Auges, um sie zu zwingen, ihren Standort zu verändern, und schnell die ganze Strecke des Luftkreises durchzulaufen, wo sich das Bild bildet. So lange es nicht bewiesen ist, dass ein Bild eine eigene, willkürliche und intelligente Bewegung hat, so kann man darin nur ein einfaches optisches oder physiologisches Phänomen sehen.
Auf gleiche Art verhält es sich mit den Funken, die sich manchmal an den mehr oder weniger festen Garben- oder Nervenbündeln durch das Zusammenziehen der Augenmuskeln bilden, und die wahrscheinlich von der phosphoreszierenden Elektrizität des Augapfels herrühren, weil sie gewöhnlich auf den Bereich der Scheibe dieses Organs beschränkt sind.
Solche Illusionen können nur das Resultat einer unvollständigen Beobachtung sein. Wer immer die Natur der Geister ernsthaft studiert, der wird mit allen Mitteln, welche die praktische Wissenschaft angibt, alles das begreifen, was sie Kindliches an sich haben. So wie wir die kühnen Theorien bekämpfen, durch welche man die Manifestationen angreift, wenn die Theorien sich auf die Unkenntnis der Tatsachen gründen, ebenso müssen wir bestrebt sein, die falschen Ideen zu zerstreuen, welche mehr Eifer als Überzeugung beweisen und die eben deshalb mehr Böses als Gutes bei den Ungläubigen hervorbringen, die ohnehin geneigt sind, nur die lächerliche Seite zu suchen.
Theorie der Halluzinationen
Die Optik und die Physiologie scheinen für sie keine Geheimnisse mehr zu haben; wie kommt es also, dass sie die Quelle und Natur der Bilder noch nicht erklärt haben, welche sich in gewissen Umständen dem Geist zeigen? Sie wollen alles durch die Gesetze der Materie erklären, bitte; dann sollten doch nach diesen Gesetzen eine Theorie der Halluzination aufstellen, gut oder schlecht, es wird immer eine Erklärung sein.
Die Gelehrten haben es verschmäht, sich mit den Halluzinationen zu beschäftigen; ob sie wirklich bestehen oder nicht, sie sind nichtsdestoweniger ein Phänomen, welches die Physiologie imstande sein muss aufzuklären, weil sie sonst ihr Unvermögen gestehen würde. Wenn es eines Tages ein Gelehrter unternimmt, nicht etwa eine Definition, verstehen wir uns richtig, sondern eine physiologische Erklärung davon zu geben, so werden wir sehen, ob diese Theorie alle Fälle aufklärt, ob sie nicht insbesondere die so allgemeinen Tatsachen der Erscheinungen von Personen im Moment ihres Dahinsterbens weglässt. Sie soll sagen, woher das Zusammentreffen der Erscheinung mit dem Tod der Person kommt. Wenn das ein vereinzelter Fall wäre, so könnte man ihn dem Zufall zuschreiben, aber da es sehr häufig geschieht, so hat der Zufall keine solche Wiederkehr. Wenn noch derjenige, der die Erscheinung sieht, von dem Gedanken befallen wäre, dass die Person sterben müsse, so ginge es noch an; aber die erscheinende Person ist am häufigsten eine, an welche man am wenigsten denkt; da ist also die Einbildungskraft zunichte. Man kann noch weniger durch die Einbildungskraft die Umstände des Todes erklären, von dem man keine Idee hat.
Werden die Halluzinationisten sagen, dass die Seele (wenn sie an eine Seele glauben) Momente der Überreizung habe, wo ihre Fähigkeiten erhöht sind? Wir sind damit einverstanden; wenn aber das, was sie sieht, wirklich besteht, so ist es keine Illusion. Wenn die Seele in ihrer Exaltation etwas sieht, was nicht gegenwärtig ist, so ist es darum, weil sie sich überträgt; wenn aber unsere Seele sich zu einer abwesenden Person übertragen kann, warum sollte sich die Seele dieser Person nicht auch zu uns übertragen? Mögen sie in der Theorie der Halluzination dieser Tatsache Rechnung tragen und nicht vergessen, dass eine Theorie, welcher man konträre Fälle entgegensetzen kann, notwendigerweise falsch oder unvollständig sein muss. In der Erwartung einer Erklärung werden wir indessen versuchen einige Erläuterungen über diesen Gegenstand zu geben.
1) Sind Visionen immer reell, und sind sie nicht manchmal eine Wirkung der Halluzination? Wenn man im Traum oder sonst z.B. den Teufel oder andere phantastische Sachen sieht, welche nicht bestehen, ist das nicht ein Produkt der Phantasie?
„Ja, manchmal, wenn man durch bestimmte Lektüren erschüttert ist, oder durch Teufelsgeschichten, welche beeindrucken, dann erinnert man sich daran und glaubt zu sehen was es gar nicht gibt. Aber wir haben auch gesagt, dass der Geist in seiner halbmateriellen Hülle alle möglichen Formen annehmen kann, um sich zu manifestieren. Ein Spottgeist kann also mit Hörnern und Krallen erscheinen, wenn er will, um mit Leichtgläubigen sein Spiel zu treiben, so wie ein guter Geist sich mit Flügeln und in einer strahlenden Gestalt zeigen kann.”
2) Kann man die Figuren oder andere Bilder als Geistererscheinungen, ansehen, die sich uns im Halbschlaf zeigen oder wenn man bloß die Augen schließt, zeigen?
„Sobald die Sinne benommen werden, befreit sich der Geist und kann in der Ferne oder in der Nähe Dinge sehen, die er mit den Augen nicht sehen könnte. Diese Bilder sind sehr oft Visionen; aber sie können auch eine Wirkung von Eindrücken sein, die beim Anblick gewisser Objekte entstehen, dessen Spuren das Gehirn bewahrt, wie es jene von Tönen behält. Der befreite Geist sieht diese Eindrücke in seinem eigenen Gehirn, die sich dort wie ein soeben aufgenommenes Bild auf die photographische Platte festsetzen. Ihre Verschiedenheit und ihre Vermischung bilden ein bizarres und flüchtiges Ganzes, das sich nahezu gleich verliert, ungeachtet aller Anstrengungen, die man macht, es zu behalten. Einer solchen Ursache muss man gewisse Phantasie-Erscheinungen zuschreiben, die nichts bedeuten und oft im Krankheitsstand vorkommt.
Es ist erwiesen, dass das Gedächtnis das Resultat der Eindrücke ist, welche das Gehirn zurückbehalten hat. Aber durch welches eigenartige Phänomen vermischen sich diese verschiedenen, vielfältigen Eindrücke nicht? Das ist ein unerklärliches Geheimnis, welches aber nicht mehr befremdet, als jenes der Tonwellen, die sich in der Luft kreuzen und nichtsdestoweniger voneinander unterscheidbar sind. In einem gesunden, wohlorganisierten Gehirn sind diese Eindrücke deutlich und bestimmt, in einem weniger günstigen Zustand vermischen und verwirren sie sich; daher stammt das Schwinden des Gedächtnisses oder die Verwirrung der Ideen. Dies erscheint noch weniger außerordentlich, wenn man, wie in der Phrenologie (früher Schädellehre), für einen jeden Teil, ja sogar für eine jede Faser des Gehirnes eine besondere Bestimmung annimmt.
Die durch die Augen zum Gehirn gelangten Bilder lassen dort einen Eindruck zurück, der bewirkt, dass man sich an ein Bild erinnert, als wenn man es vor sich hätte; aber es ist immer nur eine ausschließliche Sache des Gedächtnisses, denn man sieht es nicht. Also in einem gewissen Zustand der Freiheit sieht die Seele ins Gehirn und findet darin wieder diese Bilder, besonders jene, die am meisten beeindruckt haben; je nach der Art der Sorge oder dem Zustand des Geistes. So geschieht es, dass sie darin den Eindruck religiöser, diabolischer, dramatischer, weltlicher Szenen und Figuren findet, welche sie zu einer anderen Zeit entweder in einem Gemälde oder auch in einer Erzählung gesehen hat; denn auch Erzählungen lassen Eindrücke zurück. Die Seele sieht also in der Tat, aber sie sieht nur ein daguerreotypisches Bild im Gehirn. (Nach dem Erfinder der Fotografie: Daguerre). Im normalen Zustand sind diese Bilder flüchtig und von kurzer Dauer, weil alle Teile des Gehirnes frei wirken, aber im Krankheitszustand ist das Gehirn immer mehr oder weniger geschwächt, das Gleichgewicht besteht nicht unter allen Organen, nur einige behalten ihre Tätigkeit, während andere gewissermassen gelähmt sind, und daher kommt die Stetigkeit gewisser Bilder, die nicht so leicht wie im normalen Zustand durch die Vorbeschäftigung des äußeren Lebens verwischt werden. Das ist die wahre Halluzination und die erste Ursache zu fixen Ideen.
Wie man sieht, haben wir über diese Anomalie durch ein ganz physiologisches, wohlbekanntes Gesetz Aufschluss gegeben, nämlich jenes der Gehirneindrücke; aber wir mussten immer die Seele mitwirken lassen. Nun denn, wenn die Materialisten bisher keine genügende Erklärung dieses Phänomens geben konnten, so ist es eben darum, weil sie eine Seele nicht zugeben wollen. Auch werden sie sagen, unsere Erklärung sei schlecht, weil wir die Seele als Grund gelten lassen, was bestritten wird. Bestritten durch wen? Durch sie; aber zugelassen durch eine immense Mehrheit, solange es nur Menschen auf der Erde gibt, und die Negation einiger kann kein Gesetz machen.
Ist unsere Erklärung auch gut? Wir erteilen sie, weil sie in Ermangelung einer anderen gelten kann, und wenn man es so haben will, in der Erwartung eines besseren, als bloße Hypothese.
Gibt sie so, wie sie ist, genügend Erklärung für alle Visionen?
Gewiss nicht, und wir fordern alle Physiologen auf, sie sollen eine Erklärung aufstellen, welche alle Visionen umfasst, denn als sie ihre Schlagworte: Überreizung und Aufregung gesprochen haben, haben sie damit nichts gesagt. Wenn also alle Theorien der Halluzination ungenügend sind, um alle Tatsachen zu erklären, so kommt es daher, dass darin etwas anderes steckt als die sogenannte Halluzination.
Unsere Theorie wäre falsch, wenn wir sie auf alle Fälle der Visionen anwenden wollten, weil es solche gibt, die ihr widersprechen, sie kann aber richtig sein, wenn sie nur auf gewisse Wirkungen bezogen wird.
SIEBTES KAPITEL - Doppelleibigkeit (Doppelgänger) und Transfiguration (Verklärung)
Erscheinung der Geister lebendiger Personen
Und das ist wahrscheinlich, werden die Ungläubigen sagen, - die starken Geister, was für sie gleichbedeutend ist mit: Menschen von Verstand; - aber es ist erwiesen, dass diese Dame durchaus nicht schlief, ebenso wenig wie die vorige. Nun, so hat sie im Wachen geträumt oder anders gesprochen, sie hatte eine Halluzination.
Das ist das große Wort, eine allgemeine Erklärung für alles, was man nicht begreift. Da wir diesen Einwurf schon hinlänglich widerlegt haben, so werden wi fortfahren, indem wir uns an diejenigen wenden, die uns verstehen können.
117. Hier ist noch ein anderer charakteristischerer Fall, und wir wären neugierig, wie man ihn durch das bloße Spiel der Phantasie erklären könnte.
Ein auf dem Lande lebender Herr wollte niemals heiraten, trotz aller Bitten seiner Familie. Man hatte besonders zugunsten einer Person einzuwirken gesucht, die in einer benachbarten Stadt wohnte und die er nie gesehen hatte. Eines Tages, allein im Zimmer, war er ganz erstaunt, sich in Gegenwart eines Mädchens in weißem Kleid, den Kopf mit einer Blumenkrone geziert, zu sehen. Sie sagte ihm, sie sei seine Braut, reichte ihm ihre Hand, die er in seine nahm und auf der er einen Ring sah. Im Verlaufe einiger Minuten verschwand alles. Durch diese Erscheinung überrascht, und nachdem er sich überzeugt hatte, dass er vollkommen wach sei, fragte er, ob an diesem Tag jemand gekommen sei. Es hieß, man habe niemanden gesehen. Nach einem Jahre gab er dem neuen Andrängen einer Verwandten nach und entschloss sich, jene zu sehen, die man ihm vorgeschlagen hatte. Es kam das Fronleichnamsfest, man kam von der Prozession nach Hause und eine der ersten Personen, die sich seinem Blick zeigt, die in das Haus tritt, ist ein junges Mädchen, in dem er die Erscheinung wiedererkannte. Sie war ebenso gekleidet, denn der Tag der Geistererscheinung war auch der Fronleichnamstag. Er bleibt erstaunt stehen, das Mädchen seinerseits stößt einen Schrei der Überraschung aus und ihr wird unwohl. Als sie zu sich kam, sagte sie, dass sie diesen Herrn schon gesehen habe und zwar an demselben Tag im Jahr zuvor. Die Heirat wurde geschlossen. Es war im Jahre 1835. Zu jener Zeit war von den Geistern noch keine Rede. Und übrigens sind das Leute, sowohl der eine als die andere, von einer außerordentlichen Nüchternheit und von der am geringsten überspannten Einbildungskraft der Welt.
Man wird sagen, dass beide einen von der Idee der bevorstehenden Vereinigung beseelten Geist hatten und dass diese Vorbeschäftigung eine Halluzination zur Folge hatte, aber man darf nicht vergessen, dass der Mann so desinteressiert gewesen ist, dass ein Jahr darüber verging, bevor er auf Brautschau ging. Wenn man auch diese Hypothese zugibt, so bliebe doch zu erklären: die doppelte Geistererscheinung, das Zusammentreffen der Kleidung mit dem Fronleichnamsfest, endlich das physische Wiedererkennen von Personen, die sich noch nie gesehen haben, Umstände, welche nicht das Produkt der Einbildungskraft sein können.
Doppelmenschen
Der hl. Alfons de Liguori und der hl. Antonius von Padua Der heilige Alfons de Liguori und der heilige Antonius von Padua wurden vor der vorgeschriebenen Zeit kanonisiert, weil er sich gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten gezeigt hat, was für ein Wunder gehalten wurde.
Der heilige Antonius von Padua war in Italien und zu der Zeit, als er predigte, ging sein Vater, der in Lissabon war, eines Mordes beschuldigt zum Richtplatz. In diesem Moment erschien der heilige Antonius, bewies die Unschuld seines Vaters und machte den wahren Verbrecher namhaft, welchen später die Strafe erreichte. Es wurde bewiesen, dass der heilige Antonius zu jener Zeit Spanien nicht verlassen hatte.
Der heilige Alfons wurde von uns gerufen, und über die obigen Tatsachen befragt, und er gab die folgenden Antworten:
1) Kannst du uns die Erklärung dieser Erscheinung geben?
„Ja, wenn der Mensch durch seine Tugend vollkommen von der Materie befreit ist, wenn er seine Seele zu Gott erhoben hat, kann er zugleich an zwei Orten erscheinen. Der einverleibte Geist kann, wenn er es fühlt, dass der Schlaf kommt, Gott bitten, sich an einen Ort fern vom ruhenden Körper zu übertragen. Sein Geist oder seine Seele, wie ihr es nennen wollt, verlässt den Körper, gefolgt von einem Teil seines Perispirits und lässt ihn in einem dem Tod verwandten Zustand, denn es blieb im Körper ein Band, welches Perispirit und Seele an die Materie bindet, und dieses Band kann nicht definiert werden. Der Körper erscheint nun an dem gewünschten Ort. Ich glaube, das ist alles, was ihr wissen wollt.”
2) Dieses gibt uns keine Aufklärung über das Sichtbarwerden und die Fühlbarkeit des Perispirits.
„Wenn der Geist sich von der Materie befreit hat und in höhere Grade der jenseitigen Welt aufrückt, kann er sich der Materie sichtbar machen.”
3) Ist der Schlaf des Körpers unerlässlich, damit der Geist an einem anderen Ort erscheint?
„Die Seele kann sich teilen, wenn sie sich an einen anderen Ort getragen fühlt, als wo der Körper sich befindet. Es kann geschehen, dass der Körper nicht schläft, obgleich das sehr selten geschieht, aber dann ist der Körper nie in einem vollkommen normalen Wachzustand, er ist dann immer in einem mehr oder weniger ekstatischen Zustand.”
Anmerkung. Die Seele teilt sich nicht im strengen Sinne des Wortes: sie strahlt nach verschiedenen Seiten, und kann sich auf diese Art an verschiedenen Orten manifestieren, ohne sich zu teilen. Es ist wie bei einem Licht, das sich an mehreren Spiegeln bricht.
4) Was würde mit einem in Schlaf versunkenen Mensch geschehen, wenn er, während sein Geist sich anderwärts beschäftigt, plötzlich geweckt werden würde?
„Das kann nicht geschehen, denn wenn jemand die Absicht hätte, ihn zu wecken, so würde der Geist in den Körper zurückehren und diesem Vorhaben zuvorkommen, da ja der Geist in den Gedanken liest.”
Anmerkung: Eine ganz gleiche Erklärung ist uns durch den Geist verstorbener oder lebender Personen mehrmals gegeben worden. Der heilige Alfons erklärt die Tatsche der doppelten Anwesenheit, aber nicht die Theorie des Sichtbarwerdens und der Fühlbarkeit der Geister.
Vespasian
Diese Wunder vermehrten in Vespasian die Begierde, den geheiligten Aufenthalt des Gottes zu besuchen, um ihn über Regierungsangelegenheiten zu befragen. Er befahl, dass der Tempel für jedermann geschlossen wurde und trat allein hinein: ganz gespannt auf das, was das Orakel sagen würde, bemerkte er hinter sich einen der vornehmsten Ägypter, namens Basilide, von dem er wusste, dass er mehrere Tagereisen von Alexandrien entfernt krank darniederliege. Er fragte die Priester, ob etwa Basilide diesen Tag in den Tempel gekommen sei, er fragte die Vorübergehenden, ob man ihn in der Stadt gesehen habe, endlich schickte er Boten zu Pferde und überzeugte sich, dass er in demselben Momente 80 Meilen weit entfernt war, alsdann zweifelte er nicht mehr, dass die Vision übernatürlich war, und der Name Basilide stand für ihn für Orakel. (Tacitus, Geschichte - IV. Buch, Kap. 81 und 82, Übersetzung von Burnouf).)
Transfiguration (Verklärung)
Der Arzt hatte die Idee, das junge Mädchen im normalen Zustand zu wiegen, dann in jenem der Verwandlung, nämlich als sie die Gestalt ihres Bruders annahm, welcher mehr als 20 Jahre alt und viel größer und stärker war. Und siehe da, es zeigte sich, dass das Gewicht in diesem Zustand das Doppelte war. Diese Erfahrung war überzeugend, und es war unmöglich, den Vorfall einer einfachen optischen Täuschung zuzuschreiben. Versuchen wir, diese Erscheinung aufzuklären, welche man seinerzeit ein Wunder genannt hätte und welche wir ganz einfach eine Erscheinung nennen.
Es wird prinzipiell angenommen, dass der Geist seinem Perispirit alle möglichen Gestalten geben kann, dass er durch eine Modifikation in der Anordnung der Moleküle ihm Sichtbarkeit, Fühlbarkeit und folgerichtig auch Lichtundurchlässigkeit geben kann; dass der Perispirit eines lebenden Körpers, von dem Körper isoliert, dieselben Verwandlungen eingehen kann, und dass diese Veränderung durch die Verbindung der Fluida geschieht. Stellen wir uns nun den Perispirit einer lebenden Person vor, aber nicht isoliert, sondern um einen Körper herum strahlend, in solcher Art, dass er ihn wie ein Dunst einhülle. In einem solchen Zustand kann er dieselben Veränderlichkeit zeigen, wie wenn er separat wäre. Wenn er seine Durchsichtigkeit verliert, kann der Körper verschwinden, unsichtbar werden und verschleiert sein, als ob er in einen Nebel gehüllt wäre. Er kann auch den Ausdruck verändern und strahlend werden, wenn dies der Wille oder die Macht des Geistes ist. Ein anderer Geist kann seine eigene Erscheinung an die Stelle setzen, indem er sein eigenes Fluidum mit dem ersteren in der Art verbindet, dass der wahre Körper unter der äußeren fluidischen Hülle verschwindet, deren Erscheinung sich nach dem Willen des Geistes verändern kann. Das scheint die wahre Ursache des fremdartigen und man muss gestehen, seltenen Phänomens der Umgestaltung zu sein. Was die Verschiedenheit des Gewichtes betrifft, so erklärt sie sich auf dieselbe Art, wie bei den trägen Körpern. Das eigentliche Gewicht des Körpers hat sich nicht verändert, weil die Menge der Materie nicht vermehrt wurde, es unterliegt dem Einfluss eines äußeren Agenten, welcher sein relatives Gewicht vermehren oder vermindern kann, wie wir es hier unter Nr. 78 und dem folgenden gesehen haben. Es ist also wahrscheinlich, dass das Gewicht entsprechend vermindert worden wäre, wenn die Umformung zu einer Kindergestalt stattgefunden hätte.
Unsichtbarkeit
Die Theorie des Phänomens der Unsichtbarkeit geht ganz natürlich aus den vorhergehenden Erklärungen und denen hervor, die hinsichtlich des Phänomens der Apporte Nr.96 gegeben worden sind.
ACHTES KAPITEL - Das Labor der unsichtbaren Welt
Die Kleidung der Geister
Man konnte sich bis zu einen gewissen Punkt die Kleidung vorstellen, weil man sie gewissermassen als einen Bestandteil des Individuums betrachten kann. Es verhält sich nicht so mit dem Zubehör, wie z.B. der Tabakdose des Besuchers der kranken Dame, von der wir in Nr. 116 gesprochen haben. Man beachte, dass es sich hier nicht um einen Toten, sondern um einen Lebenden handelte, und dass dieser Herr, als er persönlich kam, eine völlig gleiche Dose hatte. Wo hatte der Geist also jene gefunden, als er am Fuß des Bettes der Kranken war? Wir könnten eine Menge Fälle aufzählen, wo die Geister von Verstorbenen oder von Lebenden mit verschiedenen Gegenständen erschienen sind, wie Stöcken, Waffen, Pfeifen, Laternen, Büchern usw.
Es kam uns daher folgene Idee, dass die leblosen Körper auch ihre ätherischen Analogien in der unsichtbaren Welt haben könnten; dass die verdichtete Materie, welche die Gegenstände bildet, einen ätherischen Teil haben könnten, der unseren Sinnen entgeht. Diese Theorie war nicht ohne Wahrscheinlichkeit, aber sie vermochte nicht alle Dinge aufzuklären; besonders eins gibt es, welches allen Erklärungen zu spotten schien. Bis dahin handelte es sich nur um Bilder oder Erscheinungen. Wir haben wohl gesehen, dass der Perispirit die Eigenschaften der Materie annehmen und tastbar werden kann; aber diese Fühlbarkeit ist nur vorübergehend und der feste Körper verschwindet wie ein Schatten. Das ist schon ein außerordentliches Phänomen, aber etwas ganz anderes ist es zu sehen, wie sich beständige solide Materie erzeugt, so wie es zahlreiche, authentische Tatsachen beweisen, und insbesondere jene der direkten Schrift, wovon wir in einem speziellen Kapitel sprechen werden. Auf alle Fälle, da dieses Phänomen sich eng an den Gegenstand, den wir gerade behandeln, anschließt am sichersten belegt ist, so werden wir ihn entgegen unserer vorgenommenen Ordnung bereits jetzt besprechen.
1) Wir haben den Fall einer Erscheinung des Geistes einer lebenden Person zitiert. Dieser Geist hatte eine Dose mit Schnupftabak, an der er schnupfte. Empfand er jenen Eindruck, den man empfindet, wenn man schnupft?
„Nein.”
2) Diese Tabakdose hatte die Form von derjenigen, deren er sich gewöhnlich bediente, und die er zu Hause hatte. Was war das für eine Tabakdose in den Händen dieses Mannes?
„Eine Erscheinung, es war dazu, dass der Umstand gesehen würde wie er war, und die Erscheinung nicht für eine durch den Gesundheitszustand der Sehenden hervorgebrachte Halluzination gehalten werde. Der Geist wollte, dass diese Dame an die Wirklichkeit seiner Anwesenheit glaubte; deshalb nahm er allen Anschein der Wirklichkeit an”
3) Du sagst, das war eine Erscheinung, aber eine Erscheinung hat nichts Reelles, es ist wie eine optische Täuschung; wir möchten gern wissen, ob diese Tabakdose nur ein Bild war, oder ob sie etwas Reelles hatte?
„Gewiss; gerade mit Hilfe des materiellen Prinzips nimmt der Perispirit den Anschein einer solchen Kleidung an, wie jene, die der Geist in seinem Leben trug.”
Anmerkung: Es ist klar, dass man hier das Wort Erscheinung in dem Sinne des Anschauens, der Nachahmung nehmen muss. Die wahre Tabakdose war es nicht; jene, welche der Geist hielt, war nur ihre Vorstellung: es war also im Vergleich mit dem Original eine, wenn auch nach dem materiellen Prinzip gebildeten Erscheinung.
Die Erfahrung lehrt uns, dass man die von den Geistern gebrauchten Worte nicht immer buchstäblich nehmen soll. Wenn wir sie nach unseren Vorstellungen erklären, setzen wir uns großen Missverständnissen aus. Deshalb muss man den Sinn ihrer Worte ergründen, so oft sie die kleinste Zweideutigkeit darstellen, eine Ermahnung, welche uns die Geister selbst ständig geben. Ohne diese Erklärung könnte das Wort Erscheinung, welches in ähnlichen Fällen beständig gebraucht wird, zu einer falschen Auslegung Anlass geben.
4) Kann sich leblose Materie halbieren? Gibt es in der unsichtbaren Welt eine ätherische Materie, welche die Form der Gegenstände, die wir sehen, annehmen kann? Mit einem Wort, haben diese Gegenstände ein ätherisches Doppel in der unsichtbaren Welt, so wie dort die Menschen durch die Geister repräsentiert sind?
„So läuft es nicht. Der Geist hat über die materiellen Elemente, die im Raum in der Atmosphäre überall verteilt sind, eine Macht, welche ihr nicht einmal ahnt. Er kann diese Elemente nach seinem Willen konzentrieren und ihnen eine für seine Pläne geeignete Form geben.”
Anmerkung. Diese Frage war, wie man gesehen hat, der Ausdruck Unseres Gedankens, das heisst, der Ansicht, welche wir uns hierüber gebildet haben. Wenn die Antworten, wie einige behaupten, die Wiedergabe unserer Gedanken wären, so hätten wir die Bestätigung unserer Theorie erhalten, statt einer entgegengesetzten Belehrung.
5) Ich stelle noch einmal die kategorische Frage, um jede Zweideutigkeit zu vermeiden. Sind die Kleider, womit sich die Geister bekleiden, etwas Wirkliches?
„Mir scheint, dass meine vorige Antwort die Frage entscheidet. Wisst ihr nicht, dass der Perispirit selbst etwas ist?”
Modifikation der Eigenschaften der Materie
6) Aus dieser Erklärung geht hervor, dass die Geister die ätherische Materie nach ihrem Belieben umgestalten, so dass z.B. der Geist die Tabakdose nicht fertig gefunden, sondern sie selber für jene Zeit, wo er ihrer bedurfte, durch einen Willensakt gemacht hat, und dass er sie wieder auflösen konnte. So muss es sich auch mit allen anderen Gegenständen verhalten, wie z.B. Kleidern, Schmuck usw.”
„Aber ganz gewiss!“
7) Diese Tabakdose war für jene Dame so sichtbar, dass sie wirklich getäuscht wurde. Hätte sie der Geist für sie greifbar machen können?
„Er hätte es gekonnt.”
8) Hätte die Dame sie gegebenenfalls in die Hand nehmen und glauben können, dass sie eine wirkliche Tabakdose hätte?”
„Ja.”
9) Wenn sie dieselbe aufgemacht hätte, so würde sie wahrscheinlich darin Tabak gefunden haben; wenn sie von diesem Tabak geschnupft hätte, hätte er sie zum Niesen gebracht?
„Ja.”
10) Der Geist kann daher nicht nur die Form, sondern auch die besonderen Eigenschaften geben?”
„Wenn er es will. Nur im Sinne dieses Prinzips habe ich auf die vorhergehenden Fragen bejahend geantwortet. Ihr werdet euch vom mächtigen Einfluss überzeugen, den der Geist auf die Materie ausübt, und den ihr, wie ich es gesagt habe, weit entfernt seid, zu ahnen.”
11) Nehmen wir also an, dass er eine giftige Substanz hätte machen wollen, und dass eine Person davon genommen hätte, wäre sie vergiftet worden?
„Er hätte es tun können, aber er hätte es nicht getan; es wäre ihm nicht gestattet worden.”
12) Hätte er Macht gehabt, eine heilbare Substanz zu bereiten, die im Falle einer Krankheit heilen könnte, und ist dieser Fall schon vorgekommen?
„Ja, sehr oft.”
13) Er könnte also ebenso gut eine nährende Substanz bereiten. Nehmen wir an, dass er eine Frucht oder irgendeine Speise gemacht hätte, könnte jemand davon essen und sich sättigen?
„Ja, ja, aber forschet nicht so sehr nach dem, was so leicht zu begreifen ist. Es genügt ein einziger Strahl der Sonne, um für eure groben Sinneswerkzeuge jene materiellen Teilchen sichtbar zu machen, welche den Raum erfüllen, in dem ihr lebt. Wisst ihr nicht, dass die Luft wässrige Dünste enthält? Verdichtet sie, und ihr werdet sie in den normalen Zustand zurückbringen. Entzieht ihnen die Wärme und seht, diese untastbaren und unsichtbaren Moleküle werden zu einem festen Körper und vielen anderen Substanzen, aus denen die Chemiker noch staunenswerte Resultate erhalten werden. Nun, der Geist besitzt vollkommenere Werkzeuge als Ihr: den Willen und die Erlaubnis Gottes.”
Anmerkung. Die Frage der Sättigung ist hier sehr wichtig. Wie kann eine Substanz, welche nur eine Existenz und vorübergehende Eigenschaften hat, und nur gewisse Sättigung hervorbringen? Diese Substanz erzeugt durch Kontakt mit dem Magen das Gefühl der Sättigung, nicht aber die aus der Füllung hervorgegangenen Sättigung. Wenn eine solche Substanz auf das Befinden einwirken und eine Krankheit beseitigen kann, so kann sie ebenso gut auf den Magen einwirken und dort das Gefühl der Sättigung hervorrufen. Wir bitten aber die Herren Apotheker und Gastwirte, nicht darauf neidisch zu werden und nicht zu glauben, dass die Geister kommen um ihnen Konkurrenz zu machen. Diese Fälle sind selten und hängen nie von unserem Willen ab, denn sonst würde man sich zu billig nähren und heilen können.
14) Könnten die durch den Willen eines Geistes in unsere Erdensphäre versetzten, realisierten Gegenstände den Charakter des Dauerhaften und Verwendbaren annehmen und nützlich werden?
„Das könnte geschehen, aber es geschieht nicht; es ist außerhalb der Gesetze.”
15) Haben alle Geister in demselben Grad die Macht, greifbare Gegenstände hervorzubringen?
„Es ist gewiss, dass, je erhabener der Geist ist, er es umso leichter fertig bringt; aber auch das hängt von Umständen ab. Auch die niederen Geister können eine solche Macht haben.”
16) Ist sich der Geist immer bewusst über die Art, wie er seine Kleider oder die Gegenstände hervorbringt, die er sichtbar macht?
„Nein, oft trägt er zu ihrer Bildung bei, durch eine instinktive Handlung die er selbst nicht begreift, wenn er nicht aufgeklärt genug ist!”
17) Wenn der Geist aus dem universellen Element die Stoffe schöpfen kann, um all dies vollbringen zu können, und ihnen eine zeitweilige Wirklichkeit mit ihren Eigenschaften zu verschaffen, so kann er ebenso gut alles das dort hernehmen, was nötig ist um zu schreiben, und folgerichtig gibt uns das den Schlüssel zu dem Phänomen der unmittelbaren Schrift?
„Endlich seid ihr dahinter gekommen.”
Anmerkung: Das war es in der Tat, wohin wir durch alle unsere vorhergehenden Fragen gelangen wollten. Diese Antworten beweisen, dass der Geist unsere Gedanken gelesen hat.
18) Wenn die Materie, deren sich der Geist bedient, keine Haltbarkeit hat, wie geschieht es, dass die Züge der direkten Schrift nicht verschwinden?
Beanstandet nicht die Worte, ich habe eingangs nicht gesagt: „niemals”; es war die Rede von einem voluminösen, materiellen Gegenstand. Hier sind es geschriebene Zeichen, was zu bewahren nützlich ist, und man bewahrt sie. Ich wollte sagen, dass die von den Geistern in unseren Kreis gebrachten Gegenstände nicht wie die gewöhnlichen werden können, denn die von Geisterkraft geschaffenen und unseren Sinnen zugänglich gemachten Dinge haben in Wahrheit keine Vereinigung von Materialteilchen wie in euren festen Körpern.”
Man kennt die Hauptrolle, welche der Wille bei allen Erscheinungen des Magnetismus spielt; aber wie soll man die materielle Handlung eines so subtilen Agens erklären? Der Wille ist kein Wesen, keine beliebige Substanz, er ist nicht einmal eine Eigenschaft der noch so ätherischen Materie. Der Wille ist eine wesentliche Eigenschaft des Geistes, das heißt eines denkenden Wesens. Mit Hilfe dieses Hebels wirkt er auf die Elementar-Materie und durch eine darauf unmittelbar folgende Handlung reagiert auf seine Zusammensetzung, deren innerliche Eigenschaften auf diese Art geändert werden können.
Der Wille ist die Eigenschaft eines einverleibten so wie eines herumwandernden Geistes; daher rührt die Kraft des Magnetiseurs, eine Kraft, von der man weiss, dass sie mit der Stärke des Willens im Verhältnis steht. Ein einverleibter Geist, welcher auf die Elementar-Materie wirken kann, kann also auch in gewissen Grenzen ihre Eigenschaften verändern. Auf diese Art erklärt sich die Fähigkeit, durch die Berührung oder durch das Auflegen der Hände zu heilen, eine Gabe, welche gewisse Personen in einem größeren oder geringeren Grad besitzen.
(Siehe das Kapitel von den Medien und den betreffenden Artikel: „Heilende Medien”). Auch Revue Spirite, Juli 1859, Seite 184 und 189; der Zuaven von Magenta; ein Offizier der italienischen Armee.
NEUNTES KAPITEL - Die von Geistern besuchten Orte (Spuk-Orte)
1) Hängen sich Geister bloß an Personen oder auch an Sachen?
„Das hängt von ihrer Erhabenheit ab. Gewisse Geister können sich an irdische Dinge binden; die Geizigen z.B., die ihre Schätze verborgen haben und von der Materie noch nicht genug befreit sind, können sie als Geister immer noch überwachen und hüten.”
2) Haben die wandelnden Geister Lieblingsplätze?
„Das ist dasselbe Prinzip. Die Geister, welche nicht mehr an der Erde hängen, gehen dorthin, wo sie Liebe ausüben können; sie werden mehr durch Personen als durch materielle Gegenstände angezogen; doch gibt es auch solche, die vorübergehend für einige Orte eine Vorliebe haben, aber das sind stets niedere Geister.”
3) Da die Vorliebe der Geister für einen Ort das Zeichen ihrer Niedrigkeit ist, ist das zugleich ein Beweis, dass das böse Geister sind?
„Gewiss nicht; es kann ein Geist wenig fortgeschritten sein, ohne deshalb böse zu sein. Ist es nicht auch so unter den Menschen?”
4) Hat der Glaube, dass die Geister sich vorzüglich in Ruinen aufhalten, irgendeinen Anhaltspunkt?
„Nein; die Geister besuchen solche Orte ebenso, wie sie irgend anderswohin gehen; oder eure Einbildungskraft ist durch den traurigen Anblick gewisser Orte angeregt und lässt euch Geister sehen, was oft nur eine natürliche Folge ist. Wie häufig hat die Furcht den Schatten eines Baumes für ein Gespenst angesehen und den Schrei eines Tieres oder das Blasen des Windes für einen Gespensterlaut gehalten?! Die Geister lieben die Nähe der Menschen, deshalb suchen sie eher die bewohnten als die verlassenen Orte auf.”
4a) Nach dem, was wir von der Verschiedenheit der Charaktere der Geister wissen, so muss es doch unter ihnen Menschenhasser geben, die die Einsamkeit vorziehen.
„Ich habe euch keine absolute Antwort auf die Frage gegeben; ich habe gesagt, dass sie an verlassene Orte gehen können, wie überall anders hin, und es ist klar, dass es denjenigen, welche sich abseits halten, so gefällt; aber das ist kein Grund, dass Ruinen zwangsläufig ihre Lieblingsplätze wären; denn ganz gewiss gibt es ihrer weit mehr in Städten und Palästen, als im Inneren der Wälder.”
5) Ein jeder Volksglaube hat im Allgemeinen einen wahren Hintergrund, was kann die Quelle von jenem der Spuk-Art sein?
„Der wahre Grund ist die Manifestation der Geister, an welche der Mensch zu jeder Zeit geglaubt hat; aber wie ich gesagt habe, der Anblick trauriger Orte prägt seine Phantasie und er setzt natürlich solche Wesen dahin, die er für übernatürlich hält. Dieser Aberglaube wird durch die poetischen Erzählungen und phantastischen Sagen erhalten, womit man ihn in seiner Kindheit wiegt.”
6) Die Geister, die sich versammeln, haben sie dafür ihre Lieblingstage oder Stunden?
„Nein, Tage und Stunden sind die Zeit-Kontrolle zum menschlichen Gebrauch und für das körperliche Leben, was die Geister nicht nötig haben, und um das sie sich auch nicht kümmern.”
7) Was ist der Ursprung des Gedankens, dass die Geister vorzüglich bei Nacht erscheinen?
„Ein durch die Stille und Dunkelheit hervorgebrachter Eindruck auf die Einbildungskraft all dieser Meinungen sind Aberglauben, den die gründliche Kenntnis des Spiritismus zerstören muss. Dasselbe gilt von den Tagen und Stunden, von denen man glaubt, dass sie ihnen dafür günstiger sind. Glaubt wohl, dass der Einfluss der Mitternacht nie bestanden hat, außer in den Märchen.”
7a) Wenn es so ist, warum kündigen gewisse Geister ihr Ankommen und ihre Manifestation zu dieser Zeit an, und an bestimmten Tagen, z.B. am Freitag?
„Das sind Geister, die die Leichtgläubigkeit benützen und sich damit unterhalten. Aus diesem Grund geben sich manche für den Teufel aus oder legen sich infernalische Namen bei. Zeigt ihnen, dass ihr nicht ihre Narren seid, und sie werden nicht wieder zurück-kommen.”
8) Kommen die Geister gern mit Vorliebe zu den Gräbern, wo ihre Leiber ruhen?
„Der Körper war nur ein Kleid, sie halten sich nicht mehr an eine Hülle, welche ihnen Schmerz verursachte, als der Gefangene an seine Ketten. Das Andenken von Personen, die ihnen teuer waren, ist der einzige Umstand, der sie hauptsächlich an die Erde fesselt.”
8a) Sind ihnen die Gebete, welche man an ihren Gräbern verrichtet, angenehmer und ziehen sie diese mehr als woanders hin?
„Das Gebet ist eine Hervorrufung, welche die Geister anzieht, wie ihr das gut wisst. Das Gebet hat umso mehr Kraft, je inbrünstiger und aufrichtiger es ist; nun denn, vor einem verehrten Grabe ist man gesammelter und der Besuch der teuren Ruhestätte ist ein Beweis der Liebe, welche man dem Geist zollt, wofür er immer empfänglich ist. Es ist immer der Gedanke, der auf den Geist einwirkt, nicht die materielle Sache; diese Dinge haben mehr Einfluss auf denjenigen, der betet, und der seine Aufmerksamkeit darauf lenkt, als auf den Geist.”
9) Danach würde unsere Meinung, es gäbe von Geistern besuchte Orte, nicht völlig falsch scheinen?
„Wir haben gesagt, gewisse Geister können durch materielle Sachen angezogen werden, sie können sich an gewissen Orten aufhalten, wo sie sich ihr Domizil gewählt zu haben scheinen, bis die Umstände aufhören, welche sie dahin gebracht haben.”
9a) Was sind das für Umstände, welche sie dahin bringen können?
„Ihre Sympathie für gewisse Personen, welche sie besuchen, oder das Verlangen, mit ihnen zu verkehren. Aber ihre Absichten sind nicht immer löblich, wenn es böse Geister sind, können sie Rache an gewissen Personen ausüben wollen, über die sie Grund hatten, sich zu beklagen. Der Aufenthalt an einem bestimmten Ort kann für einige auch eine Strafe sein, welche ihnen auferlegt wurde, weil sie dort ein Verbrechen begangen haben, damit sie dieses Verbrechen beständig vor Augen haben.”
10) Sind die Spuk-Orte immer von den früheren Bewohnern dieser Orte bewohnt?
„Manchmal, aber nicht immer, denn wenn der ehemalige Bewohner ein erhabener Geist ist, so hält er an seinem irdischen Wohnort ebenso wenig fest wie an seinem Körper. Die Geister, welche gewisse Orte besuchen, haben oft keinen anderen Grund als ihre Laune, sofern sie nicht durch die Sympathie für gewisse Personen dahingezogen werden.”
10a) Können sie sich dort in der Absicht festsetzen, eine Person oder Familie zu beschützen?
„Ganz gewiss, wenn das gute Geister sind, aber in diesem Falle bezeugen sie nie ihre Anwesenheit durch unangenehme Vorfälle.”
11) Ist etwas Wahres an der Geschichte von der weißen Frau?
„Es ist eine aus tausend wahren Tatsachen entstandene Sage.”
12) Ist es vernünftig, die von Geistern besuchten Orte zu fürchten?
„Nein, die Geister, welche gewisse Plätze aufsuchen und dort Unfug treiben, möchten sich mehr auf Kosten der Leichtgläubigkeit und Zaghaftigkeit unterhalten als Böses tun. Übrigens bedenkt, dass es überall Geister gibt und dass ihr, wo ihr immer auch sein mögt, deren einige beständig an eurer Seite habt, selbst in den ruhigsten Häusern. Sie scheinen gewisse Orte oft nur darum zu besuchen, weil sie dort Gelegenheit finden, ihre Gegenwart zu beweisen.”
13) Gibt es ein Mittel, sie von dort zu vertreiben?
„Ja, und oft zieht sie das eher an, was man tut, statt sie zu vertreiben. Das beste Mittel, die bösen Geister zu vertreiben, ist, die Guten anzuziehen. Zieht doch die guten Geister an, indem ihr so viel Gutes wie nur möglich tut, und die Bösen werden gehen, denn das Gute und Böse ist mit einander unverträglich. Seid immer gut und ihr werdet nur gute Geister an eurer Seite haben.”
13a) Es gibt demnach sehr gute Menschen, welche den Streichen böser Geister ausgesetzt sind?
„Wenn diese Menschen wirklich gut sind, kann es eine Prüfung sein, um ihre Geduld zu üben und um sie anzuspornen, noch besser zu werden; aber glaubt schon, dass diejenigen gerade nicht viel Tugend besitzen, die ohne Unterlass davon reden. Wer wirkliche Tugenden besitzt, weiß oft gar nichts davon oder er spricht nicht davon.”
14) Was soll man vom Exorzismus halten, den die Geistlichkeit vornimmt, um die bösen Geister zu vertreiben?
„Habt ihr oft gesehen, dass dieses Mittel geholfen hat? Habt ihr nicht vielmehr gesehen, dass sich das Gepolter nach den Zeremonien des Exorzismus verdoppelte? Das geschieht darum, weil es sie amüsiert, für den Teufel gehalten zu werden.”
„Die Geister, die nicht in böser Absicht kommen, können ihr Dasein auch durch Lärm ankündigen und selbst dadurch, dass sie sich sichtbar machen, aber sie machen nie ein störendes Gepolter. Es sind oft leidende Geister, welchen ihr durch Gebet Erleichterung verschaffen könnt. Ein anderes Mal sind es wohlwollende Geister, welche euch beweisen wollen, dass sie bei euch sind, oder schließlich leichtfertige Geister, die herumtollen. Da diejenigen, welche die Ruhe durch Poltern stören, fast immer Geister sind, die sich unterhalten wollen, ist es das Beste, darüber zu lachen; sie werden müde, wenn sie sehen, dass es ihnen nicht gelingt, weder zu erschrecken, noch zu verärgern.” (Siehe das Fünfte Kapitel: Spontane physische Manifestationen)
Aus der oben angeführten Erklärung geht hervor, dass es Geister gibt, die sich mit Vorliebe an gewisse Orte halten, aber deshalb nicht nötig haben, ihre Anwesenheit durch merkwürdige Handlungen kundzugeben.
Der Geist kann an jeden Ort daheim sein, sei es weil er dazu gezwungen ist oder weil er sein Lieblingsort ist. Auch wenn es sich um einen bösen Geist handelt, bedeutet dies nicht, dass es eine Manifestation seinerseits voraussetz.
Die Geister, die sich an Orte oder an irdische Sachen binden, sind nie erhabene Geister, aber ohne erhaben zu sein, können sie gut sein und keine böse Absicht haben. Das sind mehr nützliche als schädliche Tischgenossen; denn, wenn sie sich für Personen interessieren, können sie diese beschützen.
ZEHNTES KAPITEL - Art der Mitteilungen
Art der Mitteilungen
Wenn man nach der spiritistischen Stufenleiter (Siehe „Das Buch der Geister” Nr. 100) in die unendliche Verschiedenheit, welche unter den Geistern in doppelter Beziehung auf Intelligenz und Moral eingedrungen ist, wird man leicht die Verschiedenheit begreifen, welche in ihren Mitteilungen bestehen muss. Sie müssen die Erhabenheit oder Niedrigkeit ihrer Ideen, ihr Wissen oder ihre Unwissenheit, ihre Laster oder ihre Tugenden reflektieren; mit einem Wort: sie können sich nicht weniger ähnlich sein, als die Menschen von den Unwissensten bis zu dem Aufgeklärtesten. Alle Abstufungen, welche sie darstellen, können nach ihren Charakteren in vier Gruppen geteilt werden, und diese sind: grobe, leichtfertige, ernste oder informative Mitteilungen.
Grobe Mitteilungen
Leichtfertigen Mitteilungen
Ernsthaften Mitteilungen
Man muss daher zwischen ernsthaft wahren und ernsthaft falschen Mitteilungen unterscheiden und das ist oft nicht leicht; denn gerade durch die Ernsthaftigkeit der Sprache trachten gewisse anmaßende Geister oder pseudo Gelehrten die falschesten Ideen und die absurdesten Lehren zur Geltung zu bringen, und um sich mehr Glauben und Ansehen zu verschaffen, schmücken sie sich ohne Bedenken mit den angesehensten und verehrtesten Namen. Das ist eine der gefährlichsten Klippen der praktischen spiritistischen Wissenschaft. Wir werden später mit allen Erläuterungen darauf zurückkommen, welche ein so wichtiger Gegenstand erfordert; zugleich werden wir die Mittel angeben, wie man sich gegen die Gefahr falscher Mitteilungen verwahren kann.
Informativen Mitteilungen
Indem wir diesen Mitteilungen den Wert von Belehrungen geben, halten wir sie für wahr, denn eine Sache, die nicht wahr wäre, könnte auch nicht belehrend sein, und wäre sie auch in einer noch so imposanten Rede vorgetragen worden. Wir können daher in diese Kategorie gewisse Belehrungen nicht einreihen, welche als Ernsthaftes oft nur hochtrabende und emphatische Form haben, mit deren Hilfe anmaßende Geistern, die sie diktieren, eine Täuschung hervorzurufen beabsichtigen; aber diese Geister, welche die ihnen fehlende Grundlage nicht ersetzen können, werden ihre Rolle nicht lange aufrechterhalten können; sie verraten schnell ihre schwache Seite sofern ihre Mitteilungen keine Fortsetzung haben oder weil man sie in die Enge treiben kann.
ELFTES KAPITEL - Semantologie und Typtologie
Sprache durch Zeichen und Schläge • Alphabetische Typtologie
Wenn er wohlwollend und gebildet ist, so neigt er beim Beginn und am Ende der Sitzung den Tisch in der Form eines Grußes. Will er sich unmittelbar an eine Person in der Gesellschaft wenden, so richtet er den Tisch gegen diese mit Sanftmut oder mit Heftigkeit, je nachdem ob er ihr Zuneigung oder Abneigung bezeugen will. Das ist genau genommen die Semantologie oder Zeichensprache, so wie die Typtologie, die Sprache die Schläge bildet. Hier ist ein beachtliches Beispiel von der spontanen Anwendung der Semantologie.
Ein Herr unserer Bekanntschaft der sich eines Tages in einem Salon befand, wo sich mehrere Personen mit Manifestationen beschäftigten, bekam in dem Augenblick von uns einen Brief. Während er ihn las, kam der kleine runde Tisch, der bei den Experimenten diente, plötzlich zu ihm. Nachdem er den Brief gelesen hatte, will er ihn auf einen Tisch auf einer anderen Seite des Salons legen, der Tisch folgt ihm und steuert auf den Tisch zu, wo sich der Brief befand. Überrascht von diesem Zusammentreffen denkt er, dass es zwischen dieser Bewegung und dem Brief irgendeine Beziehung gibt. Er fragt den Geist, welcher antwortete, dass er unser familiäres Geistwesen sei. Als uns dieser Herr von diesem Ereignis in Kenntnis gesetzt hatte, baten wir den Geist, uns den Grund dieses Besuches, den er machte, zu sagen, und er antwortete: „Es ist natürlich, dass ich die Personen besuche, mit denen du bekannt bist, um wenn nötig sein sollte, auch ihnen den nötigen Rat zu erteilen.”
Es ist also klar, dass der Geist die Aufmerksamkeit dieses Herrn auf sich ziehen wollte, und dass er eine Gelegenheit suchte, ihn wissen zu lassen, dass er da sei. Ein Stummer hätte es nicht besser machen können.
Das am meisten Gebrauchte besteht darin, ein ganzes geschriebenes Alphabet vor sich zu haben, so, dass die Reihenfolge der Ziffern die einzelnen Buchstaben bezeichnet. Während das Medium am Tisch sitzt, geht eine andere Person die Buchstaben des Alphabetes durch, wenn es sich um ein Wort handelt oder die Ziffern, wenn es sich um eine Zahl handelt. Kommt sie nun auf den erforderlichen Buchstaben, so macht der Tisch einen Schlag und man schreibt den Buchstaben auf; dann fängt man wieder an, ein zweites und drittes Mal usw. Wenn man sich bei einem Buchstaben geirrt hat, so kündigt es der Geist durch eine Bewegung des Tisches oder durch mehrere Schläge an, und man fängt von vorn an. Durch Übung geht man schnell genug vorwärts, man kürzt besonders die Arbeit ab durch das Erraten des Endes eines angefangenen Wortes, und was der Sinn des Satzes erraten lässt. Wenn man unsicher ist, fragt man den Geist, ob er dieses Wort habe gebrauchen wollen, und er antwortet mit ja oder nein.
So groß auch die Perfektionierung sein möge, welche man in diesem Verfahren erreichen konnte, so kann sie doch nie die Schnelligkeit und die Leichtigkeit erreichen, welche die Schrift bietet, auch wendet man sie jetzt nur sehr selten an; jedoch ist sie manchmal sehr interessant in Bezug auf das Phänomen, besonders für Anfänger, und sie besitzt insbesondere den Vorteil, auf unwiderlegbare Weise die unumschränkte Unabhängigkeit der Mitteilung von dem Gedanken des Mediums zu beweisen. Man bekommt oft auf diese Art so unerwartete Antworten und so zwingend überzeugende, dass man zu einem sehr entschiedenen Entschluss gekommen sein müsste, um die Tatsachen nicht anzuerkennen, sich der Evidenz nicht zu ergeben. Auch ist sie für viele Personen ein mächtiger Anlass zur Überzeugung; aber die Geister lieben es nicht, durch dieses oder ein anderes Mittel sich den Launen Neugieriger auszusetzen, welche sie durch unpassende Fragen auf die Probe stellen wollen.
Man muss Acht geben, dass das Tischchen nicht unter den Fingern rutscht, sondern dass die Finger dort bleiben und der Bewegung des Tischchens folgen. Vielleicht könnte ein starkes Medium eine unabhängige Bewegung erzielen, wir halten es für möglich, aber wir waren nie Zeugen davon. Wenn die Anwendung auf diese Art geschehen könnte, wäre es bei weitem mehr beweiskräftig, denn es würde jede Möglichkeit eines Betruges beseitigen.
Nicht alle Geister, welche klopfen, sind deshalb Klopfgeister, dieser Name muss für die vorbehalten werden, welche man professionelle Klopfgeister nennen kann, und denen es mit Hilfe dieses Mittels gefällt, durch ihre Streiche eine Gesellschaft zu unterhalten oder durch ihre Zudringlichkeit zu belästigen. Man kann von ihnen manchmal wohl spirituelle Dinge erhalten, aber nie tief Begründetes. Auch hieße es seine Zeit verlieren, an sie Fragen von wissenschaftlicher oder philosophischer Tragweite zu stellen. Ihre Unwissenheit und ihre Niedrigkeit haben ihnen mit Recht von Seiten der andern Geister den Beinamen Taschenspieler und Marktschreier der spiritistischen Welt eingebracht. Fügen wir noch hinzu, dass, wenn sie oft auf ihre eigene Rechnung handeln, sie auch oft die Werkzeuge sind, deren sich die höheren Geister bedienen, wenn sie materielle Effekte hervorbringen wollen.
ZWÖLFTES KAPITEL - Pneumatographie oder direkte Schrift
Direkte Schrift
Pneumatophonie (Geisterlaute)
DREIZEHNTES KAPITEL - Psychographie
Indirekte Psychographie: Körbchen und Brettchen
Bei all diesen Vorrichtungen benötigt man fast immer zwei Menschen; aber es ist nicht nötig, dass die zweite Person mit medialer Fähigkeit begabt ist; sie dient einzig und allein dazu, das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten und die Ermüdung des Mediums zu verringern.
Direkte oder manuelle Psychographie
Das fremde Geistwesen, welches sich mitteilt, wirkt auf das Medium, lenkt unter seinem Einfluss mechanisch seinen Arm und seine Hand zum Schreiben, ohne die geringste Kenntnis von dem, was es schreibt, - dies ist wenigstens gewöhnlich der Fall. Die Hand wirkt auf das Körbchen und das Körbchen auf den Bleistift. Auf diese Art ist es nicht das Körbchen, welches intelligent wird, es ist ein durch eine Intelligenz bewegtes Werkzeug; es ist in der Tat nichts anderes als ein Bleistiftträger, ein Anhängsel, ein Vermittler zwischen der Hand und dem Bleistift. Beseitigt diesen Vermittler und nehmt den Bleistift in die Hand und ihr werdet denselben Erfolg haben mit einem viel einfacheren Mechanismus, weil das Medium so schreibt, wie es des unter normalen Bedingungen tut; mithin kann jede Person, welche mittels eines Körbchens, eines Brettchens oder eines anderen Gegenstandes mediale Kundgebungen erhält, auch direkt schreiben. Unter allen Mitteilungsarten ist die Schrift mit der Hand, welche von einigen mit dem Namen der unfreiwilligen Schrift bezeichnet wird, die einfachste, die leichteste und die bequemste, weil sie keiner Vorbereitung bedarf und weil sie sich wie die alltägliche Schrift zu den ausgedehntesten Enthüllungen eignet. Wir werden darauf zurückkehren, wenn wir von den Medien sprechen.
VIERZEHNTES KAPITEL - Von den Medien:
Medien für physische Effekte
Die freiwilligen Medien sind die, die von ihrer Kraft Kenntnis haben und die spiritistischen Phänomene durch einen Akt ihres Willens hervorbringen. Obwohl diese Gabe dem Menschen angeboren ist, wie wir bereits gesagt haben, ist sie bei weitem nicht bei allen in ein und demselben Grad vorhanden; aber wenn es wenige Personen gibt, bei welchen sie absolut nicht vorhanden sind, so sind diejenigen noch seltener, welche fähig sind große Effekte wie das Hochheben schwerer Körper in die Luft, die Übertragung eines Gegenstandes durch die Luft und insbesondere die Erscheinungen der Geister hervorzubringen. Die einfachsten Wirkungen sind die der Drehung eines Gegenstandes, Schläge, welche entweder durch das Heben dieses Gegenstandes oder in ihm bewirkt werden. Ohne diesen Erscheinungen eine wesentliche Wichtigkeit zuzuschreiben, raten wir sie dennoch nicht zu vernachlässigen, sie können zu interessanten Beobachtungen Anlass bieten und zur Überzeugung verhelfen. Aber es ist noch zu bemerken, dass die Fähigkeit, materielle Effekte hervorzubringen, nur selten bei jenen Medien besteht, welchen bessere Mittel für Mitteilungen haben, wie die Schrift und das Wort. Gewöhnlich vermindert sich die Begabung in die eine Richtung in dem Masse, wie sie in einer anderen zunimmt.
Diese Gabe ist an sich nicht das Zeichen eines Krankheitszustandes, denn sie ist nicht mit einer vollkommenen Gesundheit unvereinbar. Wenn derjenige, der sie besitzt, krank ist, rührt das von einer anderen Ursache her; deshalb bleiben therapeutische Massnahmen ohne Wirkung und lassen sie nicht verschwinden. Man braucht daher vernunftgemäß vom gesundheitlichen Standpunkt keine Sorge zu haben; sie könnte nur nachteilige Folgen haben, wenn die Person als freiwilliges Medium damit Missbrauch treiben würde, denn dann würde bei ihr eine zu starke Ausströmung des Lebens-Fluidums und infolgedessen eine Schwächung der Organe erfolgen.
Gerade darum, weil sich diese Phänomene zur moralischen Ordnung gehören, muss man mit einer nicht geringen Sorgfalt alles vermeiden, was die Einbildungskraft anregen kann. Man kennt die Folgen, welche die Furcht verursachen kann, und man wäre weniger unvorsichtig, wenn man alle Fälle der Verrücktheit und der Epilepsie kennen würde, welche ihr Entstehen den Erzählungen vom Werwolf und vom schwarzen Mann zu danken haben; was nun, wenn man davon überzeugt ist, dass es der Teufel ist? Diejenigen, die solche Ideen bestätigen, kennen nicht die Verantwortlichkeit, die sie übernehmen; sie können töten. Nun aber ist die Gefahr nicht für den Betreffenden allein da, sie besteht auch für die, welche ihn umgeben, und die durch den Gedanken, dass ihr Haus ein Aufenthaltsort von Dämonen ist, erschreckt werden können. Das ist der unglückselige Glaube, der in der Zeit der Unwissenheit so viele grausame Taten verschuldet hat. Mit etwas mehr Überlegung hätte man doch denken müssen, dass, wenn man den vom Teufel besessenen Körper verbrennt, man den Teufel selbst dennoch nicht verbrennt.
Da man sich dem Teufel entledigen wollte, so hätte man ihn töten müssen; indem die spiritistische Lehre uns über die wahre Ursache aller Erscheinungen aufklärt, gibt sie dem Aberglauben den Gnadenstoß. Weit entfernt daher, solche Vorstellungen entstehen zu lassen, muss man, und es ist eine moralische und menschliche Pflicht sie zu bekämpfen, wenn sie da ist.
Wenn sich eine vergleichbare mediale Fähigkeit bei einem Menschen von selbst entwickelt, so ist nichts anderes zu tun, als das Phänomen seinen natürlichen Lauf nehmen zu lassen: Die Natur ist klüger als die Menschen. Übrigens hat die Vorsehung ihre Absichten, und das einfachste Geschöpf kann das Werkzeug einer Wirkung von der größten Tragweite werden. Aber man muss sich gestehen, dass diese Erscheinung manchmal für jeden ermüdende und belästigende Ausmaße annimmt* . Nun denn, hier folgt was man in einem jeden solchen Fall zu tun hat. Im fünften Kapitel von den spontanen physischen Manifestationen haben wir schon einige Ratschläge zu diesem Thema erteilt, indem wir sagten, dass man versuchen müsse, mit dem Geistwesen in Verkehr zu treten, um von ihm zu erfahren, was es will. Das nachfolgende Mittel ist ebenfalls auf Erfahrung begründet.
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* Eine der außerordentlichsten Tatsachen dieser Art ist ohne zweifellos die, welche im Jahre 1852 in der Rheinpfalz (Rheinbayern, zu Bergzabern, nahe bei Weissenburg) stattgefunden hat. Sie ist umso merkwürdiger, als sie beinahe und zwar bei einer einzigen Person, alle Gattungen der Manifestationen spontaner Art vereinigt. Ein Gepolter bis zur Erschütterung des Hauses, Umstoßen von Möbeln, durch eine unsichtbare Hand von weither geschleuderte Sachen, Visionen und Geistererscheinungen, Somnambulismus, Ekstase, Katalepsie, elektrische Anziehung, Geschrei und Gesangstöne, spielende Instrumente ohne Berührung, intelligente Kommunikationen usw. und was von einer nicht geringeren Wichtigkeit ist, die Erhärtung dieser Tatsachen beinahe zwei Jahre lang durch unbestechliche Augenzeugen, welche vermöge ihres Wissens und vermöge ihrer sozialen Stellung glaubwürdig sind. Die authentische Darstellung derselben ist zu jener Zeit in mehreren deutschen Zeitungen veröffentlicht worden; und namentlich in einer heutzutage vergriffenen und sehr seltenen Broschüre. Man findet die vollständige Übersetzung in der „Revue Spirite“ vom Jahre 1858 mit dem nötigen Kommentare und den nötigen Erklärungen. Nach unserem Wissen ist das die einzige französische Zeitungsnotiz, welche hierüber erschien. Ausser dem anziehenden Interesse, welches sich an diese Phänomene knüpft, sind sie sehr lehrreich in Bezug auf das praktische Studium des Spiritismus.
Die unsichtbaren Wesen, welche ihre Anwesenheit durch wahrnehmbare Zeichen zu erkennen geben, sind in der Regel Geister einer niederen Stufe, die man durch moralische Überlegenheit beherrschen kann. Diese Überlegenheit muss man versuchen zu erwerben. Um dies zu erreichen, muss das natürliche Medium zu einem freiwilligen Medium werden. Dann entsteht ein ähnlicher Effekt, wie er beim Somnambulismus vor sich geht. Man weiß, dass der natürliche Somnambulismus gewöhnlich weicht, wenn er durch den magnetischen ersetzt wird. Man hält die sich freimachende Kraft der Seele nicht auf; man gibt ihr nur einen anderen Lauf. Ebenso verhält es sich mit der mediumistischen Fähigkeit. Dazu muss man, anstatt die Phänomene zu hemmen, was selten gelingt, und was oft nicht ohne Gefahr abläuft, das Medium anregen, sie nach seinem Willen hervorzurufen, indem es sich so dem Geist aufzwingt. Auf diese Art gelangt es dahin, ihn zu beherrschen, und aus einem manchmal tyrannischen Gebieter macht es oft sehr gelehrigen Untertan. Eine bemerkenswerte und durch die Erfahrung gerechtfertigte Sache ist, dass in einem solchen Fall ein Kind oft mehr moralische Autorität entwickelt als ein Erwachsener, was ein neuer Beweis ist für die Bekräftigung des Hauptpunktes der Spiritistischen Lehre: dass der Geist nur durch seinen Körper ein Kind ist, und dass er eine seiner jetzigen Inkarnation notwendigerweise vorhergegangene Entwicklung besitzt, eine Entwicklung, welche ihm Macht verleiht über Geister, die niedriger sind, als er.
Die Moralisierung des Geistwesens durch Ratschläge einer dritten einflussreichen und erfahrenen Person, wenn das Medium nicht imstande ist, es selbst zu tun, ist oft ein sehr wirksames Mittel; wir werden darauf später zurückkommen.
Elektrische Personen
Sensitive oder eindrucksfähige Medien
Diese Fähigkeit entwickelt sich durch Gewöhnung und kann eine solche Feinheit erlangen, dass der damit Begabte am Eindruck nicht nur die gute oder schlechte Natur des Geistes an seiner Seite, sondern sogar seine Individualität erkennt, so wie der Blinde an etwas bestimmtem die Annäherung dieser oder jener Person erkennt; er wird in Bezug auf die Geister wahrhaft sensitiv.
Ein gutes Geistwesen macht bei seiner Annäherung immer einen sanften und angenehmen Eindruck auf das Medium; jener eines bösen Geistwesens dagegen ist schmerzlich, angstvoll und unangenehm, es ist wie eine unreine Witterung.
Hörende Medien
Diese Gabe ist sehr angenehm, wenn das Medium nur die guten Geister hört, oder bloß diejenigen, welche es ruft; aber es ist anders, wenn ein böser Geist hinter ihm her ist, und alle Minuten die widerlichsten und manchmal die negativsten Dinge hören lässt. Man muss dann versuchen, sich von ihm durch jene Mittel zu befreien, die im Kapitel über Besessenheit angeben werden.
Sprechende Medien
Sehende Medien
Das sehende Medium glaubt mit den Augen zu sehen, so wie jene, welche hellsichtig sind; aber in der Tat sieht die Seele, und das ist der Grund, warum sie ebenso gut mit geschlossenen Augen wie bei offenen Augen sehen, woraus folgt, dass ein Blinder die Geister ebenso gut sehen kann, wie derjenige, der einwandfrei sehen kann. Über diesen letzten Punkt wären interessante Studien zu machen, nämlich zu erforschen, ob diese Gabe häufiger bei den Blinden vorkommt. Geister, welche blind gewesen sind, haben uns gesagt, dass sie zu ihren Lebzeiten durch ihre Seele gewisse Gegenstände wahrgenommen haben, und dass sie nicht in völliger Dunkelheit verbannt waren.
Unter den sehenden Medien gibt es solche, die nur solche Geister sehen, die man ruft, und von denen sie eine Beschreibung mit größter Genauigkeit geben können; sie beschreiben ihre Bewegungen, den Ausdruck ihrer Physiognomie, die Züge ihres Gesichtes, die Kleider bis zu den Gefühlen, von denen sie beseelt zu sein scheinen bis ins kleinste Detail. Es gibt deren andere, bei welchen diese Fähigkeit noch viel allgemeiner ist; sie sehen die ganze uns umgebende spiritistische Bevölkerung, wie sie gehen oder kommen und man kann sagen, ihren Geschäften nachgehen.
Eine verwitwete Dame, deren Mann sich ihr oft mitteilt, befand sich eines Tages bei einem sehenden Medium, das sie ebenso wenig kannte wie ihre Familie. Das Medium sagte zu ihr: Ich sehe einen Geist an Ihrer Seite. „Ach“, sagte die Frau, „das ist ohne Zweifel mein Mann, der mich fast nie verlässt.“ „Nein“, sagte das Medium, „es ist eine Frau mittleren Alters, sie hat ein weißes Band auf der Stirn.“
An dieser Besonderheit und anderen beschreibenden Einzelheiten erkannte die Dame ihre Großmutter mit voller Sicherheit, an welche sie in dem Moment gar nicht dachte. Wenn das Medium die Sehergabe hätte vorschützen wollen, so wäre es ihm leicht gewesen, der Idee der Dame beizupflichten, während es anstatt des Mannes, mit dem sie beschäftigt war, eine Frau mit einer besonderen Frisur sieht, von der ihm nichts eine Vorstellung geben konnte. Dieses Ereignis beweist noch eine andere Tatsache, nämlich, dass das Sehen bei dem Medium nicht die Widerspiegelung eines fremden Gedankens war (siehe Nr. 102).
Somnambule Medien
Ein Medium ist dagegen das Werkzeug einer fremden Intelligenz, es ist passiv, und was es sagt, kommt nicht von ihm. Kurz: der Somnambule drückt seine eigenen, das Medium aber fremde Gedanken aus. Aber ein Geist, der sich einem gewöhnlichen Medium mitteilt, kann es ebenso gut bei einem Somnambulen machen. Oft macht der Zustand der Freiheit der Seele während des Somnambulismus diese Mitteilung viel leichter. Viele Somnambule sehen die Geister vollkommen und beschreiben sie mit einer solchen Genauigkeit, wie die sehenden Medien; sie können sich mit ihnen unterhalten und uns ihre Gedanken übertragen. Das, was sie über ihre eigenen Kenntnisse hinaus gehend sagen, ist ihnen oft von anderen Geistern eingegeben worden.
Hier folgt ein beachtliches Beispiel, wo die doppelte Handlung des Geistes des Somnambulen und des fremden Geistes sich auf eindeutigste Weise darstellt.
So war bei diesem Somnambulen das Sehen der Krankheit ein Akt seines eigenen Geistes, der dazu keiner fremden Beihilfe bedurfte; aber die Anweisung der Heilmittel wurde ihm von einem anderen gegeben, da dieser andere nicht da war, konnte er nichts sagen. Allein war er nur Somnambul; unter dem Beistand seines Arzengels, wie er ihn nannte, war er ein somnambules Medium.
Heilende Medien
1) Kann man die Personen, welche mit einer magnetischen Kraft versehen sind, als eine eigene Gattung Medien betrachten?
„Ihr könnt nicht daran zweifeln“
2) Jedoch, während ein Medium ein Vermittler ist zwischen dem Geist und dem Menschen, schöpft der Magnetiseur seine Kraft aus sich selbst, scheint also nicht der Vermittler einer fremden Macht zu sein?
„Das ist ein Irrtum; die magnetische Kraft hat ihren Sitz ohne Zweifel im Menschen, aber sie wird durch die Einwirkung des Geistes, welchen er zur Hilfe ruft, vermehrt. Wenn du zum Beispiel in der Absicht magnetisierst, zu heilen, und du dabei einen guten Geist anrufst, der sich für dich und für den Kranken interessiert, vergrößert er deine Kraft und deinen Willen; er lenkt dein Fluidum und verleiht ihm die nötigen Eigenschaften.“
3) Es gibt aber doch sehr gute Magnetiseure, die an Geister gar nicht glauben?
„Glaubst du, dass die Geister nur auf diejenigen einwirken, die an sie glauben? Die, welche zu guten Zwecken magnetisieren, werden von guten Geistern unterstützt. Jedermann, der Gutes will, ruft sie, ohne es zu wissen, ebenso wie er durch die Begierde zum Bösen und durch schlechte Absichten unbewusst schlechte Geister anruft.“
4) Wenn derjenige, der die Kraft besitzt, an den Einfluss der Geister glaubt, würde er wirksamer handeln?
„Er würde Sachen verrichten, die ihr für Wunder hieltet.“
5) Haben gewisse Personen wirklich die Gabe, durch die bloße Berührung zu heilen, ohne Anwendung magnetischer Passes?
„Ganz gewiss! Habt ihr davon nicht zahlreiche Beispiele?“
6) Ist in einem solchen Fall magnetische Kraft oder bloß der Einfluss der Geister vorhanden?
„Das eine wie das andere. Diese Personen sind wahre Medien, weil sie unter dem Einfluss der Geister handeln; aber das will nicht sagen, dass sie auch heilende Medien sind, wie ihr es versteht.“
7) Kann man diese Fähigkeit übertragen?
„Die Fähigkeit nicht; aber die Kenntnis der zur Ausübung nötigen Dinge, wenn man die Macht besitzt. Mancher würde nicht vermuten, dass er diese Kraft besitzt, wenn er nicht glauben würde, dass sie ihm übertragen wurde.“
8) Kann man durch das bloße Gebet Heilungen bewirken?
„Ja, manchmal, wenn es Gott erlaubt, aber vielleicht dient es dem Wohl des Kranken, dass er noch leidet, und dann glaubt ihr, dass euer Gebet nicht erhört worden ist.“
9) Gibt es zu diesem Zweck wirksamere Gebetsformeln als andere?
„Nur der Aberglaube allein kann gewissen Worten eine besondere Kraft zuschreiben, und nur unwissende Geister und Lügner können solche Ideen aufrechterhalten, indem sie Formeln vorschreiben. Doch kann es geschehen, dass wenig aufgeklärten Personen, welche die rein spirituellen Dinge nicht begreifen können, die Anwendung einer Formel Vertrauen einflößt. In diesem Fall ist es nicht die Formel, welche wirksam ist, sondern der Glaube, welcher durch die an den Gebrauch der Formel geknüpfte Idee gestärkt wird.“
Pneumatographische Medien
Wir werden die schreibenden Medien besonders in den folgenden Kapiteln behandeln.
FÜNFZEHNTES KAPITEL - Schreibende oder psychographische Medien
Mechanische Medien
Wenn der Geist direkt auf die Hand wirkt, gibt er dieser eine vom Willen des Mediums gänzlich unabhängige Bewegung. Sie schreibt ohne Unterbrechung und ohne Zutun des Mediums, solange der Geist etwas zu sagen hat und hört auf, wenn er beendet hat.
Das Charakteristische bei dieser Erscheinung ist der Umstand, dass das Medium nicht die geringste Kenntnis von dem hat, was es schreibt, die gänzliche Unkenntnis bildet in diesem Fall das, was man ein passives oder mechanisches Medium nennt. Diese Gabe ist darum wertvoll, weil sie keinen Zweifel an der Unabhängigkeit der Gedanken des Schreibenden zulässt.
Intuitive Medien
Wenn das so ist, wird man sagen, beweist uns das nicht, dass es der fremde Geist ist, welcher schreibt, und nicht die Seele des Mediums. Der Unterschied ist in der Tat manches Mal sehr schwer; was aber wenig wichtig ist. Jedoch kann man den eingegebenen Gedanken daran erkennen, dass er nie vorgedacht wurde; er entsteht in dem Maße, wie man schreibt, und oft ist er einer vorherigen Idee, die man sich gebildet hatte, ganz entgegengesetzt; er kann sogar außerhalb das Bereiches der Kenntnisse und der Fähigkeiten des Mediums liegen.
Die Rolle eines mechanischen Mediums ist die einer Maschine; das intuitive Medium handelt, wie ein Dolmetscher oder Übersetzer tun würde. Dieser muss den Gedanken, um ihn übersetzen zu können, in der Tat verstehen, sich ihn gewissermaßen zu eigen machen, um ihn getreulich wiederzugeben, und doch ist dieser Gedanke nicht seiner, er geht nur durch sein Gehirn hindurch. Dies ist in der Tat die Rolle des intuitiven Mediums.
Halbmechanische Medien
Inspirierte oder unfreiwillige Medien
Zu dieser Kategorie kann man noch jene zählen, die ohne mit einer außergewöhnlichen Intelligenz versehen zu sein und ohne aus dem normalen Zustand zu treten, Augenblicke intellektueller Klarheit haben, welche ihnen vorübergehend eine ungewöhnliche Leichtigkeit der Konzeption und Beredsamkeit und zuweilen auch das Vorgefühl zukünftiger Geschehen verleihen. In diesen Momenten, welche man Inspiration nennt, sind die Ideen vorhanden, folgen einander und verketten sich sozusagen von selbst und durch einen unfreiwilligen, fast fieberhaften Impuls; es kommt uns vor, als ob eine höhere Intelligenz kommt, uns zu unterstützen, und als ob unser Geist von einer Last befreit ist.
Die folgenden Antworten bestätigen diese Annahme:
1. Welches ist die erste Ursache der Inspiration?
„Ein Geist, der sich durch den Gedanken mitteilt.”
2. Hat die Inspiration nur die Enthüllung großer Dinge zum Gegenstand?
“Nein, sie hat oft zu den allergewöhnlichsten Dingen des Lebens Bezug. Zum Beispiel: du willst irgendwo hingehen, eine innere Stimme sagt dir, es nicht zu tun, weil es für dich gefährlich wäre; oder sie sagt dir, eine Sache zu tun, an welche du nicht denkst: Das ist Inspiration. Es gibt sehr wenige Personen, welche in gewissen Momenten nicht mehr oder weniger inspiriert wären.”
3. Kann z.B. ein Autor, ein Maler, ein Musiker in den Momenten der Inspiration als Medium betrachtet werden?
„Ja, denn in solchen Momenten ist ihre Seele freier und wie von der Materie befreit. Sie erlangten einen Teil der geistigen Fähigkeiten und erhalten die Mitteilungen anderer Geister die sie inspirieren viel leichter.”
Medien mit Vorahnung
SECHZEHNTES KAPITEL - Besondere Fähigkeiten der Medien
Besondere Fähigkeiten der Medien
Das Wesen der Mitteilungen ist immer der Natur des Geistes entsprechend und trägt den Stempel seiner Erhabenheit oder seiner Niedrigkeit, sein Wissen oder Unwissenheit; aber gleichzeitig findet man bei ihm in Bezug auf die Stufe eine unbestrittene Neigung, sich lieber mit einer Sache als mit einer anderen zu beschäftigen. Die Klopfgeister z.B. verrichten nur physische Manifestationen, und unter denen, welche intelligente Manifestationen geben, gibt es poetische, musikalische, zeichnende, moralisierende oder gelehrte etc. Geister. Wir reden von Geistern der mittleren Ordnung, denn bei einem gewissen Grad angelangt, verschmelzen die Fähigkeiten der Perfektion. Aber neben der Fähigkeit des Geistes gibt es jene des Mediums, das für ihn ein mehr oder weniger bequemes, mehr oder weniger biegsames Werkzeug ist und in welchem er besondere Eigenschaften entdeckt, die wir nicht ermessen können.
Machen wir einen Vergleich: Ein sehr geschickter Musiker hat mehrere Violinen unter der Hand, welche für den Einfachen alle als gute Instrumente gelten, aber ein meisterhafter Künstler macht einen großen Unterschied; er findet darin Nuancen von der größten Feinheit, welche ihn bewegen, die einen zu wählen und die anderen zu verwerfen; Nuancen, die er mehr durch Intuition begreift, aber nicht näher angeben kann. Ebenso verhält es sich mit den Medien; Bei einer gleichen Beschaffenheit der medialen Kraft wird der Geist dem einen oder dem anderen den Vorzug geben, nach der Art der Mitteilungen, die er machen will. So sieht man z.B. Personen als Medien wunderbare Gedichte schreiben, obwohl sie unter gewöhnlichen Umständen niemals zwei Verse machen könnten; andere dagegen, welche Dichter sind und als Medien trotz ihres Wunsches niemals anders als in Prosa zu schreiben vermochten. Ebenso verhält es sich mit dem Zeichnen, mit der Musik usw. Es gibt auch solche, die zwar keine wissenschaftlichen Kenntnisse, aber besondere Befähigung für wissenschaftliche Mitteilungen haben; andere sind für historische Studien; wieder andere dienen den moralisierenden Geistern viel leichter als Dolmetscher; mit einem Wort: welcher Art die Anlage des Mediums sein mag, die Mitteilungen, die es mit der größten Leichtigkeit erhält, tragen an sich gewöhnlich einen besonderen Stempel. Es gibt sogar solche, die einen gewissen Gedankenkreis nicht überschreiten, und sobald sie sich davon entfernen, erhalten sie nur unvollständige, lakonische und oft falsche Mitteilungen. Abgesehen von den Ursachen der Befähigung teilen sich die Geister mit Vorliebe durch diesen oder einen anderen Vermittler mit, je nach ihrer Sympathie; so wird derselbe Geist bei sonst gleichen Umständen bei bestimmten Medien viel eindeutiger bloß darum, weil ihm diese besser zusagen.
Wir wiederholen hier die Hauptgattungen der Medialität, um gewissermaßen ein übersichtliches Bild zu geben, welches alle in den vorhergegangenen Kapiteln Beschriebenen umfasst und die Nummern anzeigen soll, wo davon mit mehr Details die Rede. Wir haben die verschiedenen Medienarten nach Ursachen und Wirkungen gruppiert ohne, dass diese Klassifizierung absolut ist. Einigen begegnet man oft, andere hingegen sind selten und sogar einmalig, was wir ausdrücklich erwähnen. Diese letzten Angaben sind alle von den Geistern geliefert worden, die übrigens diese Übersicht mit besonderer Sorgfalt durchgesehen und mit zahlreichen Bemerkungen und neuen Kategorien vervollständigt haben, dass es sozusagen gänzlich ihr Werk ist. Wir haben ihre wörtlichen Anmerkungen durch Anführungszeichen gekennzeichnet, wenn wir meinten, sie hervorheben zu sollen. Sie stammen meistens von Erastus und Sokrates.
Überblick der verschiedenen Arten von Medien
Medien für physische Manifestationen, d.h. solche die Kräfte besitzen materielle Effekte oder offensichtliche Manifestationen hervorzurufen (Nr. 160).
Medien für intellektuelle Effekte, d.h. solche, die besser intelligente Mitteilungen empfangen und übertragen können (Nr. 65 und folgende).
Alle anderen Varianten beziehen sich mehr oder weniger auf die eine oder die andere dieser beiden Kategorien; einigen gehören zu beiden. Wenn man die verschiedenen unter dem medialen Einfluss hervorgebrachten Phänomene analysiert sieht man, dass bei allen eine physische Wirkung auftritt, und dass sich an diese physische Wirkung sehr oft eine intelligente Erscheinung anknüpft. Die Grenze zwischen beiden lässt sich manchmal schwer bestimmen, was aber keine nachteiligen Konsequenzen hat. Wir verstehen unter der Bezeichnung Medien für intelligente Effekte diejenigen, welche spezieller als Vermittler zu regelmäßigen und aufeinander folgenden Mitteilungen dienen können. (Nr. 133)
Sensitive Medien sind Personen, welche befähigt sind, das Dasein der Geister durch einen allgemeinen oder lokalen, unbestimmten oder materiellen Eindruck zu empfinden. Die meisten unterscheiden die guten oder bösen Geister nach Art des Eindruckes. (Nr. 164)
„Zarte und sehr empfindliche Medien müssen sich der Verbindung mit gewalttätigen Geistern oder solchen, deren Eindruck schmerzlich ist enthalten, wegen der Ermüdung, die daraus hervorgeht.”
Natürliche oder unbewusste Medien sind solche, welche die Phänomene spontan hervorbringen, ohne irgendeinen Anteil des eigenen Willens und am häufigsten unbewusst. (Nr. 161)
Fakultative oder freiwillige Medien sind solche, welche die Kraft haben, die Phänomene durch einen Akt ihres freien Willens hervorzubringen. (Nr. 160)
“Wie groß auch dieser Wille sein mag, so vermögen sie nichts, wenn der Geist dazu nicht einwilligt, wodurch der Beweis des Einflusses einer fremden Macht vorliegt.”
Medien für Klopfzeichen sind solche, durch deren Einfluss Lärm und klopfende Schläge entstehen. Eine sehr gewöhnliche Variante mit oder ohne eigenen Willen.
Bewegungs-Medien erzeugen die Bewegung träger Körper (Nr. 61).
Medien für Übertragung und Schwebezustände sind solche, die das Übertragen von trägen Körpern durch die Luft und ihr Schweben im Raum ohne Stütze bewirken. Es gibt auch solche Medien, die sich selbst heben können. Sie sind mehr oder weniger selten, je nach der Entwicklung des Phänomens, sehr selten im letzteren Fall (Nr. 75 ff; - 80).
Medien für musikalische Effekte bewirken das Musikstücke gespielt werden, ohne dass Instrumente berührt werden. Sie sind sehr selten (Nr. 74,Frage 24).
Medien für Geistererscheinungen sind solche, welche fluidische oder tastbare und für die Umstehenden sichtbare Geister-Erscheinungen bewirken können. Kommen nur ausnahmsweise vor. (Nr. 100, Frage 27. Nr. 104)
Medien für Apporte sind solche, welche den Geistern bei der Überbringung materieller Gegenstände helfen können. Eine andere Art der motorischen Medien und der für Übertragungen. Ausnahmsweise vorkommend. (Nr. 96)
Nächtliche Medien sind solche, welche bestimmte physische Effekte nur in der Dunkelheit erzielen. Hier die Antwort eines Geistes auf die Frage, ob man diese Medien als eine Variante betrachten könne.
“Man kann daraus sicherlich eine Besonderheit machen, aber dieses Phänomen hängt mehr von den umgebenden Umständen als von der Natur des Mediums oder des Geistes ab; ich muss hinzufügen, dass einige diesem Einfluss der Umgebung entgehen und dass die Mehrzahl nächtlicher Medien durch Übung dahin gelangen könnte, ebenso gut bei Licht, wie bei Dunkelheit zu wirken. Diese Art Medien sind wenig zahlreich; und man muss erwähnen, dass Scharlatane, von dieser Bedingung begünstigt, die jegliche Freiheit für die Anwendung von Betrug, Bauchredekunst und der akustischen Röhren lässt, zu oft Leichtgläubigkeit missbraucht haben, indem sie sich für Medien ausgaben, um Geld zu bekommen. Aber was macht es? Denn die Gaukler zu Hause oder auf den öffentlichen Plätzen werden auf eine grausame Art entlarvt werden, und die Geister werden ihnen beweisen, dass es nicht gut ist, sich in ihre Befugnisse einzumischen. Ja, ich wiederhole es, gewissen Scharlatanen wird derb auf die Finger geklopft werden, um sie von dem Handwerk falscher Medien abzuschrecken. Übrigens wird all das nur von kurzer Dauer sein.” (Erastus)
Pneumatographische Medien sind diejenigen, welche die direkte Schrift erhalten. Ein sehr seltenes Phänomen und durch Taschenspielerei besonders leicht nachzuahmen. (Nr. 177)
Anmerkung: Die Geister bestanden darauf, dass wir die direkte Schrift gegen unsere Meinung unter die Phänomene der physischen Ordnung einreihen sollen; aus dem Grund, sagen sie, weil die “intelligenten Effekte“ jene sind, bei welchen sich der Geist des materiellen Gehirnes des Mediums bedient, was bei direkter Schrift nicht stattfindet ; die Handlung des Mediums ist hier ganz materiell, während bei einem schreibenden Medium und selbst bei dem ganz mechanischen das Gehirn immer eine aktive Rolle spielt.”
Heilende Medien sind solche, die die Kraft haben, zu heilen oder durch Auflegen der Hände oder durch Gebet die Krankheit zu erleichtern.
“Diese Gabe ist nicht wesentlich medial, sie gehört allen Rechtgläubigen an, ob sie nun Medien sind oder nicht; sie ist oft nur ein erhöhter Grad der magnetischen Kraft, welche nötigenfalls vom Beistand guter Geister unterstützt wird. (Nr. 175)
Erweckende Medien sind Personen, welche die Fähigkeit haben, durch ihren Einfluss bei anderen die Schreibfähigkeit zu wecken.
“Hier ist vielmehr eine magnetische Wirkung als ein Akt der so genannten Medialität im engeren Sinne; denn nichts beweist uns die Intervention des Geistes. Auf jeden Fall gehört dies in die Reihe der physischen Effekte.” (Siehe Kapitel: “Über die Bildung der Medien”)
Hörende Medien sind solche, welche Geister hören. Ziemlich häufig. (Nr. 165)
“Es gibt viele, die sich einbilden zu hören, was aber nur ihre Einbildung ist.”
Sprechende Medien welche unter dem Einfluss der Geister reden. Ziemlich häufig. (Nr. 166)
Sehende Medien sind solche, welche die Geister im Wachzustand sehen. Das zufällige und unvermutete Sehen eines Geistes bei einer besonderen Gelegenheit kommt ziemlich häufig vor; aber das stetige oder beliebige Sehen der Geister ohne Unterschied ist eine Ausnahme. (Nr. 167)
“Es ist eine Fähigkeit, welcher der gegenwärtige Zustand der Organe widerstrebt; deshalb ist es nützlich, nicht immer denjenigen aufs Wort zu glauben, welche behaupten, die Geister zu sehen.”
Inspirierte Medien sind solche, denen die Gedanken durch Geister eingegeben werden, sehr oft ohne ihr Wissen, sei es für die gewöhnlichen Handlungen des Lebens oder für die großen Arbeiten der Intelligenz. (Nr. 182)
Medien mit einer Vorahnung sind Personen, die unter gewissen Umständen eine vage Anschauung der künftigen alltäglichen Dinge haben. (Nr. 184)
Prophetische Medien, eine Variante der inspirierten Medien oder jener mit Vorahnung, welche mit Erlaubnis Gottes mit größerer Gewissheit als die Medien der Vorahnung die Enthüllung der zukünftigen Dinge von allgemeinem Interesse erhalten, die sie beauftragt sind, anderen Menschen als Weisung mitzuteilen.
„Wenn es wahre Propheten gibt, gibt es deren noch mehr falsche, welche die Träume ihrer Einbildungskraft für Offenbarungen halten, wenn es nicht Betrüger sind, die sich aus Ehrgeiz dafür ausgeben.”
(Man sehe “Das Buch der Geister” Nr. 624, Eigenschaften des wahren Propheten)
Somnambule Medien sind solche, welche im Zustand des Somnambulismus den Beistand der Geister genießen. (Nr. 172)
Ekstatische Medien sind solche, welche im Zustand der Ekstase von Seiten der Geister Enthüllungen erhalten.
“Viele Exaltierte sind das Spielzeug ihrer eigenen Einbildungskraft und trügerischer Geister, welche ihre Exaltation ausnutzen. Diejenigen, welche das volle Vertrauen verdienen, sind sehr selten.”
Malende und zeichnende Medien sind diejenigen, welche unter dem Einfluss von Geistern malen und zeichnen. Wir reden von denen, welche ernsthafte Werke erhalten, denn man kann diesen Namen nicht Medien geben, welche die Spottgeister groteske Bilder fertigen lassen, welche der letzte Schüler verwerfen würde.
Die leichtfertigen Geister sind Nachahmer. Zu jener Zeit, als die beachtlichen Zeichnungen vom Jupiter erschienen, da stand eine Menge angeblich zeichnender Medien auf, welche durch Spottgeister die lächerlichsten Sachen bekamen. Einer unter ihnen, der unter anderem die Zeichnungen vom Jupiter übertreffen wollte, wenn schon nicht durch Qualität, wenigstens durch die Dimension, ließ ein Medium ein Monument zeichnen, welches die Anzahl von Blättern umfasste, um die Höhe zweier Stockwerke zu erreichen. Andere brachten sogenannte Porträts zustande, welche wahre Karikaturen bildeten. (Revue Spirite, August 1858)
Musikalische Medien sind die, welche unter dem Einfluss der Geister Musik machen, komponieren oder schreiben. Es gibt mechanische, halbmechanische, intuitive und inspirierte musikalische Medien, genau wie für literarische Mitteilungen. (Siehe Medien für musikalische Effekte)
Verschiedenheit schreibender Medien
191. Nach Art der Ausführung:Mechanisch schreibende Medien sind solche, deren Hand einen unfreiwilligen Impuls erhält und die keine Kenntnis davon haben, was sie schreiben. Sehr selten. (Nr. 179)
Halbmechanisch schreibende Medien sind solche, deren Hand unfreiwillig losgeht, die aber die ganz kurze Kenntnis der Worte und Sätze haben, in dem Masse, wie sie schreiben. Sie sind die häufigsten. (Nr. 181)
Intuitive Medien sind solche, denen sich die Geister durch den Gedanken offenbaren und deren Hand von ihrem Willen geführt wird. Sie unterscheiden sich von den inspirierten Medien darin, dass die letzteren nicht zu schreiben brauchen, während das intuitive Medium den Gedanken niederschreibt, der ihm sofort über einen bestimmten und geforderten Gegenstand eingegeben wird. (Nr. 180)
„Sie kommen sehr häufig vor, sind aber dem Irrtum sehr ausgesetzt, weil sie oft nicht unterscheiden können, was von den Geistern und was von ihrer eigenen Denkkraft kommt.”
Polygraphische Medien sind jene, deren Schrift sich mit dem Wechsel des Geistes, der sich offenbart, verändert, oder die fähig sind, die Schrift hervorzubringen, welche der Geist zu Lebzeiten hatte. Der erste Fall ist sehr häufig, der zweite, mit der Identität der Schrift, ist seltener. (Nr. 219)
Vielsprachige Medien sind solche, welche die Fähigkeit haben, in Sprachen zu reden oder zu schreiben, die ihnen unbekannt sind. Sehr selten.
Ungebildete Medien sind solche, welche als Medien schreiben, ohne im normalen Zustand lesen oder schreiben zu können.
“Sie sind viel seltener als die vorigen; es ist dabei eine viel größere materielle Schwierigkeit zu überwinden.”
Neulinge als Medien sind solche, deren Fähigkeiten noch nicht vollständig entwickelt sind und die die nötige Erfahrung noch nicht besitzen.
Unproduktive Medien sind solche, welche nur unbedeutende Dinge erhalten, einzelne Silben, Zeichen und Buchstaben ohne Folge. (Siehe das Kapitel: Von der Bildung der Medien)
Gemachte oder gebildete Medien sind solche, deren mediale Fähigkeit vollständig entwickelt ist, welche die erhaltenen Mitteilungen mit Leichtigkeit, Schnelligkeit und ohne Zögern übertragen. Man begreift, dass dieses Resultat nur durch Gewohnheit zu erreichen ist, während bei den Anfängern unter den Medien die Mitteilungen langsam und schwierig sind.
Lakonische Medien sind solche, deren Kommunikationen, obwohl leicht, dennoch kurz sind und ohne Entwicklung.
Eindeutige Medien. Die Mitteilungen, welche diese erhalten, haben die ganze Breite und die ganze Ausdehnung, die man nur von einem vollkommenen Schriftsteller erhalten kann.
„Diese Fähigkeit hängt von der Ausdehnung und von der Leichtigkeit in der Verbindung der Fluida ab; die Geister suchen sie auf, um die Themen zu behandeln, welche großen Entwicklungen nach sich ziehen.”
Erfahrene Medien. Die Leichtigkeit der Ausführung ist eine Sache der Gewohnheit, die man oft in kurzer Zeit erlangt, während die Erfahrung das Resultat eines ernsten Studiums aller Schwierigkeiten ist, welche sich bei der Ausübung des Spiritismus darstellen. Die Erfahrung gibt dem Medium den nötigen Takt, um die Natur der sich manifestierenden Geister zu schätzen, ihre guten und bösen Eigenschaften nach den kleinsten Anzeichen zu beurteilen, die Hinterlist der Truggeister zu erkennen, welche sich hinter dem Ansehen der Wahrheit verschanzen. Man begreift leicht die Wichtigkeit dieser Eigenschaft, ohne die alle übrigen ohne wahren Nutzen sind; das Übel besteht darin, dass viele Medien die Erfahrung, die Frucht des Studiums mit der Eignung verwechseln, welche der Organismus hervorbringt; sie halten sich für Meister, weil sie leicht schreiben, sie verschmähen jeden Rat und werden so die Beute lügenhafter, heuchlerischer Geister, welche sie ködern, indem sie ihrem Hochmut schmeicheln. (Siehe hiernach das Kapitel über die Besessenheit).
Flexible Medien sind solche, deren Fähigkeit sich leichter zu verschiedenen Arten von Mitteilungen eignet und durch welche sich alle Geister oder beinahe alle spontan oder nach Anrufung manifestieren können.
„Diese Art Medien nähert sich sehr den sensitiven Medien.”
Exklusive Medien, durch welche sich ein Geist mit Vorliebe manifestiert, selbst mit Ausschluss aller anderen, und der durch Vermittlung des Mediums für diejenigen antwortet, welche man ruft.
„Das liegt immer an einem Mangel von Flexibilität; wenn der Geist gut ist, kann er dem Medium in löblicher Absicht aus Sympathie anhängen; wenn er böse ist, so geschieht es immer in der Absicht, das Medium in seine Abhängigkeit zu bringen. Das ist mehr ein Fehler als eine gute Eigenschaft und kommt einer Umsessenheit sehr nahe (Siehe das Kapitel über Umsessenheit).
Medien für Anrufung. Die flexiblen Medien sind natürlich die geeignetsten für diese Art und für die Fragen, welche man im Einzelnen an die Geister stellen kann. Es gibt in dieser Beziehung ganz besondere Medien.
„Ihre Antworten beschränken sich fast immer auf einen engen Rahmen, mit der Entwicklung der allgemeinen Themen unvereinbar.”
Medien für spontan Diktiertes. Sie erhalten vorzugsweise spontane Mitteilungen von Geistern, die sich einfinden, ohne gerufen worden zu sein. Da diese Gabe einem Medium speziell zukommt, so ist es schwierig und manchmal sogar unmöglich, durch ihn eine Anrufung durchzuführen.
„Doch sind sie besser ausgerüstet als die der vorhergehenden Gattung. Versteht, dass man hier unter Ausrüstung die materielle Gehirneinrichtung meint; denn man braucht oft, ja ich sage immer, eine größere Summe von Intelligenz für das spontan Diktierte als für Anrufungen. Versteht aber hier unter spontan Diktiertem das, was diesen Namen wirklich verdient, nicht aber einige unvollständige Sätze, oder gewöhnliche Gedanken, wie sie in allen menschlichen Schriften zu finden sind.“
Versmachende Medien: sie erhalten viel leichter gereimte Mitteilungen als andere; mit schlechten Versen gibt es viele, aber mit guten nur wenige.
Poetische Medien: ohne Verse zu erhalten, haben die Mitteilungen, die sie erhalten, etwas duftiges, sentimentales; nichts Grobes lässt sich darin wahrnehmen; sie sind mehr als andere zum Ausdruck der zarten und gefühlvollen Empfindungen geeignet. Alles darin ist vage und es wäre vergeblich, von ihnen etwas Genaues, Nützliches zu fordern. Sie sind sehr häufig.
Positive Medien: ihre Mitteilungen haben gewöhnlich einen Charakter der Klarheit und Bestimmtheit, welche sich leicht für ausführliche Einzelheiten und genaue Unterweisungen eignen. Sie sind sehr selten.
Literarische Medien: sie haben weder das Vage der poetischen Medien, noch das Bodenständige der positiven Medien, sondern sie reden mit Scharfsinn; ihr Stil ist korrekt, elegant und oft von hoher Redekunst.
Fehlerhafte Medien: sie können sehr gute Dinge bekommen, Gedanken von der reinsten Moralität; aber ihr Stil ist diffus, inkorrekt, überhäuft von Wiederholungen und unpassenden Ausdrücken.
„Die materielle Inkorrektheit des Stils ist gewöhnlich die Folge des Mangels an Bildung eines Mediums, welches in dieser Beziehung für den Geist kein gutes Werkzeug ist. Dem Geist liegt wenig daran, für ihn ist der Gedanke das Wesentliche, und er überlässt euch die Freiheit, der Sache die entsprechende Form zu geben. So verhält es sich nicht mit den falschen und unlogischen Gedanken, die eine Mitteilung enthalten können, diese sind immer ein Zeichen der Niedrigkeit des sich kundgebenden Geistes.”
Historikermedien sind solche, die besondere Begabung für historische Enthüllungen haben. Diese Gabe ist wie alle anderen von den Kenntnissen des Mediums unabhängig, denn man sieht oft Leute von geringer Bildung und selbst Kinder über ihren Bildungsgrad hinaus Gegenstände behandeln. Eine seltene Gattung solcher positiven Medien.
Wissenschaftliche Medien, wir sagen nicht gelehrte Medien, denn sie können oft sehr unwissend sein, nichtsdestoweniger sind sie zu Mitteilungen, welche auf die Wissenschaft Bezug haben, speziell mehr geeignet.
Medien für Rezepturen: ihre Arbeit ist bestimmt, den Geistern als Empfänger von Arzneimittelverordnungen zu dienen. Man darf sie nicht mit den heilenden Medien verwechseln, denn sie tun absolut nichts anderes, als den Gedanken des Geistes zu übertragen, und haben selber keinerlei Einfluss. Sie sind häufig.
Religiöse Medien: sie erhalten viel leichter Mitteilungen religiösen Charakters, oder welche religiösen Fragen behandeln, ungeachtet ihres Glaubens oder von ihrer Gewohnheiten.
Philosophische und moralische Medien: Ihre Mitteilungen haben im Allgemeinen moralische Themen und Fragen der hohen Philosophie zum Gegenstand. Sehr häufig für Morallehre.
„Alle diese Nuancen sind Verschiedenheiten der Begabung guter Medien. Was die betrifft, welche besondere Eignung für wissenschaftliche, historische, medizinische oder andere über ihr jetziges Fassungsvermögen hinausgehende Mitteilungen bekommen, seid überzeugt, dass sie diese Kenntnisse in einer früheren Existenz besessen haben und dass sie bei ihnen in einem latenten Zustand geblieben sind. Sie bilden einen Teil des für den sich manifestierenden Geist nötigen Gehirn-Materials; das sind die Elemente, welche ihm den Weg erleichtern, um seine eigenen Gedanken zu offenbaren, denn diese Medien sind für ihn intelligentes Werkzeug und anpassungsfähiger, als es ein unwissender Mensch.” (Erastus)
Medien mit trivialen und unflätigen Mitteilungen. Diese Worte kennzeichnen die Art der Mitteilungen, welche gewisse Medien zu erhalten pflegen, und die Natur der Geister, welche sie erteilen. Wer immer die spiritistische Welt nach allen Graden der Stufenleiter studiert hat, der weiß, dass es dort Geister gibt, deren Verdrehtheit jener der lasterhaften Menschen gleicht, die sich darin gefallen, ihre Gedanken mit den gröbsten Worten auszudrücken. Andere weniger Verworfene begnügen sich mit trivialen Ausdrücken. Man begreift, dass solche Medien den Wunsch haben müssen, von diesem Vorzug befreit zu werden, den ihnen diese Geister gewähren, und sie müssen jene beneiden, welche in den erhaltenen Mitteilungen niemals ein unanständiges Wort gehabt haben. Es gehörte dazu eine befremdende Verwirrung der Ideen, und ein Bruch mit dem gesunden Menschenverstand, wenn man glauben wollte, eine solche Sprache könne von guten Geistern kommen.
Ruhige Medien: sie schreiben stets mit einer gewissen Langsamkeit, ohne die geringste Aufregung zu erfahren.
Schnelle Medien: sie schreiben mit größerer Schnelligkeit, als sie es im freiwilligen Zustand tun könnten. Die Geister offenbaren sich ihnen mit Blitzesschnelligkeit, man kann sagen, dass sie einen Überfluss von Fluida besitzen, welcher es ihnen gestattet, sich augenblicklich mit dem Geist zu identifizieren. Diese Eigenschaft hat auch manchmal ihren Nachteil, dass nämlich die Schnelligkeit der Schrift diese für jeden anderen außer dem Medium sehr schwer leserlich macht.
„Sie ist sogar sehr ermüdend, denn sie verschwendet zu viel Fluidum unnütz.”
Konvulsive (krampfhafte) Medien: sie befinden sich in einem Zustand fast fieberhafter Aufregung; ihre Hand und zuweilen ihr ganzer Körper ist von einem Zittern befallen, welches sie nicht meistern können. Die erste Ursache davon ist ohne Zweifel ihre Körperbeschaffenheit, aber sie hängt auch sehr von der Natur der Geister ab, die sich ihnen offenbaren; gute und wohlwollende Geister machen immer einen sanften und angenehmen Eindruck, die bösen hingegen einen schmerzlichen.
„Diese Medien sollen nur selten von ihrer medialen Gabe Gebrauch machen, deren häufiger Gebrauch ihr Nervensystem angreifen könnte.“ (Kapitel von der Identität: Von der Unterscheidung der guten und bösen Geister)
Wir erwähnen sie nur im allgemeinen zur Erinnerung und um die Übersicht zu vervollständigen, in der Voraussetzung, dass sie hier weiter in den besonderen Kapiteln behandelt werden: „Über den moralischen Einfluss der Medien, über die Besessenheit, über die Identität der Geister und andere, worauf wir besonders aufmerksam machen; man wird darin sehen, welchen Einfluss die Tugend oder die Fehler des Mediums auf die Sicherheit der Mitteilungen ausüben können und wie diejenigen beschaffen sind, die man mit Grund als unvollkommene oder gute Medien betrachten kann.
Besessene Medien, welche sich von lästigen und trügerischen Geistern nicht losmachen können, sich aber nicht beirren lassen.
Verblendete Medien sind solche, welche von trügerischen Geistern missbraucht werden und sich über die Natur der Mitteilungen, die sie erhalten, täuschen lassen.
Unterjochte Medien sind solche, welche der moralischen, oft auch der materiellen Herrschaft eines bösen Geistes unterliegen.
Leichtsinnige Medien sind solche, die ihre Befähigung nicht ernsthaft betrachten und sich derer nur zur Unterhaltung und zu nichtigen Sachen bedienen.
Gleichgültige Medien sind solche, die von den moralischen Lehren, die sie erhalten, keinen Nutzen ziehen und ihr Betragen und ihre Gewohnheiten in nichts ändern.
Eingebildete Medien sind solche, welche sich einbilden, sich im Verkehr mit höheren Geistern zu befinden. Sie glauben an ihre Unfehlbarkeit und betrachten alles, was nicht von ihnen kommt, als minderwertig und irrig.
Stolze Medien sind solche, die sich auf die erhaltenen Geisterbotschaften etwas einbilden; sie glauben vom Spiritismus nicht mehr lernen zu müssen und beziehen die Lehren nicht auf sich, die sie oft von den Geistern bekommen. Sie begnügen sich nicht mit den Gaben, die sie haben, sie wollen sie alle besitzen.
Reizbare Medien, eine Variante der stolzen Medien; sie werden durch Kritik beleidigt, der ihre Mitteilungen unterzogen werden können. Sie ärgern sich über den kleinsten Widerspruch, und wenn sie zeigen was sie bekommen, dann um es bewundern zu lassen, nicht aber um Meinungen zu hören. Gewöhnlich verschmähen sie jene Personen, welche ihnen nicht bedingungslos Beifall zollen und verlassen die Gesellschaften, wo sie nicht imponieren und herrschen können.
„Lasset sie gehen, sich anderswo zu brüsten und gefälligere Ohren zu suchen oder sich in die Einsamkeit zurückzuziehen; die Sitzungen, denen sie ihre Gegenwart entziehen, erleiden keinen großen Verlust.“ (Erastus)
Lohnsüchtige Medien, die ihre Fähigkeit ausnutzen.
Ehrgeizige Medien sind solche, die ohne ihre Fähigkeit zu taxieren, daraus einen Vorteil zu ziehen hoffen.
Unredliche Medien sind solche, die, obwohl sie reelle Gaben besitzen, jene simulieren, die sie nicht haben, um sich ein Ansehen zu geben. Man kann den Personen nicht den Namen Medium geben, welche keine mediale Befähigung haben und ihre Effekte nur durch Täuschung bewirken.
Egoistische Medien, die sich ihrer Befähigung nur zu ihrem eigenen Vorteil bedienen und ihre erhaltenen Geistermitteilungen für sich behalten.
Neidische Medien sind diejenigen, welche andere, höher geschätzte Medien, welche ihnen überlegen sind mit Unwillen ansehen. Alle schlechten Eigenschaften haben notwendigerweise ihr Widerspiel im Guten.
Ernsthafte Medien sind solche, die sich ihrer Gabe nur zum Guten und zu Sachen von wahrem Nutzen bedienen. Sie würden es für eine Entweihung halten, sich derselben zur Befriedigung Neugieriger oder Gleichgültiger oder zu bloßen Spielereien zu bedienen.
Bescheidene Medien sind solche, die sich aus den erhaltenen Mitteilungen kein Verdienst machen, so schön sie auch sein mögen und halten sich nicht für geschützt vor Täuschungen. Weit davon, uneigennützige Ratschläge zu meiden, bitten sie sogar darum.
Ergebene Medien sind solche, die begreifen, dass ein Medium eine Mission zu erfüllen hat und wenn nötig, seine Neigungen, seine Gewohnheiten, seine Vergnügungen, seine Zeit und, selbst seine materiellen Interessen dem Wohle anderer opfern muss.
Verlässliche Medien sind solche, welche außer der Leichtigkeit in der Ausführung, durch ihren eigenen Charakter, durch die Erhabenheit der Geister, von denen sie unterstützt werden, das meiste Vertrauen verdienen, und die am allerwenigsten dem Betrug ausgesetzt sind. Wir werden später sehen, dass diese Sicherheit durchaus nicht von dem mehr oder weniger achtbaren Namen abhängt, welchen die Geister annehmen.
„Es ist unbestritten, ihr spürt es wohl, dass, wenn man so lange über die guten und bösen Eigenschaften der Medien spricht, dies Widersprüche und bei einigen sogar Feindseligkeiten hervorbringen wird. Aber was liegt daran? Die Medialität verbreitet sich von Tag zu Tag mehr, und ein Medium, welches diese Betrachtungen übel nimmt, würde beweisen, dass es kein gutes Medium ist, d.h. dass es von bösen Geistern geleitet wird. Übrigens, wie ich gesagt habe, alles dieses wird nur eine Zeit dauern, und die schlechten Medien, nämlich diejenigen, welche ihre Fähigkeiten zu viel gebrauchen oder missbrauchen, werden die traurigen Folgen zu tragen haben, wie es bei einigen schon geschehen ist; sie werden auf ihre eigenen Kosten kennen lernen, was es kostet, eine Gabe, die ihnen Gott nur zu ihrem moralischen Fortschritt verliehen hat, zum Vorteil zu verwenden. Wenn ihr sie auf den guten Weg nicht zurückführen könnt, bedauert sie, denn, ich kann es sagen, sie sind von Gott verdammt.“ (Erastus)
Diese Aufstellung ist von großer Wichtigkeit, nicht nur für die aufrichtigen Medien, welche beim Lesen aufrichtig trachten werden, sich gegen die Klippen, denen sie ausgesetzt sind, zu schützen, sondern auch für alle die, welche sich der Medien bedienen, weil es ihnen den Maßstab dessen gibt, was sie vernünftigerweise von ihnen erwarten können. Sie sollte beständig vor jedermanns Augen sein, der sich mit Manifestationen beschäftigt, ebenso wie die spiritistische Stufenleiter, von der sie die Ergänzung ist. (Sokrates)
„Wenn das Prinzip, der Keim einer Fähigkeit existiert, so äußert sie sich immer durch unverkennbare Zeichen. Wenn sich das Medium auf seine Spezialität einschränkt, so kann es sich auszeichnen und große und schöne Erfolge erzielen; wenn es sich mit allen beschäftigt, so bekommt es nichts Gutes. Merkt euch unter anderem, dass die Sucht, den Kreis seiner Fähigkeiten ins Ungewisse auszudehnen, eine stolze Anmaßung ist, welche die Geister nie ungestraft lassen. Die Guten verlassen immer die Anmaßenden, die so das Spiel der Lügengeister werden. Es ist leider nicht selten zu sehen, dass die Medien mit der erhaltenen Gabe nicht zufrieden sind und aus Eigenliebe oder Stolz wünschen, ausnahmsweise eigene Gaben zu besitzen, um sich auszuzeichnen. Diese Anmaßung beraubt sie der kostbarsten Eigenschaft: der, ein verlässliches Medium zu sein.“
Man muss noch bemerken, dass die Nuancen, welche die Medialität zeigt und zu denen man noch andere zufügen könnte, nicht immer mit dem Charakter des Mediums in Einklang stehen; so kann zum Beispiel ein gewöhnlich heiteres und joviales Medium unablässig ernste, sogar strenge Geistermitteilungen bekommen und umgekehrt; das ist wieder ein offensichtlicher Beweis, dass das Medium unter dem Impuls einer fremden Einwirkung handelt. Wir werden auf dieses Thema zurückkommen in dem Kapitel, welches den moralischen Einfluss des Mediums behandelt.
SIEBZEHNTES KAPITEL - Bildung der Medien
Entwicklung der Medialität
Man kann die Schrift, wie wir ausgeführt haben, durch Körbchen, Brettchen oder unmittelbar mit der Hand erhalten. Da dieses letzte Mittel das leichteste ist, und man kann sagen, das einzige, welches heutzutage angewendet wird, so laden wir dazu ein, sich dessen zu bedienen. Der Vorgang ist sehr einfach. Er besteht einzig und allein darin, Bleistift und Papier zu nehmen, und die Haltung einer schreibenden Person einzunehmen ohne weitere Vorbereitung. Aber um zum Ziel zu gelangen, sind einige Ratschläge unerlässlich.
Hier gibt es keine Beschwörungsformel. Wer eine solche vorschützen würde, der kann bewusst für einen Gaukler gehalten werden; denn die Form ist für die Geister nichts. Jedoch muss jede Anrufung immer im Namen Gottes geschehen. Man kann sie in folgende oder auch in ähnliche Worte kleiden: „Ich bitte Gott, den Allmächtigen, einem guten Geist zu gestatten, sich mir zu offenbaren und mich schreiben zu lassen. Ich bitte auch meinen Schutzengel, mir gütigst beistehen zu wollen und die bösen Geister zu entfernen.“ Man wartet hierauf, bis ein Geist sich meldet, indem er etwas schreibt. Es kann sein, dass es jener ist, den man wünscht, wie es auch geschehen kann, dass es ein unbekannter Geist ist oder der Schutzengel. Auf jeden Fall gibt er sich gewöhnlich zu erkennen, indem er seinen Namen schreibt. Aber dann entsteht die Frage über seine Identität, eine Frage, welche eine große Erfahrung erfordert, denn es gibt wenige Anfänger, welche nicht der Täuschung ausgesetzt wären. Wir werden davon in einem besonderen Kapitel sprechen.
Wenn man ganz bestimmte Geister vorhat zu rufen, ist es wesentlich, zu Anfang sich nur an jene Geister zu wenden, die man als gut und sympathisch kennt und die einen Grund haben können zu kommen, wie Verwandte oder Freunde. In diesem Fall kann die Anrufung so formuliert werden: „im Namen des allmächtigen Gottes bitte ich den Geist sich mir zu offenbaren,“ oder so: „Ich bitte Gott, den Allmächtigen, dem Geiste zu erlauben, sich mir zu offenbaren“, oder auf eine andere diesem Gedanken entsprechende Art.
Es ist nicht weniger nötig, die ersten Fragen so zu stellen, dass die Antwort darauf mit einem einfachen Ja oder Nein erfolgen könne, z. B.: „Bist du da? Willst du mir antworten? Kannst du mich schreiben lassen?“ usw. Später ist diese Vorsicht nicht nötig. Es handelt sich anfänglich nur darum die Beziehung aufzubauen, die Hauptsache besteht darin, dass die Frage nicht bedeutungslos ist, dass sie nicht Spuren von eigenen Privatinteressen an sich trägt, und besonders dass sie der Ausdruck eines wohlwollenden und sympathischen Gefühls für den Geist ist, an den man sich wendet. (Siehe hier weiter unten das besondere Kapitel über die Anrufungen)
Übrigens ist die Mitwirkung eines erfahrenen Leiters bisweilen sehr nützlich, um den Anfänger eine Menge Vorsichtsmaßnahmen beachten zu lassen, die er sonst oft zum Nachteil des Schnellen Fortschrittes vernachlässigt. Es ist besonders nötig, ihn über die Art der ersten Fragen und wie sie zu stellen sind zu belehren. Seine Rolle ist die eines Lehrers, den man entbehren kann, sobald man gewandt genug ist.
Man begreift leicht, was in diesem Fall geschieht. Die durch eine gemeinsame Absicht vereinigten Personen bilden ein kollektives Ganzes, dessen Macht und Empfänglichkeit durch eine Art magnetischen Einflusses vermehrt wird, welcher zur Entwicklung der Schreibfähigkeit beiträgt.
Unter den durch den vereinigten Willen angezogenen Geistern gibt es einige, die in den anwesenden Personen geeignete Werkzeuge finden, wenn nicht den einen, so doch den anderen, und sie benützen das.
Dieses Mittel soll vor allem in jenen Kreisen angewandt werden, in denen Medien fehlen oder die davon nicht genug besitzen.
Manche Medien schreiben flüssig und mit Leichtigkeit gleich von Anfang an; manchmal gleich bei der ersten Sitzung, aber selten. Andere machen durch eine lange Zeit Striche und wahre kalligraphische Übungen. Die Geister sagen, dies geschehe, um ihnen die Hand loszubinden. Wenn sich aber die Übungen zu sehr verlängern oder in lächerliche Zeichen ausarten, so ist kein Zweifel, dass es ein Geist ist, der sich unterhält, denn die guten Geister machen nie etwas umsonst. In diesem Fall sollte man seinen Eifer verdoppeln, um den Beistand der Letzeren zu erlangen. Wenn dessen ungeachtet keiner Änderung erfolgt, so soll man aufhören, sobald man feststellt, dass man nichts Ernsthaftes bekommt. Man kann den Versuch alle Tage wieder beginnen, aber man soll bei dem ersten zweideutigen Zeichen aufhören, um den Spottgeistern nicht diesen Gefallen zu tun.
Diesen Bemerkungen fügte ein Geist hinzu:
„Es gibt Medien, deren Fähigkeit sich nicht über diese Zeichen erheben kann. Wenn sie nach einigen Monaten nur Unbedeutendes, “Ja” oder “Nein” oder unzusammenhängende Buchstaben erhalten, so ist es unnütz, darauf zu beharren und das Papier zu vergeuden. Sie sind Medien, aber unproduktive Medien. Übrigens muss man die anfänglich erhaltenen Mitteilungen nur als Übungen betrachten, die den untergeordneten Geistern anvertraut werden, deshalb muss man ihnen nur eine geringe Wichtigkeit beimessen, weil sie von Geistern kommen, die sozusagen beauftragt sind, um als Schreibmeister das angehende Medium abzurichten; denn glaubt ja nicht, es seien erhabene Geister, welche ein Medium die vorbereitenden Übungen machen lassen; wenn ein Medium kein ernstes Ziel verfolgt, so geschieht es wohl, dass die untergeordneten Geister bleiben und sich an das Medium binden. Fast alle Medien sind durch diese Prüfung gegangen, um sich auszubilden. Es liegt an ihnen, zu tun was nötig ist, um die Sympathie der wahrhaft höheren Geister zu erwerben.
Der erste Punkt besteht darin, sich mit innigem Vertrauen unter den Schutz Gottes zu stellen und den Beistand seines Schutzengels anzurufen; denn dieser ist immer gut, während die familiären Geister, teils mit den guten oder bösen Eigenschaften des Mediums sympathisierend, leichtfertig und auch schlecht sein können.
Der zweite Punkt ist der, sich mit gewissenhafter Sorgfalt zu bemühen, durch alle Anzeichen, welche die Erfahrung liefert, die Natur der ersten Geister, welche sich mitteilen, kennen zu lernen, denen zu misstrauen immer ratsam ist. Wenn diese Anzeichen verdächtig sind, so muss man inbrünstige Gebete zu seinem Schutzengel richten und mit all seiner Kraft den bösen Geist verstoßen, indem man ihm beweist, dass man nicht sein Spielzeug ist, um ihn zu entmutigen. Deshalb ist das vorhergehende Studium der Theorie unerlässlich, wenn man die negativen Folgen vermeiden will, die untrennbar mit der Unerfahrenheit verbunden sind; man wird zu diesem Thema sehr ausführliche Anweisungen in den Kapiteln über Besessenheit und Identität der Geister finden. Wir beschränken uns darauf, hier zu sagen, dass man außer der Sprache noch folgendes als untrügliche Beweise der Niedrigkeit der Geister betrachten kann: alle Zeichen, Figuren, unnütze oder kindliche Sinnbilder, jede wunderliche und ruckartige Schrift, absichtlich verdreht, von übermäßiger Größe oder sich in ungebräuchliche und lächerliche Formen verlierend. Die Schrift kann sehr schlecht sein, selbst wenig leserlich, was mehr vom Medium als vom Geist abhängig ist, ohne etwas Ungewöhnliches zu bedeuten. Wir haben irregeleitete Medien gesehen, welche die Erhabenheit der Geister nach der Größe der Buchstaben beurteilen, und die auf so geformte Buchstaben, wie die gedruckten, einen hohen Wert legten, - eine Kinderei, die mit der wahren Erhabenheit unvereinbar ist.
Einige Personen, welche sahen, dass sich ihre mediale Begabung gegen ihren Wunsch zu langsam entwickelte, haben den Einfall gehabt, zu ihrer Hilfe einen Geist zu rufen, wenn er auch böse wäre, darauf rechnend, ihn nachher zu verabschieden. Mehrere wurden nach Wunsch bedient, und schrieben gleich unmittelbar darauf; aber der Geist, unbekümmert darum, dass er nur im schlimmsten Notfall gerufen worden sei, war zum Weggehen weniger willig, als zum Kommen. Wir kennen solche Personen, die in ihrem Eigendünkel sich für stark genug gehalten haben, die bösen Geister nach ihrem Belieben zu entfernen, welche aber durch Jahre lange Plagen aller Art, durch die lächerlichsten Mystifikationen, durch die hartnäckigste Verblendung und selbst durch Unglück und die grausamsten Täuschungen gestraft worden sind. Der Geist zeigt sich zuerst ganz offen böse, dann aber wird er heuchlerisch, um entweder an seine Bekehrung glauben zu machen, oder an eine angebliche Übermacht des Mediums über ihn, um dann nach Belieben mit dem Medium zu verfahren.
Wenn der Geist beendet hat, was er zu sagen hatte, oder wenn er nicht mehr antworten will, bleibt die Hand stehen, und das Medium kann kein Wort mehr erhalten, so groß auch seine Fähigkeit und sein Wille sein mögen. Im Gegenteil, solange der Geist noch nicht abgeschlossen hat, geht der Bleistift weiter, dass es der Hand möglich wäre, anzuhalten. Will der Geist etwas spontan kundgeben, so ergreift die Hand krampfhaft den Bleistift und fängt an zu schreiben, ohne dass man sich dem widersetzen kann. Das Medium empfindet fast immer in sich etwas, was ihm andeutet, ob nur eine Unterbrechung eintritt oder ob der Geist fertig ist. Es ist selten, dass es nicht wüsste, wann sich dieser entfernt hat.
Das sind die wesentlichsten Erklärungen, die wir hinsichtlich der Entwicklung der Psychographie zu geben hatten; die Erfahrung wird bei der Ausübung noch gewisse Einzelheiten lehren, welche zu erwähnen hier unnütz wäre und bezüglich derer man sich nach den allgemeinen Regeln richten wird. Wenn es nur viele versuchen möchten, würde man mehr Medien finden, als man denkt.
Wenn sich nach fruchtlos wiederholten Versuchen während einiger Zeit keine Spur einer unfreiwilligen Bewegung zeigt, oder wenn diese Handbewegungen zu schwach sind, um einen Erfolg hervorzubringen, so soll das Medium, den ersten Gedanken niederschreiben, welcher ihm eingegeben wird, ohne sich darum zu kümmern, ob er von ihm oder aus einer fremden Quelle fließt. Die Erfahrung wird lehren, einen Unterschied zu machen. Es geschieht übrigens sehr oft, dass die mechanische Bewegung sich zuletzt dennoch entwickelt.
Wir haben betont, dass es Fälle gibt, wo es gleichgültig ist, zu wissen, ob der Gedanke vom Medium oder von einem fremden Geist kommt. Es ist dies besonders dann der Fall, wenn ein rein intuitives oder inspiriertes Medium seine Gedankenarbeit für sich macht; es ist wenig wichtig, ob sich der Autor einen Gedanken zuschreibt, der ihm eingegeben wurde. Wenn er gute Gedanken bekommt, so möge er sich dafür bei seinem Schutzgeist bedanken, und es werden ihm noch andere zuteilwerden. Derart ist die Inspiration der Dichter, der Weltweisen und der Gelehrten.
Veränderung der Schrift
Verlust und Unterbrechung der Medialität
1) Können die Medien ihre Fähigkeit verlieren?
„Das geschieht oft, welcher Gattung auch diese Fähigkeit angehört; aber oft ist es nur eine vorübergehende Unterbrechung, welche mit der sie hervorbringenden Ursache aufhört.“
2) Liegt die Ursache des Verlustes der Medialität in der Erschöpfung des Fluidums?
„Mag das Medium mit sonst einer Fähigkeit begabt sein, es vermag nichts ohne sympathische Mithilfe der Geister. Wenn es nichts mehr erhält, so ist es nicht immer die Fähigkeit, die ihm fehlt, es sind oft die Geister, die sich seiner nicht mehr bedienen wollen oder können.”
3) Welcher Grund kann bei einem Medium die Geister veranlassen, es zu verlassen?
„Der Gebrauch, den es von seiner Fähigkeit macht, ist den guten Geistern wichtig. Wir können es verlassen, wenn es sich derer zu frivolen Dingen oder aus ehrgeizigen Absichten bedient. Wenn es sich weigert, unser Wort oder unsere Taten denen, die es darum bitten, mitzuteilen, oder solchen, die zu ihrer Überzeugung eigene Erfahrung benötigen. Die Gabe Gottes ist dem Medium nicht zu seinem Vergnügen verliehen, und noch weniger, um seinem Ehrgeiz zu dienen; sondern zum Zweck seiner eigenen Verbesserung und um den Menschen die Wahrheit zu sagen. Wenn der Geist sieht, dass das Medium seinen Absichten nicht entspricht und seine Belehrungen und Ermahnungen nicht nutzt, zieht er sich zurück, um einen würdigeren Schützling zu suchen.”
4) Kann der Geist, welcher sich zurückzieht, nicht von einem anderen ersetzt werden? In einem solchem Fall könnte man eine Unterbrechung der Fähigkeit nicht begreifen?
„Es fehlt nicht an Geistern, die sich nach nichts mehr sehnen, als sich mitzuteilen, und diese sind ganz bereit, jene zu ersetzen. Aber wenn ein guter Geist das Medium verlässt, kann er es wohl nur vorübergehend verlassen und es nur für eine bestimmte Zeit aller Mitteilungen berauben, um ihm eine Lektion zu erteilen und zu beweisen, dass seine Befähigung nicht von ihm abhängt und es darauf nicht stolz sein darf. Diese zeitweise Unfähigkeit dient auch dem Medium dazu, sich zu überzeugen, dass es unter einem fremden Einfluss schreibt, sonst könnte ein zeitweiliges Aussetzen gar nicht eintreten. Übrigens ist die Unterbrechung der Schreibfähigkeit nicht immer eine Strafe; sie beweist zuweilen die Sorgfalt des Geistes für das Medium, das er liebt, er will ihm Ruhe verschaffen, die er für nötig hält, und in diesem Fall erlaubt er anderen Geistern nicht, ihn zu ersetzen.”
5) Man sieht jedoch sehr verdienstvolle (moralisch gesehen) Medien, die kein Bedürfnis nach Ruhe fühlen und die eine Unterbrechung sehr kränkt, weit sie deren Grund nicht begreifen.
„Dann geschieht es, um ihre Geduld auf die Probe zu stellen und um ihre Ausdauer beurteilen zu können. Deshalb bestimmen die Geister gewöhnlich keinen Zeitraum für diese Unterbrechung; sie wollen sehen, ob sich das Medium abschrecken lässt. Oft geschieht es auch, um ihnen zum Nachdenken über die gegebenen Belehrungen Zeit zu lassen, und nur an diesem Nachdenken erkennen wir die wahrhaft ernsten Medien. Wir können diesen Beinamen jenen nicht geben, welche in Wirklichkeit nur Liebhaber von Geisterkundgebungen sind.“
6) Ist es nötig, dass das Medium in diesem Fall die Versuche zum Schreiben fortsetzt?
„Wenn es ihm der Geist anrät, dann ja, wenn er ihm aber sagt, er soll sich enthalten, muss er es tun.”
7) Gibt es ein Mittel, diese Prüfung abzukürzen?
„Ergebung und das Gebet. Übrigens genügt es, jeden Tag einige Minuten den Versuch zu machen, denn es wäre unnütz, seine Zeit in fruchtlosen Versuchen zu verlieren. Der Versuch hat keinen andern Grund, als sich zu überzeugen, ob die Fähigkeit zurückgekehrt ist.“
8) Schließt die Unterbrechung auch die Entfernung der Geister, welche sich gewöhnlich mitteilen, mit ein?
„Auf keinen Fall; das Medium ist dann in der Lage einer Person, welche zeitweilig das Augenlicht verliert, und dennoch von seinen Freunden umgeben ist, ohne dieselben sehen zu können. Das Medium kann und soll dann fortfahren, sich in Gedanken mit den befreundeten Geistern zu besprechen und soll überzeugt sein, dass es von ihnen vernommen wird. Wenn der Mangel an Medialität materielle Unterhaltungen mit gewissen Geistern vorenthält, so sind hierdurch die moralischen Kommunikationen nicht ausgeschlossen.“
9) Also enthält die Unterbrechung der medialen Fähigkeit nicht immer einen Tadel von Seite der Geister?
„Nein! Denn es kann zweifellos ein Beweis des Wohlwollens sein.“
10) An welchem Zeichen kann man einen Tadel bei dieser Unterbrechung erkennen?
„Möge das Medium sein Gewissen befragen und überlegen, welchen Gebrauch es von seiner Fähigkeit gemacht hat; welchen nützlichen Erfolg es für andere hatte, welchen Nutzen das Medium von den ihm gegebenen Ratschlägen für sich selbst gezogen hat, und es wird die Antwort haben.“
11) Wenn ein Medium nicht mehr schreiben kann, kann es sich an ein anderes Medium wenden?
„Das hängt von der Ursache der Unterbrechung ab. Dieser liegt oft die Absicht zu Grunde, euch einige Zeit ohne Mitteilung zu lassen, nach den euch bereits erteilten Ratschlägen, damit ihr euch nicht gewöhnt, nichts ohne uns zu unternehmen. In diesem Fall wird es durch ein zweites Medium ebenso wenig befriedigt werden. Übrigens liegt noch eine andere Ursache vor, um euch nämlich zu beweisen, dass die Geister frei sind, und dass es nicht von euch abhängt, sie nach eurem Belieben in Bewegung zu setzen. Deswegen bekommen auch die, welche nicht Medien sind, nicht immer alle Mitteilungen, die sie haben wollen.”
Anmerkung: Es ist in der Tat zu beobachten, dass derjenige, der sich an einen dritten wendet, um Mitteilungen zu erhalten, trotz der Befähigung des Mediums oft gar nichts Befriedigendes enthält, während zu einer anderen Zeit die Antworten sehr bestimmt lauten. Das hängt so sehr von dem Willen des Geistes ab, dass man durch den Wechsel des Mediums nicht weiter gekommen ist. Die Geister scheinen sich in dieser Beziehung auf eine bestimmte Verfahrensart geeinigt zu haben, denn was man von dem einen nicht erhält, das wird man von einem anderen nicht leichter erfahren. Zu solcher Zeit muss man sich hüten, darauf zu bestehen und ungeduldig zu werden, wenn man nicht das Spielzeug von Truggeistern werden will, welche antworten, wenn man es mit aller Gewalt haben will, und die guten Geister werden es geschehen lassen, um uns für unsere Zudringlichkeit zu bestrafen.
12) Zu welchem Zweck hat die Vorsehung gewisse Individuen mit der Medialität ganz besonderer Art begabt?
„Sie sind mit einer Mission betraut worden, worüber sie glücklich sind, Sie sind die Vermittler zwischen Geistern und Menschen.“
13) Es gibt aber Medien, welche ihre Fähigkeit nur mit Widerwillen gebrauchen.
„Das sind unvollkommene Medien, sie kennen den Wert der ihnen verliehenen Gnade nicht.“
14) Wenn es eine Mission ist, wie kommt es, dass dies nicht ein Vorrecht der guten Menschen ist, und dass diese Fähigkeit oft Menschen verliehen wurde, die keine Achtung verdienen, und die sie missbrauchen können?
„Sie ist ihnen gegeben worden, weil sie dieselbe zu ihrer eigenen Besserung benötigen, und damit sie imstande sind, gute Belehrungen zu erhalten. Wenn sie dieselben nicht nützen, werden sie die Folgen tragen. Gab Jesus nicht seine Lehre vorzugsweise den Sündern, indem er sagte, man müsse demjenigen geben, der nichts hat?“
15) Können die, welche mit großem Verlangen wünschen als Medium zu schreiben, aber es nicht erzielen können, daraus schließen, dass die Geister für sie kein Wohlwollen hegen?
„Nein! Gott konnte ihnen diese Befähigung verweigert haben, ebenso, wie er ihnen die Anlage zur Dichtkunst und zur Musik versagt haben kann; aber wenn sie sich auch dieser Gabe nicht erfreuen, so können sie andere haben.“
16) Wie kann sich ein Mensch durch die Belehrungen der Geister vervollkommnen, wenn er weder selbst noch durch andere die Mittel besitzt, diesen Unterricht unmittelbar zu bekommen?
„Hat er nicht die Bücher, wie der Christ das Evangelium? Um die Moral Jesu auszuüben, braucht der Christ seine Worte nicht aus seinem eigenen Munde gehört zu haben.“
ACHTZEHNTES KAPITEL - Nachteile und Gefahren der Medialität
Einfluss der Ausübung der Medialität auf die Gesundheit - auf das Gehirn - auf die Kinder
1) Ist die mediale Fähigkeit ein Zeichen von irgendeinem Krankheitszustand oder einfach von einem anormalen Zustand?
„Manchmal einer Ausnahme, aber nicht eines krankhaften Zustands, denn es gibt Medien von kräftiger Gesundheit; diejenigen, welche krank sind, sind es aus anderen Gründen!”
2) Kann das Ausüben medialer Befähigung eine Ermüdung verursachen?
„Jede zu lang fortgesetzte Ausübung einer Fähigkeit führt zu einer Ermüdung. Dasselbe gilt auch von der Medialität, besonders von der, welche sich mit den physischen Wirkungen befasst. Sie veranlasst notwendigerweise einen ermüdenden Aufwand des Fluidums, das sich durch die Ruhe wieder ersetzt.”
3) Kann das Ausüben der Medialität an sich Nachteile für die Gesundheit haben, abgesehen von Missbrauch?
„Es gibt Fälle, wo es klug, ja sogar notwendig ist, sich des Gebrauchs der Medialität zu enthalten oder sich wenigstens bei der Übung zu mäßigen, das hängt vom physischen und seelischem Zustand des Mediums ab. Normalerweise spürt es ein Medium selbst wenn es Müdigkeit empfindet, und dann soll es eben aufhören.”
4) Hat das Ausüben für einige Menschen mehr Nachteile als für andere?
„Ich habe gesagt, dies hängt vom physischen und seelischen Zustand des Mediums ab. Es gibt Menschen, bei denen es nötig ist, alle Ursachen von Überreizung zu vermeiden, und die Ausübung der Medialität gehört dazu.“ (Nr. 188 und 194)
Einfluss der Ausübung der Medialität auf das Gehirn
5) Kann Medialität Irrsinn hervorbringen?
„Nicht mehr als jede andere Sache auch, sofern wegen einer Gehirnschwäche, keine Veranlagung dazu besteht. Die Medialität wird Irrsinn nicht hervorbringen, wenn kein Grund dazu besteht; wenn aber ein Grund dazu da ist, was man an dem seelischen Zustand leicht erkennen kann, so sagt schon die bloße Vernunft, dass man in jeder Beziehung mit Schonung vorgehen soll, weil ein jeder Grund zur Erschütterung des Gehirns schädlich sein kann.“
Einfluss der Ausübung der Medialität auf Kinder
6) Gibt es nachteilige Folgen, wenn man die Medialität bei Kindern entwickelt?
„Ganz gewiss und ich behaupte, es ist sehr gefährlich; denn diese zarten und schwachen Organismen würden zu sehr erschüttert und ihre junge Einbildungskraft zu sehr überreizt werden; auch werden weise Eltern sie von diesen Ideen fern halten und werden mit ihnen über diesen Gegenstand nur mit Rücksicht auf die seelischen Folgen reden.”
7) Es gibt aber Kinder, die von Natur aus Medien sind, teils für physische Effekte, teils für Schrift und Visionen. Ist dabei derselbe Nachteil vorhanden?
„Nein, wenn die Befähigung bei einem Kind eine spontane ist, so liegt sie schon in seiner Natur und seine Konstitution eignet sich dazu. Das ist aber nicht der Fall, wenn sie erst hervorgerufen und überreizt wird. Merkt euch, dass ein Kind, welches Visionen hat, gewöhnlich wenig beeindruckt ist. Das erscheint ihm als eine ganz natürliche Sache; auf welche es eine geringe Aufmerksamkeit richtet und die es oft sogar vergisst. Später kommt ihm die Sache ins Gedächtnis und es erklärt sich leicht, wenn es den Spiritismus kennt.”
8) Ab welchem Alter kann man sich ohne Gefahr mit der Medialität beschäftigen?
„Es gibt dazu kein bestimmtes Alter, das hängt ganz von der physischen und noch mehr von der seelischen Entwicklung ab. Es gibt Kinder von 12 Jahren, die davon weniger bewegt werden als gewisse erwachsene Personen. Ich rede von der Medialität im Allgemeinen, aber die Medialität für physische Effekte ist für den Körper mehr ermüdend. Das mediale Schreiben hat einen anderen Nachteil, der an der Unerfahrenheit des Kindes liegt, für den Fall, dass es sich damit allein beschäftigen und daraus ein Spiel machen wollte.“
Man soll mit allen möglichen Mitteln jene Personen davon abhalten, welche die geringsten Symptome der Überspanntheit in ihren Ideen oder eine Schwäche des Denkvermögens haben. Denn bei solchen besteht eine offensichtliche Veranlagung zum Irrsinn, welche jede aufreizende Ursache zum Ausbruch bringen kann. Die spiritistischen Ideen haben in dieser Beziehung keinen besonderen Einfluss, aber der zum Ausbruch kommende Irrsinn würde den Charakter der vorherrschenden Beschäftigung annehmen, so wie er den religiösen Charakter annehmen würde, wenn sich die Person mit Übermaß religiösen Übungen hingäbe, und man würde dafür den Spiritismus verantwortlich machen. Das Beste, was man mit einem jeden machen soll, der eine Neigung zu einer fixen Idee zeigt, ist, seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken, um den geschwächten Organen Ruhe zu verschaffen.
Wir richten in dieser Beziehung die Aufmerksamkeit unserer Leser auf den 1.2. Absatz der Einleitung zum „Buch der Geister“.
NEUNZEHNTES KAPITEL - Rolle des Mediums bei den Geisterkundgebungen
Einfluss des persönlichen Geistwesens auf das Medium
Fähigkeit gewisser Medien für Dinge, die sie nicht kennen, wie Sprachen, Musik, Zeichnen
Abhandlung eines Geistwesens zur Rolle der Medien
„Wie die Natur der schreibenden Medien auch beschaffen sein mag, seien sie mechanisch, halbmechanisch oder einfach intuitiv, so ändert sich unsere Art, sie zu benutzen, bei den Mitteilungen nicht wesentlich. In der Tat verkehren wir mit den inkarnierten Geistern ebenso wie mit den eigentlichen Geistern nur durch das Ausstrahlen unseres Gedankens. Unsere Gedanken brauchen nicht erst in das Kleid eines Wortes gehüllt zu werden, um den Geistern verständlich zu sein, und alle Geister empfangen den einen Gedanken, welchen wir ihnen mitzuteilen wünschen, schon allein dadurch, dass wir diesen Gedanken an sie richten, und zwar entsprechend ihrer intellektuellen Fähigkeiten, d.h. dass irgendein Gedanke durch diesen oder jenen Geist vermöge seines Fortschritts verstanden werden kann, während derselbe Gedanke bei andern Geistern keine Erinnerung, keine Kenntnis in ihrem Gefühl oder in ihrem Verständnis wachruft, und deshalb für sie unverständlich ist. In solchem Fall ist für uns der inkarnierte Geist, welcher uns, als Medium dient, geeigneter, unsere Gedanken an einen anderen Inkarnierten weiterzugeben, obwohl er selbst wie ein nicht inkarnierter und wenig fortgeschrittener Geist ihn nicht versteht, wenn wir uns seiner als Vermittler bedienten. Denn das irdische Wesen leiht uns seinen Körper als Werkzeug, was der wandelnde Geist nicht vermag.
Wenn wir daher bei einem Medium dessen Gehirn mit den in seinem gegenwärtigen Leben erworbenen Kenntnissen und seinen Geist reich an schlummernden, früher erworbenen Kenntnissen ausgerüstet finden, die geeignet sind, unsere Mitteilungen zu erleichtern, so bedienen wir uns derselben vorzugsweise, weil das Phänomen der Mitteilung für uns mit ihm viel leichter ist, als mit einem Medium, dessen Intelligenz beschränkt und dessen frühere Kenntnisse ungenügend geblieben waren. Wir wollen uns durch einige deutliche und bestimmte Erklärungen begreiflich machen.
Mit einem Medium dessen gegenwärtige oder frühere Intelligenz sich in fortschreitender Entwicklung befindet, teilt sich unser Gedanke auf der Stelle von Geist zum Geist damit einer dem Wesen des Geistes selbst innewohnenden Fähigkeit mit. In diesem Fall finden wir im Gehirn des Mediums die nötigen Elemente, um unseren Gedanken das Kleid eines entsprechenden Wortes zu geben und dies immer, mag das Medium intuitiv, halbmechanisch oder rein mechanisch sein. Deshalb tragen die durch ein solches Medium diktierten Mitteilungen so verschieden die sich offenbarenden Geister auch sein mögen, ein diesem Medium eigentümliches Gepräge an Form und Farbe, obwohl sie von verschiedenen Geistern herrühren. Ja, obwohl ihm der Gedanke fremd sein kann, obwohl der Gegenstand aus dem Rahmen herausfällt, in welchem er sich gewöhnlich bewegt, obwohl das, was wir sagen wollen, durchaus nicht von ihm kommt, beeinflusst er nicht weniger die Form durch die Eigenschaften und die seiner Individualität entsprechenden Eigenheiten. Es ist gerade so, wie wenn ihr verschiedene Gesichtspunkte durch schattierte teils grüne, teils weisse oder blaue Augengläser betrachtet. Obgleich diese Gesichtspunkte oder betrachteten Gegenstände gänzlich entgegengesetzt und die einen von den andern gänzlich unabhängig sind, behalten sie dennoch immer einen Anstrich, der von der Farbe des Augenglases herrührt. Oder besser, vergleichen wir die Medien mit Bechern, die mit gefärbten und durchsichtigen Flüssigkeiten gefüllt sind, wie man sie in den Regalen von Apotheken und Drogerien sieht; nun denn, wir sind wie Lichter, die gewisse moralische, philosophische und innere Gesichtspunkte durch blaue, grüne oder rote Medien betrachten, so dass unsere Lichtstrahlen genötigt sind, durch mehr oder weniger geschliffene, mehr oder weniger durchsichtige Gläser zu passieren, das heißt: durch mehr oder weniger intelligente Medien, - sodass die Gegenstände, die wir erklären wollen, den Anstrich, oder besser gesagt die eigene und besondere Form dieser Medien annehmen. Endlich, um mit einem letzten Vergleich abzuschließen, wir Geister sind wie Künstler, die eine Arie komponiert haben oder improvisieren wollen, und wir haben nur ein Piano, eine Violine, eine Flöte ein Fagott oder gar nur ein Zweikreuzerpfeifchen bei der Hand. Es ist begreiflich, dass wir mit dem Piano, der Flöte oder mit der Violine unser Stück auf eine für unsere Zuhörer sehr verständliche Art ausführen werden. Obwohl nun die vom Piano, dem Fagott oder der Klarinette kommenden Töne wesentlich von einander verschieden sind, so wird die Verschiedenheit der Töne abgerechnet, unsere Komposition trotzdem ein und dieselbe sein. Wenn wir aber nur ein Zweikreuzerpfeifchen oder den Trichter eines Brunnenmachers zur Verfügung haben, so werden wir weniger verständlich.
Darin besteht die Schwierigkeit. In der Tat, wenn wir gezwungen sind, uns eines wenig fortgeschrittenen Mediums zu bedienen, so wird unsere Arbeit viel länger, viel mühsamer, weil wir unsere Zuflucht zu unvollständigen Formen nehmen, was für uns ein Hindernis ist; dann sind wir gezwungen, unsere Gedanken zu zergliedern, und Wort für Wort, Buchstabe für Buchstabe vorzunehmen, was uns langweilig und ein wahres Hindernis für Schnelligkeit und Entwicklung unserer Kundgebungen ist.
Deshalb sind wir glücklich, wohlunterrichtete, gut geschulte, mit fertigen Materialien zur Ausübung versehene Medien, mit einem Wort gute Werkzeuge zu finden; weil dann unser Perispirit beim Einwirken auf den Perispirit dessen, den wir medial beherrschen, nur der Hand, die uns als Feder oder Bleistifthalter dient, den Impuls zu geben braucht; während wir mit einem mangelhaften Medium gezwungen sind, eine ähnliche Arbeit zu verrichten, wie wenn wir uns durch Schläge mitteilen, d.h. dass wir Buchstaben für Buchstaben, Wort für Wort und jeden Satz bezeichnen müssen, der die Übersetzung unserer Gedanken bildet, die wir offenbaren wollen.
Das ist der Grund, dass wir uns vorzugsweise an die aufgeklärten und gebildeten Klassen gewendet haben, um den Spiritismus zu verbreiten, und die mediale Schreibfähigkeit zu entwickeln, obgleich man in diesen Klassen die ungläubigsten, widerspenstigsten und die unmoralischsten Individuen findet. Das ist auch der Grund, dass wir heutzutage den wenig fortgeschrittenen und zu Kunststücken geneigten Geistern die Ausübung der physischen Manifestationen überlassen, genauso wie die wenig ernsthaften Menschen unter euch, die Phänomene, die Auge und Ohr, erstaunen, den rein geistigen und psychischen vorziehen.
Wenn wir zu spontanen Kundgebungen schreiten wollen, wirken wir auf das Gehirn und die Register des Mediums und vereinigen die von ihm gelieferten Elemente mit unseren Materialien, und alles dies ohne Wissen des Mediums; es ist so als wenn wir uns aus seiner Börse die Summe, die er darin haben kann, nehmen würden, um die verschiedenen Münzsorten in die Ordnung zu bringen, welche uns als die nützlichste erscheint.
Wenn uns aber ein Medium auf eine oder die andere Art befragen will, so ist es nötig, vorher ernstlich darüber nachzudenken, um uns auf eine methodische Art zu befragen und uns auf diese Weise die Antwort zu erleichtern. Denn wie euch schon gelegentlich in einer anderen Belehrung gesagt worden ist, befindet sich euer Gehirn oft in einer unentwirrbaren Unordnung, und für uns ist es ebenso mühsam wie schwierig, uns in dem Irrgang eurer Gedanken zu bewegen. Wenn Fragen durch einen dritten gestellt werden sollen, ist es ratsam und nützlich, die Reihe der Fragen dem Medium im Voraus mitzuteilen, damit dieses sich mit dem Geist des Fragenden identifiziert, und ihn sozusagen in sich aufnimmt; denn wir haben es dann viel leichter, zu antworten, dank der Ähnlichkeit, die zwischen unserem Perispirit und jenem des Mediums besteht, das uns zum Vermittler dient.
Gewiss, wir können auch über Mathematik reden, mittels eines Mediums, das darin ganz unbewandert ist, aber oft besitzt der Geist des Mediums diese Kenntnis im latenten Zustand, das heißt persönlich, im fluidischen und nicht im inkarnierten Wesen, weil sein gegenwärtiger Körper ein sich dieser Kenntnis widersetzendes oder im Widerspruch dazu stehendes Werkzeug ist. Ebenso verhält es sich mit Astronomie, Poesie, Medizin und den verschiedenen Sprachen, sowie mit allen anderen besonderen Kenntnissen des menschlichen Geschlechtes. Außerdem haben wir noch das Mittel einer mühsamen Erarbeitung von behandelten Gegenständen, die dem Medium ganz fremd sind, wo wir dann die Buchstaben und Worte wie in einer Buchdruckerei sammeln.
Wie wir schon gesagt haben, brauchen die Geister ihren Gedanken nicht einzukleiden; sie erkennen den Gedanken und teilen ihn schon allein durch die Tatsache mit, dass er sich in ihnen befindet, wogegen die inkarnierten Wesen den Gedanken nur in Worte gehüllt auffassen können. Während für euch der Buchstabe, das Wort, das Haupt- und Zeitwort, mit einem Wort der Satz nötig ist, um ihn selbst mental aufzunehmen, ist für uns weder eine sichtbare noch tastbare Form erforderlich. (Erastus und Timotheus)
Anmerkung: Diese Analyse der Rolle der Medien und des Vorgangs mit Hilfe dessen sich die Geister mitteilen, ist ebenso klar wie logisch. Daraus fließt der Grundsatz, dass der Geist nicht seine Ideen, sondern die nötigen Materialien, um sie auszudrücken, aus dem Gehirn des Mediums schöpft, und dass, je reicher dieses Gehirn an Materialien ist, ihnen die Mitteilung umso leichter fällt. Wenn der Geist sich in einer dem Medium vertrauten Sprache ausdrückt, findet er in ihm die Worte schon formiert, um den Gedanken einzuhüllen; in einer fremden Sprache, findet er darin nicht die Worte, sondern einfach die Buchstaben, deshalb ist der Geist gezwungen, sozusagen Buchstabe für Buchstabe zu diktieren, genau wie wenn wir jemand deutsch schreiben lassen wollten, der nicht ein einziges Wort versteht. Wenn das Medium weder lesen noch schreiben kann, ist es nicht einmal im Besitze der Buchstaben; man muss daher seine Hand so führen, wie bei einem Schüler, und da ist natürlich eine materiell noch größere Schwierigkeit zu überwinden. Diese Erscheinungen liegen im Bereich der Möglichkeit und man hat davon zahlreiche Beispiele; aber man begreift, dass ein so gearteter Vorgang sich mit der Ausdehnung und Schnelligkeit der Mitteilungen wenig verträgt und dass die Geister die besten Werkzeuge, oder wie sie sagen, die für ihre Zwecke am besten ausgebildete Medien vorziehen. Wenn die, welche diese Erscheinungen als Mittel für ihre Überzeugung begehren, vorher die Theorie studiert hätten, würden sie wissen, unter welchen außergewöhnlichen Bedingungen sie geschehen.
ZWANZIGSTES KAPITEL - Moralischer Einfluss des Mediums
Verschiedene Fragen
226.„Nein, die eigentliche Fähigkeit hängt vom Organismus ab, von der Moral nicht. Nicht so verhält es sich mit dem Gebrauch, welcher mehr oder weniger gut sein kann, je nach den Eigenschaften des Mediums.”
2) Es ist immer behauptet worden, die Medialität sei eine Gabe Gottes, eine Gnade, eine Gunst; warum ist sie daher nicht vorzugsweise den guten Menschen verliehen; warum sieht man unwürdige Menschen damit in einem sehr hohen Grad begabt, die damit Missbrauch treiben?
„Alle Anlagen sind Gnaden, wofür man Gott danken soll, weil es Menschen gibt, die damit nicht versehen sind. Ihr könntet ebenso gut fragen, warum Gott den Übeltätern gute Sehfähigkeit, den Dieben die Geschicklichkeit und jenen die Beredsamkeit gegeben geben hat, die sich ihrer nur dazu bedienen, um schlechte Dinge zu sagen. Ebenso verhält es sich mit der Medialität. Unwürdige Leute sind damit begabt, weil sie dieselbe mehr als andere zu ihrer Besserung brauchen. Glaubt ihr, dass Gott die Heilmittel den Schuldigen versagt? Er vervielfältigt sie unter ihren Schritten. Er legt sie in ihre Hände; an ihnen ist es, davon Gebrauch zu machen. Hat Judas, der Verräter, als Apostel nicht Wunder gewirkt und Kranke geheilt? Gott hat es zugelassen, um seinen Verrat noch verhasster zu machen.“
3) Werden jene Medien, welche von ihrer Befähigung schlechten Gebrauch machen, die sich ihrer nicht zu guten Zwecken bedienen oder sie nicht ausbilden, die Folgen davon tragen?
„Wenn sie diese Übel anwenden, werden sie doppelt bestraft werden, weil sie ein Mittel mehr haben, sich aufzuklären, und das nicht nutzen. Wer aufgeklärt ist und dennoch stolpert, ist mehr zu tadeln, als ein Blinder, der in einen Graben fällt.“
4) Es gibt Medien, welche spontan und fast beständig Mitteilungen über denselben Gegenstand, z.B. über gewisse moralische Fragen, über gewisse bestimmte Fehler erhalten. Geschieht dies zu irgendeinem Zweck?
„Ja, und der Zweck besteht darin, sie über ein oft wiederholtes Thema aufzuklären, oder um sie von gewissen Fehlern zu befreien. Deshalb werden die Geister zu dem einen ohne Unterlass vom Stolz, einem andern von der Nächstenliebe sprechen, damit ihnen die Übersättigung endlich die Augen öffnet. Es gibt kein Medium, welches seine Anlage, sei es aus Ehrgeiz oder Interesse missbraucht oder durch einen wesentlichen Schwachpunkt, wie Hochmut, Egoismus, Leichtsinn usw. kompromittiert, das nicht von Zeit zu Zeit von den Geistern einige Ermahnungen erhält. Das Übel besteht darin, dass sie es nicht rechtzeitig auf sich zu beziehen wissen.“
Anmerkung: Die Geister verbinden oft mit ihren Verweisen sehr viel Rücksicht; sie erteilen sie auf indirekte Art, um dem, der weiss sie anzuwenden und nutzen, den gebührenden Verdienst zukommt. Aber die Verblendung und der Stolz sind bei manchen Personen so groß, dass sie sich in dem Bild, welches man ihnen vor Augen stellt, nicht wiedererkennen, obwohl der Geist ihnen zu verstehen gibt, dass sie es selbst sind, um die es sich handelt. Sie ärgern sich und heißen den Geist einen Lügner oder schlechten Spaßmacher. Dies beweist deutlich, dass der Geist Recht hat.
5) Wirkt das Medium bei den Belehrungen, welche ihm auf allgemeine Art ohne persönlichen Bezug diktiert werden, nicht als ein passives Werkzeug, um zur Belehrung anderer zu dienen?
„Oft sind diese Ermahnungen und Ratschläge nicht für es persönlich diktiert worden, sondern für andere, an die wir uns nur mittels dieses Mediums wenden können, das aber Anteil daran nehmen soll, wenn es durch Eigenliebe nicht geblendet wird. Glaubt nicht, dass die mediale Fähigkeit erteilt worden wäre, um eine oder zwei Personen zu bessern, nein, das Ziel ist viel größer, es handelt sich um die Menschheit. Ein Medium ist als Individuum ein Werkzeug von geringer Bedeutung.
Deshalb bedienen wir uns in dem Fall, wenn wir Belehrungen erteilen, welche zum allgemeinen Nutzen dienen sollen, jener Medien, welche die erforderliche Fähigkeit besitzen; aber seid überzeugt, es wird eine Zeit kommen, wo die guten Medien in der Überzahl sein werden, damit die guten Geister nicht nötig haben, sich schlechter Werkzeuge zu bedienen.“
6) Da die moralischen Eigenschaften des Mediums die unvollkommenen Geister fernhalten, wie kommt es, dass ein mit guten Eigenschaften begabtes Medium falsche oder grobe Antworten erhält?
„Kennt ihr alle Geheimnisse seiner Seele? Übrigens ohne gerade lasterhaft zu sein, kann ein Medium leichtsinnig und frivol sein, und zuweilen hat es eine Lehre nötig, wachsam zu sein. “
7) Warum erlauben die höheren Geister, dass Personen, welche als Medien mit großer Kraft versehen sind und viel Gutes tun könnten, Werkzeuge des Irrtums werden?
„Sie streben danach, sie zu beeinflussen, aber wenn sie sich auf einen schlechten Weg hinreißen lassen, lassen sie dieselben gehen. Deshalb bedienen sie sich ihrer nur mit Widerwillen, denn die Wahrheit kann nicht durch Lüge erklärt werden.”
8) Ist es gänzlich unmöglich, durch ein unvollkommenes Medium gute Kundgebungen zu erhalten?
„Es kann ein unvollkommenes Medium wohl gute Mitteilungen bekommen, weil es gute Fähigkeit hat. Die guten Geister können sich seiner bei besonderer Gelegenheit aus Mangel eines anderen bedienen; aber das ist immer nur zeitweilig, denn wenn sie ein Medium finden, das ihnen besser zusagt, geben sie ihm den Vorzug.“
Anmerkung: Man muss bemerken, dass, wenn die guten Geister meinen, dass ein Medium aufhört, gute Unterstützung zu bekommen, und dass es durch seine Unvollkommenheiten die Beute trügerischer Geister wird, sie fast immer eine Gelegenheit hervorrufen, welche seine Verkehrtheiten aufdeckt, und dann entfernen sie es von den ernsthaften und gut gesinnten Menschen, deren guter Glaube missbraucht werden könnte. In diesem Fall ist es nicht zu bedauern, so schön auch seine Fähigkeiten sein mögen.
9) Welches Medium könnte man ein vollkommenes heißen?
„Vollkommen? Ach! Ihr wisst wohl, dass Vollkommenheit nicht hier auf dieser Erde zu suchen ist, sonst wäret ihr nicht da; sagt also bloß ein gutes Medium, und das ist schon viel, denn auch diese sind selten. Ein vollkommenes Medium ist jenes, auf welches die bösen Geister nie einen Versuch gewagt hätten, es zu täuschen. Das Beste ist dasjenige, welches nur mit den guten Geistern sympathisierend, am wenigsten getäuscht worden ist.“
10) Wenn es nur mit den guten Geistern sympathisiert, wie können sie es dulden, dass es getäuscht wird?
„Die guten Geister lassen es zuweilen bei den besten Medien zu, um ihre Urteilskraft zu üben und sie das Wahre vom Falschen unterscheiden zu lehren; und dann, so gut auch ein Medium sein mag, ist es doch nicht so vollkommen, um sich nicht durch irgend eine schwache Seite eine Blöße geben zu können; das soll ihm zur Erfahrung dienen. Die falschen Mitteilungen, die es von Zeit zu Zeit bekommt, sind Ermahnungen, dass es sich nicht für unfehlbar hält und nicht stolz wird; denn wenn das Medium auch die beachtlichsten Erfolge erhält, so hat es ebenso wenig Grund, darauf stolz zu sein, wie ein Drehorgelmann, der schöne Melodien hervorbringt, wenn er die Kurbel seines Kastens dreht.“
11) Welches sind die notwendigen Bedingungen, damit das Wort der höheren Geistwesen rein und ohne Abänderung erreicht?
„Das Gute zu wollen; den Egoismus und den Stolz zu verscheuchen: alles beides ist nötig.”
12) Wenn reinen Worte der höheren Geistwesen uns nur unter schwierigen Umständen erreichen, stellt das das nicht eine grosse Hürde bei der Verbreitung der Wahrheit dar?
„Nein, den das Licht erreicht jeden, der es sucht. Denn diejenigen, die sich aufklären wollen, sollen von der Finsternis, die im unreinen Herz sitzt, fliehen.
Die Geister, welche ihr als die Personifizierung des Guten betrachtet, folgen auf den Ruf derjenigen nicht gerne, deren Herz von Stolz, von Habgier und Mangel an Nächstenliebe befleckt ist.
Dass doch diejenigen, die sich aufklären wollen, alle menschliche Eitelkeit ablegen und ihre Vernunft vor der unendlichen Allmacht des Schöpfers demütigen möchten, wird der beste Beweis ihrer Aufrichtigkeit sein; und diese Bedingung kann jeder erfüllen.
Der Stolz gibt sich bei den Medien durch untrügliche Zeichen zu erkennen, auf die wir daher umso mehr unsere Aufmerksamkeit richten müssen, weil das einer jener Übelstände ist, welche das größte Misstrauen gegen die Wahrhaftigkeit ihrer Mitteilungen einflössen müssen. Da ist zuerst ein blinder Glaube an die Erhabenheit dieser Mitteilungen und an die Unfehlbarkeit des kundgebenden Geistwesens. Daher stammt ihre Verachtung gegen alles was nicht von ihnen kommt, denn sie glauben das ausschließliche Vorrecht auf die Wahrheit zu haben. Der Glanz großer Namen, womit sich die Geistwesen schmücken, die von Medien für ihre Beschützer gehalten werden, verblendet sie, und da ihre Eigenliebe darunter leiden würde, zu gestehen, dass sie gefoppt werden, weisen sie einen Rat ab, ja sie vermeiden ihn sogar und entfernen sich von ihren Freunden und von jedem, der ihnen die Augen öffnen könnte. Wenn sie sich herablassen, sie anzuhören, legen sie keinerlei Wert auf ihre Meinung, denn an der Erhabenheit ihres Geistwesens zu zweifeln, ist fast eine Entweihung.
Der kleinste Widerspruch, die einfachste kritische Bemerkung empört sie, und sie gehen zuweilen bis zum Hass gegen Personen, die ihnen Dienste erwiesen haben. Begünstigt durch diese hervorgerufene Vereinsamung von den Geistwesen, welche keinen Widerspruch haben wollen, haben diese ein leichtes Spiel, die Medien in ihren Illusionen zu erhalten und bringen sie auch leicht dazu, die größten Absurditäten für erhabene Dinge zu halten. Also ein unumschränktes Vertrauen in die Erhabenheit dessen, was sie erhalten, Verachtung dessen, was nicht von ihnen stammt, unüberlegte Wichtigkeit, die sie großen Namen beilegen, Ablehnung der Ratschläge, üble Aufnahme jeder Kritik, Entfernung aller, welche uneigennützige Warnungen geben können, Glaube an ihre Geschicklichkeit trotz des Mangels an Erfahrung, das sind die Kennzeichen hochmütiger Medien.
Man muss zugeben, dass der Hochmut des Mediums oft von seiner Umgebung angeregt wird. Wenn es ein wenig überlegene Fähigkeiten hat, wird es gesucht und gerühmt; es hält sich für unentbehrlich und zeigt Selbstgefälligkeit und Geringschätzung wenn es seine Hilfe gewährt. Wir haben mehr als einmal Anlass gehabt, die Lobreden zu bereuen, welche wir gewissen Medien zur Aufmunterung gehalten haben.
Abhandlung eines Geistwesen über den moralischen Einfluss des Mediums
„Wir haben schon gesagt, die Medien haben als Medien nur einen sekundären Einfluss bei den Kundgebungen der Geister. Ihre Aufgabe ist die einer elektrischen Maschine, welche die telegraphischen Depeschen zu einem entfernten Punkt der Erde überträgt. Wenn wir daher eine Mitteilung diktieren wollen, wirken wir auf das Medium wie ein Telegraphenbeamter auf seinen Apparat, d.h. wie der Stift des Telegraphen auf Tausende von Meilen, die die Depesche wiedergebenden Zeichen auf einen Papierstreifen zeichnet, so teilen wir durch die unermesslichen Räume, welche die sichtbare Welt von der unsichtbaren, die immaterielle von der inkarnierten Welt trennen, das, was wir euch sagen wollen, vermittels der medialen Maschine mit. Aber wie der atmosphärische Einfluss oft störend auf die Übertragungen des elektrischen Telegraphen einwirkt, so wirkt der moralische Einfluss des Mediums und trübt manches Mal die Übertragung unserer Depeschen von Jenseits des Grabes, weil wir genötigt sind, sie durch eine ihnen feindliche Umgebung passieren zu lassen. Jedoch wird dieser Einfluss meistens durch unsere Energie und durch unseren Willen beseitigt und es zeigt sich keine Störung. In der Tat, Mitteilungen von der größten philosophischen Tragweite und Kundgebungen von vollkommener Moral werden nicht selten durch Medien gegeben, welche für solchen höheren Unterricht wenig geeignet sind; während andererseits zuweilen wenig erbauliche Mitteilungen durch Medien kommen, die sich schämen, ihnen als Übermittler gedient zu haben.
Man kann im Allgemeinen behaupten, dass gleichartige Geister gleiche Geister anziehen, und dass die Geister der erhabenen Welten sich selten durch schlechtleitende Vorrichtungen mitteilen, wenn sie gute mediale Vorrichtungen, mit einem Worte - gute Medien zur Hand haben.
„Leichtsinnige und wenig ernste Medien ziehen Geister von derselben Natur an, deshalb tragen ihre Mitteilungen das Gepräge von Abgedroschenheit und Leichtfertigkeit, von unzusammenhängenden und oft sehr heterodoxen Ideen, - spiritistisch gesehen. Gewiss, sie können oft auch Gutes sagen, aber gerade in diesem Fall muss man eine strenge und gewissenhafte Prüfung vornehmen, denn mitten unter dieses Gute mengen gewisse heuchlerische Geister mit Geschicklichkeit und wohlberechneter Falschheit erdichtete Geschichten und lügenhafte Behauptung, um den guten Glauben ihrer Zuhörer zu täuschen. Man muss dann jedes zweideutige Wort, jeden falschen Satz ausscheiden und von dem gesagten nur das behalten, was die Logik annimmt oder die Lehre bereits gelehrt hat. Kommunikationen solcher Art sind nur für die einsamen Spiritisten oder neu gebildete, wenig unterrichteter Gruppen gefährlich; denn in den Vereinen, wo die Anhänger mehr fortgeschritten sind und mehr Erfahrung haben, schmückt sich die Krähe vergebens mit Pfauenfedern, sie werden ihr immer unbarmherzig herausgerissen.“
„Ich werde nicht von den Medien reden, welche sich darin gefallen, sich unflätige Mitteilungen zu erbitten und anzuhören; lassen wir sie in der Unterhaltung, in der Gesellschaft zynischer Geister. Übrigens suchen die Kommunikationen dieser Art von selbst die Einsamkeit und Abgeschiedenheit; sie könnten auf jeden Fall nur Verachtung und Missmut unter den Mitgliedern der philosophischen und ernsthaften Gruppen hervorbringen. Aber wo man den moralischen Einfluss des Mediums tatsächlich spürt, ist, wenn das Medium seine persönlichen Ideen jenen unterordnet, welche die Geister ihm einzugeben versuchen; es ist auch dann der Fall, wenn es aus seiner Einbildungskraft phantastische Theorien schöpft, von denen es selbst im guten Glauben meint, dass sie von einer intuitiven Kenntnis herrühren.
Dann kann man tausend gegen eins wetten, dass dies nur eine Spiegelung des eigenen Geistes des Mediums ist, und es ereignet sich sogar die sonderbare Erscheinung, dass sich die Hand des Mediums zuweilen fast mechanisch in Bewegung setzt, weil sie von einem niederen Spottgeist angetrieben wird. Das ist der Prüfstein, an welchem sich die lebhaften Phantasien brechen; denn hingerissen vom Schwung ihrer eigenen Ideen, durch das Flitterwerk ihrer literarischen Kenntnisse, verkennen die Medien die bescheidene Sprache eines weisen Geistes, geben die sichere Sache für die unsichere auf und ersetzen sie durch eine hochtrabende Umschreibung. An dieser gefährlichen Klippe scheitern auch gleichfalls die ehrgeizigen Personen, die aus Mangel an Mitteilungen, welche ihnen die guten Geister versagen, ihre eigenen Werke als Geisterwerke präsentieren. Deshalb müssen die Vorstände der Zirkel mit einem feinen Takt und mit einer außergewöhnlichen Umsicht versehen sein, um die authentischen Kommunikationen von jenen zu unterscheiden, welche es nicht sind, und um nicht die zu verletzen, die sich selbst täuschen.
„Im Zweifel verzichte“ sagt eins eurer Sprichwörter. Gebt also nur das zu, was für euch ganz klar ist. Sobald eine neue Meinung ans Licht kommt, unterwerft sie der Zergliederung der Vernunft und Logik, sobald sie euch auch nur ein wenig zweifelhaft erscheint. Das, was die Vernunft und der gesunde Menschenverstand missbilligen, verwirft kühn; es ist besser, zehn Wahrheiten zu verwerfen, als eine einzige Lüge, eine einzige falsche Theorie zuzulassen. In der Tat, auf dieser Lehre könntet ihr ein ganzes System aufbauen, welches beim ersten Anprall der Wahrheit zusammenfallen würde, wie ein auf Flugsand gebautes Monument; während, wenn ihr gewisse Wahrheiten heute verwerft, weil sie nicht logisch und klar genug nachgewiesen wurden, bald eine unerwartete Sache oder ein unwiderlegbarer Beweis kommen wird, euch deren Wirklichkeit zu bekräftigen.
Erinnert euch nichtsdestoweniger, dass es für Gott und die guten Geister nichts Unmögliches gibt außer Ungerechtigkeit und Unrecht.
Der Spiritismus ist bereits genug unter den Menschen verbreitet und hat die aufrichtigen Anhänger seiner heiligen Lehre hinlänglich moralisch gemacht, dass die Geister nicht mehr nötig haben, sich schlechter Werkzeuge unvollkommener Medien zu bedienen. Wenn daher gegenwärtig ein Medium durch sein Betragen oder seine Sitten, durch seinen Stolz, durch den Mangel an Liebe und Nächstenliebe begründeten Anlass zu Verdacht gibt, verwerft seine Mitteilungen; denn da liegt eine verborgene Schlange im Gras. Das ist mein Schluss zu dem moralischen Einfluss der Medien.” (Erastus)
EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL - Einfluss des Umfeldes
1.) Übt das Umfeld, in welchem sich das Medium befindet, einen Einfluss auf die Kundgebungen aus?
„Alle Geister, welche das Medium umgeben, unterstützen es im Guten wie im Bösen.“
2) Können die höheren Geister nicht über den bösen Willen des inkarnierten Geistes und jener, die ihn umgeben, siegen?
„Ja, wenn sie es für nützlich erachten und entsprechend der Absicht dessen, der sich an sie wendet. Wir haben schon gesagt, die erhabensten Geister können sich trotz der Unvollkommenheit des Mediums und der Anwesenden manchmal mit besonderer Gunst offenbaren, aber dann bleiben diese völlig außenstehend.”
3) Trachten die höheren Geister nicht, die oberflächlichen Versammlungen zu ernsteren Ideen zurückzubringen?
„Die höheren Geister begeben sich nicht in solche Versammlungen, wo sie wissen, ihre Gegenwart ist unnütz. In noch wenig fortgeschrittene Versammlungen von Spiritisten, wo aber Aufrichtigkeit herrscht, gehen wir gern, wenn wir auch dort nur mittelmäßige Medien antreffen; aber in gebildete Gesellschaften, wo Ironie herrscht, gehen wir nicht. Da muss man zu den Augen und den Ohren sprechen; das ist die Rolle der Klopf- und Spottgeister. Es ist gut, dass Leute, die sich mit ihrem Wissen brüsten, durch die am wenigsten ungebildeten und vorangeschrittenen Geister gedemütigt werden.“
4) Ist den niederen Geistern der Zutritt zu den ernsten Versammlungen verboten?
„Nein, sie bleiben manchmal dort, um von den Lehren, die gegeben werden, zu profitieren, schweigen aber, wie Unwissende in der Gesellschaft der Weisen.“
Setzen wir von diesem Grundsatz ausgehend eine Versammlung von leichtsinnigen, inkonsequenten, mit ihrem Vergnügen beschäftigte Menschen voraus, welche Geister werden sich dort vorzugsweise einfinden? Das werden gewiss keine höheren Geister sein; ebenso wenig werden unsere Weisen und Philosophen hingehen, um da ihre Zeit zu verbringen. Also jedesmal, wenn sich Menschen versammeln, haben sie um sich eine unsichtbare Versammlung, welche mit ihren Tugenden oder Lastern sympathisiert, und zwar sind diese angerufenen und uns gleichgesinnten Geister ohne alle Absicht unsererseits in unserer Nähe. Geben wir nun zu, dass sie die Möglichkeit haben, sich mit den Wesen der unsichtbaren Welt durch einen Dolmetscher, d.h. durch ein Medium in Verbindung zu setzen: wer wird nun auf ihre Anrufung antworten? Augenscheinlich die, welche hierzu bereit sind, und nur auf die Gelegenheit warten, sich mitzuteilen. Wenn man in einer leichtfertigen Gesellschaft einen höheren Geist zitiert, so kann er kommen und einige vernünftige Worte reden, wie ein Hirt in die Mitte seiner verirrten Schafe tritt; aber sobald er sieht, dass er weder verstanden noch auf ihn gehört wird, geht er fort, wie ihr es selber auch an seiner Stelle machen würdet, und andere Geister haben nun ihr freies Spiel.
Man erkennt daran den enormen Einfluss des Umfeldes auf die Natur der intelligenten Manifestationen; aber dieser Einfluss ist nicht so bedeutungsvoll, wie einige Personen behauptet haben, als man die Geisterwelt noch nicht so wie heute kannte, und bevor nicht beweiskräftige Erfahrungen die Zweifel aufklären. Wenn die Mitteilungen mit der Meinung der Umstehenden übereinstimmen, dann nicht, weil sich diese Meinung im Geiste des Mediums wie in einem Spiegel bricht, sondern, weil ihr bei euch Geister habt, die mit euch für das Gute, wie für das Böse sympathisieren und eurer Meinung beipflichten; und zum Beweis dessen dient der Umstand, dass, wenn ihr die Macht habt, andere Geister, als die euch umgebenden, anzuziehen, euch dasselbe Medium eine ganz andere Rede halten und euch Dinge sagen wird, die von euren Gedanken und von euren Überzeugungen weit entfernt sind. Kurz, die Verhältnisse des Umfeldes werden um so besser sein, je mehr darin Gleichartigkeit für das Gute, je mehr reine und erhabene Gefühle, je mehr aufrichtiges Bestreben vorhanden sein wird, ohne Hintergedanken sich zu bessern.
ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL - Medialität bei den Tieren
Abhandlung eines Geistwesen
Man kann ihnen ohne Zweifel einen gewissen Grad relativer Intelligenz nicht absprechen; aber man musste gestehen, dass in diesem Fall ihr Fassungsvermögen jenes des Menschen weit übertreffen würde. Denn es gibt niemanden, der sich rühmen könnte, das zu tun, was sie tun. Ja, man müsste zufolge gewisser Erfahrungen ihnen sogar die Gabe der Hellsichtigkeit zuschreiben, die höher steht, als jene der hellsehendsten Somnambulen. In der Tat, man weiss, dass das Hellsehen im Wesen veränderlich und häufigen Unterbrechungen unterworfen ist, während es bei den Vögeln beständig wäre, und mit einer Regelmäßigkeit und Genauigkeit gehandhabt wird, wie man es bei keinem Somnambulen sieht; mit einem Wort, das Hellsehen würde bei ihnen nie aussetzen.
Die meisten dieser Vorstellungen, welche wir gesehen haben, sind von der Art, wie es die Gaukler tun, und konnten uns über die Anwendung gewisser Mittel nicht im Zweifel lassen, nämlich der forcierten Karten. Die Kunststücke bestehen darin, ihre Mittel zu verbergen, ohne welche die Wirkung nicht so viel Reiz hätte. Wenn die Erscheinung selbst auf dieses Maß gebracht wird, ist sie dennoch von Interesse und es bleibt immer das Talent des Instruktors ebenso wie die Intelligenz des Zöglings zu bewundern, denn die zu überwindende Schwierigkeit ist viel größer, als wenn der Vogel nur nach seinen angeborenen Anlagen handeln würde. Nun denn, dem Vogel eine Dressur beizubringen, welche die Grenzen des für die menschliche Vernunft Möglichen überschreitet, beweist schon für sich allein die Anwendung eines geheimen Vorgangs. Es ist übrigens eine festgestellte Tatsache, dass die Vögel zu diesem Grad der Geschicklichkeit erst nach Verlauf einer bestimmten Zeit und mit Anwendung einer besonderen und anhaltenden Sorgfalt gelangen, was nicht notwendig wäre, wenn es auf Kosten ihrer Intelligenz selbst erzielt würde. Es ist auch nicht Ungewöhnlicher, sie abzurichten, Karten zu ziehen, als sie anzulernen, Melodien oder Worte zu wiederholen.
Es war genauso, als man durch Zauberkunststücke Hellsichtigkeit nachahmen wollte; der Patient wurde gezwungen bis zu seiner Grenze zu gehen, damit die Illusion von langer Dauer gewesen wäre. Als wir das erste Mal einer solchen Vorstellung beiwohnten, sahen wir nur eine schlechte Nachahmung des Somnambulismus, welche die Unwissenheit der wesentlichsten Bedingungen dieser Fähigkeit zutage brachte.
Diese Belehrung ist infolge einer Diskussion gegeben worden, welche über diesen Gegenstand in einer Pariser Gesellschaft für spiritistische Studien stattgefunden hat.
“Ich spreche heute das Thema der Medialität von Tieren an, welches einer eurer eifrigsten Anhänger aufgeworfen und verteidigt hat. Er behauptet infolge des Axioms: Wer das größere vermag, vermag auch das geringere, dass wir Vögel und andere Tiere in unseren Mitteilungen mit dem menschlichen Geschlecht benutzen können. Das ist, was ihr in der Philosophie oder vielmehr in der Logik rein und einfach einen Trugschluss nennt. Ihr belebt, sagt er, die träge Materie, nämlich einen Tisch, einen Sessel, ein Piano; nun so müsst ihr auch eine bereits beseelte Materie, nämlich die Vögel, beleben können. Nun denn, in einem normalen Zustand des Spiritismus, ist es nicht so und kann auch nicht so sein.
Verständigen wir uns zuerst über unsere Fakten: Was ist ein Medium? Es ist ein Wesen, es ist ein Individuum, welches den Geistern als Vermittler dient, damit sich diese den Menschen als inkarnierten Geistern mit Leichtigkeit kundgeben können. Konsequenterweise gibt es ohne Medium keine greifbare, keine mentale, keine schriftliche oder physische oder sonst wie geartete Mitteilung.
Dies ist ein Grundsatz, dessen bin ich sicher, welcher bei allen Spiritisten gilt; Gleichartige wirken mit ihresgleichen und wie Gleichartige. Nun denn, wer sind die Gleichartigen für die Geister, wenn nicht die inkarnierten Geister, d.h. wir? Muss man es euch und ohne Unterlass wiederholen? Nun denn, ich wiederhole es euch noch einmal: euer Perispirit und der unsere sind aus derselben Quelle geschöpft, sind von ein und derselben Natur, mit einem Wort: gleichartig; Sie besitzen eine mehr oder weniger entwickelte Eigenschaft zur Assimilation, eine mehr oder weniger starke Magnetisierungskraft, welche es uns Geistern und den Inkarnierten gestattet, uns sehr schnell und sehr leicht in Verbindung zu setzen. Was den Medien schließlich zu eigen ist, was das eigentliche Wesen ihrer Individualität bildet, ist eine besondere Affinität und zugleich eine besondere Mitteilungskraft, welche in ihnen jeden materiellen Widerstand vernichtet und zwischen ihnen und uns eine Art Strom und eine Art Verschmelzung herstellt, welche unseren Verkehr mit euch erleichtert. Es ist übrigens dieser materielle Widerstand, welcher die Ausbildung der Medialität bei den meisten, die nicht Medien sind, verhindert.
Die Menschen sind immer geneigt, alles zu übertreiben. Die einen, ich rede hier nicht von den Materialisten, sprechen den Tieren die Seele ganz ab, andere wollen ihnen eine Seele zugestehen, sozusagen eine wie unsere. Warum will man auf diese Art das Vervollkommnungsfähige mit dem nicht Vervollkommnungs-fähigen verwechseln? Nein, nein, seid davon überzeugt, das Prinzip, welches die Tiere belebt, sie handeln, sich bewegen und in ihrer Sprache reden lässt, hat bis jetzt keine Fähigkeit sich mit dem göttlichen Atem, ätherischen Seele, mit einem Worte: mit dem Geist zu vereinigen und zu verschmelzen, welcher dies im Wesentlichen vervollkommnungsfähige Wesen, den Menschen, den König der Schöpfung belebt. Nun also, ist es nicht diese wesentliche Bedingung seiner Vervollkommnungfähigkeit, die die Überlegenheit des menschlichen Geschlechtes über die anderen irdischen Geschöpfe ausmacht? Nun, dann erkennt also, dass man dem Menschen, diesem allein durch sich und durch seine Werke vervollkommnungsfähigen Wesen, kein Individuum der anderen auf der Erde lebenden Rasse gleichstellen kann.
Ist der Hund, den seine höhere Intelligenz unter den Tieren zum Freund und Hausgenossen des Menschen gemacht hat, aus eigener Macht und aus eigenem Antrieb vervollkommnungsfähig? Niemand würde wagen, es zu behaupten, denn ein Hund bringt keinen anderen Hund zum Fortschritt; und der, welcher am besten dressiert ist, ist immer von seinem Herrn abgerichtet worden. Solange die Welt als Welt dasteht, baut der Fischotter immer seine Behausung auf den Gewässern nach denselben Proportionen und nach einer unabänderlichen Regel; Die Nachtigallen und Schwalben haben ihre Nester nie anders gebaut, als ihre Eltern getan haben. Ein Sperlingsnest vor der Sintflut und ein Sperlingsnest in der neueren Zeit ist immer ein Sperlingsnest, unter denselben Bedingungen und nach demselben System gebaut, durch das Verflechten von Grashalmen und Überresten, die im Frühling, in der Zeit der Liebe, gesammelt wurden. Die Bienen und Ameisen, diese kleinen haushälterischen Republiken, haben sich in ihrer Gewohnheit des Vorrat-Sammelns in ihrem Verhalten, in ihren Sitten und in ihren Erzeugnissen nie geändert. Die Spinne schließlich webt ihr Netz immer auf dieselbe Art.
Andererseits, wenn ihr die Laubhütten und die Zelte der ersten Jahrhunderte auf dieser Erde sucht, werdet ihr an ihrer Stelle Paläste und Schlösser der modernen Zivilisation finden; der Kleidung aus rohen Tierfellen folgten die Gewebe von Gold und Seide; kurzum werdet ihr auf jedem Schritt den Beweis dieses unaufhörlichen Fortschritts der Menschheit finden.
Aus diesem stetigen, unbezwingbaren, unwiderlegbaren Fortschreiten des menschlichen Geschlechts und aus dem unendlichen Stehenbleiben der anderen belebten Wesen schließt mit mir, dass, wenn es gemeinsame Gesetze gibt für alles, was lebt und sich auf dieser Erde bewegt, nämlich das Lebensprinzip und die Materie, so ist es nicht weniger wahr, dass Ihr allein inkarnierte Geister diesem unveränderlichen Gesetz des Fortschrittes unterworfen seid, welches euch unweigerlich vorwärts treibt und immer nur vorwärts. Gott hat die Tiere an eure Seite gestellt als Hilfe, zu nähren, zu kleiden und zu unterstützen. Er gab ihnen ein gewisses Maß an Intelligenz, weil sie um euch zu helfen, verstehen mussten, und er hat ihre Intelligenz in ein vernünftiges Verhältnis gebracht zu den Diensten, welche sie zu leisten berufen sind; aber er wollte in seiner Weisheit nicht, dass sie demselben Gesetz des Fortschrittes unterworfen seien; so wie sie geschaffen wurden, so sind sie geblieben und werden so bis zum Aussterben ihrer Art verbleiben.
Man hat gesagt, die Geister medianimisieren, d.h. beleben und bewegen die unbewegliche Materie: Stühle, Tische, Pianos, also “bewegen” - Ja! Aber medianimisieren? Nein! Denn noch einmal: ohne Medium kann keines dieser Phänomene stattfinden. Was ist Außerordentliches daran, dass wir mit Hilfe eines oder mehrerer Medien die unbewegliche passive Materie in Bewegung bringen, welche eben wegen ihrer Passivität und ihrer Trägheit geeignet ist, die Bewegungen und die Impulse anzunehmen, welche wir ihr geben wollen? Dazu brauchen wir ein Medium, das ist gewiss, aber es ist nicht nötig, dass das Medium gegenwärtig oder sich dessen bewusst ist; denn wir können mit den Kräften, die es uns liefert vor allem fühl- und sichtbare Geistermaterialisationen und Apporte von Gegenständen bewirken, ohne dass das Medium es weiß oder gegenwärtig ist. Unsere fluidische Hülle, welche unwägbarer und viel feiner ist, als das feinste und unwägbarste Gas, ermöglicht uns, die Möbel zu bewegen und sie selbst in ungewöhnliche Stücke zu zerbrechen, indem sie sich mit der fluidischen aber animalisierten Hülle des Mediums vereinigt, vermählt und verbindet, deren Eigenschaft der Ausdehnung und Widerstandsfähigkeit für eure groben Sinne unbegreiflich und fast unerklärlich für euch ist.
Gewiss ist, dass die Geister sich Tieren sichtbar und tastbar machen können, und oft überfällt sie ein solch plötzlicher Schrecken, den ihr euch nicht erklären könnt. Der durch den Anblick eines oder mehrerer dieser Geister bewirkt wird, die oder jenen, denen die Tiere gehören, böse gesinnt sind. Oft seht ihr Pferde, wie sie weder vorwärts noch rückwärtsgehen wollen oder sich vor einem eingebildeten Hindernis bäumen; nun denn, seid überzeugt, dass dieses eingebildete Hindernis oft ein Geist oder eine Gruppe von Geistern ist, die daran Vergnügen finden, sie am Vorwärtsgehen zu hindern. Erinnert euch an die Eselin des Bileam, die, einen Engel vor sich sehend und sein flammendes Schwert fürchtend, nicht weiter gehen wollte, weil sich der Engel, bevor er sich dem Bileam sichtbar manifestierte, zuvor dem Tiere allein sichtbar machen wollte. Aber ich wiederhole es, wir machen weder die Tiere noch die träge Materie zu Medien. Es ist dazu immer die bewusste oder unbewusste Mitwirkung eines menschlichen Mediums nötig, weil wir die Vereinigung von gleichen Fluida benötigen, welche wir weder bei den Tieren noch in der rohen Materie finden.
Herr T., sagt man, hat seinen Hund magnetisiert. Wie weit ist er damit gekommen? Er hat ihn getötet; denn das arme Tier ist gestorben, nachdem es infolge seiner Magnetisierung in eine Art Erschlaffung und Kraftlosigkeit verfallen ist. In der Tat, indem er es mit einem Fluidum überflutet hat, das aus einer für seine Natur zu hohen Sphäre geschöpft wurde, hat er es zu Grunde gerichtet, auf dieselbe Art wie der Blitz, wenngleich in langsamerer Weise. Da also zwischen unserem Perispirit und der fluidischen Hülle der Tiere eine Vereinigung unmöglich ist, würden wir sie augenblicklich zu Grunde richten, wenn wir sie mediunisieren würden.
Nachdem dies bewiesen ist, erkenne ich vollkommen an, dass es bei den Tieren verschiedene Anlagen gibt, dass sich gewisse Gefühle, gewisse, den menschlichen Leidenschaften gleichartige Leidenschaften und Gefühle in ihnen entwickeln, dass sie empfindsam, dankbar, rachsüchtig und hasserfüllt sind, je nachdem ob man mit ihnen gut oder böse umgeht. Dies kommt daher, weil Gott, der nie etwas unvollständig tut, den Tieren als Begleitern oder Dienern des Menschen gemeinschaftsfähige Eigenschaften verliehen hat, welche den wilden, in der Einöde wohnenden Tieren gänzlich fehlen. Aber von da bis zur Möglichkeit, als Vermittler bei Übertragung von Gedanken der Geister zu dienen, gibt es einen unüberwindlichen Abgrund: „die Verschiedenheit der Naturen.“
Ihr wisst, dass wir die nötigen Elemente im Gehirn des Mediums schöpfen, um unserem Gedanken eine für euch wahrnehmbare und fassbare Form zu geben; nur mittels des Materials, das das Medium besitzt, überträgt es unsere Gedanken in die allgemeine Sprache. Nun denn, welches Material würden wir im Gehirn eines Tieres finden? Gibt es darin Worte, Zahlen, Buchstaben oder sonstige Zeichen, ähnlich denen, die sich bei den Menschen, selbst bei den weniger intelligenten finden? Und doch werdet ihr sagen, begreifen die Tiere den Gedanken des Menschen, sie erraten ihn sogar. Ja, die abgerichteten Tiere verstehen, gewisse Gedanken; aber habt ihr sie je Gedanken wiedergeben sehen? Nein! Schließt also daraus, dass Tiere uns nicht als Dolmetscher dienen können.
Um zusammenzufassen: die medialen Dinge können also ohne bewusste oder unbewusste Beihilfe von Medien nicht vorgenommen werden, und Geister, wie wir, können nur unter den inkarnierten Geister wie wir, diejenigen finden, welche uns als Medium dienen. Was das Abrichten von Hunden, Vögeln und anderen Tieren betrifft, um ihnen dieses oder jenes Kunststückchen ihnen beizubringen, ist es eure Sache und nicht unsere.” (Erastus)
DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL - Von der Besessenheit
Die Besessenheit hat verschiedene Erscheinungsformen, die man sehr wohl unterscheiden muss; sie ergeben sich aus der Art und aus der Skala des Zwanges, sowie aus der Natur der Wirkungen, die sie hervorbringt. Das Wort Besessenheit ist mehr oder weniger eine allgemeine Benennung; man bezeichnet damit eine Sammlung von Phänomenen, die sich in drei besondere Arten einteilen lassen: die einfache Belästigung oder Umsessenheit, die Verblendung oder Faszination und die Unterjochung.
Einfache Belästigung oder Umsessenheit
Man ist darum noch nicht besessen, wenn man auch von einem Lügengeist betrogen wird. Das beste Medium ist diesem ausgesetzt, besonders anfangs, weil da noch die nötige Erfahrung fehlt, ebenso wie bei uns die rechtschaffensten Menschen Opfer von Schurken werden können. Man kann daher betrogen werden, ohne besessen zu sein. Besessenheit besteht in der Hartnäckigkeit des Geistes, von dem man sich nicht losmachen kann.
Bei der einfachen Belästigung oder Umsessenheit weiß das Medium sehr gut, dass es mit einem Truggeist zu tun hat, und dieser verbirgt es auch nicht; er verbirgt seine schlechten Absichten und seinen Wunsch, hinderlich zu sein, durchaus nicht. Das Medium erkennt ohne Mühe die Betrügerei, und da es wachsam ist, wird es selten betrogen. Diese Art Besessenheit ist also einfach nur unangenehm und bringt keinen anderen Nachteil als den Mitteilungen, welche man von ernsthaften Geistern oder von jenen, welche man liebt, haben wollte, ein Hindernis entgegen zu stellen.
Man kann in diese Kategorie die Fälle der physischen Belästigung einreihen; das ist jene, welche in den tobenden und hartnäckigen Kundgebungen gewisser Geister besteht, welchen spontanen Schlag und andere Geräusche hören lassen. Wir verweisen bezüglich dieses Phänomens auf das Kapitel von den spontanen physischen Manifestationen (Nr. 82).
Verblendung oder Faszination
Man begreift leicht den ganzen Unterschied, welcher zwischen der einfachen Besessenheit und der Faszination besteht, ebenso begreift man, dass die Geister, welche diese Tatsachen bewirken, unterschiedliche Charaktere haben müssen. Bei der ersteren ist der Geist, der sich an euch hängt, bloß lästig wegen seiner Zudringlichkeit und man ist ungeduldig, sich von ihm zu befreien. Bei der letzteren ist es ganz anders; um das zu erreichen, bedarf es eines geschickten, listigen und sehr scheinheiligen Geistes; denn er kann nur vermöge der Maske, die er anzunehmen weiß, durch einen falschen Schein von Tugend täuschen und sich geltend machen. Die großen Worte der Nächstenliebe, der Demut und der Liebe zu Gott sind für ihn wie Beglaubigungsschreiben; aber er lässt bei all dem Zeichen seiner Niedrigkeit durchblicken, sodass man fasziniert sein muss, um es nicht wahrzunehmen; auch fürchtet er vor allem die Leute, die zu klar sehen; deshalb gebraucht er fast immer den Kunstgriff, seinem Vermittler die Trennung von jedem anzuraten, der ihm die Augen öffnen könnte; auf diese Art von jedem Widerspruch befreit, ist er gewiss, stets Recht zu haben.
Unterjochung
Die Unterjochung kann eine moralische oder körperliche sein. Im ersteren Falle ist der Unterjochte angetrieben, oft abgeschmackte und kompromittierende Entschlüsse zu fassen, welche er durch eine Art Illusion für vernünftig hält; es ist eine Art Faszination. Im zweiten Fall wirkt der Geist auf die Körperorgane und ruft unfreiwillige Bewegungen hervor. Sie äußert sich bei einem schreibenden Medium durch ein beständiges Bedürfnis zu schreiben, selbst in den unpassendsten Momenten. Wir haben Medien gesehen, die aus Mangel einer Feder oder Bleistift die Schriftzeichen mit dem Finger überall machten, wo sie sich befanden, selbst auf den Straßen, an Toren und Mauern.
Die körperliche Unterjochung geht manches Mal noch weiter: sie kann zu den lächerlichsten Taten treiben. Wir haben einen Mann gekannt, der weder jung noch schön war und unter der Herrschaft der Unterjochung dieser Art sich durch eine unwiderstehliche Kraft gezwungen sah, vor einem jungen Mädchen, auf das er kein Auge geworfen hatte, auf die Knie zu fallen und sie bat ihn zu heiraten. Ein anderes Mal fühlte er auf dem Rücken und in den Kniegelenken einen heftigen Druck, welcher ihn zwang, auf die Knie zu fallen und die Erde an einem öffentlichen Orte und in Gegenwart vieler Menschen zu küssen. Dieser Mensch galt unter seinen Bekannten als Verrückter, aber wir haben uns überzeugt, dass er es durchaus nicht war, denn er hatte das volle Bewusstsein von dem Lächerlichen, was er gegen seinen Willen tat und litt darunter fürchterlich.
Gründe der Besessenheit
Beharrlichkeit eines Geistes, sich auf jeden Fall, sei es durch Schrift, Gehör, Typtologie usw., kundzugeben, und sich widersetzt, andere Geister zuzulassen.
Illusion des Mediums, die es trotz seiner Intelligenz hindert, das Falsche und Lächerliche der Mitteilungen zu erkennen.
Glaube an die Unfehlbarkeit und unumschränkte Identität der Geister, die sich mitteilen und unter einem achtungsvollen und ehrwürdigen Namen falsche oder absurde Dinge sagen.
Vertrauen des Mediums in die Lobreden der Geister, die sich ihm mitteilen.
Bestrebung, jene Personen zu entfernen, welche gute Ratschläge erteilen können.
Missfallen an der Kritik in Bezug auf die Mitteilungen, die man bekommt.
Unaufhörlichen und ungelegenes Bedürfnis zu schreiben.
Unbestimmter physischer Drang, welcher den Willen beherrscht und dazu zwingt, gegen den eigenen Willen zu handeln oder zu reden.
Beständige Geräusche und Änderungen ringsum, deren Ursache oder Ziel man ist.
Es sind weder die Medien noch die Spiritisten, welche die Geister geschaffen haben, wohl aber sind es die Geister, welche Spiritisten und Medien gemacht haben. Da die Geister nichts anderes sind als die Seelen von Menschen, gibt es Geister, seit es Menschen gegeben hat, und folglich haben sie zu jeder Zeit ihren wohltätigen oder nachteiligen Einfluss auf die Menschheit ausgeübt.
Die mediale Fähigkeit ist für sie nur ein Mittel, sich zu offenbaren. In Ermangelung dieser Fähigkeit tun sie es auf tausend andere mehr oder weniger verborgene Weisen. Es wäre also ein Fehler, zu glauben, dass die Geister ihren Einfluss nur durch geschriebene oder mündliche Kundgebungen ausüben. Dieser Einfluss besteht zu jeder Zeit, und diejenigen, welche sich nicht mit den Geistern beschäftigen oder nicht daran glauben, sind dem ebenso wie die anderen und sogar noch mehr als die anderen ausgesetzt, weil sie kein Gegengewicht haben. Die Medialität ist für den Geist ein Mittel, sich erkennen zu geben; ist er böse, so verrät er sich immer, so scheinheilig er auch sei. Man kann daher sagen, die Medialität gestattet, seinen Feind von Angesicht zu Angesicht zu sehen und, wenn man sich so ausdrücken kann, ihn mit seinen eigenen Waffen zu bekämpfen. Ohne diese Fähigkeit handelt er im Dunkeln, und durch seine Unsichtbarkeit begünstigt, kann er und macht auch in Wirklichkeit viel Böses.
Zu wie vielen Handlungen wird man nicht zu seinem Unglück hingetrieben, was man hätte vermeiden können, wenn man ein Mittel besessen hätte, sich aufzuklären. Die Ungläubigen wissen nicht, wie wahr sie reden, wenn sie von einem Menschen der sich mit Eigensinn irreführen lässt, sagen: „Es ist ein böser Geist, der ihn ins Verderben stürzt.” Auf diese Art muss die Kenntnis des Spiritismus, weit entfernt, den bösen Geistern die Herrschaft einzuräumen, in einer mehr oder weniger nahen Zeit, und wenn er verbreitet ist, das Resultat haben, diese Herrschaft zu zerstören, indem sie jedem die Mittel an die Hand gibt, sich vor ihren Eingebungen in Acht zu nehmen, und wer unterliegen wird, wird es nur sich selbst zuzuschreiben haben.
Es ist eine allgemeine Regel: wer immer schlechte spiritistische Mitteilungen erhält, seien es geschriebene oder mündliche, steht unter einem bösen Einfluss. Dieser Einfluss wirkt auf ihn, ob er schreibt oder nicht, d.h. er mag ein Medium sein oder nicht, er möge es glauben oder nicht. Die Schrift liefert das Mittel sich Gewissheit zu verschaffen, über die Natur der Geister, welche auf jemanden einwirken, und sie zu bekämpfen, wenn sie böse sind, was man noch mit viel größeren Erfolg tut, wenn es einem gelingt, den Beweggrund kennen zu lernen, der sie handeln lässt. Wenn er verblendet genug ist, um ihn zu begreifen, können ihm andere die Augen öffnen.
Kurz gesagt, die Gefahr liegt nicht im Spiritismus an und für sich, weil er im Gegenteil zur Kontrolle dienen und uns von jener Gefahr befreien kann, welcher wir ohne unser Wissen beständig ausgesetzt sind. Diese liegt in der stolzen Neigung gewisser Medien, sich zu leichtsinnig für die ausschließlichen Werkzeuge der höheren Geister zu halten, und in einer Art Verblendung, die ihnen nicht erlaubt, die Albernheiten zu begreifen, deren Fürsprecher sie sind. Selbst diejenigen, die keine Medien sind, können sich auf diese Art fangen zu lassen.
Lasst uns einen Vergleich anführen: ein Mann hat einen geheimen Feind, den er nicht kennt und der unter der Hand gegen ihn Verleumdungen und all das verbreitet, was die gemeinste Bosheit nur erfinden kann. Er sieht sein Glück verlorengehen, seine Freunde sich von ihm entfernen, seine innere Freude getrübt; ohne die Hand, die ihn schlägt, entdecken zu können; kann er sich nicht verteidigen und unterliegt. Aber eines Tages schreibt ihm dieser Feind und verrät sich trotz seiner Hinterlist. Siehe da, endlich ist sein Feind entdeckt, er kann ihn beschämen und sich wieder erheben. So ist die Rolle der bösen Geister, zu deren Erkennung und Vereitelung ihrer Pläne uns der Spiritismus die Möglichkeit bietet.
Einer von ihnen hat sich wie eine Motte an eine achtbare Familie aus unserer Bekanntschaft angehängt, die er übrigens nicht zu täuschen vermochte; darüber befragt, warum er seinen Angriff lieber gegen rechtschaffene Leute als gegen schlechte Menschen gerichtet habe, gab er zur Antwort: „Diese lösen bei mir keinen Neid aus.“ Andere sind durch ein Gefühl der Feigheit geleitet, welches sie bewegt, aus der moralischen Schwäche gewisser Menschen Nutzen zu ziehen, von denen sie wissen, dass sie nicht fähig sind, ihnen zu widerstehen. Einer von diesen letzteren, welcher einen jungen Mann von sehr beschränkter Intelligenz unterjocht hatte, gab uns auf die Frage nach dieser Wahl, zur Antwort: Ich fühle ein großes Bedürfnis, jemanden zu quälen; eine vernünftige Person würde mich zurückweisen, deshalb hänge ich mich an einen Dummkopf an, der mir keine Tugend entgegensetzt.“
Man kann nicht umsichtig genug sein, wenn es sich darum handelt, solche Schriften zu veröffentlichen. Die Utopien und exzentrischen Ideen, die sie oft im Überfluss enthalten und die den gesunden Menschenverstand schockieren, bewirken einen sehr mangelnden, unerfreulichen Eindruck auf Neulinge, indem sie ihnen eine falsche Vorstellung vom Spiritismus vermitteln, wobei in solchen Schriften die Waffen liegen, derer sich die Feinde bedienen, um den Spiritismus ins Lächerliche zu ziehen. Unter diesen Veröffentlichungen gibt es einige, die, ohne gerade schlecht zu sein und ohne von einer Besessenheit zu stammen, als unklug, unangebracht oder ungeschickt betrachtet werden können.
Jedes Medium, welches sich an der Kritik seiner erhaltenen Mitteilungen stößt, ist das Echo des Geistes, der es beherrscht und dieser Geist kann nicht gut sein, sobald er ihm einen unlogischen Gedanken einflößt, nämlich den, sich der Prüfung zu entziehen. Die Vereinsamung ist für das Medium immer eine missliche Sache, weil es für seine Mitteilungen keine Kontrolle hat. Es muss sich nicht nur aufklären durch das Urteil eines dritten, sondern es ist nötig, alle Arten von Kundgebungen kennen zu lernen um sie zu vergleichen.
Wenn ein Medium sich bloß auf die Mitteilungen beschränkt, die es bekommt, so gut sie ihm auch erscheinen mögen, setzt es sich der Täuschung über ihren Wert aus, ohne zu berücksichtigen, dass man allein nicht alles kennen kann und dass sie sich fast immer in einem und demselben Kreis drehen, (Nr. 192: Exklusive Medien)
Mittel, eine Besessenheit zu bekämpfen
Aber das reicht nicht immer aus, und es kann auch lange dauern, denn es gibt einige Geister, die ausdauernd sind, und für die Monate und Jahre wenig bedeuten. Das Medium soll außerdem auch eine inständige Bitte an seinen Schutzengel richten ebenso wie an die guten Geister, die ihm sympathisch sind, und sie um ihren Beistand bitten. Was den Besetzergeist betrifft, so muss man ihn, so böse er auch sein möge, mit Ernst behandeln, aber mit Wohlwollen, und ihn durch gutes Vorgehen überzeugen, indem man für ihn betet. Wenn er wirklich verdorben ist, wird er anfangs darüber lachen; aber wenn man ihn mit Beharrlichkeit ermahnt, wird er sich schließlich bessern.
Hier eine Bekehrung zu unternehmen ist oft eine mühevolle, undankbare und sogar entmutigende Aufgabe, deren Verdienst aber gerade in der Schwierigkeit besteht und die, wenn sie gut vollendet wird, immer die Zufriedenheit gibt, eine Pflicht der Nächstenliebe erfüllt, und oft, eine verlorene Seele auf den guten Weg geführt zu haben.
Es ist auch ratsam, allen schriftlichen Verkehr zu unterbrechen, sobald man wahrnimmt, dass die Mitteilungen von einem bösen Geist kommen, der keine Vernunft annehmen will, um ihm nicht das Vergnügen zu gewähren, gehört zu werden. In gewissen Fällen kann es sogar nützlich sein, sich einige Zeit des Schreibens zu enthalten; man richtet sich nach den Umständen. Aber wenn das schreibende Medium diese Unterredungen vermeiden kann, indem es aufhört zu schreiben, ist das nicht das Gleiche bei einem hörenden Medium, welches der Besetzergeis jederzeit mit seinen groben und obszönen Reden verfolgt, und welches nicht einmal das Mittel besitzt, sich die Ohren zu verstopfen. Übrigens muss man gestehen, dass gewisse Personen an der trivialen Sprache solcher Geister Wohlgefallen finden, sie dazu aufmuntern und durch Gelächter ihre Albernheiten hervorrufen, anstatt ihnen Stillschweigen aufzuerlegen und sie zu moralisieren. Unsere Ratschläge können auf jene nicht angewendet werden, die sich verderben wollen.
Das Einzige, was man mit ihm tun muss, ist, ihn versuchen zu überzeugen, dass er missbraucht wird, und seine Besessenheit auf den Fall einer einfachen Belästigung zu bringen; aber das ist nicht immer leicht, wenn nicht manches Mal gar unmöglich. Die Macht des Geistes kann so groß sein, dass sie den Faszinierten für jede Art der Argumentation taub macht, und kann so weit gehen, ihn zweifeln zu lassen, ob sich nicht die Wissenschaft irrt, wenn der Geist irgend eine grobe wissenschaftliche Irrlehre aufstellt. Wie wir gesagt haben, nimmt er gewöhnlich die erteilten Ratschläge sehr übel; Kritik ärgert ihn, reizt ihn, und er kann die nicht mehr ausstehen, die nicht seine Bewunderung teilen. Seinen Geist zu verdächtigen, ist in seinen Augen fast eine Entweihung und das ist alles, was der Geist fordert; denn er will, dass man vor seinem Worte auf die Knie fällt. Einer von ihnen übte auf einen unserer Bekannten eine außerordentliche Faszination aus; wir riefen ihn an, und nach einigen Aufschneidereien, und als er sah, dass er uns nicht über seine Identität täuschen konnte, gestand er endlich, dass er nicht der sei, dessen Name er angenommen habe. Auf die Frage, warum er diese Person so sehr missbraucht habe, antwortete er mit Worten, welche klar den Charakter dieser Art Geister kennzeichnen: “Ich suchte einen Menschen, den ich führen konnte; ich habe ihn gefunden, und ich werde bei ihm bleiben.“ “Aber wenn man ihm die Augen öffnet, wird er euch fortjagen.” “Das werden wir sehen.“ Da es keinen schlechteren Blinden gibt, als den, der nicht sehen will, und wenn man die Nutzlosigkeit aller Versuche, dem Faszinierten die Augen zu öffnen, erkannt hat, ist es das Beste, ihn seinen Illusionen zu überlassen. Man kann einen Kranken nicht heilen, der darauf beharrt, sein Übel zu behalten und sich darin gefällt.